Spaichingen

Spaichingen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Spaichingen
Spaichingen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Spaichingen hervorgehoben
48.0758333333338.7377777777778662
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Tuttlingen
Höhe: 662 m ü. NN
Fläche: 18,5 km²
Einwohner:

12.307 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 665 Einwohner je km²
Postleitzahl: 78549
Vorwahl: 07424
Kfz-Kennzeichen: TUT
Gemeindeschlüssel: 08 3 27 046
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 19
78549 Spaichingen
Webpräsenz: www.spaichingen.de
Bürgermeister: Hans Georg Schuhmacher (CDU)
Lage der Stadt Spaichingen im Landkreis Tuttlingen
Landkreis Konstanz Landkreis Rottweil Landkreis Sigmaringen Schwarzwald-Baar-Kreis Zollernalbkreis Aldingen Balgheim Bärenthal Böttingen Bubsheim Buchheim Deilingen Denkingen Dürbheim Durchhausen Egesheim Emmingen-Liptingen Fridingen an der Donau Frittlingen Geisingen Gosheim Gunningen Hausen ob Verena Immendingen Irndorf Königsheim Kolbingen Mahlstetten Mühlheim an der Donau Neuhausen ob Eck Reichenbach am Heuberg Renquishausen Rietheim-Weilheim Seitingen-Oberflacht Spaichingen Talheim (Landkreis Tuttlingen) Trossingen Tuttlingen Wehingen Wurmlingen (Landkreis Tuttlingen)Karte
Über dieses Bild
Spaichingen, Blick vom Fuß des Klippeneck

Spaichingen ist eine Stadt im Primtal im Landkreis Tuttlingen am Fuß des Dreifaltigkeitsberges.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Stadtgliederung

Zur Stadt Spaichingen gehören der Stadtteil Hofen und die Häuser Bleiche, Dreifaltigkeitskirche, Heusteig und Verenamühle. In Spaichingen aufgegangen ist die 1732 erbaute Kassiersmühle. Im Stadtgebiet liegen die abgegangene Burg Baldenberg und die Wüstungen Steinweiler, Stockingen und Niederhofen, das möglicherweise auch in Spaichingen aufgegangen ist.[2]

Geschichte

Erstmals wurde Spaichingen im Jahr 791 in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen urkundlich erwähnt. Oberhalb von Spaichingen auf dem heutigen Dreifaltigkeitsberg lag die Burg Baldenberg.

Die Hoheitsrechte in Spaichingen besaßen im Mittelalter die Grafen von Hohenberg. Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1381 verkaufte Karl Rudolf III an Herzog Leopold von Österreich, Spaichingen wurde somit für über 400 Jahre österreichisch. Wegen seiner strategisch wichtigen Lage musste der Ort Plünderungen und Brandschatzungen bei vielen Truppendurchzügen über sich ergehen lassen. Trotzdem konnte sich Spaichingen zu einem wirtschaftlichen Zentrum entwickeln. 1623 hat Spaichingen das Recht erhalten, einen Wochenmarkt und einen Jahrmarkt abzuhalten. Im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses kam Spaichingen 1805 zum Königreich Württemberg. Offiziell zur Stadt erhoben wurde Spaichingen erst 1828.

Aufgrund einer umfassenden Gebietsreform im Jahr 1938 kam Spaichingen nach Auflösung des Oberamtes Spaichingen zum Landkreis Tuttlingen.

Von Anfang September 1944 bis zum 18. April 1945 bestand in Spaichingen ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Waffenfabrik Mauserwerke aus Oberndorf (Neckar) verlegte unter dem Tarnnamen „Metallwerke Spaichingen“ einen Teil ihrer Produktion nach Spaichingen. Hunderte Frauen und Männer wurden nach Deutschland verschleppt und dort, aber auch in Textilbetrieben und bei Bauarbeiten zur Zwangsarbeit gepresst, mindestens 96 kamen ums Leben. An der Strecke Zürich-Stuttgart erinnert seit 1964 ein Mahnmal von dem Bildhauer Roland Martin an die Opfer der Zwangsarbeit.[3]

Politik

Spaichingen bildet zusammen mit den Gemeinden Aldingen mit Aixheim, Balgheim, Böttingen, Denkingen, Dürbheim, Frittlingen, Hausen o.V. und Mahlstetten eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.

Gemeinderat

Kommunalwahl 2009
Wahlbeteiligung: 50,4 %
 %
60
50
40
30
20
10
0
36,2%
29,4%
15,7%
13,0%
5,8%
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2004
 %p
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
-25
-20,8%
+3,5%
+15,7%
+2,8%
-1,1%

Der Gemeinderat hat 18 Sitze und wird alle fünf Jahre gewählt. Bei der Kommunalwahl 2009 gab es folgendes Ergebnis:

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird alle acht Jahre direkt gewählt.

