Souillac

Souillac
Souillac
Wappen von Souillac
Souillac (Frankreich)
Souillac
Region Midi-Pyrénées
Département Lot
Arrondissement Gourdon
Kanton Souillac
Koordinaten 44° 54′ N, 1° 28′ O44.8977777777781.4741666666667120Koordinaten: 44° 54′ N, 1° 28′ O
Höhe 120 m (80–314 m)
Fläche 25,92 km²
Einwohner 3.887 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 150 Einw./km²
Postleitzahl 46200
INSEE-Code
Website http://www.souillac.fr/

Souillac [sujak] ist eine Gemeinde mit 3887 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im französischen Département Lot in der Region Midi-Pyrénées. Die Stadt im oberen Drittel des Dordogne-Tals ist ein lokales Wirtschaftszentrum.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Name Souillac leitet sich von dem französischen Begriff souille (zu deutsch Suhle, Sumpf) bzw. altfranzösisch souilh, ab und erinnert an die erstmalige Besiedlung des ehemaligen Sumpfgebietes durch Mönche, die das morastige Gelände trockenlegten.

Geographie

Souillac ist eine Ortschaft des Departements Lot in der ehemaligen Provinz Quercy. Es liegt an der Départementstraße D 820, 63 Kilometer nördlich von Cahors und 37 Kilometer südlich von Brive-la-Gaillarde. Souillac ist ebenfalls über die Autobahn A20 (Ausfahrt 55) erreichbar. Die Stadt liegt im Tal der Dordogne, welche die Stadt im Süden begrenzt.

Die Abtei von Souillac

Die ehemalige Abteikirche Sainte-Marie in Souillac ist berühmt wegen einer einzigen Plastik im Innenraum, aber auch die Choranlage ist erwähnenswert. Die Kirche ist ein Neubau aus dem 12. Jahrhundert. Der Vorgängerbau wurde bereits im Jahr 655 unter dem Merowingerkönig Chlodwig II. als eine vergleichsweise kleine Kirche gegründet. Dieser Neubau wurde in der Mitte des 13. Jhs. vollendet, aber 1573 von den Hugenotten weitgehend zerstört.

Der Jesajas von Souillac

Blick über Souillac
Viadukt von Souillac

Diese Reliefplastik aus der Zeit um 1130/40 ist eine der bekanntesten romanischen Plastiken überhaupt, die gesamte Portalanlage im Innenraum der Kirche wird demselben Entstehungszeitraum eingeordnet. Die Bezeichnung „Portalanlage“ macht deutlich, dass es sich hier eigentlich um eine Gruppe handelt, die ursprünglich bis zu ihrer außen angebracht war, und zu ihrer Restaurierung im 17. Jh. als Vorsichtsmaßnahme ins Innere verlagert wurde. Der Jesajas von Souillac wird in der Forschung einhellig als Gipfelpunkt romanischer Skulptur anerkannt. Das Motiv des Schreitens mit sich überkreuzenden Beinen ist ein feststehender Typus in den darstellenden Künsten des Mittelalters. Er ist hier aber zum Tanzen umgedeutet worden. Die Figur ist leicht und schwebend. Die Idee des Tanzes als ekstatische, vom göttlichen Geist erfüllte Bewegung wird hier deutlich. Das Verständnis mittelalterlicher Bildwerke ist aus heutiger Perspektive nicht auf dem direkten Weg möglich. Die damaligen Sehgewohnheiten nahmen die einzelnen künstlerischen Details anders ‚wahr’. Um dem nahe zu kommen, welches Bild in diesem Jesajas tatsächlich ‚vermittelt’ wird, müssen die Elemente der Figur zunächst einzeln gesehen werden. Ein entscheidender Aspekt ist die sogenannte ‚Ekstase’ dieser Figur. Die Bartsträhnen des Jesaja gehen radial symmetrisch vom Kinn ab und bilden mit den Haarsträhnen des Hauptes eine Einheit. Die Gesichtszüge wirken insgesamt seltsam „übertrieben“. Die ganze Figur befindet sich in einem erregten Zustand, was vor allem an den Haarsträhnen deutlich wird, und diese Ekstase wird durch die Kleidung eingegrenzt, besonders deutlich gemacht an den Bändern des Gewandes. Der Körper ist in einer Schreitbewegung auf Zehenspitzen wiedergegeben. Dabei ist der Kopf zurückgewendet und dem Betrachter zugewandt. Diese seltsame Verdrehtheit entspricht dem Zustand der Ekstase und impliziert die religiöse Bedeutung von Gottes Wort erfüllt.

