- Soziometrie
-
Die Soziometrie ist eine von Jacob Levy Moreno in den 1930er Jahren begründete Methode der empirischen Sozialforschung, welche dazu dient, Beziehungen zwischen Mitgliedern einer Gruppe in einer so genannten Soziomatrix zu erfassen, ein Soziogramm graphisch darzustellen und dieses bezüglich unterschiedlicher Kennzahlen zu analysieren.
Im Vorfeld werden dazu im Hinblick auf das interessierende Kriterium Fragen an alle Mitglieder gestellt, was ihre Einstellungen gegenüber jedem anderen der Gruppe angeht (z. B. die klassischen Fragen: „Zählen Sie auf, welche Arbeitskollegen Sie sympathisch finden. Mit wem möchten Sie …“. In Supervisions- und Organisationsentwicklungsprozessen wird auch nach Einfluss, Vertrauen, Unterstützung oder bestehenden Konflikten gefragt.) Beim Psychodrama, das ebenfalls auf Moreno zurückgeht, werden soziometrische Entscheidungen herbei geführt, zum Beispiel wer in der Gruppe seinen Fall behandeln darf, indem die Gruppenmitglieder mit ihren Körpern abstimmen, durch Nähe oder Berührungen.
Das Soziogramm stellt schließlich die Beziehungen der Gruppenmitglieder graphisch als Netzwerk dar. Mittels verschiedenster Formeln können dann Kennzahlen (Status eines Einzelnen, soziales Integrationsmaß, etc.) ermittelt werden. Man unterscheidet „heiße Soziometrie“ (Sozialatom, Aktionssoziogramm, Spektrogramm oder Soziometrische Landkarte) von „kalter Soziometrie“ (Fragebogen).
Grenzen der Soziometrie liegen in der Größe der analysierbaren Gruppe und in der objektiven Aussagekraft ihrer Resultate. Die Soziometrie kann als eine Vorläuferin der soziologischen Netzwerkanalyse angesehen werden.
Literatur
- Moreno, J. L.: Who Shall Survive? Washington, DC: Nervous and Mental Disease Publishing Company 1934
- Moreno, J. L. (1974, 3.Aufl.): Die Grundlagen der Soziometrie. Wege zu Neuordnung der Gesellschaft, [³1974; Nachdruck] Opladen: Leske + Budrich 1996
Wikimedia Foundation.