Bad Tönisstein

Bad Tönisstein
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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Andernach
Andernach
Deutschlandkarte, Position der Stadt Andernach hervorgehoben
50.4397222222227.401666666666760Koordinaten: 50° 26′ N, 7° 24′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mayen-Koblenz
Höhe: 60 m ü. NN
Fläche: 53,23 km²
Einwohner: 29.676 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 558 Einwohner je km²
Postleitzahl: 56626
Vorwahl: 02632
Kfz-Kennzeichen: MYK
Gemeindeschlüssel: 07 1 37 003
Stadtgliederung: 5 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Läufstraße 11
56626 Andernach
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Achim Hütten (SPD)
Lage der Stadt Andernach im Landkreis Mayen-Koblenz
Karte

Andernach ist eine Große kreisangehörige Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz.

Andernach gehört zu den ältesten Städten Deutschlands; im Jahr 1988 feierte sie ihr 2000-jähriges Bestehen. Sie hat über 30.000 Einwohner und ist industriell geprägt (Weißblech, Pharmazie, Chemie). Stadtteile sind Eich, Kell mit Bad Tönisstein, Miesenheim und Namedy.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Andernach im Jahre 1646, Stich von Matthäus Merian

Name

Der ursprüngliche lateinische Name Antunnacum stammt wahrscheinlich aus dem Keltischen (Antunnacos). Das keltische Suffix -acos (latinisiert -acum) zusammen mit dem – nicht nachweisbaren – Namen Antunnus bedeutet in der Kombination soviel wie Dorf des Antunnus. Erstmals taucht der Name am Ende des 3. Jahrhunderts auf einem römischen Meilenstein im belgischen Tongeren, dem römischen Aduatuca Tongrorum, auf. In einem römischen Straßenverzeichnis erscheint dann später die Bezeichnung Antonnaco.

Wappen

Blasonierung: In Silber ein durchgehendes schwarzes Balkenkreuz, belegt mit zwei gekreuzten roten Schlüsseln.

Das schwarze Kreuz symbolisiert dabei die politische Herrschaft des Erzstifts Köln, die roten Schlüssel verweisen zweifach auf Kurtrier, einmal auf St. Peter als Patron des Erzbistums Trier, dem Andernach kirchlich angehörte, zum anderen die rote Farbe des roten Balkenkreuzes (auf weißem Grund) des kurtrierischen Wappens. Das Wappen ist seit dem Jahre 1344 bekannt, die Farben seit 1483. Auf den ältesten beiden Stadtsiegeln wird Maria, auf einem Thron sitzend, in der rechten Hand eine Kirche, in der linken Hand eine Stadt haltend, dargestellt. Die Siegelumschrift: MATER DEI PATRONA CIVIUM ANDERNACENSIUM – Mutter Gottes, Patronin (Schutzherrin) der Andernacher Bürger. Der älteste Siegelstempel (Typar) ist vor 1200 entstanden, der erste Abdruck aus dem Jahr 1250 erhalten.

Geographische Lage

Landschaftskarte

Die Stadt liegt am Rhein im Neuwieder Becken am linken Rheinufer zwischen Brohl-Lützing im Norden und der Nettemündung im Südosten. Im Norden von Andernach verjüngt sich das Rheintal wieder und bildet den nördlichen Teil des romantischen Mittelrheins. Der schmale Durchlass zwischen dem Andernacher Geiersberg, der seit der Zeit um 1650 nach dem damals 100 Jahre alten Krahnen bis heute Krahnenberg heißt, und dem gegenüberliegenden Engwetter vor Leutesdorf trägt schon seit der Römerzeit den Namen Andernacher Pforte (lat. Porta Antunnacensis). Im Nordwesten beginnt die Vor-Eifel, im Südwesten die Pellenz.

Andernach liegt am östlichen Rand der Vulkaneifel, die sich vom Rhein bis zur Wittlicher Senke erstreckt und naturräumlich in die Teilregionen Vulkanische Osteifel, Vulkanische Hocheifel und Vulkanische Westeifel gliedert.

Andernach liegt auf einer schon in der Antike versandeten Rheininsel, was im Profil der Stadt erkennbar ist. Die Flurbezeichnung In der Laach (= Im See, Teich) weist darauf hin. Im Anschluss an die Stadt gehen im Nordwesten die Hänge der Berge steil in die Höhe.

