Somalisch

Somalisch
Somali

Gesprochen in

Somalia, Äthiopien, Dschibuti, Kenia
Sprecher 12 Mio.
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Somalia
Sprachcodes
ISO 639-1:

so

ISO 639-2:

som

ISO 639-3:

som

Das Somali (Eigenbezeichnung Af-ka soomaali-ga) ist eine in Somalia, Südost-Äthiopien, Dschibuti und Nordost-Kenia verbreitete ostkuschitische Sprache, die Sprache des Somali-Volkes. In Somalia ist sie seit Ende 1972 offizielle Amtssprache und wird entsprechend in Verwaltung, Ausbildung und Massenmedien verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Somali ist die Muttersprache der Somali, die mehrheitlich als Nomaden am Horn von Afrika leben. Es enthält viele Lehnwörter aus dem Arabischen, anderen orientalischen Sprachen sowie aus den Kolonialsprachen Englisch und Italienisch.

Der Islam hat großen Einfluss auf die Somali genommen. Er ist bis heute die meist verbreitete Religion in Somalia, Statistiken beziffern bis zu 99,8% sunnitische Muslime. Somalia wird auch heute noch von vielen Afrikanern und Orientalen, einschließlich einiger Somali selbst, als arabischer Staat betrachtet. Die Lehnwörter aus dem Arabischen und Persischen kommen daher nicht nur im religiösen Kontext, sondern auch in der Sprache des Alltags vor (z.B. Albab-ka – Die Tür, abgeleitet vom arabischen الباب).

Die Osmaniya-Schrift, einer von zahlreichen Versuchen zur Verschriftung

Das Somali war eine der Nationalsprachen Somalias bis zu dessen Zusammenbruch in den 1990ern im Rahmen des Bürgerkrieges. Es erhielt diesen Status als Nationalsprache erst nach seiner Verschriftung und Standardisierung im Jahre 1972 durch ein Komitee aus internationalen Sprachwissenschaftlern, welches durch den damaligen Diktator Siad Barre einberufen worden war. Im Rahmen dieser Verschriftung übernahm man das lateinische Alphabet, obwohl es bereits ab etwa 1920 Versuche mit bis zu 50 verschiedenen anderen Alphabeten, neu erfundenen (beispielsweise Osmaniya) ebenso wie dem Arabischen, gegeben hatte. So wurde am 10. Oktober 1972 im Fußballstadion Mogadischus die neu-standardisierte Sprache den Somaliern vorgestellt, indem man Flugblätter abwarf, auf denen übersetzt stand: Ihr habt jetzt eine eigene Sprache.

Gedicht von Mohammed Abdullah Hassan in lateinisch geschriebenem Somali

Nachdem Somali zur Nationalsprache Somalias erklärt wurde, nahm es eine sprunghafte Entwicklung. Die Sprache erwarb in kurzer Zeit eine Reihe hoch spezialisierter Fachwörter. 1976 erschienen das Qaamuus kooban ee af Soomaali ah und das Qaamuuska Af-Soomaaliga als erste umfassende Wörterbücher des Somali. Beamte mussten eine Sprachprüfung ablegen, und 1973 wurden in der sogenannten rural literacy campaign Schüler auf das Land geschickt, um ihren Mitbürgern die neue Schrift beizubringen. Bis 1978 war schließlich die Mehrzahl der Somalier in der Lage zu lesen und zu schreiben, was vermutlich die erfolgreichste und schnellste Alphabetisierungskampagne gewesen ist, die Afrika jemals gesehen hat.

Mit dem Zusammenbruch der somalischen Regierung und dem Beginn des somalischen Bürgerkrieges Anfang der 1990er Jahre schwand auch die Bedeutung der somalischen Kultur und Sprache zunehmend. Die Sprache erlebt seit dem Zerfall Somalias eine Stagnation, wenn nicht einen Niedergang, was sowohl an den Zerstörungen im Rahmen des Krieges als auch an der Emigration vieler Somalier, und somit ihrer Zerstreuung, in alle Teile der Welt lag.

