Slaby-Beringer

Slaby-Beringer
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Slaby-Beringer Elektrowagen, 1920
Slaby-Beringer Elektrowagen, 1920

Slaby-Beringer war ein deutscher Hersteller von Autos, vor allem Elektrowagen, der von 1919 bis 1924 in Berlin-Charlottenburg produzierte.

Der 1887 in Berlin geborene Rudolf Slaby war ein Sohn des Professors Adolf Slaby, Dozent an der Technischen Hochschule in Berlin und Mitbegründer von Telefunken. Rudolf Slaby begann seine Laufbahn in der deutschen Flugzeugindustrie. Nach dem Krieg war die Nachfrage nach Flugzeugen geringer und Rudolf Slaby sah sich nach anderen Möglichkeiten um.

Er promovierte 1919 an der TH Hannover zum Dr.-Ing. und gründete im gleichen Jahr mit seinem Cousin Hermann Beringer die Firma SB-Automobil-Gesellschaft m.b.H., die kleine Elektrowagen herstellte. Die Fabrikation startete zunächst in Berlin-Charlottenburg, in der ehemaligen Sophienstraße 19–22 nahe der heutigen TU Berlin.

Rudolf Slaby entwarf ein kleines, von einem Elektromotor angetriebenes Einpersonenauto. Diese revolutionäre Entwicklung hatte eine selbsttragende Karosserie aus Triplex-Kunststoff, und war speziell für Kriegsinvaliden entworfen - die aber meist nicht das nötige Geld für den Kauf des Kleinwagens besaßen.

Der in Zschopau in Sachsen tätige, in Dänemark geborene Industrielle Jørgen Skafte Rasmussen, unter anderem Produzent der Motorräder der Marke DKW, begegnete im Sommer 1919 in Berlin Rudolf Slaby, der in dem winzigen Elektroautomobil unterwegs war. Rasmussen war begeistert und gab Slaby auf der Stelle einen Auftrag für hundert Stück des Slaby-Beringer genannten Wagens, die er auf der Leipziger Messe anbot.

Später überzeugte Hermann Beringer seinen Cousin, einen Zweisitzer zu bauen, der von einem DKW-Motor angetrieben wurde. Ab 1920 wurden 200 SB-Wagen nach Japan verkauft, das in der Folgezeit Hauptabsatzmarkt der Elektrofahrzeuge war. Dort wurden die Wagen zumeist von staatlichen Behörden und Taxiunternehmen bestellt. Als japanisches Partnerunternehmen wurde die The Japan and German Electric Cyclecar Co. Osaka gegründet, die eine eigene Firmenzeitschrift herausgab.

Inflationsbedingt stand es trotz des exotischen Exportgeschäfts finanziell schlecht um die Firma, die auf Bürgschaften angewiesen war. Nach einem verheerenden Erdbeben in Japan 1923, dem eine größere Lieferung von Fahrzeugen und der japanische Importeur zum Opfer fielen, brach das Geschäft mit Japan weg.

Rasmussen griff der Firma finanziell weiter unter die Arme, und nun lief auch die Produktion von Kleinwagen mit DKW-Benzinmotoren an. Aber auch dies half wenig, und im Juni 1924 musste die SB-Automobil-Gesellschaft Konkurs anmelden. Insgesamt sind 2005 SB-Wagen gebaut worden, davon 266 mit DKW Motor. Am 1. September 1924 wurde die Produktionsstätte in Berlin stillgelegt.

Um seine Investitionen nicht zu verlieren, übernahm Rasmussen Reste der Firma aus der Konkursmasse und fügte sie als J. S. Rasmussen AG, Filiale Berlin seinem Konzern hinzu. Nun begann für DKW auch der Automobilbau. Rudolf Slaby wurde Konstrukteur und Technischer Direktor in Rasmussens Zschopauer Fabrik und schuf 1927/28 den ersten DKW-Wagen: einen Zweitaktwagen mit rahmenloser Holzkarosserie.

Weblinks und Quellen

 Commons: Slaby-Beringer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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