Sojus 22

Sojus 22
Missionsdaten
Mission: Sojus 22
NSSDC ID: 1976-093A
Raumschiff: Sojus 7K-TM (GRAU-Index 11F615A12)
Seriennummer 74
Masse: 6510 kg
Trägerrakete: Sojus U (GRAU-Index 11A511U)
Rufzeichen: Ястреб (Jastreb - „Habicht“)
Besatzung: 2
Start: 15. September 1976, 09:48:30 UTC
Startplatz: Baikonur LC1
Landung: 23. September 1976, 07:40:47 UTC
Landeplatz: 150km NW von Zelinograd
Flugdauer: 7d 21h 50min
Erdumkreisungen: 127
Umlaufzeit: 89,3 min
Bahnneigung: 64,8 °
Apogäum: 296 km
Perigäum: 185 km
Navigation
Vorherige
Mission:
Sojus 21
Nachfolgende
Mission:
Sojus 23

Sojus 22 ist die Missionsbezeichnung für den Flug eines sowjetischen Sojus-Raumschiffs. Es war der 39. Flug im sowjetischen Sojusprogramm.

Inhaltsverzeichnis

Besatzung

Hauptmannschaft

Für diese Mission wurden Kosmonauten ausgewählt, die nicht speziell für den Aufenthalt an Bord einer Raumstation ausgebildet waren. Bykowski war ein Mitglied der ersten Kosmonautengruppe der Sowjetunion und war 14 Jahre zuvor bereits mit Wostok 5 im All. Aksjonow war erst 1973 zum Kosmonautenkorps gestoßen und hatte zuvor in keiner Ersatz- oder Unterstützungsmannschaft gedient.

Ersatzmannschaft

Die Unterstützungsmannschaft bestand aus Leonid Iwanowitsch Popow und Boris Dmitrijewitsch Andrejew.

Missionsüberblick

Der gewählte Orbit (Bahnneigung 64,75º) war ungewöhnlich für ein Sojus-Raumschiff. Solch eine Umlaufbahn wurde seit den Woschod-Flügen nicht mehr benutzt. Der Grund dafür war, eine maximale Abdeckung des DDR-Territoriums zu erreichen. An der Stelle, wo sich normalerweise bei Sojus-Raumschiffen der Kopplungsstutzen befand, war Sojus 22 mit der Multispektralkamera MKF 6 ausgestattet. Diese stammte vom VEB Carl Zeiss Jena. Damit wurden mehr als 2500 Aufnahmen im sichtbaren und infraroten Spektralbereich von großen Teilen des UdSSR sowie des gesamten DDR-Territoriums gemacht.

Es wurden zwei Anpassungen der Umlaufbahn durchgeführt, beide innerhalb von 24 Stunden nach dem Start. Nach der ersten Bahnkorrektur während des vierten Umlaufs betrug die Bahnhöhe zwischen 280 km und 250 km. Die zweite Zündung des Triebwerks während der sechzehnten Umkreisung führte zu einer fast kreisförmigen Bahn zwischen 257 km und 251 km Höhe.

Die offiziellen Aufgabe war die Überprüfung und Verbesserung der Methoden zur Erduntersuchung im Interesse der Volkswirtschaften der UdSSR und der DDR. Die eingesetzte Kamera hatte sechs Objektive - vier für sichtbares und zwei für infrarotes Licht. Es wurde jeweils ein 165 km breiter Streifen der Erdoberfläche untersucht. Das bedeutet, dass innerhalb von zehn Minuten eine Fläche von einer halben Million Quadratkilometern untersucht werden konnte. Die MKF 6 ermöglichte eine Kombination von Photogrammetrie und Spektrometrie. Die Objektivbrennweite betrug 125 mm, die beobachteten Spektralbereiche 460-500 nm, 520-560 nm, 580-620 nm, 640-680 nm, 700-740 nm, 780-860 nm die auf Filmen mit einem Format 56 mm x 81 mm aufgezeichnet wurden.

