Sigulda

Sigulda
Sigulda (dt.: Segewold)
Wappen von Sigulda
Sigulda (Lettland)
Red pog.svg
Basisdaten
Staat: Lettland
Landschaft: Livland (lettisch: Vidzeme)
Verwaltungsbezirk: Siguldas novads
Koordinaten: 57° 9′ N, 24° 51′ O57.15524.85777777777898Koordinaten: 57° 9′ 18″ N, 24° 51′ 28″ O
Einwohner: 11.168 (1. Jul. 2010)
Fläche: 18,2 km²
Bevölkerungsdichte: 613,63 Einwohner je km²
Höhe: 98 m NAP
Stadtrecht: seit 1928
Webseite: www.sigulda.lv
Sigulda Totale.jpg
Burgruine Segewold mit Kreuz der Templer

Sigulda?/i (deutsch: Segewold) ist eine Stadt in Lettland 53 km nordöstlich von Riga am Ostufer der Gauja. Sigulda bezeichnet sich aufgrund der reizvollen Landschaft gerne als Lettische Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Verwaltung

Die Stadt besteht aus den drei Stadtteilen Sigulda (mit der historischen Altstadt), Turaida und Krimulda. Die beiden letzteren wurden 1953 von ihren Landgemeinden abgetrennt. 2003 bildete sich der Verwaltungsbezirk Sigulda (Siguldas novads) aus der Stadt, der Landgemeinde Sigulda sowie der Gemeinde More. 2009 kam noch die Gemeinde Allaži hinzu. Am 1. Juli 2010 waren 17779 Einwohner gemeldet. Der Bezirk liegt teilweise im Nationalpark Gauja.

Geschichte

Gedenkstein für den Fürsten Kaupo
Blick in das Gaujatal vom Turm der Burg Turaida

Die ältesten archäologischen Funde in Siguldas Umgebung gehen auf 200 v. Chr. zurück. Sie stammen von Siedlern, die in Hütten lebten, Wild jagten, fischten und Viehzucht betrieben. Vom 6. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. siedelten sich hier Semgallen an, wie einige Grabhügel und die Reste eines Bauerngehöfts beweisen. Ausgrabungen bei der Burg Turaida und dem Schloss Satesele zeigen, dass Liven in dieser Gegend seit dem 11. Jahrhundert lebten.

Turaida war Sitz eines Fürstengeschlechtes, aus dem der Fürst Kaupo abstammt. Dieser gilt als erster christianisierter Stammesfürst und wurde von seinen Zeitgenossen als Verräter betrachtet, weil er mit den Ordensrittern paktierte. Nach wechselreichen Kämpfen, an denen Semgallen, Kreuzritter, Liven und Esten beteiligt waren, wurden bis 1212 die letzten freien Liven unterworfen. Bereits 1207 war das Gebiet zwischen den Eroberern aufgeteilt worden. Die Burg Segewold gehörte dem Schwertbrüderorden (später Livländischer Ordenszweig des Deutschen Ordens), während die Burgen Krimulda und Turaida zum Erzbistum Riga kam. Die kleine Siedlung Segewold, dessen Bewohner zumeist Händler und Handwerker waren, entstand in der Nähe der Ordensfestung. Die erste namentliche Erwähnung findet sich in der Livländischen Reimchronik.

1561 im Livländischen Krieg kam Livland unter die Kontrolle von Polen-Litauen. In dieser Zeit wurde Sigulda zu einem regionalen Zentrum ausgebaut. Eine Reihe von neuen Gutshöfen entstand im Umkreis. Im Schwedisch-Polnischen Krieg wurden Burg und Siedlung zerstört. Das Gebiet kam an Schweden, war aber wiederholt dem Einfall von russischen Heeren ausgesetzt. Sigulda wurde im Großen Nordischen Krieg erneut zerstört und von der Pest heimgesucht. Die alte Siedlung an der Burg wurde nicht wieder aufgebaut. Die Burg blieb als Ruine zurück. 1721 kam Livland zum Russischen Reich. Das Neue Schloss wurde in der Nähe der Burgruine von 1878 bis 1881 im Auftrag des Gutsbesitzers Prinz Kropotkin im Neogotischen Baustil errichtet und ist von einem Park umgeben.

Sigulda erfuhr nach der Eröffnung der Bahnlinie Rīga–Valka im Jahr 1889 ein rasantes Wachstum. Die reizvolle Natur zog die Oberschicht Rigas zu Ausflügen und Bällen an. Selbst der russische Zar wählte Sigulda gelegentlich als Feriendomizil. Das Hotel Segewold eröffnete nicht weit entfernt von dem neuen Bahnhof seine Pforten. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Sigulda zu einem bevorzugten Reiseziel für Händler und Touristen.

Nach der Unabhängigkeit Lettlands wurde das Neue Schloss Sitz der Lettischen Presseagentur. Es fanden umfangreiche Renovierungen statt. 1928 bekam Sigulda die Stadtrechte zugesprochen. Im 2. Weltkrieg war die Segewold-Stellung im September 1944 eine Auffanglinie für die aus Estland zurückflutenden Teile der deutschen Wehrmacht.