Durch die Stadt fließen die Antel, auch Antelbach genannt (In der Antel), der Deubach (Deubachsiedlung) und der Kennelbach (Kennelstraße, Bachstraße (heute Ubierstraße), Schafbachstraße), jedoch größtenteils kanalisiert und unterirdisch. Bis teilweise ins 20. Jahrhundert hinein wurden am Kennelbach vier Wassermühlen (Hacks- oder Hackenborn-, Klees-, Mohrs- (nahe Rennweg), Bauchmühle (Breitestraße LVA)) betrieben. Eine weitere Mühle, die Wickmühle (Pulvermühle), stand bis ins 17. Jahrhundert vor der Schafpforte (heute Ochsentor) ebenfalls am Kennelbach, dort Schafbach genannt. Namen wie Am Hackenborn, An der Mohrsmühle, Mohrsmühlenweg, Auf der Wick zeugen davon. Eine weitere, 26 m hohe Turmwindmühle gab es von 1816 bis 1900 im Wehrturm St. Thomas und hieß St.-Thomasmühle, eine Loh- und Schneidemühle.

Stadtteile

Bad Tönisstein (zu Kell), Eich, Kell, Miesenheim und Namedy.

Klima

Andernach liegt in der so genannten gemäßigten Zone mit gemäßigt kühlem Klima und vorherrschenden Westwinden. Innerhalb dieses Klimaraumes sind milde Winter und mäßig warme Sommer typisch. Bedingt durch die Lage im Neuwieder Becken liegen die durchschnittlichen Temperaturen etwa 1–1,5 Grad Celsius über denen des mittelrheinischen Raumes insgesamt.

Andernacher Dialekt

Der in Andernach gesprochene Dialekt, das so genannte Annenache Platt, gehört zum Moselfränkischen. Es gibt aber eine starke Beeinflussung durch die ripuarisch-fränkische Mundart, die weiter rheinabwärts gesprochen wird. So werden die Vokale noch stärker gedehnt, als dies beispielsweise in Mayen oder Neuwied der Fall ist. So wird:

ei zu äi (Rhein – Rhäin, sein – säin), auch zu ää (Bescheid – Beschääd, kein – kää); äu zu ää (Bäume – Bääm);
g oft zu j (Morgen – Morje, Gasse – Jass, aber Glück – Glöck, gut – good) oder entfällt (Vogel – Vuuel, Vögel – Vüüel, Kugel – Kuuel, Augen – Aue);
End-g oft erhalten (Berg, Schlag, aber Tag – Daach und Daag);
i oft zu e (Winter – Weende, Wind – Weend, (m)ich – (m)ech, mit – met);
w in wer, wie, was, wo, warum zu b (bär, bie, batt, bo, boröm, aber wenn – wenn);
a zu o (da – do, nach – no, Nachbar – Noobe, war – wor); pf zu p;
ü oft zu ö (Gewühl – Jewööhl, hören – hüüre, Hühner – Hööhner); u oft zu o (Waggon – Wajung, Huhn – Hoohn, kurz – kooz, um – om, so – su);
enklitische Wörter (ist es – eset, gegen das – jänet; gibt es – jiwwet, haben sie – hawese, wer das – bäret)
b und f (im Wortinnern) zu w oder ww (über – üwwer, sieben – siwwe, oben – ow(w)e, Ofen – Owe);

Andernach um 1900
Kölsch Annenache
Platt
Hochdeutsch
Äädäppel Krombiere Kartoffeln
Berch Berg Berg
Bure Bauere Bauern
Döppe Döppe Topf
drüvver drüwwer darüber
Deesch Dösch Tisch
Finster Finste Fenster
Pääd Perd Pferd
Ring Rhäin Rhein
op dem Maat offem Maat auf dem Markt
ston stohn stehen
Schörreskaar Schorreskaar Schiebekarre
(Schurgeskarre)
Stroß Strooß Straße
Kreßdaach Wäihnacht,
Chreesdaach
Weihnachten
(Christtag)

