Bahlsen

Bahlsen
Bahlsen GmbH & Co. KG
Logo
Rechtsform GmbH und Co. KG
Gründung 1889
Sitz Hannover

Leitung

  • Werner M. Bahlsen (Chairman)
  • Michael Gawron (Finances / Administration)
  • Dr. Cristoph Hollemann (Operations)
  • Sönke Renk (Sales)
  • Nico Schlegel (Marketing)
Mitarbeiter 2.691 (2009) [1]
Umsatz 506 Mio. EUR (2009)[1]
Branche Lebensmittelherstellung
Produkte Süßwaren
Website www.bahlsen.com
Historische Bahlsen-Produkte

Die Bahlsen GmbH & Co. KG ist ein deutsches Familienunternehmen der Backwarenbranche mit Hauptsitz in Hannover. Gegründet wurde es 1889 durch Hermann Bahlsen (1859–1919).

Inhaltsverzeichnis

Produktidee und Markenstrategie

Cakes

Leibniz-Keks mit 52 Zähnen

Hermann Bahlsen arbeitete als Zuckerhändler im Vereinigten Königreich und lernte dort die englischen Cakes (englisch Kuchen) kennen. Im Jahre 1889 gründete er die Hannoversche Cakesfabrik. Während die Konkurrenz ihr Gebäck lose verkaufte, bot er seine Ware bereits abgepackt in Tüten an. Bahlsen nannte 1892 seine Kekse mit Buttergeschmack (Butter-Cakes) nach dem langjährigen hannoverschen Hofbibliothekar und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz. Der Werbeslogan lautete 1898: Was ißt die Menschheit unterwegs? Na selbstverständlich Leibniz Cakes!. Die Benennung beruht auch auf der Suche von Leibniz nach einem haltbareren Produkt für Soldaten, wobei er auf Zwieback stieß.

TET-Markenzeichen

TET
Waren-
zeichen

1903 wurde das seit 1896 als Markenzeichen eingetragene springende Pferd durch das TET-Zeichen ersetzt, das der Graphiker Heinrich Mittag entworfen hatte. Die altägyptische Hieroglyphe "dschet" gesprochen (vereinfacht "tet" geschrieben) bedeutet „ewig dauernd“, wobei es sich um einen Hinweis auf das Dauergebäck handelte. Der hannoversche Museumsdirektor Friedrich Tewes hatte von einer Ägyptenreise die Idee mitgebracht, das altägyptische Wort TET für die Kekspackungen zu verwenden. 1904 kam die erste TET-Packung mit Leibniz-Cakes für 30 Pfennig auf den Markt. 1911 wurde das von Bahlsen verwendete Wort Kekse als Übersetzung für das englische Cakes in den Duden aufgenommen. Ab 1954 wurde die thermoplastische Steifverpackung verwendet, eine in der Beschichtung verschweißte Aluminiumfolie.

Künstlerische Reklamemarken

Bahlsen-Reklamemarken von Änne Koken (1913)

Ein besonderes Element der Werbung des Unternehmens Bahlsen bildeten die künstlerischen Reklamemarken, die von Bahlsen in den Jahren 1912 bis 1914 herausgegeben wurden. Es gab insgesamt 8 Serien von Künstlermarken, die von verschiedenen Künstlern, wie Heinrich Vogeler, gestaltet wurden. Änne Koken entwarf zwei Serien."[2] Die Serie C (siehe Foto) von Änne Koken vom Januar 1913 erzählt in 12 Bildern das Erfolgsgeheimnis der Bahlsenkekse:

Mehl/ und Eier/ Milch von der Kuh/ würzige Butter/ Zucker dazu/ rühren/ und backen/ sauber verpacken/ fertig zur Reise/ in alle Welt/ himmlische Speise/ für wenig Geld.

Hauptperson und Erzähler der Bildergeschichte auf den Marken ist ein geflügelter Putto. Die Marken dieser Serie zeigen die erforderlichen Zutaten, den Herstellungs- und Verpackungsprozess und die weltweite Verbreitung des Produkts. Die Reklamemarken wurden den Kunden gegen Einsendung von Gutscheinen, die den Kekspackungen beigefügt waren, zugeschickt. Für 12 Gutscheine gab es 12 Künstlermarken.

Fabrikations- und Verwaltungsgebäude

1911 entstand rund um die ältere Fabrikanlage im hannoverschen Stadtteil List ein Verwaltungsgebäude an der Podbielskistraße sowie ein Fabrikationsgebäude an der Lister Straße. Die Gebäude gehören zu den besten architektonischen Leistungen des Jugendstils in Hannover.