Während der Zeit der Lettischen SSR war Sigulda von 1949 bis 1962 Kreisstadt, danach Teil des Landkreises Riga. 1973 zog die Verwaltung des Gauja-Nationalparks nach Sigulda. Nach der erneuten Unabhängigkeit Lettlands zog 1993 die Stadtverwaltung in das zuvor als Sanatorium genutzte Neue Schloss ein, das seit 2004 auch Sitz der Bezirksverwaltung ist.

Burgen und Schlösser

Neues Schloss in Sigulda
Die Burg Turaida
Schloss und Park von Sigulda

Aufgrund seiner bewegten Geschichte gibt es in der Umgebung von Sigulda eine Reihe Burgen und Schlösser, von denen die restaurierte Burg Turaida die wichtigste ist. Sie befindet sich nördlich der Stadt. Am Stadtrand kann man das Neue Schloss am Ufer der Gauja und die benachbarte Ruine der Ordensburg sowie am westlichen Ufer die Burgruine Grimulda mit dem Schloss Grimulda besichtigen.

Sport und Freizeitanlagen

Sigulda ist als Wintersportgebiet bekannt, in dem bereits Rodel- und Bob-Weltmeisterschaftsläufe ausgetragen wurden. Nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt befindet sich am westlichen Stadtrand die Bob-Bahn. Von dort ist es nicht weit zu den Sigulda-Schanzen, das sind drei kleinere Skisprungschanzen, deren Ausbau und Erweiterung geplant ist. Zu den beliebtesten Attraktionen der Stadt gehört ein Freizeitpark mit Riesenrad und einer Drahtseilbahn über den Fluss Gauja. Diese ermöglicht nach Voranmeldung auch Bungeejumping über dem Fluss. Beliebt sind auch Heißluftballonfahrten und Bootstouren im Nationalpark.

Parks und Naturdenkmale

In Sigulda befindet sich ein Besucherzentrum des nahegelegenen Gauja-Nationalparks und informiert in wechselnden Ausstellungen über die Flora und Fauna des Gebietes sowie über touristische Angebote.

Das Ufer der Gauja wird von kleinen Höhlen und Grotten gesäumt, die in den bis zu 85 Meter hohen Felswänden aus rotem Sandstein zu finden sind. Die bekanntesten Höhlen sind die Teufelshöhle und die Gutmannshöhle. Die lichten Wälder entlang des Ufers sind Lebensraum seltener Tierarten und Pflanzen, beispielsweise kann hier der Schwarzstorch beobachtet werden.

Eine Ahornallee führt im Süden der Stadt auf eine Kirchberg (lettisch: Baznīckalns) genannte Anhöhe. Dort befindet sich die um 1750 erneuerte Holzkirche von Turaida (übersetzt Gottesgarten) und der Friedhof. Berühmt ist der Ort auch wegen des Grabs der Rose von Turaida - es liegt bei einem uralten Lindenbaum und erinnert an eine tragische Liebesgeschichte aus dem 17. Jahrhundert.

Der Volksliederberg (lettisch: Dainu kalns) ist eine 1985 entstandene Parkanlage und erinnert an Krišjānis Barons, den Sammler der lettischen Dainas-Volkslieder. Der Park verfügt mit dem Liedergarten (lettisch: Dziesmu dārzs) über eine Sammlung von Naturstein-Skulpturen des Bildhauers Indulis Ranka und wurde 1996 in ein Register von Skulpturgärten der Welt eingetragen.[1]

Sonstiges

Briefmarke der lettischen Post
  • Die Lettische Post hat im Jahr 2003 eine Brücke über das Gaujatal bei Siguldas als Markenmotiv ausgewählt. Eine weitere, bereits 2002 erschienene Marke zeigt das Stadtwappen von Sigulda.
  • In Sigulda findet in der zweiten Juliwoche ein internationales Opernmusikfestival statt, Austragungsort ist die Burgruine Krimulda.
  • Das Museumsreservat Turaida ist als Heimat- und Geschichtsmuseum tätig. Es befindet sich im Stadtteil Turaida.

Partnerstädte

Sigulda pflegt Städtepartnerschaften mit Angus (Schottland), Birštonas, (Litauen), Falköping (Schweden), Keila (Estland), Lǿgstor (Dänemark) und Stuhr (Deutschland)

Außerdem ist Sigulda Mitglied der europäischen Städtevereinigung Douzelage.

Weblinks

 Commons: Sigulda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Jochen Könnecke, Vladislav Rubzov: Lettland. In: DuMont Kunstreiseführer. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2005, ISBN 3-7701-6386-9, Küstenregion nördlich von Riga, der Gauja-Nationalpark, S. 185-193.
  • Marianne Mehling (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Estland, Lettland, Litauen, Droemer Knaur, München 1993, ISBN 3-426-26608-3, Lettland, Sigulda, S. 164.

Einzelnachweise

  1. Museum-Kulturschutzgebiet Turaida. In: Webseite des Museumsreservats Turaida. Abgerufen am 3. September 2010.



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