Sprachsoziologie

Das Somali wird vornehmlich in Somalia gesprochen, aber auch in Äthiopien, Dschibuti und Kenia. In Somalia wird es von allen Volksgruppen verwendet, also auch Minderheiten wie den Oromo, Bantu, Swahili, (Bajuni) und Boni.

Das Somali deckt alle Funktionen in Somalia ab. Es war de jure und ist weiterhin de facto Nationalsprache, ist Muttersprache für etwa 95 % aller Somalier, und es ist das horizontale Medium in Somalia. Somalia ist eines der wenigen afrikanischen Länder mit einer Mehrheitssprache, und Somalia und Tansania waren die einzigen beiden afrikanischen Länder, die sich vom Gebrauch der europäischen Kolonialsprachen weg entwickelt haben.

Außerhalb Somalias wird das Somali in den angrenzenden Gebieten Dschibutis, Kenias (Nordostregion) und Äthiopiens (Somali-Region bzw. Ogaden) gesprochen, jeweils von den dort lebenden Somali. Dort hat das Somali jeweils den Status einer Minderheitensprache. Über dieses angestammte Gebiet am Horn von Afrika hinaus haben sich die Somali schon frühzeitig durch ihre traditionelle, händlerische Rolle im Orient, in jüngerer Zeit sehr verstärkt durch die Flucht vor der Diktatur Siad Barres und dem Bürgerkrieg in Somalia, in der ganzen Welt verbreitet. So gibt es eine große Diaspora in den USA, Kanada, Großbritannien, Skandinavien, Italien, den Niederlanden und anderen Ländern. Es gibt bis dato keine Studien über die Anzahl der Auswanderer in einzelne Länder, jedoch gehen Schätzungen von bis zu 3 Millionen Flüchtlingen und Auswanderern aus.

Dialekte

Basis des Standard-Somali ist die im Norden des Sprachgebietes gesprochene Variante Mahad Tiri oder Af-Maxaad (so genannt nach der Frage Maxaad tiri? – „Was hast du gesagt?“). Daneben bestehen weitere Regionaldialekte. An der Küste von Adale über Mogadischu bis Baraawe wird der Benadir- oder Küstendialekt gesprochen. Insbesondere die im Süden beim Clan der Rahanweyn und Minderheitengrupen verbreiteten Dialekte Maay (wo die obengenannte Frage Maay tiri? lautet), Dabarre, Garre, Tunni und Jiido unterscheiden sich deutlich von der Standardsprache und sind deren Sprechern bisweilen gar unverständlich.

Vor allem Sprecher des Maay beklagen zum Teil eine Diskriminierung ihrer Sprachvarietät gegenüber dem Maha Tiri. So eigne sich die für die Standardsprache erarbeitete Verschriftung nur bedingt für die Wiedergabe des Maay. Für dieses wurde daher eine eigene Verschriftung, das „Maay-Alphabet“, ausgearbeitet. Statt Rahanweyn (Raxanweyn) wird darin beispielsweise Reewing geschrieben, was der eigenen Aussprache der „Rahanweyn“ näher kommt.

Gemäß der Übergangsverfassung Somalias von 2004 (Transitional Federal Charter) ist Somali mit Maay und Maha Tiri Amtssprache Somalias[1].

Schrift und Lautsystem

Das seit 1972 gebräuchliche lateinische Alphabet wurde für das Somali angepasst und ist streng phonetisch, beinhaltet jedoch abgesehen vom Apostroph keine Sonderzeichen. Die Reihenfolge der Buchstaben stützt sich auf jene des arabischen Alphabets:

', B, T, J, X, KH, D, R, S, SH, DH, C, G, F, Q, K, L, M, N, W, H, Y, A, E, I, O, U.