Im Verwaltungsgebäude gibt es neben dem Foyer den kleinen und den großen Sitzungssaal, die dekorativ im Jugendstil ausgestattet sind. Darunter befinden sich ein farbiger Wandfries von Georg Herting, eine über 5 m hohe, farbige Fensterfront von Adolf Hölzel sowie ein Bilderfries von Julius Dietz mit dem Titel Die Göttin TET auf ihrem Thron.

Mehrfach tauchen an der prunkvoll gearbeiteten Sandsteinfassade aus Langensalzaer Travertin Darstellungen des Leibniz-Kekses auf.

Heute werden am ursprünglichen Unternehmenssitz keine Backwaren mehr produziert. Jedoch gibt es hier noch den Direktverkauf aus dem Werk von Barsinghausen) und das Bahlsen - Museum mit einer Sammlung zur Unternehmens- und Kulturgeschichte der von Bahlsen produzierten Backwaren. Der große Gebäudekomplex ist renoviert und umgewandelt worden. Heute ist es der Podbi-Park, ein Geschäftsviertel mit Büros, Hotel, städtischen Einrichtungen (Bürgeramt, Stadtbibliothek) und einer Einkaufspassage.

Die Unternehmenshauptverwaltung zog 1976 in ein zu damaliger Zeit hochmodernes neues Bürogebäude an der gleichen Straße drei Kilometer stadtauswärts am Mittellandkanal um. Etwa 2000 wurde der Sitz wegen Asbestbelastung in den früheren Hauptsitz zurückverlegt. Das Unternehmensgebäude am Kanal wurde 2003 abgerissen. Im Jahr 2008 wurde das Unternehmensgelände mit Wohn- und Geschäftsbauten sowie einem Straßennetz überbaut und die Lücke zum Spannhagengartenviertel entland des Mittellandkanals geschlossen.

Daten zur Unternehmensgeschichte

Bahlsen-Keksfabrik um 1900
Bahlsen-Werbefahrzeug bei einem Keksverkauf vor dem Opernhaus Hannover

1889 wurde die Hannoversche Cakesfabrik durch Übernahme des Fabrikgeschäftes engl. Cakes und Biscuits gegründet und hatte zu dem Zeitpunkt zehn Mitarbeiter. 1891 wurde der Leibnizkeks erfunden und 1894 auch in Amerika hergestellt. 1893 erhielt Bahlsen für seine Produkte auf der Nahrungsmittelausstellung in Brüssel eine Goldmedaille, im gleichen Jahr wurde ihm bei der World Columbian Exposition-Weltausstellung in Chicago für seine Tet-Kekse eine Goldmedaille verliehen.

1899 hatte das Unternehmen 300 Mitarbeiter und 1905 fand die erste Fließbandproduktion in Europa statt. 1912 wurde die Firma in H. Bahlsens Keksfabrik geändert. 1913 wurden rund 1.700 Mitarbeiter beschäftigt.

In den Jahren 1916 und 1917 ließ Bahlsen Pläne für eine Retortenstadt unter der Bezeichnung TET-Stadt in Hannover entwickeln, die nicht verwirklicht wurden. Sie sollte zugleich Wohn- und Arbeitsstätte für die Beschäftigten der Bahlsen-Werke werden.

Am 6. November 1919 verstarb Hermann Bahlsen, Hans Bahlsen übernahm das Unternehmen. Zum ersten Mal nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Leibniz-Kekse wieder nach Original-Rezept produziert. 1922 hatte das Unternehmen nur noch 633 Mitarbeiter.

1940 mussten erste Fremdarbeiter eingestellt werden. Im selben Jahr wurde das Sortiment des Unternehmens auf elf Artikel gekürzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 wurden die Fabriken und Distributionsstrukturen wiederaufgebaut.

1951 betrieb die Flessner KG die erste automatische Produktionsanlage für Kartoffelchips in Europa. Dieses Unternehmen wurde 1964 schon zu größten Teilen, 1985 schließlich komplett übernommen.

1963 wurden auf dem deutschen Markt Erdnussflips eingeführt, das Unternehmen Bahlsen beteiligte sich an dem Unternehmen Wilhelm Liebelt in Hamburg und stieg ins Nussgeschäft ein.

