Sondermarke

Sondermarke
Präsentation einer Sondermarke durch den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Karl Diller (l.)

Eine Sondermarke ist eine Briefmarke, die in einer begrenzten Auflage von der Post herausgegeben wird. Ihr Motiv behandelt meistens einen besonderen Anlass. Sondermarken können als einzelne Briefmarken oder seltener auch als Briefmarkenserie verausgabt werden. Briefmarkenblocks bestehen meistens auch aus Sondermarken.

Inhaltsverzeichnis

Arten von Sondermarken

Gedenkmarken

Gedenkmarke anlässlich des 80. Geburtstags Kaiser Franz Josephs am 8. August 1910 von Koloman Moser
Gedenkmarke zu 20. Jahre Deutsche Einheit 2010

Der Philatelist unterscheidet im Allgemeinen zwischen gewöhnlichen Sondermarken und Gedenkmarken. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird jedoch Gedenkmarke meistens als Synonym für Sondermarke gebraucht. Eine Gedenkmarke im engeren Sinn nimmt mit ihrem Motiv und ihrer Inschrift immer Bezug auf ein bestimmtes Datum. Dieses kann beispielsweise der Geburtstag oder Todestag einer berühmten Persönlichkeit, aber auch eine andere Begebenheit wie die Unabhängigkeit eines Staates, sein. Des Weiteren kann der Ausgabeanlass einer Gedenkmarke ein aktuelles Ereignis, wie die Eröffnung einer Weltausstellung im eigenen Land, thematisieren. Gedenkmarken können außerdem auf ein gerade eingetretenes Geschehen, wie den Tod des Staatsoberhauptes, eingehen. Da solche Marken oft in Eile hergestellt werden, kann es zu einfachen Überdrucken auf gewöhnlichen Dauermarken kommen.

Gedenkmarken werden meistens kurz vor dem Jahrestag oder dem zu feiernden Ereignis ausgegeben. Der dazugehörige Ersttagsstempel wird neben in der Hauptstadt eines Landes meistens auch in einer zum Anlass passenden Ortschaft abgegeben. Dieses kann der Geburtsort der geehrten Persönlichkeit oder ähnliches sein. In diesem Fall spricht der Philatelist von einem Ortsersttag.

Werden Gedenkmarken in einem Block herausgegeben, handelt es sich streng genommen um einen Gedenkblock. Diese Bezeichnung ist jedoch selbst unter Philatelisten unüblich.

Werbemarken

Werbemarken sind Sondermarken die als Werbung für kommende größere Veranstaltungen, Institutionen und Ähnlichem herausgegeben werden. Dieses kann zum Beispiel eine Sondermarkenausgabe anlässlich einer bevorstehenden oder gerade stattfindenden Fußballweltmeisterschaft sein. Würde sich diese Sondermarke jedoch auf ein bestimmtes Spiel beziehen, wäre es eine Gedenkmarke. Anders als bei Gedenkmarken gibt es bei Werbemarken nur selten Ortsersttage.

Werbemarken werden von Philatelisten meistens als Sondermarken bezeichnet. Dieses kann jedoch zu Verwirrungen führen. Seltener werden sie auch als Propagandamarken bezeichnet. Bezeichnungen wie Werbeblock werden ebenfalls nur selten verwendet.

Wohltätigkeitsbriefmarken

Erste Wohlfahrtsmarke 8+2 Pf der Deutschen Bundespost (1949)

Hauptartikel: Wohltätigkeitsmarke

Manchmal werden Sondermarken teurer als zum Frankaturwert von der Post verkauft. Der Philatelist spricht von einem "Zuschlag", einem zusätzlich zu entrichtendem Geldbetrag zum eigentlichen Porto. Dieser darf höchstens 50 % des Nominalwertes betragen, andernfalls spricht die Philatelie von einer schädlichen Ausgabe. Meistens dient der Zuschlag wohltätigen Zwecken. Ist dieser Zweck auf der Sondermarke vermerkt, wird sie Wohltätigkeitsbriefmarke oder Wohlfahrtsbriefmarke genannt.

Ein Beispiel der jüngeren Zeit ist die 2005 erschienene Briefmarke „Fußball-Weltmeisterschaft 2006 – Fußball-Globus“. Sie hat einen Frankaturwert von 55 Cent – ausreichend für einen Standardbrief – kostete aber 80 Cent. Die Differenz von 25 Cent erhielt die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Als weiteres Beispiel kann die Sondermarke "Hochwasserhilfe 2002" (56 Cent + 44 Cent) genannt werden, deren Zuschlag den Opfern des Jahrhunderthochwassers der Elbe zugute gekommen ist.

