Simon Bolivár

Simon Bolivár
Simón Bolívar

Simón José Antonio de la Santísima Trinidad Bolívar Palacios y Blanco [siˈmɔm bɔˈliβar] (* 24. Juli 1783 in Caracas, Capitania General de Venezuela, heute Venezuela; † 17. Dezember 1830 in Santa Marta, Kolumbien; genannt El Libertador) war südamerikanischer Unabhängigkeitskämpfer und ist Nationalheld vieler südamerikanischer Länder.

Inhaltsverzeichnis

Leben

El Libertador – Der Befreier

Simón Bolívar führte die südamerikanische Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanischen Kolonialherren in den heutigen südamerikanischen Staaten Venezuela, Kolumbien, Panamá, Ecuador, Peru und Bolivien an.

Simón Bolivar

Simón Bolívar wurde am 24. Juli 1783 in Caracas, Venezuela, geboren. Er war Sohn einer reichen Kreolenfamilie und genoss eine sehr gute Ausbildung. Sein Privatlehrer war Simón Rodríguez, mit dem er später durch Europa reiste. Nach dem Tod seiner Eltern ging er 1799 nach Spanien, um seine Ausbildung fortzusetzen. Später folgten Aufenthalte in Frankreich und Deutschland. In Spanien heiratete er María Teresa Rodríguez del Toro y Alaysa im Jahre 1802 und kehrte im Anschluss mit ihr nach Venezuela zurück. Bereits im darauffolgenden Jahr erlag seine Frau jedoch dem Gelbfieber. 1804 trat Bolívar eine Reise durch viele Länder Europas an, wo ihn insbesondere Napoléon Bonaparte und seine Politik beeindruckten. 1807 kehrte er nach Venezuela zurück.

Der Unabhängigkeitskrieg

Simón Bolívar

Das zunehmende nationale Bewusstsein in den spanischen Kolonien führte in dieser Zeit zu einer Unabhängigkeitsbewegung in Lateinamerika. Simón Bolívar schloss sich einer Widerstandsjunta in Caracas an. Diese verkündete am 19. April 1810 die Selbstverwaltung Venezuelas im Namen des abgesetzten Königs Fernando VII und schickte Bolívar zu diplomatischen Verhandlungen nach Großbritannien. Die spanische Armee versuchte, die Unabhängigkeitsbestrebungen zu unterbinden – mit der Folge von Kämpfen in den Kolonien. 1811 kehrte Bolívar nach Venezuela zurück. Am 5. Juli 1811 wurde die Unabhängigkeit erklärt und die erste Republik ausgerufen. Francisco de Miranda, Führer der Junta in Caracas, ergab sich allerdings 1812 den spanischen Truppen und Bolívar floh nach Cartagena. Dort verfasste er das „Manifest von Cartagena“.

Am 14. Mai 1813 begann der eigentliche Befreiungskampf. In Neu-Granada führte Simón Bolívar die Invasion von Venezuela an. Am 23. Mai eroberte er Mérida, gefolgt von Trujillo am 9. Juni. Schließlich gelang ihm die Eroberung von Caracas am 6. August, und so rief er die Zweite Venezolanische Republik aus. Diese Verdienste brachten ihm den Ehrennamen „El Libertador“ ein. Er ging erneut nach Neu-Granada, übernahm dort den Befehl über eine kolumbianische Einheit und nahm mit ihr 1814 Bogotá ein.

Exil in Jamaika

Anschließend plante er die Eroberung von Cartagena und erhoffte einen Zusammenschluss mit den dortigen Streitkräften. Dieses Vorhaben scheiterte aber sowohl an politischen Streitigkeiten als auch an militärischen Eroberungen der spanischen Truppen, worauf Bolívar sich gezwungen sah, ins Exil nach Jamaika zu gehen. Auf der Insel traf er den haitianischen Präsidenten Alexandre Sabès Pétion und ersuchte ihn um Unterstützung bei seinem Feldzug. Mit dessen Hilfe landete Bolívar in Venezuela an und konnte die Stadt Angostura, die heutige Ciudad Bolívar, einnehmen, die der Ausgangspunkt für seine weiteren Operationen wurde.

