Sirte

Sirte
arabisch ‏‏سرت
Sirte
Sirte (Libyen)
Sirte
Sirte
Basisdaten
Staat Libyen
Munizip Surt
Höhe 28 m
Einwohner 135.451 (2009)
ISO 3166-2 LY-SR
Sirte.jpg
31.20527777777816.588333333333

Sirte, auch Surt, Sirt oder Syrte, (arabisch ‏سرت‎, IPA: /ˈsɜrt/) ist eine libysche Hafenstadt am Mittelmeer und die Hauptstadt des gleichnamigen Munizips Surt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mathābah al-Madīnah, Veranstaltungshalle in Sirte

Nach dem Italienisch-Türkischen Krieg wurde die Stadt 1912 von Italienern besetzt. Mit Unterbrechung durch die Senussi 1915–1924 dauerte die italienische Herrschaft bis in den Zweiten Weltkrieg und zur Ablösung ihrer Herrschaft durch britische Truppen unter Montgomery im Kampf gegen den deutschen Afrikafeldzug unter Rommel. Sirte bzw. ein Vorort von Sirte gilt als Geburtsort des Diktators Muammar al-Gaddafi, der Libyen von 1969 bis 2011 regierte. Seit Gaddafis Machtübernahme hat die Stadt einen kräftigen Aufschwung genommen. Moderne Hochhausbauten prägen das Stadtbild. Der Frankfurter Architekt Jo. Franzke entwarf eine neue Trabantenstadt für 30.000 Bewohner.[1]

1986 errichtete der österreichische Konzern VA Technologie eine Meerwasserentsalzungsanlage in Sirte mit einer Kapazität von 10.000 m³/d.

Während der libyschen Revolution 2011 war Sirte dauerhaft unter Kontrolle des ehemaligen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Auch nachdem sich die Hauptstadt Tripolis im August 2011 unter der Kontrolle der Rebellen befand und die ehemalige Regierung gestürzt wurde, galt Sirte noch als uneingenommen. Am 1. September 2011 erklärte Gaddafi seine Heimatstadt Sirte zur neuen Hauptstadt Libyens,[2] nachdem er die Kontrolle über nahezu das gesamte sonstige Land, insbesondere Tripolis, verloren hatte. Zwischen August und September 2011 wurde den verbliebenen Truppen ein einwöchiges Ultimatum gestellt, welches ursprünglich am 3. September auslaufen sollte, die Stadt friedlich zu übergeben und die Waffen abzulegen. Das Ultimatum wurde offiziell bis zum 10. September verlängert. Verhandlungen mit ortsansässigen Stammesführern blieben ergebnislos. Die Gaddafi-treuen Kämpfer ließen nach Abbruch der Verhandlungen das Ultimatum verstreichen. Nachdem die verbündete NATO Tage zuvor Stellungen in der Stadt und Umgebung bombardiert hatte, begannen am Abend des 15. September Truppen der Rebellen, dessen nationaler Übergangsrat mittlerweile fast weltweit anerkannt war und die Stadt umzingelt hatten, ihre Offensive auf Sirte, stießen jedoch auf starken Widerstand und mussten sich mehrmals zurückziehen. Nach wochenlangen Kämpfen begann am 7.  Oktober eine letzte Großoffensive gegen die schwer umkämpfte Stadt.[3] Am 13.  Oktober befand sich ungefähr 80 Prozent der Stadt unter der Führung der Kämpfer des Übergangsrates.[4] Am 20. Oktober 2011 wurde von einem Sprecher des Nationalen Übergangsrates die Befreiung der Stadt Sirte verkündet. Kurz darauf wurde bekannt, dass der entmachtete Diktator Muammar al-Gaddafi und sein Sohn Mutassim in der Stadt ums Leben gekommen waren, unter zunächst unklaren Umständen.[5]

Während der Kämpfe flohen, nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), circa 20.000 Menschen aus Sirte. Weitere etwa 23.000 Menschen campierten östlich von Sirte oder in der Wüste.[6]

Geografie

Die Stadt in der historischen Region Tripolitanien liegt wenig über Meereshöhe am Golf der Großen Syrte in der bis an die Küste reichenden Libyschen Wüste. Die Landeshauptstadt Tripolis im Nordwesten ist circa 300 Kilometer entfernt, die zweitgrößte Stadt Bengasi im Osten auf der anderen Seite des Golfs etwa ebenso weit.

Infrastruktur

Der Regional-Flughafen Gardabya Airport (SRX) liegt etwa zehn Kilometer südlich der Stadt. Im Bau befindlich sind die küstenparallelen Bahnstrecken Ras Ejder–Sirt und Sirt–Banghazi. Zunehmende Bedeutung gewinnt der Hafen Sirt, besonders auch nach der Ausweitung der Offshore-Ölförderung im Golf.[7]

Sehenswürdigkeiten

Von touristischem Interesse in Sirte sind ein türkisches Kastell aus dem Jahr 1842 und eine Moschee aus dem 19. Jahrhundert.

Schulen

Sirte besitzt neben anderen Bildungsinstitutionen auch eine eigene Universität, die Al-Tahadi-Universität[8][9] mit 13 Fakultäten.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Geschäfte – Lukrativ und zivil. Frankfurter Rundschau online, 2. März 2011.
  2. Libya crisis: Col Gaddafi vows to fight a ‚long war‘. BBC News, 1. September 2011.
  3. Gaddafi-Truppen in Sirte umstellt. (Focus)
  4. Rebellenfahne weht über Sirte. (n-tv)
  5. Übergangsrat gibt Tod Gaddafis bekannt. (FAZ), am 20. Oktober 2011.
  6. Zahl der Flüchtlinge aus Sirte steigt drastisch. (Artikel bei Die Zeit)
  7. BP set to begin oil drilling off Libya. Auf: BBC News. 24. Juli 2010.
  8. Al-Tahadi University. Im: University Directory world wide.
  9. Universität Sirt Auf: su.edu.ly (arabisch)

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