Folgende Buchstaben oder Buchstabenkombinationen werden anders ausgesprochen als im Deutschen:

  • ' - /ʔ/ - entspricht dem deutschen Stimmabsatz („Glottisverschlusslaut“) zwischen dem e und dem a in beachten (vgl. den Vornamen Bea ohne Stimmabsatz)
  • J - /dʒ/- dt. dsch
  • X - /ħ/ - wie dt. h, aber tiefer aus der Kehle, entspricht arab. ح
  • KH - /χ/ - wie dt. ch, aber tiefer aus der Kehle, entspricht dem schweizerdeutschen ch
  • SH - /ʃ/ - wie dt. sch
  • DH - /ɖ/ - wie dt. d, aber die Zungenspitze berührt das Gaumendach anstatt die Zähne
  • C - /ʕ/ - entspricht dem arab. ع (ʕain)
  • Q - /ɢ/ - wie dt. k, aber tiefer aus der Kehle, arab. ق
  • W - /w/ - wie das englische w, nach Vokal wie dt. u
  • Y - /j/ - wie dt. j

Wie im Französischen oder Italienischen werden darüber hinaus die Buchstaben P, T, K ohne die im Deutschen übliche Behauchung ausgesprochen. Das R ist immer ein Zungenspitzen-r, wie in Bayern. Doppelt geschriebene Vokale sind im Somali sehr häufig und werden einfach etwas länger gesprochen - man schreibt zum Beispiel Soomaaliya; dasselbe gilt für Doppelkonsonanten.

Das Konsonantensystem lässt sich also folgendermaßen zusammenfassen:

Konsonanten bilabial labio-
dental
alveolar post-
alveolar
retroflex palatal velar uvular pha-
ryngal
glottal
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Plosive   b     t d       ɖ (dh)     k g   ɢ (q)     ʔ (')  
Nasale   m       n                            
Vibranten           r                            
Frikative     f   s   ʃ (sh)               χ (kh)   ħ (x) ʕ (c) h  
Approximanten   w                   j (y)                
laterale Approximanten           l                            
Affrikaten               (j)                        

Das Somali besitzt ein 10 Vokal System mit den Vokalen a, e, i, o, u sowie ihren langen Entsprechungen aa, ee, ii, oo, u. Alle Vokale werden im Standard-Somali geschlossen realisiert.

Grammatik

Das Somali ist als kuschitische Sprache eine flektierende Sprache. Besonderheiten im Vergleich zu europäischen Sprachen sind zwei erste Person Plural, eine inklusiv, die andere exklusiv. Weiterhin besitzt das Somali Fokusmarker, die die Fokussierung eines bestimmten Satzgliedes ermöglichen, und es gibt Linguisten, die das Somali für eine tonale Sprache halten.

Morphologie

Substantiv

Das Substantiv im Somali wird – wie in verwandten Sprachen auch –nach Genera (männlich und weiblich), Numerus (Einzahl und Mehrzahl) und Kasus (Absolutiv, Nominativ, Genitiv und Vokativ) flektiert. Außerdem kann es mit einem Artikel bestimmt werden. Die meisten Affixe, die an ein Substantiv treten, verändern sich durch relativ komplexe Assimilationsregeln.

Artikel / Determination

Das lexikalische Form des Substantivs steht, außer bei Kollektiva oder unzählbaren Dingen, in der Einzahl. Um ein Substantiv zu bestimmen (determinieren), wird der Artikel suffigiert:

buug (M. Sg.) "(ein) Buch" buug-ga (statt *buug-ka) "das Buch" gacan (F. Sg.) "(eine) Hand" gacanta "die Hand"

Der Artikel für männliche Substantive lautet ka/ki und der für weibliche ta/ti. Das k respektive t sind hier die eigentlichen Determinationsmarker je nach Genus, wobei der nachfolgende Vokal sich je nach Kasus des Substantivs ändert. Die Artikel sind in Singular und Plural gleich.

