Smith & Wesson No 3

Smith & Wesson No 3

Der Smith & Wesson Model No 3 war der erste nach vorne abklappbare Revolver mit einem mechanischen Patronenhülsenauswurf, in den Kalibern .44 und .45, welcher 1870 von der Firma Smith & Wesson am Markt eingeführt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zwischen 1856 und 1872 hatte Smith & Wesson ein Monopol am Markt für Patronenrevolver. Mit der Einführung des Smith & Wesson No 1 im Jahre 1856 war der erste Meilenstein in der Geschichte der Patronenrevolver gemacht. Da Colt und Remington patentrechtlich gebunden waren, konnten diese offiziell noch keine Hinterlader-Revolver einführen. Colt versuchte es mit dem Umbau zum Colt Thuer Revolver, bei dem die Patronen von vorne in die hinten geschlossene Trommel eingepresst wurden und die Firma Remington Remington New Model Army erwarb eine Lizenz bei S&W zur Herstellung von Umbausätzen für seine Perkussionsrevolver, um diese zu Hinterladern umzubauen – so genannte Conversions.

Smith & Wesson Army No. 2

Smith & Wesson wollte nach dem Erfolg des .22 cal. Modell No 1, dem .32 cal. No. 1 1/2 und dem im amerikanischen Bürgerkrieg von vielen Offizieren als Zweitwaffe privat erworbenen .32 cal. Army No. 2 ebenfalls einen großkalibrigen Revolver im Kaliber .44 und .45 am Markt etablieren. Es gab einige Versuche, bis man schließlich das Model No 3 entwickelte. No 3 war aber eigentlich keine genaue Modellbezeichnung, sondern die Bezeichnung für die Rahmengröße der Rohlinge; dahinter verbarg sich eine ganze Modellreihe, da es hier eine Vielfalt von Typen gab. Die bekanntesten Typen der No 3 Serie sind "The Russian Model" (Russisches Modell) und das "Schofield" Modell.

Funktionsmerkmale

Smith & Wesson No. 3 (Russian) mit herausgenommener Trommel – hier ist die Welle für den Patronen Auswurfmechanismus gut zu sehen

Es gab zwei bahnbrechende Neuerungen beim Model No 3: Erstens konnte der Lauf samt Trommel nach vorne abgekippt werden. Somit war die gesamte Trommel offen und konnte sehr rasch beladen werden. Man klappte die Laufpartie einfach wieder zu und die Waffe war feuerbereit. Die zweite Neuerung war der mechanische (quasi automatische) Hülsenausstoßer. Wurde der Lauf um mehr als 90 Grad nach vorne abgekippt, so trieb eine Mechanik einen Kranz in der Mitte der Trommel heraus, welche die leeren Patronenhülsen aus den Trommelkammern schob. Der Lauf wurde dann wieder in eine Winkel von ca. 45 Grad zurückgenommen, und der Ausstoßer ging in seine Ausgangsposition zurück. Diese Mechanik wurde von vielen Waffenproduzenten kopiert und bis in das 20. Jahrhundert hinein verwendet (z. B. Webley und Enfield aus Großbritannien). Das Modell No 3 war ein Single Action Revolver mit einer Ladung von 6 Schuss in der Trommel.

Die wichtigsten Modelle

American Model

Nach Versuchen mit grosskalibrigen Revolvern auf der Basis des No. 2 Rahmens konnte Smith & Wesson Patente erwerben, welche die Herstellung von Kipplaufrevolvern mit Zentralauswerfer erlaubten. Der erste Revolver im Kaliber .44 Rimfire (Henrypatrone) wurde im Mai 1870 fertig und wurde den verantwortlichen Stellen der U.S. Armee zur Prüfung zugesandt. Diese stellten die Überlegenheit der Waffe über alle bislang geprüften Revolver fest, empfahlen aber die Änderung von Randfeuer auf Zentralfeuer. Ende 1870 bestellte die Armee 1000 dieser S&W Model No. 3 First Model Single Action Revolver mit einer Lauflänge von 8 Zoll, im Kaliber .44 S&W American (andere Bezeichnung .44/100)