Auch enthält der Dialekt viele Wörter, die in der Hochsprache nicht existieren. Häufig handelt es sich hierbei um Lehnwörter aus dem Keltischen, dem Lateinischen, dem Niederländischen oder dem Jiddischen. In der Zeit der Zugehörigkeit zu Frankreich (1794–1814) flossen auch viele französische Dialektwörter mit ein, z. B. Plümmo (Federbett), pareere (gehorchen), Drottewaar (Bürgersteig, von frz. "trottoir"), Krommbiere (Kartoffeln), verzeele (erzählen), Gatsen (Kuchen), Prommetaat (Pflaumenkuchen, von frz. "tarte aux prunes"), Pottemanee (Geldbeutel), Filu (Lausbub), Mösch (Spatz, von frz. "mouche" - Fliege, Spatz), Määrel (Amsel, frz. "merle"). Die Fissemadente (Blödsinn) sind echtes Deutsch aus dem 15. Jahrhundert.

Eingemeindungen

Im Zuge der Kommunalreform wurden am die heutigen Stadtteile Namedy (7. Juni 1969), Eich, Kell mit Bad Tönisstein und Miesenheim (jeweils am 7. November 1970) eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung in Andernach
Jahr Ein-
wohner
Jahr Ein-
wohner
Jahr Ein-
wohner
1790 1790 1933 12.523 2000 30.263
1794 2150 1939 14.151 2001 30.309
1797 2179 1950 15.879 2002 30.239
1810 2159 1963 21.783 2003 30.318
1812 2451 1970 27.140 2004 30.359
1813 2524 1993 30.354 2005 30.987
1850 3500 1994 30.442 2006 30.983
1858 3942 1995 30.343 2008 30.539
1871 4482 1996 30.265
1895 6583 1997 30.318
1905 8789 1998 30.437
1925 10.771 1999 30.395

Angaben ab 1993: jeweils zum 31. Dezember, Quelle: Stadtverwaltung Andernach

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Die Siedlungsgeschichte des Andernacher Raumes umfasst etwa 500.000 Jahre. Im Stadtteil Miesenheim (Fundstelle "Miesenheim I") fanden sich Tierknochen und Steinwerkzeuge aus dem Altpaläolithikum, mit einem Alter von etwa 500.000 Jahren.

Am Ende der letzten Eiszeit, also vor etwa 15.000 Jahren, siedelten sich erneut Menschen an. Die wichtigsten Fundstücke aus dieser Zeit sind ein Vogel, geschnitzt aus der abgeworfenen Stange eines Rentiers, Tier- und Menschendarstellungen auf Schieferplatten sowie Frauenstatuetten aus Elfenbein.

Aus der Jungsteinzeit, also der Zeit ab etwa 5000 v. Chr. finden sich Spuren der Bandkeramiker, der Michelsberger Kultur und der Rheinischen Becherkultur. Zur Zeit der Urnenfelderkultur ab etwa 1300 v. Chr. lässt sich für das gesamte Neuwieder Becken eine relativ dichte Besiedlung nachweisen.

Abgelöst wurde die Urnenfeldkultur durch die eisenzeitliche Hunsrück-Eifel-Kultur, die von 600 v. Chr. bis 250 v. Chr. dauerte. Deren jüngerer Abschnitt wird der La-Tène-Kultur zugerechnet, deren Träger die Kelten waren. Im Zentrum der Altstadt kann spätestens aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. eine Siedlung der La-Tène-Zeit nachgewiesen werden.