Großkolumbien

Statue für Bolívar in Berlin

Nach der Eroberung von Boyacá im Jahr 1819 war auch Neu-Granada von den Spaniern befreit. Am 7. September 1821 gründete Bolívar die Republik Großkolumbien, einen Staat, der die Territorien der bis dahin befreiten Provinzen Venezuela, Ecuador und Neu-Granada (das heutige Kolumbien mit dem Gebiet des heutigen Staates Panamá entspricht dem damaligen „Neu-Granada“) umfasste. Er wurde sogleich erster Präsident von Großkolumbien, General Francisco de Paula Santander wurde Vizepräsident. Die militärischen Siege in der Schlacht von Carabobo (24. Juni 1821) und am Pichincha (1822) festigten seine Position.

Am 26. und 27. Juli 1822 fand das legendäre Treffen zwischen Simón Bolívar und dem argentinischen General José de San Martín statt. Martín führte den Befreiungskrieg im Süden Lateinamerikas und befreite Argentinien und Chile von der spanischen Herrschaft. Die Invasion von Peru, wo der spanische Widerstand stark war, gelang ihm nur teilweise. Die beiden Generäle einigten sich auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Eroberung des restlichen Perus. Bolívar gelang die Befreiung der Provinz. Martín übertrug ihm den Befehl über seine Truppen und zog sich im Folgenden aus dem Befreiungskrieg zurück. Der peruanische Kongress ernannte Simón Bolívar am 10. Februar 1824 zum Diktator, was ihm eine Neuorganisation der politischen und militärischen Führung erlaubte.

Mit der Hilfe von General Antonio José de Sucre siegte er in Junín am 6. August 1824 über die spanische Kavallerie. In der Schlacht bei Ayacucho (Peru) am 9. Dezember desselben Jahres schlug Sucre die verbliebenen – aber dennoch zahlenmäßig überlegenen – spanischen Streitkräfte (in Abwesenheit Bolívars) und zwang damit die Spanier endgültig, den südamerikanischen Kontinent zu verlassen. Bolívar sah in Sucre seinen besten General und engsten Vertrauten und die beiden Heerführer verband eine lebenslange Freundschaft.

Beim Kongress von Alto-Peru am 6. August 1825 benannte sich die neue Republik nach ihrem Befreier in Bolivien um. Der Libertador arbeitete eine neue Verfassung für das Land aus. Allerdings fiel ihm die Herrschaft über Groß-Kolumbien zunehmend schwerer. Nationale Strömungen in den Teilrepubliken und Streitigkeiten innerhalb der Regierung drohten, die Staatengemeinschaft zu zerbrechen. In dem Bestreben, die Republik Groß-Kolumbien als Ganzes zu erhalten, lud er 1828 zu einer verfassunggebenden Versammlung in Ocaña ein. Er wollte Teile der bolivarianischen Verfassung in die von Groß-Kolumbien übernehmen. Die Änderungen hätten eine Präsidentschaft auf Lebenszeit beinhaltet, zusammen mit dem Recht auf die Ernennung eines Nachfolgers. Die Vorschläge wurden sehr skeptisch betrachtet und es bildete sich ein starker Widerstand dagegen.