Die Bestiariensäulen

Rechts oberhalb des Jesajas steht eine Bestiariensäule, die ehemals als Trumeaupfeiler gedient hat. Ein Trumeaupfeiler teilt ein großes Portal in zwei Teile, indem er den Türsturz in der Mitte trägt. Dieser hier erfüllt keine tragende Funktion mehr.

Der Pfeiler hat drei Schauseiten. Alle bieten eine Verbindung von ornamentaler Gliederung mit bewegter Verlebendigung der Details, die den Gesamteindruck gebändigter Dramatik vermittelt. Die Frontseite zeigt vier Paare von sich überkreuzenden Löwen und Greifen: gemeint ist der Höllensturz der verdammten Kreatur, und das stilistisch ins Expressive gesteigert, ähnlich wie bei der Figur des Jesaja.

Ein solcher Bestiarienpfeiler kann auch eine positive Bedeutung haben. Dieser hier scheint aber deutlich eher abschreckende Funktion zu haben. Dieses überall stattfindende Sich–Auffressen von Vögeln, Affen, Raubtieren und Menschen kann aber nur bedeuten, dass hier die Konsequenzen eines gottfernen Lebens aufgezeigt werden. Die Aussage dabei kann aber auch sein: Man darf sich auf dem Weg zum Paradies nicht von solchen Gefahren abschrecken lassen. Denn an dem Bestiarienpfeiler musste jeder vorbei, der die Kirche betreten wollte.

Die linke Seitenfläche des Pfeilers zeigt die Szene der Opferung Isaaks. Der Vater Abraham hat seinen Sohn eng an sich gezogen und ist eben im Begriff, zum tödlichen Streich auszuholen. Da stößt von oben der Engel herab, der hier nur mit einer Hand zu sehen ist. Er bietet Abraham einen Widder an, der an Stelle des Sohnes geopfert werden soll.

Auf der anderen Seite des Eingangs steht der Rest eines weiteren Bestiarienpfeilers. Dargestellt sind ein Löwenpaar und ein Widder. Der Widder, dessen Haltung trotz tödlicher Verletzung Ergebung ausdrückt, steht hier wohl für Christi Opfertod, worauf auch die ihm benachbarte Traube hinweist. Doch auch das im Schrägkreuz angeordnete Löwenpaar ist ein positives Symbol. Die Schweife sind zum geheiligten Knoten verschlungen. Das ist ein Hinweis auf die göttliche Natur und den vollzogenen göttlichen Willen.

Der Schweif der Löwin vorne mündet in einem Symbol der „ungeteilten Einheit“, der des Löwen in einem der heiligen Dreieinigkeit. Die Äste des Weinstocks, eines Sinnbilds Christi, umschlingen alle drei Tiere des Pfeilers. Die genaue Deutung einer solchen Szene steht damit also sehr im Gegensatz zu dem, was man heute als ersten Eindruck empfindet.

Relief der Eingangstür

Über der Eingangstür ist ein Relief angebracht. Es illustriert die Legende des Diakons Theophil, die im Mittelalter ein beliebtes Predigtthema war. Theophil hatte nach seiner Amtsenthebung als Schatzmeister der Kirche zu Adana in Kilikien (Kleinasien) einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, wonach ihm dieser zur Wiedereinsetzung in sein Amt verhelfen sollte. Die linke Bildhälfte zeigt die Unterzeichnung dieses Vertrages, die rechte die Besiegelung des Paktes, indem Theophil seine Hände in die des Teufels legt.

In der Szene darüber erkennt man, wie die aus himmlischem Gewölk nieder schwebende Muttergottes dem schlafenden Theophil den Vertrag entzieht und damit das Seelenheil des inzwischen reuigen Sünders rettet, der der Legende zufolge wenige Tage darauf als Geläuterter starb. Begleitet wird die Szene links von der sitzenden Figur des hl. Bernhard und von der des Petrus.

Literatur

  • Droste, Thorsten: Périgord und Atlantikküste. Köln [1981] 9. Auflage 1989, S. 66-70, Abb. 12-15, Farbtafel 1;
  • Durliat, Marcel: Romanische Kunst. Freiburg-Basel-Wien 1983, S. 485, FT58,60,62;
  • Tetzlaff, Ingeborg: Romanische Portale in Frankreich. Köln 1977, Abb. 30,31;
  • Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der Romanik. Architektur - Skulptur - Malerei. Köln 1996, S. 265

Weblinks


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