Römerzeit

Römischer Grabstein

Andernach gilt als eine der ältesten römischen Siedlungen Deutschlands. Bereits im Gallischen Krieg ließ Gaius Iulius Caesar 55 v. Chr. in der Nähe von Andernach zwischen dem heutigen Weißenthurm und Neuwied in nur zehn Tagen eine Rheinbrücke bauen. 53 v. Chr. wiederholte er diese Leistung oberhalb von Urmitz. Die Siedlung Antunnacum ist eine vorrömische Gründung. In spätaugusteischer/tiberischer Zeit (ab ca. 20 n. Chr.) wurde dort ein römisches Kastell errichtet. Zeitweilig war eine Räterkohorte im Kastell stationiert (Kopie des Firmus Grabsteins im Stadtmuseum). Nach dem Bataveraufstand begann Kaiser Titus Flavius Domitianus mit dem Bau des Limes, der für zwei Jahrhunderte Frieden schuf. Es entstand eine offene Siedlung mit einem Hafen, in dem Mühlsteine aus Basalt und Tuffsteine aus den Steingruben bei Mayen und der Pellenz verladen wurden. Etwa um 260 durchbrachen die Franken den Limes, was die Römer zur Preisgabe des rechten Rheinufers zwang. Es wurde nun notwendig, die bis dahin offenen Städte am Rhein zu befestigen. Es kam jedoch immer wieder zu Germaneneinfällen, bei denen auch Andernach zerstört wurde. 359 wurde die Stadt durch den römischen Kaiser Julian Apostata ein letztes Mal neu befestigt. Zu dieser Zeit hatte das Kastell vier Tore und 14 Rundtürme, einer zwischen Westtor (Kölner Tor, auf der heutigen Hochstraße) und Rhein vor dem heutigen Runden Turm, vier weitere an der Westseite südlich des Westtors einschließlich eines Eckturms, daneben zwei an der Südseite bis zum Südtor (südliche Kirchstraße), sechs weitere Türme bis zum Osttor (Hochstraße/Schaarstraße) entlang der Südostmauer und ein weiterer Turm zwischen Osttor und Rhein. Die Nordseite wies neben dem Nordtor (nördliche Kirchstraße) keine Türme auf. In der notitia dignitatum wird Andernach als Kastell bezeichnet, in dem eine Abteilung der legio Acincensis stationiert war. 395 konnte Stilicho noch einmal die Rheingrenze in voller Länge sichern, musste dann aber die Legionen zum Schutz Italiens abziehen. Die rheinischen Gebiete wurden den Franken überlassen, die spätestens mit dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig I. über den letzten römischen Heermeister Syagrius im Jahr 486 unbestritten die neuen Herren waren.

Mittelalter

Der „Runde Turm“, Wahrzeichen der Stadt, von Südsüdosten aus gesehen

Zur Zeit der Merowinger gehörte Andernach zunächst zu Austrasien und wurde Königssitz. Venantius Fortunatus, der in Metz am Hofe von König Sigibert I. lebte, berichtet in seinem Gedicht De navigio suo („Seine Schiffsreise“ (wörtl. „Über seine Schiffsreise“) aus dem Jahre 588 von einer Fahrt die Mosel hinab nach Andernach und Leutesdorf mit dem jungen Merowingerkönig Childebert II. (570–595). Die Königsburg (lat. villa regia) dürfte an der Stelle der römischen Kommandantur (am Merowingerplatz zwischen römischem Nord- und Osttor) gelegen haben (Gelände der Fa. Weissheimer). König Dagobert I. hielt sich oft in der Andernacher Residenz auf. 859 trafen sich die Könige Karl II. der Kahle, Ludwig II. der Deutsche und Lothar II. auf der damals namenlosen Rheininsel – heute Halbinsel – Namedyer Werth, um über ein größeres Treffen zu beraten. Nachdem unter den Karolingern Austrasien und Neustrien vereinigt wurden, wurde Andernach eine der königlichen Pfalzen. Im Vertrag von Meersen fiel Andernach 870 dann an Ludwig II. den Deutschen und wurde so Teil des entstehenden deutschen Reiches.

Nach dem Tode Ludwigs im Jahre 876 verlangte Karl II. der Kahle, der Herrscher des Westreiches, von Ludwig III. die Herausgabe der linksrheinischen Gebiete und begann mit der militärischen Eroberung. Zwischen Andernach und Kettig kam es im selben Jahr zu einer Schlacht (1. Schlacht bei Andernach), bei der Karl der Kahle vernichtend geschlagen wurde und die Zugehörigkeit Andernachs zum Ostreich sichergestellt wurde, aus dem sich das Heilige Römische Reich entwickelte.

Im Jahre 883 wurde die Stadt von den Normannen überfallen, die das Suburbium sowie die Klöster und Kirchen außerhalb der Stadt vernichteten – darunter auch die Vorläuferabtei von Unsere Liebe Frau vor den Mauern St. Maria/Unsere Liebe Frau vor den Mauern zu St. Thomas (seit 1482), St. Stephan aus dem 7. Jahrhundert. Damit endete auch die seit 866 bestehende jahrelange Handelsbeziehung mit Haithabu.

Herzog Giselbert von Lothringen und Herzog Eberhard von Franken, die Führer des großen Aufstandes gegen König Otto I., verlieren gegen die konradinischen Gefolgsleute Ottos I. Konrad Kurzbold und Udo am 2. Oktober 939 bei Andernach Schlacht und Leben (2. Schlacht von Andernach).