Vom S&W No 3 First Model wurden gesamthaft etwa 8000 Stück hergestellt, einige wenige auch für die .44 Henry Randfeuerpatrone. Diese, und die bis Seriennummer 38.000 laufenden, etwas verbesserten No. 3 Second Model American Revolver wurden bald zu einer der beliebtesten Waffen des Wilden Westens. Viele Gesetzeshüter, aber auch Cowboys und Revolverhelden griffen auf dieses Modell zurück. Mit den später für die .44 Russian-Patrone hergestellten Waffen wurden rund 120.000 Stück des S&W Model No. 3 erzeugt. Man kann deshalb diese Waffe mit dem weitaus besser bekannten Colt Peacemaker (Colt Single Action Army) gleichstellen (vom Colt SAA wurden bis 1940 rund 350.000 Stück erzeugt). Somit beansprucht auch der Smith & Wesson No 3 das Prädikat: "Die Waffe, die den Westen eroberte" (The gun that won the West) für sich.

Russian Model

Smith & Wesson No. 3 „Russian Model“ im Kaliber .44

Ein Exemplar vom American Model im Kaliber .44/100 ging auch an den russischen Militärattaché, General Gorloff. Russland zeigte Interesse und bestellte im Laufe der Zeit eine grosse Anzahl dieser Revolver für eine etwas abgeänderte Munition, der .44 Russian. Wie die .44/100 American war sie eine Zentralfeuerpatrone, der etwas grössere Hülsendurchmesser bedingte jedoch eine abgesetzte Trommelbohrung. Die mehr als 130.000 nach Russland gelieferten Waffen hatten eine kyrillische Laufbeschriftung. Sie wurden in verschiedenen Varianten hergestellt, der Abzugbügel erhielt einen zusätzlichen Haken und auch die Form des Griffes änderte. Interessant ist, dass eine späte Version des S&W Russian Model in der deutschen Firma Ludwig Löwe & Co, Berlin hergestellt und nach Russland geliefert worden ist.

Das Geschäft mit Russland etablierte Smith & Wesson als ein internationales Unternehmen und der Erfolg blieb auch in Amerika nicht aus. Der S&W No. 3 Russian Model und seine Nachfolger, auch als Double-Action Modell, wurden bis ins zwanzigste Jahrhundert in grosser Zahl hergestellt und erst durch die S&W Hand-Ejector Modelle mit Ausschwenktrommel abgelöst.

Schofield Model

Smith & Wesson No. 3 "Schofield Model" im Kaliber .45
U.S.Cavalry Munition

Dieses Modell ist wohl das bekannteste aus der S&W No 3 Serie. Es entspricht den Vorgängern mit einer von Major Schofield verbesserten Laufverriegelung, die am Rahmen anstatt am Lauf befestigt ist. Die US Kavallerie kaufte davon rund 7.000 Stk. Dies führte dazu, dass Logistikprobleme auftraten, da die Trommel des Schofield zu kurz war für die Ordonnanzpatrone .45 Long Colt. Ab 1875 wurde deshalb eine kürzere und schwächere Einheitspatrone ausgegeben. Von der Truppe wurde auch bemängelt, dass der Revolver beim Nachladen, besonders zu Pferde, sämtliche Patronen auswarf, ob verschossen oder nicht. Beim Colt konnten die leeren Hülsen einzeln ausgestossen werden. Dabei ist zu bedenken, dass der Mann gesamthaft nur 18 Revolverpatronen und 50 Gewehrpatronen auf sich trug. Aus diesen Gründen wurde der Schofield ausgemustert und bereits 1880 in den zivilen Markt verkauft oder an National Guard-Einheiten abgegeben. Ein wichtiger Abnehmer war die Wells Fargo Express Company, die diese Revolver mit auf 5 Zoll gekürzten Läufen für ihre Agenten erwarb. Diese -W.F.&Co's Ex- markierten Schofields sind heute gesuchte Sammlerstücke.

Target Model

1887 wurde im Kaliber .32-44 und .36-44 das Target Modell eingeführt. Target bezeichnet eine spezielle Entwicklung für das Scheibenschießen. Dieses Modell war der erste Revolver am Markt mit einer verstellbaren Visiereinrichtung. (Im Gegensatz zu allen Standard Revolvern, die ein starres Visier haben)


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