Sieben Türme

Sieben Türme
Die älteste Ansicht von 1481 in Rodes Altar (unten rechts im Bild)
Deutsche Briefmarke von 1990

Die Sieben Türme der fünf gotischen Hauptkirchen auf dem Altstadthügel der mittelalterlichen Hansestadt Lübeck verkörpern die zum Wahrzeichen der Stadt gewordene Stadtansicht. Die backsteingotischen sieben Kirchtürme von St. Jakobi, St. Marien, St. Petri, St. Aegidien und dem Lübecker Dom überragen seit Jahrhunderten das Stadtbild und sind als Silhouette von weither aus dem gesamten Umland in Holstein und Mecklenburg sichtbar. Die höchsten von ihnen, das Doppelturmpaar der Marienkirche, erheben sich rund 125 m über dem Erdboden und damit in der sonst flachen holsteinischen Landschaft rund 150 m über NN (zum Vergleich: die höchste Erhebung Schleswig-Holsteins, der Bungsberg in Ostholstein, weist eine Höhe von 168 m über NN auf).

Sie sind neben dem Holstentor ein Wahrzeichen der Stadt und gleichzeitig Marke, die auch von Unternehmen in Lübeck und der Region genutzt wird.

Die älteste Darstellung der Lübecker Stadtansicht von 1481 findet sich auf einem Altarbildnis des Lübecker Malers Hermen Rode in der Nikolaikirche von Tallinn. Der Begriff der Sieben Türme ist allerdings eine neuzeitliche Prägung, da die alte Lübecker Stadtansicht auf allen Abbildungen bis 1818 noch acht Türme aufweist. Dieser nördlich der Jakobikirche stehende Turm der Maria-Magdalena geweihten ehemaligen Kirche des Burgklosters wurde 1818 mit der Kirche abgerissen. Das um 1820 entstandene Panorama des Schweizers Johann Heinrich Bleuler vom Pariner Berg aus dürfte zu den ersten Darstellungen der Stadt mit den „nur noch sieben“ Türmen gehören. Es gelangte 1921 in das St.-Annen-Museum.

Die einmalige Stadtansicht wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von dem Gebrauchsgraphiker Alfred Mahlau zur Bildmarke für die Schwartauer Werke, einen in Bad Schwartau ansässigen Hersteller von Konfitüre und Süßwaren, gestaltet und später von ihm auch in den Markenauftritt des Lübecker Marzipanherstellers Niederegger eingearbeitet. Auch die Stadt Lübeck selbst warb in den 50er und 60er Jahren mit einer graphischen Darstellung der sieben Türme von Mahlau auf Broschüren und Plakaten um die Gunst der Touristen. Diese Plakate sind inzwischen wegen ihres künstlerischen Anspruchs begehrte Sammlerstücke. Weiterhin verwendet die Sparkasse zu Lübeck das Logo der Sieben Türme in ihrem Außenauftritt. Sie sind einer der Ankerpunkte des gesamten Stadtmarketings.

Im Zweiten Weltkrieg gingen beim Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 alle Turmhelme bis auf die zwei von St. Aegidien und St. Jakobi verloren. Ihre hölzernen Dachstühle brannten wie Fackeln. Der Wiederaufbau der zerstörten fünf Turmhelme, für die man die Dachstühle nicht mehr aus Holz, sondern nach einem von Klaus Pieper und Erich Trautsch entwickelten Verfahren als Leichtbau aus Schlackenbeton-Hohlkörpersteinen konstruierte, zog sich bis in die 1960er Jahre hin.

Seither stehen die Sieben Türme für das Weltkulturerbe der Lübecker Altstadt.

Im Jahr 2007 war die Silhouette von Lübeck mit den sieben Türmen das Motiv der seit 2002 jährlich erscheinenden goldenen Gedenkmünze in Deutschland.

Siehe auch

Literatur

  • Gustav Lindke: Zu einem alten Landschafts-Panorama. In: Der Wagen 1960, S. 60-65.

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