In den folgenden Jahrhunderten geriet Andernach in den Gegensatz der beiden Erzbistümer Köln und Trier, die beide versuchten, die reichsunmittelbare Stadt unter ihre Herrschaft zu bekommen. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurde 1114 unter anderem der alte Königshof vernichtet. Am 1. August 1167 konnte dann Köln sich durchsetzen. Aus Dankbarkeit für den Sieg bei Tusculum verschenkte Kaiser Friedrich I. den Königshof Andernach an seinen Reichskanzler und Erzbischof von Köln Rainald von Dassel. Damit geriet die Stadt unmittelbar in die Auseinandersetzung zwischen Otto IV. und Philipp dem Staufer, der 1198 die Stadt eroberte und in Brand stecken ließ. Dabei wurde auch die alte Stadtkirche bis auf den heutigen Glockenturm vernichtet. 1194 hatte Kaiser Heinrich VI. sie dem Trierer Erzbischof Johann I. geschenkt, was diesen zu einem größeren Neubau der Bischofskirche veranlasste (1198–1212). Andernach gehörte weltlich zum Erzbistum Köln, unterlag aber der geistlichen Jurisdiktion durch den Erzbischof von Trier.

In den folgenden Jahren wuchs die Stadt beständig, so dass die römischen Stadtmauern zum Teil niedergelegt und die Stadt nach Osten erweitert wurde. An der Südostecke schloss sich die Burg des Kölner Landesherrn als separate Wehreinheit an die Stadtmauer an. Sie hatte ein eigenes Tor nach draußen (Südostecke, gegenüber der Salierstraße) und eines in die Stadt (Hochstraße). Die vollständige mittelalterliche Wehranlage sicherte die Stadt mit fünf Doppeltoren - Kölnpforte (Coellenporzen) im Westen, Kirchpforte (Kirchporzen) im Süden, Schafpforte (Schafporzen) im Süden, Burgpforte (Burgporzen, Koblenzer Tor, mit Zugbrücke) im Osten und Kornpforte (Korenporzen, Rheintor) im Norden) als Haupttore und fünf kleinere Pforten, von Ost nach West: Schreiberspforte, Moerspforte, Neupforte (östlich der Kornpforte), Fischpforte, Trierpforte (nahe dem Runden Turm) in der Rheinmauer mit benachbarten Wehrerkern - sowie mit 15 Türmen: Bergfried, Pulverturm – beide zur Burg gehörig, 10 Halbrundmauertürmen (vier an der Westmauer, sechs an der Südmauer), Zollturm (Nordostecke), Bürgerturm (rechteckiger Mauerturm an der Ostmauer), Runder Turm (Haupt- und Wartturm der Stadtmauer seit 1453 an der Nordwestecke), sowie mit einem 30 Meter breiten und 5 Meter tiefen Graben auf der Landseite vom Zollturm bis hinter das Kölner Tor. Die Kirchpforte besaß ein eigenes, zweischenkliges Vorwerk (Ravelin) und war als Doppeltor mit zwei Torhäusern errichtet, dem hinteren in der Mauerflucht, dem vorderen unmittelbar am Stadtgraben vor der Mauer mit Brücke - beide mit einer Doppelmauer verbunden. Die Kornpforte hatte ebenfalls zwei Torhäuser, einem hinter der Mauerflucht und ein zweites, als gewaltiges, angebautes Vorwerk mit Seitenvorwerken (Vorbauten) nach Osten parallel zur Mauer und nach Westen ausgeführt. Darüber lief auch der Zugang zur Stadt, wie auf einem Stich von Matthäus Merian von 1646 deutlich zu sehen ist. Das Vorwerk selbst endete unmittelbar am Rheinufer, das damals nahe der Stadtmauer verlief, so dass ein Zutritt von Norden so nicht möglich war. Das Ufer vor der Mauer diente bis zum Krahnen als Hafen. Besonders der Bereich am Rhein unterlag im Laufe der Zeit starken Veränderungen. In dieser Zeit beherbergte Andernach mehrere Klöster, neben dem Minoritenkloster nahe der Burg die Propstei des Benediktiner-Klosters Malmedy-Stablo mit Klosterkirche nahe der Schaarstraße, entstanden aus dem merowingischen Königshof, und später das Annunziatenkloster seit 1652 im Osten der Stadt nahe dem heutigen Museum. Außerhalb lagen St. Thomas im Südosten der Stadt und auf dem Martinsberg St. Martin.

