Siegfried Melchinger

Siegfried Melchinger

Siegfried Melchinger (* 22. November 1906 in Stuttgart; † 2. März 1988 in Höchenschwand) war ein deutscher Theaterkritiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Melchinger studierte Germanistik und Altphilologie in München und Tübingen, promovierte 1927 über Die Dramaturgie des Sturm und Drang. Nach dem Studium arbeitete er als Theaterkritiker und Redakteur in Frankfurt am Main, Stuttgart, Berlin, München und Wien. Als Ressortchef des Frankfurter General-Anzeiger interpretierte er das Kulturgeschehen im nationalsozialistischen Sinn. Im November 1938 nahm er als Korrespondent des Völkischen Beobachters an einer Gastspielreise der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main auf den Balkan teil. [1] Er schrieb im Dezember 1938 nach dem Novemberpogrom einen antisemitischen Text auf Elisabeth Bergner, der erst postum Anfang der 1990er Jahre an die Öffentlichkeit kam.[2] Melchinger wurde im Zweiten Weltkrieg während der Schlacht von Stalingrad verwundet.

Nach Ende des Kriegs wurde er in Wien Chefdramaturg des Theater in der Josefstadt. Von 1953 bis 1962 leitete er das Feuilleton der Stuttgarter Zeitung. 1963 folgte eine Professur für Theatertheorie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Im selben Jahr begann er die Zeitschrift Theater heute herauszugeben.

Auch nach seiner Pensionierung 1973 beschäftigte er sich wie schon mit seiner Geschichte des politischen Theaters (1971), mit der Theorie des kritischen Theaters. In Das Theater der Tragödie (1974) rekonstruiert Melchinger den theatralischen Kontext der Stücke von Aischylos, Euripides und Sophokles.

Er fungierte als Juror beim Berliner Theatertreffen, an dessen Gründung er beteiligt war. 1978 erhielt er den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Er war Mitglied des PEN-Zentrums.

Sein Sohn Ulrich Melchinger war Opernregisseur.

Werke

  • Dramaturgie des Sturms und Drangs (1929)
  • Theater der Gegenwart (1956)
  • Modernes Welttheater (1956)
  • Drama zwischen Shaw und Brecht (1957)
  • Versuch einer Selbstkritik (1959)
  • Harlekin, Bilderbuch der Spaßmacher (1958, mit W. Jäggi)
  • Gründgens Faust (1959, mit Gustaf Gründgens)
  • Musiktheater (1961, mit Walter Felsenstein)
  • Sphären und Tage (1962)
  • Shakespeare auf dem modernen Welttheater (1964)
  • Schauspieler (1965, mit Rosemarie Clausen)
  • Sophokles (1966)
  • Euripides (1967)
  • Caspar Neher (1966)
  • Anton Tschechow (1968)
  • Geschichte des politischen Theaters (1971)
  • Die Welt der Tragödie
  • Das Theater der Tragödie

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bettina Schültke: Theater oder Propaganda? Die Städtischen Bühnen Frankfurt am Main 1933–1945, Ausgabe 40 von Studien zur Frankfurter Geschichte, Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, 1997 ISBN 978-3-78290464-3, S. 188
  2. Akteure - Eine böse Überraschung - Debatten-Feuilleton auf www.kultiversum.de

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