Kasus

Die Grundform des Substantivs ist der Absolutiv. Wenn das Substantiv mit einem Artikel (oder auch ein Demonstrativum) bestimmt wird, trägt dieser Artikel den finalen Vokal a (siehe Beispiele für Determination).

Wenn ein Substantiv im Nominativ (oder auch Subjektiv) steht, ist es Subjekt des Satzes. Wenn es einen Artikel trägt, ändert sich der Vokal des Artikels von a zu u. Wenn das Subjekt nicht aus einem einzelnen Nomen sondern aus einer ganzen Nomenphrase besteht, so steht nur das letzte Wort im Nominativ:

nin (mann.SG.M.ABS) "(ein) Mann" nin-ka (mann.SG.M-DET:ABS) "der Mann" nin-ku (mann.SG.M-DET:NOM) "der Mann" nin-ka iyo wiil-ku (mann.SG.M-DET:ABS und junge-DET:NOM)

Männliche, unbestimmte Substantive werden mittels einer Tonveränderung in den Nominativ gesetzt. Dieser Ton findet allerdings in der standardisierten Orthographie keine Ausdruck - er wird nur vereinzelt, vornehmlich in wissenschaftlichen Publikation, durch Akzente über Vokalen markiert. Diese Tonveränderung hängen aber von der Silbenstruktur ab. Hier nur ein Beispiel:

nín (mann.SG.M.ABS) "(ein) Mann (Absolutiv)" nin (mann.SG.M.NOM) "(ein) Mann (Nominativ)" (Saeed 1993:143) (Der steigende Akzent steht für einen steigenden Ton)

Weibliche, unbestimmte Substantive werden durch eine Tonveränderung und manchmal auch zusätzlich durch ein suffigiertes -i bestimmt: náag (frau.SG.F.ABS) "(eine) Frau (Absolutiv)" naag-i (frau.SG.F-NOM) "(eine) Frau (Nominativ)" (Saeed 1993:142)

Substantive werden durch eine Tonveränderung in den Genitiv gesetzt. Für manche weibliche Substantive gibt es zusätzlich ein Genitiv Suffix -eed/-aad/-od (je nach finalem Vokal):

libàax (löwe.SG.M.ABS) "(ein) Löwe (Absolutiv)" libáax (mann.SG.M.GEN) "(ein) Löwe (Genitiv)" áf Carabeed "Sprache der Araber, Arabisch" (Saeed 1993:148f)

Den Vokativ eine Substantivs bildet man im Somali entweder mit einer Tonveränderung oder mit Suffixen:

  Männlich Weiblich
Einzahl Mehrzahl Einzahl Mehrzahl
-òw -yohow -èey/-àay/-òoy -yahay

Beispiele:

Hassanòw "Hassan!" Ayaanèey "Ayaan!"

Geschlecht / Genus

Substantive können im Somali entweder männlich oder weiblich sein. In der indeterminierten Form wird das Genus von Substantiven nicht markiert.: buug "ein Buch" (m), dagegen gacan "Hand" (f).

Das grammatische Geschlecht (Genus) von Substantiven ist in der Regel äußerlich nicht erkennbar. Es hat meist keine Beziehung zum natürlichen Geschlecht, sondern ist vielmehr variabel (siehe unten).

Zahl / Numerus

Substantive bilden auf drei Arten den Plural (unter anderem auch durch Teilreduplikation), wobei die Pluralbildung jedoch durch viele Assimilationsprozesse verkompliziert wird. Plurale werden mit den gleichen Suffixen determiniert wie Singulare. Substantive wechseln oft ihr Geschlecht, wenn man sie aus dem Singular in der Plural setzt. Dieses Phänomen ist als Gender Polarity (Genuspolarität) bekannt. Dabei werden maskuline Substantive im Plural feminin und umgekehrt wie z.B.: buug-ga (m.) "das Buch" - buugag-ta (f.) "die Bücher".

