Sozialleben

Sozialleben

Soziale Interaktion bezeichnet das wechselseitige aufeinander bezogene Handeln zwischen Akteuren, also für das Geschehen zwischen Personen, die aufeinander reagieren, einander beeinflussen und steuern.

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Näheres

Soziale Interaktion bezieht also das die aktive Wechselwirkung von wenigstens zwei Akteuren oder sozialen Institutionen wie etwa Organisationen, z.B. zum Zwecke der Abstimmung des Verhaltens der Beteiligten bzw. des konkreten Handelns der Kooperationspartner. Voraussetzung für das Gelingen der Interaktion ist die angemessene Interpretation der Handlungsgründe und Handlungsziele des Gegenübers sowie seiner Erwartungen an das eigene Handeln. Insofern solche Interpretation immer auch wechselseitig ist, ist soziale Interaktion zugleich auch Kommunikation.

Die Soziologie unterscheidet drei Ebenen des sozialen Lebens: Interaktion, Organisation und Gesellschaft. Organisationen und Gesellschaften bestehen aus den (strukturierten) unzähligen sozialen Interaktionen der beteiligten Menschen. In einigen soziologischen Theorien gilt die Interaktion als die Grundeinheit alles Sozialen (vgl. Kommunikation (Systemtheorie)).

Soziologische Auffassungen sozialer Interaktion

Nach Weber ist soziales Handeln seinem von den Handelnden gemeinten Sinn nach immer auf das Verhalten Anderer bezogen. Von sozialer Interaktion kann man insofern sprechen, als Handeln in einer sozialen Beziehung erfolgt, d.h. ein fortlaufendes aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer ist.[1] Die soziale Interaktion wird durch den individuellen Sozialisationsprozess sowie die individuell unterschiedliche selektive Wahrnehmung bestimmt.

Mead versteht unter einer sozialen Handlung nicht die Handlung eines einzelnen. Die soziale Handlung ist auf ein soziales Objekt gerichtet. So ist z.B. das soziale Objekt des Fußballteams, Tore zu schießen bzw. das Spiel zu gewinnen. Das kooperative Zusammenspiel des Teams ist die soziale Handlung. Sie besteht aus sozialen Interaktionen zwischen den Spielpartnern, die dadurch koordiniert sind, ein gemeinsames soziales Objekt zu haben, und durch die Fähigkeit der Interaktionsteilnehmer, die Rolle, die die anderen für die Zielerreichung spielen, zu antizipieren und entsprechend zu agieren und zu reagieren.

Nach Parsons Rollentheorie folgen wir in unserem Verhalten normativen Vorgaben, die sich aus sozialen Strukturen ergeben. Unsicherheit im Verhalten besteht, weil die Interpretation der Verhaltensnormen durch die Interaktionsteilnehmer unterschiedlich sein kann. Dass Interaktion trotzdem funktioniert, erklärt Parsons damit, dass die Teilnehmer durch Sozialisation die gleichen Normen und Werte der Gesellschaft internalisiert haben und daher motiviert sind, so zu handeln, wie sie handeln sollen. Eine solche Auffassung wird unter das normative Paradigma gezählt.[1]

Interaktion ist ein permanenter Prozess des Handelns, Beobachtens und Entwerfens weiterer Handlungen, in dem ego und alter wechselseitig die vermuteten Rollenerwartungen des anderen übernehmen oder ablehnen, darauf reagieren und weiteres Handeln antizipieren. Wechselseitige Interpretationen definieren die Situation, bestimmen, worum es geht oder nicht gehen soll, und leiten das Handeln an. Nicht vorgegebene Normen ermöglichen die Interaktion, sondern die gemeinsame Festlegung, welchen Sinn die Interaktion hat. Voraussetzung für das Gelingen von Interaktion ist die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme. Diese Auffassung von Interaktion vertritt gegen das normative Paradigma das interpretative Paradigma.[1]

Sozialpsychologische Auffassungen sozialer Interaktion

Ruth Cohn entwickelte das System der Themenzentrierten Interaktion, das Interaktionsprozesse in Gruppen verstehen und gestalten hilft.

Sozialphilosophische Auffassungen sozialer Interaktion

...