  • 1964–1972: Erwin Teufel (CDU)
  • 1972–2004: Albert Teufel (CDU, Bruder von Erwin Teufel)
  • seit 2004: Hans Georg Schuhmacher (CDU)

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In geteiltem Schild oben von Silber und Rot geteilt, unten in Silber ein unterhalbes (achtspeichiges) schwarzes Rad.“

Städtepartnerschaften

Seit 1970 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Sallanches im Departement Hochsavoyen in der Nähe des Mont Blanc. Seit Öffnung der Grenze zur DDR bestehen Kontakte mit der sächsischen Stadt Regis-Breitingen etwa 40 Kilometer südlich von Leipzig. Regis-Breitingen hatte früher die gleiche Postleitzahl wie Spaichingen (7208). Seit 1991 werden jährlich Schüleraustauschbegegnungen zwischen dem deutschen Gymnasium in Mezöbereny (Ungarn) und dem Spaichinger Gymnasium durchgeführt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Kommune ist dem Tourismusverband „Donaubergland“ angeschlossen.

Bauwerke

Dreifaltigkeitskirche
Narrenzunft Deichelmaus (in Freiburg)

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Dreifaltigkeitsberg (985 m) mit der Wallfahrtskirche der Kirchengemeinde, betreut vom Claretinerorden. (Frühbarock 1673, Hochaltar von Joseph Anton Feuchtmayer). Vom Dreifaltigkeitsberg aus machten in den 1920er Jahren Pioniere des Segelflugs wie z.B. der Prinz von Schaumburg-Lippe, Wolf Hirth und andere zahlreiche Flugversuche. Später verlagerte sich der Flugbetrieb auf die Hochfläche des nahe gelegenen Klippenecks, das heute noch ein Zentrum des Segelflugs in Deutschland ist.

Musik

Die Stadtkapelle Spaichingen ist ein über die Landesgrenzen hinaus bekanntes sinfonisches Höchststufen-Blasorchester. Große Auftritte in Berlin, Duisburg, Frankreich und Budapest oder bei den Freundschaftsspielen Deutschland gegen Brasilien, sowie im Rundfunk und Fernsehen haben die Stadtkapelle weit über die Landesgrenzen bekannt gemacht. Zahlreiche Erfolge und erstrangige Auszeichnungen bei heimischen als auch bei internationalen Wertungsspielen belegen die hervorragende Qualität der Stadtkapelle.

Regelmäßige Veranstaltungen

Eine traditionelle Veranstaltung in Spaichingen ist das 50er Fest, hier feiert der jeweilige Geburtsjahrgang der 50-jährigen ein mehrtägiges großes Fest, an dem sich traditionell die Jahrgangsvereine der 60er-, 70er-, 80er- und 90er-Jubilare beteiligen.

Der Ort ist auch bekannt für die im schwäbisch-alemannischen Raum verbreitete Fasnet. Dazu gehört der Fasnetsonntag-Umzug mit vielen Wagen und Fußgruppen zu lokalen Themen und verschiedenen Narrenzünften, die ihr Häs präsentieren.

Nach der Fasnet wird am Funkensonntag ein Fackellauf mit selbstgebauten Fackeln veranstaltet. Die Fackeln werden unter Beteiligung und mit Unterstützung der Schulen großteils von den Spaichinger Schülerinnen und Schülern gebaut. Die fertig gebauten Fackeln werden zum Harzen abgeholt und am Sonntag auf den Dreifaltigkeitsberg gebracht. Bevor die Fackelläufer unter Aufsicht der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr den Berg hinunter wandern, können sie sich im Pilgersaal des Claretiner-Klosters auf dem Berg aufwärmen und kostenlos Wurst, Wecken und ein Getränk als Verpflegung abholen. Der Lauf führt von der Spitze des Dreifaltigkeitsbergs rund zwei Kilometer die Serpentinen die Straße am Albtraufes hinab zur „Bleiche“ wo das Funkenfeuer aufgebaut ist und die Stroh-Hexe symbolisch verbrannt wird. Die Fackelträger überwinden dabei einen Höhenunterschied von mehr als 200 m. An diesem Tag kann man von Spaichingen aus vier bis sechs weitere Feuer sehen. Bei diesem Brauch sind die seit 1992 bestehenden Spaichinger Funkenhexen sowie die Stadtkapelle vor Ort.