Bis 1349 war eine Judengemeinde in der Stadt nachweisbar, deren Wohngebiet vermutlich südlich des Marktplatzes westlich der Schafbachstraße und großteils zwischen heutiger Eisen- und Kramgasse zum Markt hin anzusiedeln ist. Ein nicht mehr vorhandener Halbrundturm der südlichen Stadtmauer zwischen Kirchpforte und Schafspforte wurde Judenturm genannt. Ihre Synagoge, stand zur Eisengasse hin, südlich des Areals des Historischen Rathauses (heutiges Foyer) mit Judenbad (Mikwe, s. u.) und großer Backstube. Infolge der Judenpogrome, ausgelöst durch die große Pestepidemie, die sich 1347 von Süditalien aus über fast ganz Europa ausbreitete, wurde die Judengemeinde 1349 aus der Stadt getrieben. Ende des 14. Jahrhunderts (1381) ist eine zweite Judengemeinde bekundet. Da die erste Synagoge samt Grundstücken in christliche Hände übergegangen war, hatte die neue Gemeinde keinen nachgewiesenen Synagogenbau, sondern feierten ihre Zusammenkünfte vermutlich in einem Wohnhaus. Gegen Mitte des 15. Jahrhunderts musste auch die zweite Judengemeinde die Stadt verlassen. Obwohl vereinzelt Juden im Stadtgebiet wohnten, konnte sich erst wieder im 19. Jahrhundert nach 1860 eine dritte Judengemeinde an anderer Stelle in der Stadt etablieren.

Zur selben Zeit verschärften sich zunehmend die Gegensätze zwischen dem Landesherrn und den verbündeten Städten Andernach, Bonn, Koblenz und Köln. Als die Andernacher jedoch ohne Rücksprache mit den Verbündeten die Burg stürmten und niederrissen, hielten sich diese zurück und Andernach wurde 1367 von den Truppen des Landesherrn erobert. Zuvor war bereits 1365 der einträgliche Zoll durch Erzbischof Engelbert III. von der Mark von Andernach nach Linz verlegt worden. In dieser Zeit verschuldete sich die Stadt stark, was neben anderen der Familie der Geldhändlerin Reynette Bonenfant zu Vermögen verhalf. 1407 wurde erstmalig der Rat der Stadt Andernach urkundlich erwähnt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde Andernach in den Burgundischen Krieg (1474–1477) verwickelt. In der auch "Kölner Stiftsfehde" genannten Auseinandersetzung unterstützte Andernach mit ca. 150 Büchsenschützen den späteren Erzbischofs Hermann IV. von Hessen (ab 1480 Erzbischof, vorher erzstiftlicher Administrator Ruprechts von der Pfalz) und Kaiser Friedrich III. von Habsburg gegen Ruprecht und den von ihm zu Hilfe gerufenen Burgunderherzog Karl I. den Kühnen. Als dessen Truppen am 16. Februar 1475, dem Julianentag, aus der mit ihm verbündeten Stadt Linz am Rhein die von den Andernachern errichtete Erdbefestigung bei Kripp mit einer Kanone beschossen, explodierte das Pulvermagazin und tötete fast alle Andernacher Schützen. In Anerkennung für den Blutzoll verlegte der Kaiser im selben Jahr den Rheinzoll nach Andernach zurück und stiftete einen kaiserlichen Altar im Andernacher Mariendom. Drei Wappen (von Andernach, Hermanns IV. von Hessen und Kaiser Friedrichs III.) auf den Gewölbeverschlusssteinen erinnern noch heute daran.

Reformationszeit

Der Beginn des 16. Jahrhunderts war auch in Andernach in vielerlei Hinsicht eine unruhige Zeit. Spannungen gab es innerhalb der Verwaltung der Stadt. War hier zunächst der Adel vorherrschend, gelang es der Bürgerschaft, in den folgenden Jahrzehnten zunehmend Einfluss zu gewinnen, bis es 1522 den Zünften gelang, mit dem „Achterstuhl“, besser bekannt als der „Achter“, eine Vertretung ihrer Interessen gegenüber dem Rat durchzusetzen.

