SpaceShipOne

SpaceShipOne
SpaceShipOne
SpaceShipOne im Gleitflug
Typ: Experimentalflugzeug
Entwurfsland: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Scaled Composites
Erstflug:
  • 20. Mai 2003 (mit Trägerflugzeug)
  • 27. August 2003 (Gleitflug)
  • 17. Dezember 2003 (mit Triebwerkszündung)
Stückzahl: 1

Das SpaceShipOne (auch Scaled Model 316) war ein Experimentalflugzeug mit Raketentriebwerk des Unternehmens Scaled Composites für den privaten bzw. kommerziellen, bemannten, suborbitalen Raumflug bis etwa 100 Kilometer Höhe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Einsatz

Das Raumflugzeug wurde von dem Unternehmen Scaled Composites im Rahmen des Projekts Tier One entwickelt, um den Wettbewerb Ansari X-Prize der X-Prize Foundation für sich entscheiden zu können. Dieser stellte zehn Millionen Dollar für denjenigen in Aussicht, der als erster mit einem Fluggerät neben dem Piloten zwei Personen oder entsprechenden Ballast in eine Höhe von mehr als 100 Kilometern beförderte und dies mit demselben Fluggerät innerhalb von 14 Tagen wiederholte. Entwickler des Flugzeuges war Burt Rutan. Finanziert wurde das Projekt von Paul Allen, einem Mitbegründer von Microsoft.

Der Erstflug der Maschine fand am 20. Mai 2003 statt, wobei sie während des ganzen Fluges noch fest mit dem Trägerflugzeug verbunden blieb. Der erste Gleitflug folgte am 27. August 2003, der Erstflug mit Triebwerk am 17. Dezember 2003, bei dem Mach 1 überschritten wurde. Damit durchbrach SpaceShipOne als erstes Flugzeug eines Privatunternehmens, das ohne öffentliche Mittel gebaut wurde, die Schallmauer. Am 8. April 2004 erteilte die Federal Aviation Administration eine für ein Jahr gültige Zulassung für das Flugzeug. Es wurde als nichteigenstartfähiges Segelflugzeug mit Hilfsantrieb zugelassen.

Erster bemannter privater Weltraumflug

Am 21. Juni 2004 startete das Trägerflugzeug White Knight um 15:47 Uhr MESZ (06:47 Uhr Ortszeit) vor den Augen tausender Zuschauer vom Mojave Air & Space Port in der gleichnamigen Wüste im US-Bundesstaat Kalifornien und brachte SpaceShipOne zunächst auf eine Höhe von 14,3 Kilometern, wo es ausgeklinkt wurde. Daraufhin zündete der Pilot Michael Melvill den Raketenmotor, der das Flugzeug im Steigflug bis auf dreifache Schallgeschwindigkeit beschleunigen sollte, um dann im Parabelflug eine Flughöhe von rund 109 Kilometern zu erreichen.

Dabei traten allerdings einige technische Schwierigkeiten auf. So verformte sich ein Teil der Flugzeugverkleidung mit einem Knall, der auch vom Piloten wahrgenommen wurde. Es kam zu einem Fehler im Lagekontrollsystem, worauf das Flugzeug unkontrolliert zu rollen begann. Nach der Aktivierung eines Sicherheitssystems konnte die Flugbahn wieder stabilisiert werden, ohne dass ein kurzzeitig erwogener Flugabbruch durchgeführt werden musste. Da der Raketenantrieb nur für 76 statt der vorgesehenen 80 Sekunden gezündet wurde und SpaceShipOne somit eine geringere als die geplante Geschwindigkeit erreichte, kam es von seinem Kurs ab und blieb unter der ursprünglich vorgesehenen Höhe.

Trotzdem wurde auf dem historischen Flug die Höhe von 100 Kilometern – die von der FAI definierte Grenze des Weltraums – knapp überschritten. Der Flug ist damit der erste private bemannte Weltraumflug in der Geschichte.

