Son Fornes

Son Fornes
Bei den Ausgrabungen von 2006 wurden Reste eines dritten Talayots entdeckt

Son Fornés ist neben „Ses Païsses“ und „Capocorb Vell“ eine der bedeutendsten und besterhaltenen Talayotischen Siedlungen Mallorcas. Das sind aus großen Steinblöcken gebaute megalithische Siedlungen, die überwiegend in einer Epoche zwischen 1300 v. Chr. und 500 v. Chr. überall auf Mallorca und Menorca entstanden.

Die archäologische Ausgrabungsstätte von Son Fornés befindet sich etwa 2,5 Kilometer nordwestlich des Ortes Montuïri, bei Kilometer vier der Landstraße nach Pina. Die Fläche des bisher freigelegten Geländes beträgt rund drei Hektar, aber mehr als doppelt so viel befindet sich noch unentdeckt unter der Erde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Entstehung von Son Fornés wird in die Hauptphase des Talayoticums, um das Jahr 900 v. Chr. datiert. Während des Posttalayotikums, von 550 bis 250 v. Chr, kam eine neue Bauphase hinzu, die vorhandene Baumasse aus früherer Zeit mit in die Konstruktion einbezog. Auch noch während der Klassischen Epoche von ca. 250 v. Chr., als Mallorca bereits ganz unter Punischem Einfluss stand und den Karthagern als Militärbasis diente, bis 100 n. Chr., also rund 200 Jahre nach der Eroberung der Insel durch die Römer, wurde an Son Fornés weitergebaut.

Erst kurz vor dem Fall des Weströmischen Reiches, gegen Ende des fünften Jahrhunderts unserer Zeit, verlieren sich die Zeichen einer Besiedlung dieser Anlage. Bis zur Entdeckung der Fundstätte von Son Fornés im Jahr 1975 waren die Siedlungsreste vollständig mit Erde bedeckt.

Beschreibung

Bisher sind die Reste von mindestens zwei Rundtürmen mit daran angrenzenden Wohnhütten freigelegt worden. Diese sind umschlossen von einer Mauer, die dem Ganzen Zusammenhalt und einen übersichtlichen, urbanen Charakter verlieh. Die Mauer wurde aus großen Kalksteinblöcken ohne Mörtel zusammengefügt. Eine Methode, die unter dem Namen „Paret seca“ heute noch auf Mallorca verbreitet ist. Man vermutet, dass hier in Talayotischer Zeit rund 400 bis 500 Menschen gelebt haben könnten. Da der größte Teil des Geländes aber noch in der Erde verborgen ist, sind bei zukünftigen Grabungen durchaus Überraschungen möglich.

Talayot Nr. 1

Talayot Nr. 1

Mit 17 Meter Durchmesser und einer erhaltenen Höhe von 3,5 Metern gilt er als größter und besterhaltener Talayot Mallorcas. Seine fünf Meter dicke Außenwand besteht aus zwei Rundmauern, deren Zwischenraum mit Steinen gefüllt ist. Die einzelnen Steinblöcke haben ein Gewicht bis zu neun Tonnen. Berechnungen haben ergeben, dass zum Bau insgesamt rund 2000 Tonnen Stein verwendet wurden.

Die Mittelsäule, die das Dach trug. Ganz rechts die Kammer in der Wand.

Den 31,5 m² umfassenden Innenraum erreicht man bis heute durch einen fünf Meter langen niedrigen Korridor. Hier hat man Reste von Scharnieren gefunden, die den Verschluss durch eine hölzerne Tür vermuten lassen. Im Innenraum befindet sich die erhaltene Mittelsäule, die einst als Stütze für das Dach diente. Zu den bemerkenswerten Dingen im Inneren gehört neben zwei Feuerstellen und einer niedrigen halbrunden Mauer auch eine kleine viereckige Kammer, die in der Mauer eingelassen ist. Ihre Bedeutung ist bis heute unklar.

Auf Grund gefundener Reste vermutet mann, dass das Dach aus radial verlegten Balken bestand, die mit einem Geflecht aus Ästen abgedeckt waren. Dann wurde die Fläche mit Tonerde versiegelt und mit kleinen Steinplatten belegt. Talayot Nr. 1 scheint ein Vorratslager gewesen zu sein, denn als man ihn ausgrub fand man ihn hoch angefüllt mit den Überresten von Rindern, Ziegen und Schweinen.

Talayot Nr. 2

Talayot Nr. 2
Die Hütten der Bewohner zwischen Talayot und Ringmauer

Talayot Nr. 2 ist mit zwölf Metern Durchmesser deutlich kleiner als der Erste. Er hatte auch eine Dachterrasse, wie Talayot Nr. 1. Darüber hinaus ist er jedoch eine Besonderheit unter allen bisher bekannten Talayots Mallorcas. Die im Inneren gefundenen Keramiken unterschieden sich von der damals üblichen Gebrauchskeramik so deutlich, dass vermutet wird, es handelt sich bei diesem Talayot um eine Art Versammlungsraum. Hier kam wahrscheinlich nur eine begrenzte Anzahl Personen zusammen, vielleicht die Führer des Dorfes, um rituelle oder politische Zusammenkünfte abzuhalten.

Behausungen

Die Bewohner von Son Fornés lebten hier, wie in anderen Talayotischen Dörfern, auch in kleinen Hütten, die zwischen Turm und Umfassungsmauer wie Reihenhäuser direkt aneinander gebaut waren. Fünf dieser Hütten, die 1988 entdeckt wurden, bestehen aus einer rechteckigen Außenmauer, die im Inneren neben der Mittelsäule zur Abstützung des Daches ein bis zwei Räume von etwa 30 bis 45 m² enthielten.

Museum

Fundstücke im Museum

In der historischen Mühle „Molí d'en Fraret“, im nahen Montuïri (am Ortsausgang in Richtung Sant Joan) unterhält die „Fundación Son Fornés“ ein kleines Museum. Gezeigt werden Funde aus Son Fornés, Tafeln mit geschichtlichen Einordnungen und Darstellungen über das dortige Leben während der rund 1500-jährigen Besiedlung.

Quellen und Literatur

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil folgenden Literaturquellen:

  • Vicente Lull u.a.: La prehistòria de las Islas Baleares y el yacimiento arqueológico de Son Fornés. Fundació Son Fornés, Montuíri 2001
  • Javier Aramburu u.a.: Guía Arquelógica de Mallorca. La Foradada, 1994, ISBN 84-7651-227-9

Weblinks

39.5841666666672.96757Koordinaten: 39° 35′ 3″ N, 2° 58′ 3″ O


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