Die Wiedertäufer aus den Niederlanden erregten in der Stadt soziale Unruhen, so dass der Rat strafend gegen sie einschritt. 1543 trat der Kölner Erzbischof Hermann V. von Wied, der 1519 den Pulverturm errichten ließ, zum Luthertum über, schickte Prediger nach Andernach und verlangte vom Rat deren Anstellung. Nach der Abdankung Hermann von Wieds im Jahre 1547 gingen dessen Nachfolger gegen die Lutheraner vor, die sich dennoch in der Stadt halten konnten. 1573 überwies Kurfürst Salentin von Isenburg dem Rat 1000 Gulden zur Erneuerung der bereits 1433 erwähnten Lateinschule. Der Rat hatte seine Bitte mit dem Wunsch begründet, die Kinder „in der waren rechten catholischen Religion“ zu erziehen. Als 1582 dann der Erzbischof von Köln Gebhard I. von Waldburg zum Protestantismus übertrat, kam es erneut zu einer Bedrohung der katholischen Religion. Der Rat ließ das Kölner Tor schließen. Es kam jedoch zunächst zu keinen Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof, der bereits im Jahr danach abgesetzt wurde und vor seinem Nachfolger, Ernst von Bayern, in die Niederlande fliehen musste. In der Folge kam es dann aber während des Kölner Kriegs (1583–1588), auch truchsessischer Krieg genannt, zu einem Überfall auf die Stadt durch niederländische Truppen des brabanter Feldherrn Olivier van den Tempel (Olivier van den Tympel, frz. Olivier de Temple, 1540-1603), der aus den Niederlanden an den Rhein gekommen war, um den südlichen Teil des Erzbistums im Auftrag des nach den Niederlanden geflohenen Gebhard I. von Waldburg gegen seinen Nachfolger Ernst von Bayern zu bekämpfen und Soldaten zu werben. Der Angriff mittels einer Petarde auf die Kornpforte (Rheintor), die dabei teilweise zerstört wurde, scheiterte am Widerstand der Andernacher Bürger. Dieser Überfall und die früheren Vorkommnisse von 1365 und 1475 wurden zu Quellen der Bäckerjungensage.

Schwedische Truppen belagern 1632 die Stadt Andernach

Andernach im Dreißigjährigen Krieg

Während der ersten 14 Jahre des Dreißigjährigen Kriegs blieb Andernach von direkten Kriegseinwirkungen verschont. Dies änderte sich aber, als am 10. November 1632 der schwedische General Wolf Heinrich von Baudissin von der Stadt Unterhaltsleistungen für die schwedische Armee verlangte. Als die Stadt dies nicht sofort zusagte, wurde Andernach in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1632 besetzt und ausgeplündert. Als im März 1633 der Graf von Isenburg die Stadt beschoss, zerstörten die Schweden die Befestigungsanlagen, steckten die Stadt in Brand und zogen sich zurück. Als sie am 15. Dezember desselben Jahres erneut versuchten, die Stadt zu besetzen, wurden sie jedoch von den Bürgern der Stadt daran gehindert. Ein letztes Mal geriet die Stadt in Gefahr, als 1646 der französische Marschall Turenne die Stadt 5 Tage lang beschießen ließ, die Belagerung dann aber aufgab, da er auf unerwarteten Widerstand stieß.

Zerstörung der Stadt 1689

Stich von Ri. Wilson nach Zeichnung von Wm. Tombleson. Ruine der kurkölnischen Burg mit Koblenzer Tor um 1810, dazwischen die ehem. Minoritenkirche St. Nikolaus; re. Hospitalkirche (vorm. Kirche des Annunziatenklosters); li. Dadenbergturm mit Helm, Bergfried mit barocker Haube.

Der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688–1697) führte erneut zu schweren Belastungen der Stadt. Im Kampf um das Erzbistum Köln hatte Ludwig XIV. Andernach besetzen lassen. Als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg sich 1689 der Stadt nur langsam aus Richtung Bonn näherte, plünderten die französischen Truppen die Stadt, zerstörten das kurfürstliche Schloss und schleiften alle Befestigungen. Allein der Runde Turm widerstand einem Sprengversuch. Nur ein gewaltiges Loch erinnert heute noch an dieses Ereignis. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1689 wurde die Stadt dann in Brand gesteckt, nachdem alle Löschwerkzeuge vernichtet worden waren. Von 400 Häusern wurden nur 74 verschont.