Pronomina

Die wichtigsten Pronomina des Somali bilden die Personalpronomina, von denen zwei Reihen, die Subjektpronomen und die Objektpronomen, und von jeder Reihe eine emphatische und eine kurze Form existieren. Bei den Objektpronomen existieren wiederum zwei Reihen, eine kürzere und eine mit dem durch Lautwandel oft unkenntlich gemachtem Suffix -u abgeleitete. Bei der 1. Person Plural werden zwei Formen unterschieden: eine inklusive ("wir mit dir/euch") und eine exklusive ("wir ohne dich/euch"):

  Subjektpronomen Objektpronomen
Person Emphatisch Kurz Emphatisch Kurz
1. Sing. anigu aan aniga i(i)
2. Sing. adigu aad adiga ku(u)
3. Sing. m. isagu uu isaga (u)
3. Sing. f. iyadu ay iyada (u)
1. Pl. (inklusiv) innagu aynu innaga ina/inoo
1. Pl. (exklusiv) annagu aannu innaga na/noo
2. Pl. idinku aad idinka idin/idiin
3. Pl. iyagu ay iyaga (u)

Verb

Das Verb im Somali kennt neben einigen zusammengesetzten Tempora im Indikativ vier synthetische Tempora, dabei für Präsens und Präteritum jeweils zwei Aspektformen, sowie für Präsens und Futur einen Subjunktivischen Modus. Die gewöhnlichen Verben werden wie auch in anderen ostkuschitischen Sprachen wie dem Oromo mit personen- und tempusspezifischen Suffixen konjugiert; lediglich eine geringe Anzahl an häufigen Verben hat die Präfixkonjugation bewahrt. Verben können außerdem durch Stammerweiterungen verbale Ableitungen bilden, wie z.B. einen Reflexiv.

Präfixkonjugation

Die im Afroasiatischen verbreitete Konjugation mit Präfixen (und Suffixen) ist außer bei 4(5) Verben verloren gegangen. Diese vier Verben sind (hier in 3.sg.m. einfache Vergangenheit):

Verb Übersetzung
yidhi "sagen"
yimi "kommen"
yiil "sein (lokal)"
yiqiin "wissen"

Weiterhin gibt es noch das Verb yahay "sein", dass jedoch nur in einigen Formen (Präsens) mit Präfixen und Suffixen konjugiert wird.

So wird bspws. yimi "kommen" in der einfachen Vergangenheit folgendermaßen konjugiert:

Person Form Übersetzung
1. Sing. n) imid "ich kam"
2. Sing. timid "du kamst"
3. Sing. m. yimid "er kam"
3. Sing. f. timid "sie kam"
1. Pl. nimid "wir kamen"
2. Pl. timaaddeen "ihr kamt"
3. Pl. yimaaddeen "sie kamen"

und im allgemeinen Präsens:

Person Form Übersetzung
1. Sing. imaadaa "ich komme"
2. Sing. timaaddaa "du kommst"
3. Sing. m. yimaaddaa "er kommt"
3. Sing. f. timaaddaa "sie kommt"
1. Pl. nimaadnaa "wir komen"
2. Pl. timaaddaan "ihr kommt"
3. Pl. yimaaddaan "sie kommen"


Indikativische Formen

Allgemeines Präsens

Das allgemeine Präsens drückt eine gegenwärtige Handlung aus, die im Gegensatz zum Aktuellen Präsens nicht unmittelbar jetzt stattfindet. Das allgemeine Präsens wird verwendet um einen Habitus auszudrücken, also Dinge die üblicherweise, gewöhnlicherweise oder auch regelmäßig durchgeführt werden. Das allgemeine Präsens von keen "bringen" lautet:

Person Form Übersetzung
1. Sing. keenaa "ich bringe"
2. Sing. keentaa "du bringst "
3. Sing. m. keenaa "er bringt "
3. Sing. f. keentaa "sie bringt "
1. Pl. keennaa "wir bringen "
2. Pl. keentaan "ihr bringt "
3. Pl. keenaan "sie bringen "