Das Attentat vom September 1828

Gedenkstätte für Simón Bolívar bei Santa Marta, Kolumbien

Die Versammlung scheiterte an großen politischen Differenzen der Teilnehmer. Bolívar wertete diesen Ausgang als Desaster. Infolgedessen ernannte er sich am 27. August 1828 zum Diktator. Es sollte eine vorübergehende Maßnahme sein, um seine Autorität innerhalb der zersplitterten Parteien wiederherzustellen und den Erhalt der Republik zu gewährleisten. Jedoch führte dieses Vorgehen zu einer noch größeren Unzufriedenheit unter seinen politischen Gegnern und führte im September zu einem Attentat auf ihn, an dem auch Santander beteiligt war. Bolívar blieb bei dem Anschlag, dank der Hilfe seiner Geliebten Manuela Sáenz, unverletzt. Aufgrund dieser Tat wird sie auch „La Libertadora del Libertador“ (Befreierin des Befreiers) genannt. Unter dem Fenster der Residenz Bolívars, durch das er floh, erinnert heute eine Gedenktafel an den Vorfall.

Seine Position in der Republik blieb aber weiterhin strittig und sein Einfluss wurde zunehmend von politischen Gegnern untergraben. In den folgenden zwei Jahren kam es immer wieder zu Aufständen in den groß-kolumbianischen Republiken. Als Konsequenz trat der Libertador am 27. April 1830 von allen seinen politischen Ämtern zurück. Er entschloss sich, Exil auf den karibischen Inseln oder in Europa zu suchen. Bevor er den Kontinent jedoch verlassen konnte, starb er an Tuberkulose am 17. Dezember 1830 in Santa Marta, Kolumbien. Sein Grab befindet sich in Caracas.[1]

Kurz nach seinem Tod zerbrach die Republik Großkolumbien in die einzelnen Staaten Ecuador, Venezuela und Kolumbien. Nachdem Bolivars Tod zunächst von vielen Südamerikanern als Befreiung gewertet wurde, begann bereits in den 1840er Jahren eine Heldenverehrung, die bis heute anhält.

Politische Ziele

Büste im Stadtpark von Funchal, Madeira

In den Kämpfen um die Unabhängigkeit standen vor allem die Interessen der einheimischen Oberschicht im Vordergrund, der auch Bolívar angehörte: Diese wurde bei der Vergabe der höchsten Ämter in den Vizekönigreichen systematisch gegenüber Festlandspaniern benachteiligt. Bolívars Soldaten rekrutierten sich vor allem aus dieser Oberschicht, die Indios und die schwarze Bevölkerung waren zumeist auf Seiten des Königs von Spanien. Bolívar vertrat weiterhin den Panamerikanismus. Sein entsprechender, auf der Ersten Panamerikanischen Konferenz in Panamá von 1826 vorgetragener Plan einer Konföderation aller lateinamerikanischen Staaten ließ sich jedoch nicht verwirklichen. Nur für einige wenige Monate des Jahres 1826 waren sowohl Großkolumbien (Kolumbien mit Panama sowie Venezuela und Ecuador) als auch Peru und Bolivien unter Bolivars Präsidentschaft vereint, ehe er den Süden einem unabhängigen Stellvertreter überließ und im Norden gestürzt wurde und schließlich auch Großkolumbien 1830 auseinander brach. Mit fortschrittlichen Sozialvorstellungen in seiner Jugend in Frankreich konfrontiert, blieben diese doch ein Lippenbekenntnis. Sein politisches Ideal basierte auf einem auf Lebenszeit gewählten Präsidenten und Senat, zwischenzeitlich überlegte er auch, sich zum Kaiser krönen zu lassen.

Im Sinne eines südamerikanischen Gründungsmythos wird das Bild Bolívars heute sehr verklärt dargestellt, ein Beispiel dafür ist der Personenkult um ihn im Venezuela von Hugo Chávez, welcher den Bolivarismus proklamierte. In dessen Rahmen wurde 2005 mit Kuba die Alternativa Bolivariana para las Américas (ALBA) gegründet. Diese Organisation hat den wirtschaftlichen Zusammenschluss der lateinamerikanischen Staaten ohne eine dominierende Rolle der Vereinigten Staaten zum Ziel. Sie versteht sich somit als eine Alternative zur gesamtamerikanischen FTAA, die besonders von den USA und Kanada bevorzugt wird.