Nach dem Abschalten des Triebwerks in rund 55 Kilometern Höhe folgte das Raumschiff in rein ballistischem Flug einer Parabel, während dessen der Pilot für etwa dreieinhalb Minuten die Schwerelosigkeit erleben konnte.

Ansari X-Prize

Hauptartikel: Ansari X-Prize

SpaceShipOne mit Trägerflugzeug White Knight

Am 29. September 2004 erreichte das Raumschiff eine Höhe von knapp über 100 Kilometern. Der Flug über der Mojave-Wüste in Kalifornien dauerte von 07:11 bis 08:39 Uhr PDT (14:11 bis 15:39 Uhr UTC). In einer Höhe von 14 Kilometern wurde das Flugzeug um 08:09 Uhr vom Trägerflugzeug ausgeklinkt.

Beim Aufstieg kam es zu kleineren Problemen, die sich in heftig rollenden Bewegungen des Flugzeugs äußerten. Laut der Aussagen des Piloten Michael Melvill waren diese möglicherweise auf einen Bedienungsfehler seinerseits zurückzuführen. Die Versorgung des Raketentriebwerks wurde daraufhin abgeschaltet – elf Sekunden früher als geplant. Durch den Impuls gewann das Flugzeug allerdings noch an Höhe und erreichte schließlich 102,9 Kilometer über dem Erdboden.

Durch den erfolgreichen zweiten Flug innerhalb einer Frist von zwei Wochen gewann SpaceShipOne am 4. Oktober 2004 den Ansari X-Prize. Pilot beim zweiten Flug war Brian Binnie.

Ausstellung

SpaceShipOne ist im National Air and Space Museum in Washington (D.C.) ausgestellt. Es hat damit seinen Ruheplatz im selben Gebäude wie auch schon Burt Rutans Voyager, John Glenns Mercury-Landekapsel und die Kommandokapsel von Apollo 11 gefunden.

Eine Kopie des SpaceShipOne hängt über einer Treppe im Google-Hauptquartier, dem Googleplex in Mountain View. Google-Mitbegründer Larry Page ist ein bekennender Weltraumfan.

Kommerzielle suborbitale Raumflüge

Nach dem Erfolg von SpaceShipOne wurde SpaceShipTwo als Nachfolgemodell entwickelt, der wesentlich leistungsfähigere White Knight Two dient dabei als Trägerflugzeug. Erste Gleitflüge von SpaceShipTwo fanden im Jahr 2010 statt. Im Laufe des Jahres 2012 soll es voraussichtlich den erste Weltraumflug absolvieren.[1] SpaceShipTwo ist ausgelegt für zwei Piloten und für bis zu 7 Passagiere. Weiterhin bestehen mit SpaceShipThree und SpaceShipFour mehrstufige Konzepte, deren Umsetzung jedoch fraglich ist.

Technik

SpaceShipOne ist nicht für Flüge in eine Erdumlaufbahn ausgelegt, da seine Maximalgeschwindigkeit nur etwa ein Siebtel der dafür nötigen ersten kosmischen Geschwindigkeit beträgt.

Schema des Hybrid-Raketenmotors

Das Raumfahrzeug erreicht während einer bis zu 84 Sekunden dauernden Brennzeit des Triebwerkes eine Geschwindigkeit bis zu Mach 3,5. Es besitzt ein von dem US-amerikanischen Unternehmen SpaceDev gebautes Hybrid-Raketentriebwerk, dessen Brennkammer den Festtreibstoff HTPB (Hydroxyl-terminiertes Poly-Butadien, ähnlich Reifengummi) enthält. Aus einem Tank wird als Oxidator flüssiges Lachgas (N2O, Distickstoffmonoxid) hinzugeführt und die Verbrennung über einen Lichtbogen gestartet, wonach der Feststoff von innen abbrennt. Die Lavaldüse ist in klassischer Bauweise ausgelegt und kann zusammen mit dem Tank wiederverwendet werden; lediglich der Brennstoffeinsatz ist auszutauschen.