1965 übernahm Bahlsen das österreichische Unternehmen Kelly Ges.m. b.h. (ehemals American Popcorn Company)

Bahlsen übernahm 1966 die Kuchenfabrik Brokat in Oldenburg, die 1991 an einen amerikanischen Konzern verkauft wurde. Ebenfalls wurde 1968 die Gubor Schokoladenfabrik im Schwarzwald übernommen. Das damals modernste Chipswerk Europas wurde im selben Jahr in Neunburg vorm Wald in Betrieb genommen. Eine weitere Übernahme fand 1991 statt, wobei das Unternehmen die Erste Thüringer Keksfabrik in Bad Liebenstein aufkaufte.

Bahlsen wurde in den 1970er Jahren zu einem internationalen Unternehmen, da es Verkaufsgesellschaften und Auslieferungslager im europäischen Ausland einrichtete. Seit den 1990er Jahren produziert Bahlsen weltweit, seit 1987 nicht mehr an seinem Gründungsort in Hannover. Anfang der 1990er Jahre wurde die im sächsischen Radebeul reprivatisierte Dauerbackwaren GmbH übernommen, das Werk 1992/1993 jedoch stillgelegt.[3]

1993 fand in der Gruppe eine Umstrukturierung statt, dabei wurde zwischen den zwei Unternehmensbereichen „süß“ und „snack“ unterschieden, die getrennt produzierten. Nochmals geändert wurde die Firma 1994 von Hermann Bahlsen Keksfabrik KG in Bahlsen KG.

1995 Übernahme der Gebäcksparte von Brandt (Brandt und Gottena).

1999 teilte sich die Bahlsen KG nach familiären Problemen in drei Sparten: Süß (Bahlsen), salzig (Lorenz Bahlsen Snack-Gruppe, 2001 in Lorenz Snack-World umbenannt), sowie Immobilien mit den weiteren Marken der Gruppe (z.B. Soletti und Kelly; heute von einer Holding in der Schweiz geführt). Die beiden Sparten, die heute nicht mehr Bahlsen heißen, sind mittlerweile vollständig eigenständige Unternehmen ohne Verbindungen zu Bahlsen.

2004 wurde ein 1954 in Lindau am Bodensee gegründetes Werk für Salzletten nach Polen verlegt, nur der Fabrikverkauf wurde an anderer Stelle aufrechterhalten.

2005 wurde die Kuchenproduktion vom Standort Oldenburg (Oldbg) nach Varel verlegt. Damit wurde der Produktionsstandort Oldenburg geschlossen, auch hier wurde der Fabrikverkauf an anderer Stelle aufrechterhalten.

2009 Umbenennung der Privatlabeltochter Gottena (Schneverdingen) in Bisquiva.

Unternehmensdaten

  • 3.431 Mitarbeiter (2005; Bahlsen-Gruppe)
  • ca. 525 Millionen € Jahresumsatz (2005; Bahlsen-Gruppe)
  • Jahresabsatz von 152.000 t (2005; Bahlsen-Gruppe)
  • Export in mehr als 80 Staaten
  • 5 Bahlsen-Produktionsstandorte
  • Außereuropäische Bahlsen-Standorte in Kalifornien und Singapur
  • Die Unternehmensanteile gehören seit 1999 vollständig Werner M. Bahlsen (zwischen 1996 und 1999 gehörte das Unternehmen zu gleichen Teilen Werner M. Bahlsen, Lorenz Bahlsen und Andrea von Nordeck[†])

Literatur

  • Bahlsen 1889 - 1964, Firmenchronik anlässlich des 75. Gründungstages; Herausgeber: H. Bahlsens Keksfabrik KG, Hannover
  • Wolfgang Leonhardt: List und Vahrenwald, zwei prägende Stadtteile von Hannover, Hamburg 2005, ISBN 3-8334-3333-7
  • Olaf Matthes: "Markenführung und Stilwandel in der Anzeigenwerbung des LEIBNIZ-KEKS der H. Bahlsens Keksfabrik KG Hannover"- Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
  • Reiner Meyer: Die Reklamekunst der Keksfabrik Bahlsen in Hannover von 1889-1945, Dissertation zur Erlangung des philosophischen Doktorgrades am Fachbereich Historisch-Philologische Wissenschaften an der Georg-August-Universität zu Göttingen, Münster 1999; pdf-deposit mit zahlreichen Abbildungen

Weblinks

 Commons: Bahlsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b bahlsen.com: Fact Sheet, 2009
  2. Babette Kaiserkern: Änne Koken – Einführung in Leben und Werk. Vortrag vom 17. Juni 2007 im Historischen Museum, Hannover.
  3. Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2., leicht geänderte Auflage 2006, S. 208 f., ISBN 3-938460-05-9
52.3900611111119.75235

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