Eine lange Tradition haben die Pro-Juventute-Marken in der Schweiz.

Zuschlagmarken

Erste Zuschlagmarke 10+2 Pf der Deutschen Bundespost (1949)

Hauptartikel: Zuschlagmarke

Der Zuschlag kann auch zur Finanzierung anderer förderungswürdiger Unternehmungen dienen, wie etwa Ausstellungen, Vereinen und Ähnlichem. In diesem Fall kann es sich bei der Zuschlagsmarke gleichzeitig um eine Gedenkmarke oder Werbemarke handeln. So kann beispielsweise für eine Internationale Briefmarkenausstellung geworben werden und gleichzeitig ein Zuschlag auf das Porto erhoben werden.

Geschichte der Sondermarken

Die ersten Sondermarken

Erste Sondermarke der Welt aus Peru, 1871

Die ersten Briefmarken der Welt wurden bereits am 6. Mai 1840 in Großbritannien ausgegeben. In den nächsten Jahren sollte sich diese Erfindung auf der ganzen Welt verbreiten. Bei diesen Briefmarken handelte es sich jedoch ausschließlich um Dauermarkenserien, die meistens das Staatsoberhaupt, eine Wappen- oder eine Ziffernzeichnung zeigten. Erst im Jahre 1871 kam es in Peru zur Ausgabe der weltweit ersten Sondermarke. Diese im April 1871 ausgegebene Briefmarke zeigt eine Lokomotive. Die Ausgabe fiel mit dem 20. Jahrestag der Eröffnung der peruanischen Eisenbahn zusammen. Ob dieses Absicht oder Zufall war, gilt als nicht gesichert, da es ebenso wahrscheinlich ist, dass die vermeintliche Sondermarke lediglich für die Abgeltung des verbilligten Eisenbahnbriefportos gedacht war.

Nach und nach wurde die Werbewirksamkeit von Briefmarken zunehmend erkannt. Zahlreiche Staaten zogen mit der Ausgabe von Sondermarken nach. Im Jahre 1897 wurden Sondermarken sowie auch Gedenkmarken im Rahmen des internationalen Weltpostkongresses in Washington (D.C.) schließlich im internationalen Verkehr zugelassen.

Propaganda auf Sondermarken

Briefmarke zum Tode Reinhard Heydrichs (1943)

Die Werbewirksamkeit der Sondermarke wurde jedoch bald missbraucht. Vor allem diktatorische Staaten wie das nationalsozialistische Deutsche Reich, aber auch Nordkorea und die DDR nutzten die Motive der Briefmarken, vor allem der von Sondermarken, als Platz für ihre Propaganda. Während des Zweiten Weltkrieges nahm so das Deutsche Reich zudem einen nicht unbeträchtlichen Geldbetrag ein, da die Propagandabriefmarken mit hohen Aufschlägen an die Sammler verkauft wurden. Ein Beispiel hierfür ist die Gedenkmarke anlässlich Hitlers 55. Geburtstags die einen Frankaturwert von 54 Pfennig, jedoch einen Verkaufswert von 1,50 Reichsmark hatte. Besonders ausgeprägt waren des Weiteren die hohen Auflagen der vielfältigen Leninsondermarken in der Sowjetunion.

Sondermarken heute

Moderne Sondermarke der Färöer

Viele Länder nutzen heutzutage Sondermarken als willkommene Selbstdarstellung. Fand man vor dem Zweiten Weltkrieg Sondermarken noch vergleichsweise selten, sind sie heute schon weitaus häufiger als Dauermarken. Sondermarken wurden und werden mit Blick auf Sammler als potentielle Käufer hergestellt. Die fürs Briefeschreiben werbende Wirkung ihrer optisch mitunter ansprechenden Gestaltung zielen aber auch auf Gelegenheitskunden.

Insbesondere Kleinstaaten erwirtschaften mit der Ausgabe von Sondermarken beliebter Motive einen nicht unwesentlichen Anteil für die Staatskasse. Manche Kleinstaaten wie die Färöer bleiben jedoch landestypischen Motiven treu. Die Entwicklung, beliebte statt landestypischer Motive auf Sondermarken abzubilden, lässt sich in den letzten Jahren auch vermehrt in Österreich beobachten.

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