Ehrung

In Südamerika gibt es eine Anzahl von Ortschaften und Städten, die Bolívars Namen tragen. Der Staat Bolivien trägt den Namen des Freiheitshelden, und Venezuela nennt sich offiziell Bolivarische Republik Venezuela, auch heißt die Währung des Landes Bolívar. Nach ihm ist auch der am 19. März 1911 von Max Wolf in Heidelberg entdeckte Asteroid (712) Boliviana benannt. Sogar eine Zigarrenmarke ist nach Bolivar benannt. Die Marke stellt die mitunter kräftigsten und würzigsten Zigarren Kubas her. Das Jugendorchester Sinfónica de la Juventud Venezolana Simón Bolívar trägt ebenfalls seinen Namen. Ein venezolanischer Verdienstorden, der Orden des Brustbildes von Bolivar, wurde von der Regierung unter dem Präsidenten Jose Gregorio Monagas am 9. März 1854 zu Ehren Bolívars als Befreier von der spanischen Herrschaft gestiftet. Ausgezeichnet wurden die Kämpfer der Befreiungsarmee und diejenigen, die sich durch besondere Verdienste im venezolanischen Staat hervor getan hatten.

Die Marine der Vereinigten Staaten benannte das strategische Atom-U-Boot USS Simon Bolivar (SSBN-641) nach ihm.

In Deutschland stehen Standbilder Bolívars vor dem Iberoamerikanischen Institut in Berlin-Tiergarten sowie im Simón-Bolívar-Park in Hamburg-Harvestehude. In Frankfurt am Main gibt es im Stadtteil Westend Nord eine Simón-Bolívar-Anlage mit Gedenkplakette und -Büste.

In Wien steht im 22. Bezirk im Donaupark eine Statue und eine Gedenktafel an Simón Bolívar.

Literatur

  • Gerhard Masur: Simon Bolívar. University of New Mexico Press, Albuquerque 1948, 2. Aufl. 1969; deutsch als Simon Bolivar und die Befreiung Südamerikas. Südverlag, Konstanz 1949; spanisch als Simon Bolivar. Mexiko-Stadt 1960.
  • Salvador de Madariaga: Simon Bolivar. Der Befreier Spanisch-Amerikas. Manesse-Verlag, Zürich 1986, 2. Aufl. 1989, ISBN 3-717-58066-3; deutsch zuerst unter dem Titel Bolivar. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1961.
  • Gabriel García Márquez: Der General in seinem Labyrinth. Roman. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-03057-4; ursprünglich spanisch als El general en su laberinto. Mondadori, Madrid 1989, ISBN 84-397-1579-X.
  • Bill Boyd: Bolivar. Liberator of a continent. A dramatized biography. S.P.I. Books, New York 1998, ISBN 1-561-71994-3.
  • Ingrid Beutler-Tackenberg: Gabriel García Márquez und Simón Bolívar im Labyrinth der Geschichte. Die politische Dimension des historischen Romans El general en su laberinto. Logos-Verlag, Berlin 2000 (zugleich: Dissertation, Wuppertal 2000), ISBN 3-89722-504-2 (Online-Publikation, PDF, 532 KB).
  • John Lynch: Simón Bolívar. A Life, Yale University Press, New Haven 2006, ISBN 0-300-11062-6.
  • Norbert Rehrmann: Simón Bolívar. Die Lebensgeschichte des Mannes, der Lateinamerika befreite. Wagenbach, Berlin 2009, ISBN 3-803-13630-X

Radio

  • Karin Sommer: Der abgedankte Befreier. Simon Bolivar und die "Vereinigten Staaten von Südamerika". Radiosendung vom 29. Oktober 1994, Bayerischer Rundfunk


Oper

Zum Leben von Simon Bolivar gibt es eine Oper der schottischen Komponistin Thea Musgrave mit dem Titel Simón Bolívar (Oper)

Weblinks

Quellen

  1. Eintrag zu Simon Bolivar auf Find a Grave (englisch)

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