Allgemeines Präteritum

Das allgemeine Prätertitum wird, wie der allgemeine Präsens, für habituelle Handlungen benutzt, allerdings in der Vergangenheit. Im Gegensatz zum aktuellen Präteritum ist die Handlung punktuell bzw. zeitlich begrenzt. Die Formen von keen "bringen" lauten:

Person Form Übersetzung
1. Sing. keenay "ich brachte"
2. Sing. keentay "du brachtest"
3. Sing. m. keenay "er brachte"
3. Sing. f. keentay "sie brachte"
1. Pl. keennay "wir brachten"
2. Pl. keenteen "ihr brachtet"
3. Pl. keeneen "sie brachten"

Anm: Das finale -ay wird auch -ey gesprochen und geschrieben.

Aktuelles Präsens

Das aktuelle Präsens wird mit dem Infix -ay- / -na- (Verwendung dialektal bedingt) und (im wesentlichen) den Personalendungen des allgemeinen Präsens gebildet. Das aktuelle Präsens von keenid "bringen" lautet:

Person Form Übersetzung
1. Sing. keenayaa "ich bringe gerade"
2. Sing. keenaysaa "du bringst gerade"
3. Sing. m. keenayaa "er bringt gerade"
3. Sing. f. keenaysaa "sie bringt gerade"
1. Pl. keenaynaa "wir bringen gerade"
2. Pl. keenaysaan "ihr bringt gerade"
3. Pl. keenayaan "sie bringen gerade"

Aktuelles Präteritum

Das aktuelle Präteritum wird mit dem Infix -na / -ay und den Endungen des allgemeinen Präteritums gebildet: keen+ay+ey = keenayey "ich brachte. Es wird bei vergangenen Handlungen verwendet, die auf eine bestimmte Zeitspanne beschränkt waren oder in der Vergangenheit sich wiederholten oder andauerten: Intuu akhrinayey wargeyska wuu quracanayey. "Während er die Zeitung las, frühstückte er.

Futur

Das Futur wird mit dem Infinitiv des entsprechenden Verbs und dem allgemeinen Präsens von doonid "wollen" gebildet:

Person Form Übersetzung
1. Sing. keeni doonaa "ich werde bringen"
2. Sing. keeni doontaa "du wirst bringen"
3. Sing. m. keeni doonaa "er wird bringen"
3. Sing. f. keeni doontaa "sie wird bringen"
1. Pl. keeni doonaa "wir werden bringen"
2. Pl. keeni doontaan "ihr werdet bringen"
3. Pl. keeni doonaan "sie werden bringen"

Subjunktiv

Der Modus Subjunktiv wird im Gegensatz zum Indikativ nur in Nebensätzen benutzt, namentlich nach unterordnenden Konjunktionen, in einigen Relativsätzen und in der Verbindung waa + in + Personalsuffix in der Bedeutung "müssen".

Präsens

Der Subjunktiv der Präsensformen unterscheidet sich von den entsprechenden Indikativformen dadurch, dass der Endvokal -a des Indikativs im Subjunktiv zu -o wird.

Futur

Der Subjunktiv Futur wird mit dem Subjunktiv des allgemeinen Präsens von doonid und dem Infinitiv des entsprechenden Verbs gebildet: keeni doono "ich werde / würde bringen; er werde bringen"; keeni doontaan "ihr werdet / würdet bringen".

Infinitiv und Verbalnomen

Der Infinitiv wird - je nach Verbalklasse - entweder mit einem Suffix -i oder -n gebildet: keen-i "bringen", neben sii-n "geben". Der Infinitiv wird selbstständig nur mit dem Modalverb karid "können" gebraucht, ansonsten wird es in den zusammengesetzten Tempora (s.o.) benutzt.