Als Randnotiz sei angemerkt, dass zur selben Zeit das NATO-Manöver „Exercise Teamwork“ in Norwegen stattfand. Durch die von der Umlaufbahn der Almaz-Stationen abweichende Bahnlage wurden große Teile von Norwegen überflogen, so dass möglicherweise Aufnahmen des Manövergebiets (geschätzte Auflösung 35 Meter) gemacht wurden. Aussagen dazu liegen nicht vor.

Die ersten Testfotos wurden von der Baikal-Amur-Magistrale gemacht, die gerade gebaut wurde. Am dritten Tag fotografierten die Kosmonauten ein Gebiet von Sibirien bis zum Ochotskischen Meer und die nördliche UdSSR.

Die Besatzung untersuchte am vierten Tag die Erdatmosphäre und machte Aufnahmen vom Mondauf- und -untergang, während sie die Erde umkreisten. Das erlaubte ihnen zu sehen, wie sauber die Fenster des Raumschiffes waren. Weitere Fotos folgten von Zentralasien, Kasachstan und Sibirien mit einem Augenmerk auf geologische Formationen und Landwirtschaft.

Am fünften Tag stand Aserbaidschan, der südliche Ural, erneut die BAM und Westsibirien im Mittelpunkt. Zur selben Zeit flog ein Flugzeug mit einer zweiten Kamera über die Gebiete. Später verglich man die gemachten Aufnahmen miteinander.

Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS berichtete über den sechsten Tag der Mission, dass Aufnahmen von Gebieten gemacht wurden, die noch nie das Objekt von Raumfotografie gewesen waren, wie Teile von Sibirien, der nördlichen und der europäischen UdSSR.

Während des letzten Tages der Mission konzentrierte man sich auf die DDR. Eine Antonow An-30 überflog das Gebiet mit einer baugleichen Kamera, wie Sojus 22 sie hatte. Weiterhin wurden Zentralasien, Kasachstan, Ostsibirien und südwestliche Teile der Sowjetunion fotografiert, um sie mit früher gemachten Aufnahmen vergleichen zu können.

Die Besatzung musste am Ende die Kamera auseinandernehmen, um auch an die Filter (blau, grün, orange, rot, violett und schwarz) zu gelangen. Die Filter wurden gebraucht, um die Aufnahmen später kalibrieren zu können. Der Ausbau nahm mehrere Stunden in Anspruch.

Neben den Erdaufnahmen führte die Besatzung eine Reihe von biologischen Experimenten während der einwöchigen Mission durch. So war eine kleine Zentrifuge an Bord, mit der untersucht wurde, wie Pflanzen in künstlich erzeugter Schwere wachsen. Sie untersuchten auch den Effekt von kosmischen Strahlen, die das Auge passieren. Dieser Effekt wurde zuerst von Apollo-Astronauten während ihrer Ruhephasen wahrgenommen. Sie sahen helle Blitze, als sie ihre Augen schlossen. Dies wurde durch die tatsächlich durchs Auge tretenden kosmischen Strahlen verursacht. Sojus 22 hatte außerdem ein kleines Aquarium an Bord, so dass die Crew das Wachstum der Fische verfolgen konnte.

Nach einer höchst erfolgreichen Mission nahmen die Kosmonauten die Filme aus der Kamera und verstauten sie mit anderen Dingen, die zur Erde zurückkehren sollten, im Rückkehrmodul. Der Eintritt in die Erdatmosphäre und die Landung erfolgten völlig normal.

Die Besatzung hatte insgesamt 30 Gebiete fotografiert und dabei 2.400 Aufnahmen gemacht. Keine der Kassetten war fehlerhaft, und alle Aufnahmen waren von guter Qualität. Es wurde gesagt, dass von den Ergebnissen die Landwirtschaft, Kartografie, Mineralogie und Hydrologie profitieren würde.

Siehe auch

Weblinks und Quellen

  • spacefacts.de: sojus 22
  • space.kursknet.ru: Soyuz 22 (englisch/russisch)
  • What Do You Do With A Spare Spacecraft? (englisch)
  • NSSDC Master Catalog: Soyuz 22 (englisch)
  • „Sojus-22 erforscht die Erde“, Akademie-Verlag Berlin 1980 (gemeinsame Ausgabe der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Akademie der Wissenschaften der UdSSR)

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