Entwicklungspsychologische Auffassungen von sozialer Interaktion

...

Pädagogische Auffassungen und Konzepte sozialer Interaktion

In Erziehungsprozessen lassen sich mindestens zwei bedeutsame Kategorien sozialer Interaktion unterscheiden: Die Interaktion zwischen Kind und Erziehendem sowie die Interaktionen zwischen Gleichaltrigen. Beide haben ihre spezifische Bedeutung bei der Sozialisation des Individuums.

Die Formen der Interaktion des Erziehenden haben spezifische Konsequenzen für die Sozialisationseffekte beim Kind je nach Art und Weise (Methodik) der Interaktion mit dem Kind.

Die Interaktion zwischen den Gleichaltrigen hat wesentlich früher, als man bisher annahm, eine Bedeutung für das Kind. Schon mit dem 2. Lebensjahr wird deutlich wahrgenommen, zu welchem Geschlecht man gehört. Diese Kenntnis ist entscheidend für eine Reihe von Verhaltensweisen, die mit der Identifikation mit dem eigenen Geschlecht zu tun haben z. B. bei der Wahl des Spielzeugs (Puppe oder Bauklötze) (s. Susan Gilbert, 2004).

Besondere Aspekte der sozialen Interaktion

Bedingungen des Gelingens sozialer Interaktion

Soziale Interaktion hängt direkt mit der Kommunikation zusammen. Deswegen gelten für eine erfolgreiche soziale Interaktion dieselben Bedingungen, wie für eine erfolgreiche Kommunikation. Von erfolgreicher Kommunikation und damit erfolgreicher sozialer Interaktion spricht man dann, wenn die Ziele der Interaktion erreicht wurden und die beabsichtigte Wirkung eintritt. Das heißt, dass die Erwartungen der Beteiligten an die Interaktion erfüllt wurden und somit auch deren Bedürfnisse. Als einfaches Beispiel ist das Unterrichtsgeschehen zu betrachten: Ein Schüler stellt eine Frage (sein Bedürfnis / seine Erwartung ist die Antwort) und der Lehrer beantwortet diese. Das Ziel ist dann erreicht, wenn der Schüler es verstanden hat, somit wurden sowohl die Erwartungen des Schülers sowie die des Lehrers erfüllt. Es ist auch wichtig eine positive Interaktionsatmosphäre zu ermöglichen und seine Kommunikationsbereitschaft zu signalisieren. Wenn man zudem ständig die eigenen Zielsetzungen und Erwartungen an die Interaktion überprüft, läuft man auch nicht Gefahr, eine gestörte Interaktion zu provozieren.

Weiterführend hierzu können noch die Kommunikationsaxiome von Watzlawick hilfreich sein.

Die Kategorie des "Dritten"

Seit einiger Zeit wird in der Theorie der sozialen Interaktion systematisch mitreflektiert, dass in der Interaktion neben dem Anderen (als zweiter Person) basal ein Dritter immer schon im Spiel ist und besondere Funktionen übernimmt, die sich nicht auf den Anderen zurückführen lassen.

Soziale Interaktion und Kommunikation

Gesellschaftlicher Diskurs
Soziale Interaktion ist nie losgelöst von der gesellschaftlichen Struktur: In einer patriarchalisch (und damit hierarchisch) strukturierten Gesellschaft, wie der westlich-europäischen, ist immer auch ein hierarchisches Verhältnis der Sich-in-Interaktion-Begebenden gesetzt. Hieraus ergeben sich Kommunikationsweisen, die auf das Herstellen von Hierarchie ausgerichtet sind.

Literatur

  • Susan Gilbert: Typisch Mädchen! Typisch Junge! - Praxis für den Erziehungsalltag, dtv, München 2004, ISBN 3-423-34078-9
  • Gisela Steins: Identitätsentwicklung - Die Entwicklung von Mädchen zu Frauen und Jungen zu Männern, Pabst Science Publishers, Lengerich/Berlin/Bremen 2003, ISBN 3-89967-010-8

Quellen

  1. a b c Heinz Abels: Einführung in die Soziologie. Bd. 2: Die Individuen in ihrer Gesellschaft. Wiesbaden 2004, S. 201 ff.

Siehe auch


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