Eine andere nominale Form des Verbs ist das sog. Verbalnomen, das mit den Suffixen -id, -n und -sho gebildet wird: keen-id "das Bringen"; sii-n "das Bringen"; bara-sho "das Lernen". Es wird als Subjekt oder Objekt verwendet und wird wie ein normales Substantiv determiniert.

Syntax

Fokussierung im Somali

Zur Fokussierung bestimmter Satzglieder verfügt das Somali über die drei Satzpartikeln waa, baa und ayaa. Diese Partikeln sind im affirmativen Aussagesatz obligatorisch (sic! Dies führte zu relativ großem Interesse speziell an der Syntax des Somali), während sie im Relativsatz fehlen.

Der Unterschied zwischen diesen drei Fokuspartikeln (auch Fokusmarker) ist schwer erklärbar. Deren Gebrauch ist pragmatisch bedingt und hängt mit dem Dialekt des Sprechers zusammen. Grundsätzlich wird die Partikel waa eher bei neutralen Aussagesätzen verwandt, bei denen eine Neuerung vorliegt (bspws. neues Subjekt). Die Partikel baa hingegen wird eher bei weiterführenden Sätzen ohne Neuerungen verwandt. Die Partikel ayaa wird normalerweise genau so wie die Partikel baa verwandt.

An alle Partikel können enklitische Personalpronomina angehängt werden, welche dann zur Referenzierung des Fokussierten dienen (Kopfmarkierung). Grundsätzlich kann jedes Substantiv, das vor dem Verbal Piece (dem finalen Verbal Complex) steht, fokussiert werden, wobei als Faustregel gilt: Das Substantiv neben der Fokuspartikel ist dasjenige, welches im Fokus steht (Ausnahme ist, wenn das Subjekt im Fokus steht).

Beispiele: Isagu wuu keenaa buuggan. "Er bringt dieses Buch.".

Fragesatz

Entscheidungsfragen werden mit einer der beiden Fragepartikeln ma oder miyaa gebildet: Adigu ma keenaysaa buug? "Bringst du mir ein Buch?" oder Miyaad keenaysaa buug? "dass.".

Sachfragen werden mit dem Interrogativpronomen kee/tee "wer/was"gebildet.

Literatur

Grammatiken

  • Saeed, John Ibrahim 1993. Somali Reference Grammar ². Kensington: Dunwoody Press. ISBN 0-931745-97-7
  • Berchem, Jörg 1991. Referenzgrammatik des Somali. Köln: OMIMEE Intercultural Publishers. ISBN 3-921008-01-8

Lehrbücher

  • Orwin, Martin 1995. Colloquial Somali. A complete language course. London: Routledge. ISBN 0-415-10009-7
  • Griefenow-Mewis, Catherine 2004. Lehrbuch des Somali. Eine praktische Einführung². (Afrikawissenschaftliche Lehrbücher, Band 16) Köln: Köppe. ISBN 3-89645-571-0
  • Zorc, R. David & Abdullahi A. Issa 1990. Somali Textbook. Kensington: Dunwoody Press. ISBN Number: 0-931745-48-9

Wörterbücher

  • R. David Zorc, Madina Osman 1993. Somali–English Dictionary with English Index ³. Kensington: Dunwoody Press. ISBN 0-931745-94-2
  • Farah, Mohamad Ali & Dieter Heck 2001. Somali Wörterbuch Deutsch–Somali / Somali–Englisch–Deutsch ³. Hamburg: Buske. ISBN 3-87548-055-4
  • Agostini, Francesco (ed.) 1985. Dizionario Somalo-Italiano. Roma: Gangemi. ISBN 88-7448-001-6
  • Puglielli, Annarita (ed.) 1998. Dizionario Italiano-Somalo. Roma: Carocci, Università degli Studi de Roma Tre - Dipartimento di Linguistica. ISBN 88-430-1115-4.

Einzelnachweise

  1. The Transitional Federal Charter of the Somali Republic

Weblinks

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