Beim Start wird das Flugzeug, ähnlich wie der Sänger, von einem Trägerflugzeug wie dem White Knight in eine Flughöhe von etwa 15 Kilometer getragen und dort ausgeklinkt. Daraufhin zündet das Raketentriebwerk von SpaceShipOne und treibt das Fahrzeug für etwa dreieinhalb Minuten auf eine ballistische Flugbahn, bis in etwa 100 Kilometern Höhe die obere Schicht der Atmosphäre erreicht wird, wo offiziell auch der Weltraum beginnt. In dieser Höhe erscheint der Weltraum bereits als schwarzer Raum und die Erde als blauleuchtende Kugel.

Den Wiedereintritt in die Atmosphäre unterstützt ein Klapp-Mechanismus, der die Trag- und Leitwerksflächen hochklappt und das Raumfahrzeug in einen trudelnden Sinkflug übergehen lässt. Angelehnt an das natürliche Vorbild windfliegender Pflanzensamen wie die des Ahorns, wird diese Phase „feather-configuration“ genannt. Eine Steuerung ist in dieser Flugphase nur in geringem Umfang möglich. Durch die relativ geringen Geschwindigkeiten des Suborbitalflugs, die beim Erreichen der Höchstgeschwindigkeit dünne Luft und durch die geringe Sinkgeschwindigkeit bleiben die thermischen Belastungen gering, so dass keine aufwändigen Materialien oder Hitzeschilde notwendig sind.

In etwa 20 Kilometern Höhe werden die Tragflächen wieder parallel zum Rumpf ausgerichtet und ein klassischer, gesteuerter Gleitflug setzt ein. Die Landung geschieht konventionell; das Fahrwerk besteht aus zwei mit bereiften Einzelrädern ausgerüsteten Hauptfahrwerksbeinen unter dem Mittelrumpf und einer Gleitplatte unter der Rumpfnase. Es wird durch einen Federmechanismus ausgeklappt und kann während des Fluges nicht wieder eingezogen werden.

Startliste

v.l.n.r. Douglas Shane, Mike Melvill, Peter Siebold und Brian Binnie
Flüge des SpaceShipOne mit Triebwerkszündung
Flug-Nr. Datum Maximale
Geschwindigkeit
Maximale Höhe Pilot
11P 17. Dezember 2003 Mach 1,2 20,7 km Brian Binnie
13P 8. April 2004 Mach 1,6 32,0 km Peter Siebold
14P 13. Mai 2004 Mach 2,5 64,4 km Michael Melvill
15P 21. Juni 2004 Mach 2,9 100,124 km Michael Melvill
16P 29. September 2004 Mach 3,0 102,9 km Michael Melvill
17P 4. Oktober 2004 Mach 3,25 112,0 km Brian Binnie

Quelle siehe [2].

Technische Daten

Kenngröße Daten
Besatzung 1 Pilot
2 Passagiere
Länge 8,5 m
Flügelspannweite 5,0 m
Höhe 2,7 m
Tragflügelfläche 15 m²
Leergewicht (letzter Flug) 1.200 kg
Maximalgewicht (letzter Flug) 3.600 kg
Maximale Triebwerksbrennzeit 84 s
Maximalgeschwindigkeit Mach 3,09 (3.500 km/h)
Anfluggeschwindigkeit 259 km/h (140 kt) IAS
Landegeschwindigkeit 194–204 km/h (105–110 kt) IAS
Gleitzahl im Normalflug 1:7 (Fahrwerk eingefahren)
1:4 (Fahrwerk ausgefahren)[3]

Literatur

Weblinks

 Commons: SpaceShipOne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Virgin aims for first space launch within a year. france24.com, 15. September 2011, abgerufen am 20. September 2011 (englisch).
  2. Dan Linehan: SpaceShipOne: An Illustrated History. 1 Auflage. Zenith Press, 2008, ISBN 978-0-7603-3188-0, S. 156.
  3. Dan Linehan: SpaceShipOne: An Illustrated History. 1 Auflage. Zenith Press, 2008, ISBN 978-0-7603-3188-0, S. 53 f..

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