Sirach

Sirach

Das Buch Jesus Sirach (Ben Sira, Siracides, Sophia Seirach oder Ecclesiasticus, abgekürzt Sir, auch fälschlich Ben Sirach durch Vermischung von Ben Sira und Jesus Sirach) ist ein Buch der Weisheitsliteratur, das ungefähr 180 v. Chr. von dem in Jerusalem lebenden Juden Jesus ben Eleazar ben Sira auf Hebräisch verfasst und später von seinem Enkel in Ägypten ins Griechische übersetzt wurde. Die griechische Übersetzung enthält ein Vorwort dieses Enkels. Es ist möglich, dass das Buch Jesus Sirach von der ägyptischen Lehre des Cheti beeinflusst wurde.

Inhaltsverzeichnis

Kanon und Gebrauch

Obwohl das Buch nicht in den jüdischen Kanon aufgenommen wurde, wird es im Talmud zitiert, was die Hochschätzung des Buches durch die Rabbinen bezeugt. Es ist Teil der Septuaginta und wird von Katholiken und orthodoxen Christen – jedoch nicht von Protestanten und den meisten freikirchlichen Christen – als Teil der Bibel angesehen. In den Kirchen der Reformation, die das Buch Jesus Sirach nicht unter die Bücher des Alten und Neues Testaments, sondern unter die Apokryphen rechnen, war das Buch jedoch sehr beliebt und wurde unzählige Male nachgedruckt und in der Spruchunterweisung verwendet, wie Ernst Koch nachgewiesen hat[1].

Das Buch wurde in der lateinischen Kirche liber ecclesiasticus (Latein und latinisiertes Griech. für Kirchenbuch) genannt, weil es in der Ausbildung der Katechumenen auf die Taufe hin als Lehrbuch verwendet wurde. Heute wird statt Ecclesiasticus häufiger der Titel Jesus Sirach oder einfach Sirach benutzt. Ecclesiasticus ist nicht zu verwechseln mit Ecclesiastes, einem anderen Namen für das Buch Kohelet (Prediger Salomo).

Überlieferung

Nur die griechische Übersetzung ist in zwei Textformen (Gr. I und eine längere Gr. II) in verschiedenen Handschriften erhalten, die alle auf eine einzige Handschrift (Hyparchetyp) zurückgehen. Vom hebräischen Original wurden in der Abstellkammer einer Synagoge (Geniza) in Altkairo und in Qumran Fragmente entdeckt, die insgesamt etwas weniger als die Hälfte des Buches enthalten. Von einer älteren griechischen Übersetzung der Textform Gr. II wurde bereits früh eine lateinische Übersetzung angefertigt, die später von Hieronymus in die lateinische Vulgata aufgenommen wurde.

Inhalt

Ich wolte lieber bey Löwen und Drachen wohnen, als bey einem bösen Weib (Jesus Sirach 25, 16 – die Angabe „v. 17“ auf dem Holzschnitt ist falsch). Holzschnitt in einem Buch von 1751, das Schülern beim Lernen von Bibelsprüchen helfen sollte.

Das Buch ist in seinem ersten Teil eine thematisch geordnete Sammlung von weisheitlichen Sprichwörten, in denen der Autor seinen – als jungen Mann vorgestellten – Leser zu einem gottesfürchtigen und gottgefälligen Leben ermahnt (alle Zitate aus der Einheitsübersetzung):

1, 14: Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, / den Glaubenden ist sie angeboren.[1]

Diese Mahnung zu einem gottesfürchtigen Leben wird auf viele verschiedene Lebenslagen hin und in Bezug auf verschieden Gruppen von Mitmenschen entfaltet:

4, 1: Mein Sohn, entzieh dem Armen nicht den Lebensunterhalt / und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten![2]

Eingestreut finden sich Passagen, in denen die Weisheit gepriesen und ihr Ursprung erklärt wird, als Höhepunkt ein Loblied der Weisheit auf sich selbst (Kap. 24[3], hier nur 24, 1-3):

1 Die Weisheit lobt sich selbst,
sie rühmt sich bei ihrem Volk.
2 Sie öffnet ihren Mund in der Versammlung Gottes
und rühmt sich vor seinen Scharen:
3 Ich ging aus dem Mund des Höchsten hervor
und wie Nebel umhüllte ich die Erde.

Anschließend steht geschrieben, wie man Weisheit erlangt und Böses von Gutem unterscheidet:

Und bleibe bei dem, was dir dein Herz rät;
denn du wirst keinen treueren Ratgeber finden.
Denn mit seinem Herzen kann ein Mann oft mehr erkennen,
als sieben Wächter, die oben auf der Warte sitzen.
(Sirach 37, 17-18)

Der zweite Teil beginnt mit einem Lob des Schöpfers in der Natur, an den sich das Lob der Väter Israels anschließt – von Henoch bis zu einem Zeitgenossen des Autors, dem Hohenpriester Simon:

42, 15: Nun will ich der Werke Gottes gedenken; / was ich gesehen habe, will ich erzählen:
Durch Gottes Wort entstanden seine Werke; / seine Lehre ist ein Ausfluss seiner Liebe. [4]
44, 1: Die ehrwürdigen Männer will ich preisen, / unsere Väter, wie sie aufeinander folgten. [5]

Der zweite Teil bildet auf diese Weise einen hymnischen Abriss der gesamten Heilsgeschichte endend mit der Zeit des Autors. Nach einem ersten Schlusswort folgen zwei Nachträge und ein zweites Schlusswort.

Quellen

  1. E. Koch: Die „Himmlische Philosophia des heiligen Geistes“. Zur Bedeutung alttestamentlicher Spruchweisheit im Luthertum des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Theologische Literaturzeitung 115, 1990, 705-719

Siehe auch

Weblinks


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