Siegfried Graf Lehndorff

Siegfried Graf Lehndorff

Siegfried Graf von Lehndorff (* 11. April 1869 in Graditz; † 6. April 1956) war Landstallmeister in den preußischen Hauptgestüten Neustadt, Graditz und Trakehnen.

Sein Vater, Georg Graf von Lehndorff, war Oberlandstallmeister in Graditz, wo Siegfried von Lehndorff 1869 geboren wurde. Er begann im Alter von sechs Jahren mit dem Reiten und begleitete seinen Vater in seiner Kindheit zu verschiedenen Rennen. Nach dem Abitur 1889 in Leipzig trat er 1890 in das 1. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam ein und wurde 1891 Offizier. In diesem Jahr ritt er in Insterburg sein erstes Rennen, ein Hürdenrennen, welches er gewann. 1895 siegte er in dem damals größten deutschen Hindernis-Rennen, der Berliner Internationale Steeple-Chase in Karlshorst.

Von 1896 bis 1906 leitete Siegfried von Lehndorff das Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt (Dosse), das 1905 Hauptgestüt und womit er zum Landstallmeister wurde. 1906 übernahm er die Leitung des Hauptgestüts Graditz. Auf sein Bestreben hin wurde 1913 der in Irland gezogene Vollbluthengst Dark Ronald erworben, der wie kein anderer die deutschen Pferdezucht beförderte. 1922 wurde die Graditzer Vollblutzucht von der Halbblutzucht getrennt und in das neu gegründete Hauptgestüt Altefeld verlegt. Lehndorff hatte daraufhin die Wahl, in Graditz zu bleiben oder die Leitung von Altefeld oder Trakehnen zu übernehmen. Er entschied sich für Trakehnen und wirkte dort von 1922 bis 1931. Nach Differenzen mit dem Oberlandstallmeister und dem zuständigen Minister verließ er es. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1934 wirkte er im Gestüt in Braunsberg.

Er war mit Maria Gräfin Lehndorff, geb. von Oldenburg (* 9. Juli 1886; † 25. Januar 1945) verheiratet, einer Tochter des damals bekannten deutschen Großagrariers, Lobbyisten und einflussreichen Reichstagsabgeordneten Elard von Oldenburg-Januschau. Sie wurde von den Nationalsozialisten 1944 wegen ihrer standhaften Haltung in Haft gesetzt und wurde 1945 zusammen mit ihrem ältesten Sohn auf Gut Januschau von der Roten Armee erschossen. Zwei weitere Söhne fielen im Krieg. Der zweite Sohn, Hans Graf von Lehndorff, war Chirurg und Schriftsteller und starb 1987 in Bad Godesberg.

Trotz seiner introvertierten Persönlichkeit – Siegfried Graf von Lehndorff galt als sehr zurückgezogen und kühl, was auf seine Schwerhörigkeit zurückgeführt wurde – war er wegen seiner hippologischen Fachkenntnisse und seiner Amtsführung als Gestütsleiter hoch angesehen.

Werke

  • Ein Leben mit Pferden, - Documenta Hippologica -, Nachdruck der Ausgabe von 1956, Georg Olms Verlag, Hildesheim. (Lebenserinnerungen des Landstallmeisters)

Literatur

  • Martin Heling: Trakehnen. Das Hauptgestüt als Quell und Mittelpunkt der ostpreussischen Pferdezucht. BLV-Verlags-Gesellschaft, München u. a. 1959, (Ostpreussen-Trilogie).
  • Hans Graf von Lehndorff: Menschen, Pferde, weites Land. Kindheits- und Jugenderinnerungen. Im Text ungekürzte Ausgabe. 7. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1993, ISBN 3-423-30074-4, (dtv 30074: dtv-Biographie).
  • Hans Graf von Lehndorff: Ostpreussisches Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945-1947. Ungekürzte Ausgabe. 26. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2001, ISBN 3-423-30094-9, (dtv 30094).

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