Sieglinde Hofmann

Sieglinde Hofmann

Sieglinde Hofmann (* 14. März 1945 in Bad Königshofen, Unterfranken) ist ein ehemaliges Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF).

Leben

Nach dem Besuch einer katholischen Mädchenschule machte sie eine Lehre als Arzthelferin. Nach ihrer Fachhochschulausbildung zur Sozialarbeiterin in Heidelberg war sie ab 1970 als Sozialarbeiterin im Bereich Drogenberatung im Geschäftsbereich der Erzdiözese Freiburg tätig.[1] Sie radikalisierte sich über ihre Arbeit im Sozialistischen Patientenkollektiv in Heidelberg und schloss sich 1976 der RAF an.[2]

Im Sommer 1976 absolvierte sie zusammen mit anderen Mitgliedern der Haag/Mayer-Bande (u.a. Siegfried Haag, Peter-Jürgen Boock und Stefan Wisniewski) in einem Trainingscamp der PFLP im Südjemen eine militärische Ausbildung[3] und beteiligte sich an den ersten Planungen zur Offensive 77, deren Ziel die Befreiung der in deutschen Gefängnissen einsitzenden RAF-Gefangenen war.

Nach der Verhaftung Haags übernahm im Februar 1977 Brigitte Mohnhaupt die Führung der RAF. Hofmann wurde schnell zu deren wichtigster Vertrauter und fungierte in den folgenden Monaten und Jahren als eine Art Stellvertreterin (BKA-Chef Horst Herold bezeichnete Hofmann später als "die Stabschefin der Mohnhaupt")[4].

Als Mitglied des engsten Führungskreises der RAF war sie maßgeblich an Planung und Ausführung der Aktionen der "Offensive 77" und des Deutschen Herbstes beteiligt. Am 5. September 1977 eröffnete sie mit einem schweren Maschinengewehr das Feuer auf den Konvoi des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer[5] und gehörte in den folgenden Wochen zu Schleyers permanenten Bewachern.

Am 11. Mai 1978 wurde sie zusammen mit Mohnhaupt und Boock in Zagreb verhaftet, im November 1978 jedoch von den jugoslawischen Behörden nach Aden im Südjemen abgeschoben. Von dort kehrte sie im Frühjahr 1979 nach Europa zurück und beteiligte sich an dem versuchten Mordanschlag auf den damaligen Nato-Oberbefehlshaber in Europa Alexander Haig.

Im Mai 1980 verhandelte sie im Auftrag Mohnhaupts über den Zusammenschluss der RAF mit der Bewegung 2. Juni, wurde aber bei einem konspirativen Treffen in einer Pariser Wohnung festgenommen und an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert. Wegen ihrer Mitgliedschaft in der RAF und versuchter Entführung des Bankiers Jürgen Ponto wurde Hofmann zu 15 Jahren verurteilt.

Erst nach dem Zusammenbruch der DDR und der Verhaftung mehrerer ehemaliger RAF-Mitglieder wurde Hofmanns Führungsrolle innerhalb der RAF in ihrer ganzen Bedeutung bekannt. 1995, noch in Haft, wurde sie ein zweites Mal angeklagt. Sie wurde wegen des Anschlags auf das Gebäude der Bundesanwaltschaft, dem Anschlag auf den NATO-Oberbefehlshaber Alexander Haig und wegen der Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers und seiner Begleiter zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe unter Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt.[6] 1999 wurde sie vorzeitig auf Bewährung aus der Haft entlassen.[7]

Einzelnachweise

  1. rafinfo.de: Kurzbiographie Sieglinde Hofmann
  2. tagesspiegel.de
  3. Stefan Aust, Der Baader-Meinhof-Komplex, Seite 417
  4. Butz Peters, Tödlicher Irrtum, Seite 513
  5. Butz Peters, Tödlicher Irrtum, Seite 404
  6. Verurteilung der RAF-Terroristin S. Hofmann, Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs vom 11. April 1996
  7. Spiegel Online: Was aus TOP-Terroristen wurde, 12. Februar 2007.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sieglinde Hofmann — (born 14 March 1945 in Bad Königshofen, Lower Franconia) was a militant and member of both the Red Army Faction and the SPK.BiographyAs a child Hofmann attended a Catholic girls school and went on to train to become a nurse and then a social… …   Wikipedia

  • Sieglinde Hofmann — Sieglinde Hofmann. Nacida el 14 de marzo de 1945, en Bad Königshofen, Baja Franconia, Alemania. Fue una militante del Colectivo de Pacientes Socialistas (SPK)[1] y de la Fracción del Ejército Rojo (RAF). Contenido 1 Biografía 2 En prisión …   Wikipedia Español

  • Hofmann — Verteilung des Namens Hofmann in Deutschland Hofmann ist ein deutscher Familienname. Varianten Hofman, weitere siehe Hoffmann Bekannte Namensträger …   Deutsch Wikipedia

  • Members of the Red Army Faction — Red Army Faction Insignia. The Red Army Faction (RAF) operated in Germany from the late 1960s to 1998, committing numerous crimes, especially in the autumn of 1977, which led to a national crisis that became known as German Autumn . The RAF was… …   Wikipedia

  • Liste der Biografien/Hof — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Zeittafel Rote Armee Fraktion — → Hauptartikel: Rote Armee Fraktion Zeittafel zur RAF Datum Ort Ereignis Beteiligt 2./3. April 1968 Frankfurt am Main Brandstiftung in zwei Frankfurter Kaufhäusern als Pr …   Deutsch Wikipedia

  • Brigitte Margret Ida Mohnhaupt — (* 24. Juni 1949 in Rheinberg) ist ein ehemaliges Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF). Sie gilt als einer der führenden Köpfe der sogenannten „zweiten Generation“ und war maßgeblich an den Planungen der Anschläge des Deutschen Herbstes… …   Deutsch Wikipedia

  • Schleyer-Entführung — Die Entführung von Hanns Martin Schleyer, des westdeutschen Arbeitgeberpräsidenten, am 5. September 1977 durch die linksextremistische Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) und seine anschließende Ermordung am 18. Oktober 1977 war das… …   Deutsch Wikipedia

  • Aktion Roter Morgen — Das Logo der RAF: ein Roter Stern und eine Maschinenpistole Heckler Koch MP5 Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksextremistische terroristische Vereinigung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde 1970 von Andreas Baader, Gudrun… …   Deutsch Wikipedia

  • Baader-Meinhof-Bande — Das Logo der RAF: ein Roter Stern und eine Maschinenpistole Heckler Koch MP5 Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine linksextremistische terroristische Vereinigung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde 1970 von Andreas Baader, Gudrun… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”