Sigmund Jakob Baumgarten

Sigmund Jakob Baumgarten
Siegmund Jakob Baumgarten

Siegmund Jakob Baumgarten (* 14. März 1706 in Wolmirstedt; † 4. Juli 1757 in Halle (Saale)) war ein deutscher evangelischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der älteste Sohn des Pfarrers Jakob Baumgarten und seiner Frau Rosina Elisabeth (geb. Wiedemann), war seit frühster Jugend gesundheitlich labil. Die ersten Kindesjahre verbrachte er in Berlin bei seinen Großeltern und in Wolmirstedt. Seit dem sechsten Lebensjahr erhielt er Privatunterricht, erarbeitete sich das Grundgerüst der philosophischen Wissenschaften und wurde von seinem Vater an die Theologie herangeführt. Nach dem Tod seines Vaters 1722, besuchte er gemeinsam mit einem Bruder das Pädagogium in Halle (Saale). Nach weiteren gesundheitlichen Einschränkungen, begann er 1724 ein Studium an der Universität Halle und fand Aufnahme im Haus von August Hermann Francke.

Anfänglich hatte er sich vor allem auf die Studien der morgenländischen Sprachen konzentriert. Dazu besuchte er die Vorlesungen bei Heinrich Lysius im Rabbinischen, Christian Benedikt Michaelis im Chaldäischen, Syrischen, Arabischen und Äthiopischen. 1725 wurde er Lehrer am Hallenser Waisenhaus und hatte dort die Gelegenheit erhalten sich im Predigten zu üben. 1726 wurde er Inspektor des Waisenhauses 1728 erhielt er eine Predigerstelle an der Hallenser Marktkirche Unser Lieben Frauen, erwarb sich den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie, wurde Adjunkt an der theologischen Fakultät der Hallenser Hochschule und wurde 1734 ordentlicher Professor an derselben. Baumgarten hatte sich auch organisatorischen Aufgaben der Hallenser Hochschule beteiligt und war 1748/49 Prorektor der Alma Mater.

Baumgarten hatte sich am 13.Mai 1734 mit Henriette Elenore, der Tochter des königlich Polnischen und kurfürstlich sächsischen Obristen Philipp Wilhelm von Bomsdorf verheiratet. Aus dieser Ehe sind fünf Kinder bekannt. Christiane Henriette (* 31. Mai 1736), Marie Elenora (* 7. Juni 1738), Siegmund Heinrich (* 2. Februar 1740), Charlotte Wilhelmine (* 25. Januar 1743) und Heinrich Jakob (* 24. Juli 1745)

Wirken

Baumgarten gilt als Übergangstheologe, vom Pietismus zum Rationalismus, der die unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Züge in der Theologie des 18. Jahrhunderts vereinte. Persönlich blieb er immer einem orthodoxen Luthertum und der Spiritualität des Halleschen Pietismus verbunden. Als Schüler und Anhänger von Christian Wolff hingegen wandte er dessen demonstrative Methode mit Vorsicht auf die Dogmatik (Evangelische Glaubenslehre, Halle 1759-1760, 3 Bde.) an. Am Ende seiner Wirksamkeit trat die Beschäftigung mit der Geschichte in den Vordergrund. Ohne es zu beabsichtigen, leistete Baumgarten damit Vorarbeiten für die Entwicklung der historisch-kritischen Methode in der Exegese durch seinen Schüler Johann Salomo Semler.

Um die deutsche Literatur verdient machte er sich durch seine Übersetzung der von englischen Gelehrten bearbeiteten Allgemeinen Weltgeschichte (Halle 1744-59, 18 Bde.; fortgesetzt von Semler).

Werke

  1. Programmata cum appendice episttolarum. Halle 1740
  2. Opusculorum latinorum fasciculus II. 1746
  3. Theses theologicae elementa doctrinae sanctioris complectentes. 1746
  4. de dictis Scriptuare S. Probantibus. 1735
  5. de gradibus peccatorum. 1736
  6. De Scriptura sacra. 1739
  7. Examen miraculi legionnis fulminatricis contra Wolston. 1740
  8. Demonstratio extra ecelesiam non dari salutem. 1742
  9. Historia trishagii. 1744
  10. Examen variarum opinionum de regno posterorum Abrahami in Aegypto. 1744
  11. Auszug der Kirchengeschichte (Halle 1743-63, 3 Bde.)
  12. Geschichte der Religionsparteien (Halle 1755)
  13. Nachrichten von merkwürdigen Büchern (Halle 1752-57, 12 Bde.)
  14. Nachrichten von einer hallischen Bibliothek (Halle 1748-1758)

Literatur

  • Gregor Heidbrink: Siegmund Jacob Baumgartens versehentliche Beförderung historisch-kritischer Theologie, in: Ichthys. Theologische Orientierung für Studium und Gemeinde, Nr. 42 (2006), Marburg, S.2-11.
  • Susanne Ehrhardt-Rein: Zwischen Glaubenslehre und Vernunftwahrheit: Natur und Schöpfung bei hallischen Theologen des 18. Jahrhunderts. Münster: Lit 1996 ISBN 3-8258-2609-0
  • Martin Schloemann: Siegmund Jacob Baumgarten: System und Geschichte in der Theologie des Überganges zum Neuprotestantismus. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1974 ISBN 3-525-55131-2
  • Gustav Frank: Baumgarten, Siegmund Jakob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 161.
  • Heinrich Döring: Die Gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. (Online)
  • Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletizi et Nudzici, oder ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Ertz-Stifft, nunmehr aber durch den westphälischen Friedens-Schluß secularisirten Herzogthum Magdeburg gehörigen Saal-Kreyses und aller darinnen befindlichen Städte, Schlösser, Aemter, Rittergüter, adelichen Familien, Kirchen, Clöster, Pfarren und Dörffer, insonderheit der Städte Halle, Neumarckt, Glaucha, Wettin, Löbegün, Cönnern und Alsleben; aus Actis publicis und glaubwürdigen … Nachrichten mit Fleiß zusammengetragen, mit vielen ungedruckten Dacumenten bestärcket, mit Kupferstichen und Abrissen gezieret, und mit den nöthigen Registern versehen. Emanuel Schneider, Halle 1749/50.

Weblinks


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