Jährlich findet in der Stadt auf dem Marktplatz Anfang Mai ein Flohmarkt, Anfang November der Martinimarkt und Anfang Dezember der Weihnachtsmarkt statt. Überregional bekannt ist auch das seit Jahren vom Sportverein Spaichingen 08 jeweils im Juli durchgeführte internationale Jugend-Fußballturnier im Stadion Unterbach.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Bahnhof Spaichingen

Spaichingen liegt an der Gäubahn Stuttgart–Singen und ist zweistündlicher Regional-Express-Halt. Darüber hinaus ist Spaichingen an das Ringzug-System angeschlossen, das die Stadt werktags im Stunden-Takt umsteigefrei mit Tuttlingen, Immendingen und Leipferdingen sowie mit Rottweil verbindet. In Rottweil gibt es zweistündlich Anschluss an den Intercity nach Stuttgart, so dass in Verbindung mit dem direkten Regionalexpress stündliche Verbindungen von und nach Stuttgart angeboten werden. Neben dem Bahnhof Spaichingen besteht außerdem der Haltepunkt Spaichingen-Mitte im Norden Spaichingens. Bis 1966 war Spaichingen darüber hinaus Ausgangspunkt der Heubergbahn nach Reichenbach am Heuberg und hatte so direkten Bahnanschluss auf den Heuberg. Diese Strecke ist inzwischen aber stillgelegt und abgebaut. Die ehemalige Bahntrasse wurde zu einem Spazier- und Wanderweg umgestaltet. Spaichingen ist in den Verkehrsverbund TUTicket eingegliedert.

Die Hauptstraße, die durch Spaichingen führt, ist die Bundesstraße 14. Sie ist über die Bundesautobahn 81 aus Richtung Singen über die Abfahrt Tuningen oder aus Richtung Stuttgart über die Abfahrt Rottweil zu erreichen.

Ansässige Unternehmen

In Spaichingen ist seit 1819 die Firma Carl Sauter Pianofortemanufaktur ansässig, ein international renommierter Hersteller von Klavieren und Flügeln.

Medien

Der in Spaichingen verbreitete „Heuberger Bote“ ist ein Kopfblatt der Schwäbischen Zeitung. Der Schwarzwälder Bote hatte sich vor Jahren mit seiner Lokalredaktion aus Spaichingen und dem Landkreis Tuttlingen zurückgezogen. Neben der Tageszeitung konnten sich die Bürger bis 2008 auch aus dem unabhängigen lokalen Magazin „Cocktails“ über das Zeitgeschehen in der Stadt und der Umgebung informieren.

Gericht, Behörden und Einrichtungen

Spaichingen verfügt über zwei Notariate, ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Rottweil und zum Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart gehört. Die Stadt war bis 2006 Sitz des Dekanats Spaichingen der Diözese Rottenburg-Stuttgart welches im neuen Dekanat Tuttlingen-Spaichingen aufgegangen ist.

Bildung

In Spaichingen gibt es fünf Kindergärten: einen städtischen, drei katholische (St. Franziskus, St. Michael, St. Raphael) und einen evangelischen.

Neben zwei Grund- und Hauptschulen, der Schillerschule und der katholischen Rupert-Mayer-Schule, gibt es eine Realschule und ein Gymnasium. Die gewerbliche, kaufmännische und hauswirtschaftliche Berufsschule mit Fachschulen trägt seit dem 16. Juli 2008 den Namen Erwin-Teufel-Schule.

Die Volkshochschule für Stadt und Kreis Tuttlingen unterhält eine Außenstelle in Spaichingen. Spaichingen verfügt ebenfalls noch über eine Musikschule, die zur Musikschule Trossingen gehört.

Persönlichkeiten

  • Spaichingen ist der Wohnort des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel.
  • Spaichingen war der erste Verein des Ex-Bundesligaprofis Kristijan Djordjevic.

Ehrenbürger

  • Michael Munz, Stadtpfarrer
  • Oskar Hagen
  • Franz Schuhmacher
  • Albert Teufel (ehemaliger Bürgermeister)
  • Erwin Teufel (ehemaliger Bürgermeister und von 1991 bis 2005 baden-württembergischer Ministerpräsident)

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Jochen Kastilan, Das Konzentrationslager in Spaichingen, in: Spaichinger Stadtchronik, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen, 1990 (ein Nebenlager des KZ Natzweiler-Struthof)
  • Karl-Heinz Reiser: Spaichingen. Bilder des vergangenen Jahrhunderts. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 978-3-86680-064-9

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 653–654
  3. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 84
  4. http://[www.kirchengemeinde-spaichingen.de/centix/de/geschichte/generalvikar_dr._dr._august_hagen.html www.kirchengemeinde-spaichingen.de]

Weblinks

 Commons: Spaichingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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