Soda-Brücke

Soda-Brücke

Soda-Brücke ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine Brücke, die einfach nur so da ist, also derzeit keinerlei Funktion erfüllt und mangels Zufahrten nicht benutzbar ist. Der Grund für das Bestehen derartiger Bauten liegt meist in der mangelnden Finanzierung des Projektes. Weiterhin wird mit unzureichenden Planungen, aus Gründen politischen Prestiges oder zur Erhaltung des Baurechts mit dem Brückenbau begonnen, bevor die Finanzierung der restlichen Strecke (Autobahn, Eisenbahn) gesichert ist. Aus bautechnischen Gründen ist es geboten, vor dem eigentlichen Fahrbahnbau mit dem Bau von Brücken zu beginnen, da Brücken aufgrund ihres Gewichtes einer Absenkung unterliegen können. Schwierigkeiten kann es auch dann geben, wenn sich die Brücke an der Grenze zweier Baulose befindet und diese nicht gleichzeitig realisiert werden. Somit kommt es sehr häufig vor, dass solche auf „Vorrat“ gebaute Brücken zumindest über einen mittelfristigen Zeitraum scheinbar nutzlos in der Landschaft stehen. Werden solche Bauwerke längerfristig nicht dem Verkehr übergeben, so werden sie als Investitionsruinen bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Die Soda-Brücke bei Euskirchen, hinten links das Ende der Autobahn, die nicht weitergebaut wurde.

Allein in Deutschland gibt es zahlreiche Beispiele für ungenutzte Soda-Brücken. Ein prominentes Beispiel ist eine Autobahnbrücke an der A 1 bei Euskirchen, die für die geplante A 56 in den 1970er Jahren gebaut wurde. Am 15. Juni 2001 präsentierte die Kölner Rockband BAP dort ihr neues Album „Aff un zo“ und bildete die Brücke auf dem Cover ab. Die Brücke ist auch bekannt als tote Brücke von Euskirchen.

2005 geriet insbesondere die Itztalbrücke im Nordosten Coburgs als angebliche Steuerverschwendung in die Diskussion. Die neue Brücke ist Teil der im Bau befindlichen Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt, deren Fertigstellung für 2017 geplant ist. Gleiches gilt für die Geratalbrücke Ichtershausen bei Erfurt, die seit 2001 fertiggestellt ist.

Im Ruhrgebiet existiert seit den späten 1970ern zwischen den Städten Bochum und Dortmund eine Planung für den „Neuen Hellweg“ nördlich der Autobahn A40, dessen Bau nur begonnen und nach wenigen Jahren unvollendet geblieben ist. Lediglich ein Teilstück der vierspurig geplanten Schnellstraße, westlich beginnend an der B 235 in Castrop-Rauxel-Merklinde, wurde gebaut und dem Verkehr übergeben. Die Trasse endet nach 1,5 Kilometern östlich an den Rampen neben einer nutzlosen „Soda-Brücke“ über die Dortmunder Straße in Castrop-Rauxel-Frohlinde (Lage51.53757.3391666666667). Der östliche Brückendamm wurde nicht mehr aufgeschüttet. So ist die Bauwerkskonstruktion als Anschauungsobjekt seit etwa 30 Jahren einsehbar, zum Beispiel für die Bauingenieur-Studenten der Universitäten Bochum und Dortmund.

Eine unechte Soda-Brücke ist die Schänzle-Brücke in Konstanz. Geplant in den 1970er und gebaut in den 1980er Jahren wurde sie vierspurig als Teil einer Autobahn über den Rhein in die Schweiz, jedoch nur mit Behelfszufahrten versehen und zweispurig für den innerstädtischen Verkehr genutzt. Erst 2000-2006 erfolgte der Umbau der Zufahrten zur vollen vierspurigen Nutzung mit Anbindung in die Schweiz, jedoch auf deutscher Seite nur im Zuge einer Bundesstraße.

Als Beispiel von Soda-Brücken von Reichsautobahnen sei auf die RAB-Strecke 46 verwiesen (Würzburg–Fulda). Hier stehen einige große, fertiggestellte Überführungsbauwerke, z. B. über die Straße MSP 17 Burgsinn-Gräfendorf, sowie mehrere kleine Brücken. Diese Trasse bis Gräfendorf, teilweise zu 90 % fertig, ist nach Einstellung des Baus 1940 in der Nachkriegszeit nicht weitergebaut worden. Ein Grund waren neue Normen für die Trassierung, so z. B. max. 6 % Steigung statt vorher zulässiger 8 %. Ein anderer spezifischer Grund war die durch die Zonengrenze notwendig gewordene Verkehrsanschließung des nunmehrigen ostbayerischen Zonenrandgebiets. Die heutige A7 verläuft daher 20-30 Kilometer östlich der Baustelle der Strecke 46.

Eine Soda-Brücke aus Neuseeland ist die Bridge to Nowhere (Brücke nach Nirgendwo). Die Prinz-Willem-Alexander-Brücke in den Niederlanden wird spöttisch Brug van niks naar nergens (Brücke von Nichts nach Nirgendwo) genannt, weil ihre zwei Richtungsfahrbahnen im Süden auf einer gewöhnlichen Landstraße enden.

Das Phänomen der Soda-Brücke ist nicht neu; es existierte bereits in der Antike. Bei den archäologischen Ausgrabungen beim Römerkanal wurden Fundamente von Brücken gefunden, deren geringfügig von der idealen Linie abweichende Lage nur den Schluss zuließ, dass sie bereits vor dem Bau der eigentlichen Wasserleitung errichtet wurden.[1]

Bildergalerie

Weblinks

 Commons: Brücken ins Nirgendwo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Römerkanalwanderweg, Ein archäologischer Wanderführer, Textband Seite 27 f. Autor: Klaus Grewe ISBN 3-92-1805-16-3

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