Das folgende 18. Jahrhundert war zu Beginn geprägt vom langsamen Wiederaufbau der ruinierten Stadt, wobei neue Besatzungen und Truppendurchzüge während des Spanischen Erbfolgekrieges letztlich zu einer völligen Verschuldung und Verarmung der Stadt führten. Die Einwohnerzahl sank deutlich unter 2000 (1790: 1790 Einwohner). Am Ende des Jahrhunderts stand eine Stadt, in der die wirtschaftliche Entwicklung durch mittelalterliche Zünfte und hohe Zölle behindert wurde. Eine allgemeine Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen verbreitete sich unter den Bürgern der Stadt und bereitete den Nährboden für die kommenden Ereignisse – die Französische Revolution und ihre Folgen.

Französische Zeit

Freiheitsbaum im Rheinland

Im Frieden von Lunéville fiel Andernach am 9. Februar 1801 mit allen linksrheinischen Gebieten an Frankreich. Obwohl diese Periode nur bis 1814 dauerte, fand in dieser Zeit doch eine völlige Umwälzung der gesellschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse statt. Die Vorrechte des Adels und der Kirche wurden beseitigt, die noch weitgehend mittelalterliche Verwaltungsstruktur der Stadt aufgehoben.

Dieser Wandel vollzog sich aber nur allmählich. Am 22. Oktober 1794 wurde Andernach von französischen Truppen besetzt. Als aber am 4. Oktober 1797 Andernacher Patrioten einen Freiheitsbaum errichten wollten, wurde dies von der Bürgerschaft verhindert. Auch verweigerten viele alte Beamte der französischen Republik den Treueid. Der von den Franzosen eingesetzte Bürgermeister forderte sogar die Wiedereinsetzung von Adel und Kirche in ihre Besitztümer. Hinter einer revolutionären Fassade blieb also die alte Ordnung zunächst bestehen. Dies ändert sich grundlegend erst mit der Schaffung der Kantonsverwaltung. Zusammen mit 22 umliegenden Gemeinden wurde Andernach zu einem Kanton zusammengeschlossen, wobei die Stadt als Kantonshauptort keinerlei Sonderstatus hatte.

Mit dem Verwaltungsgesetz vom 17. Februar 1800 wurde dann die Mairie Andernach geschaffen, zu der neben Andernach die Gemeinden Brohl, Eich, Miesenheim, Namedy und Nickenich gehörten. Mit der Säkularisation der Klöster, Stifte und kirchlichen Körperschaften wurden auch die letzten Reste der alten Ständeordnung beseitigt. In Andernach blieb lediglich der Dom als Pfarrkirche übrig. Als dann aber in der Nacht zum 1. Januar 1814 russische Truppen Andernach besetzten, wurde dies keineswegs von allen Bürgern als Befreiung empfunden.

Preußische Zeit

Abriss des Wollgassenturmes (Grabenturms) 1880 für einen besseren Zugang zum Bahnhof.

Mit dem Ende des Wiener Kongresses wurde die Stadt dann am 5. April 1815 ein Teil Preußens. Für die Verwaltung der Stadt hatte dies zunächst keine Folgen. 1816 lehnten die rheinischen Städte eine Übernahme der Steinschen Städteordnung ab, da sie hinter die mit der französischen Ordnung erreichten Fortschritte und Freiheiten zurückfiel. Bis zum Inkrafttreten der preußischen Gemeindeordnung für die Rheinprovinz 1845 blieb daher die französische Munizipalverwaltung im Wesentlichen unverändert bestehen. Am 2. März 1857 erhielt Andernach dann durch königliche Kabinettsordre als dritter Ort (mit 143 anderen Städten in den heutigen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland und im Nachbarland Belgien) mit der Rheinischen Städteordnung von 1856 – Aachen erhielt sie am 13. Juni 1856 als erste Stadt – wieder ein selbständiges Stadtrecht.

Bis zu den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte die wirtschaftliche Entwicklung weitgehend stagniert. Zwar hatte die Familie Remy 1797 die Fabrikation von Walzblech von Neuwied nach Andernach verlegt, um Zugang zum französischen Markt zu bekommen. Spätestens 1841 wurde die linksrheinische Produktion jedoch wieder eingestellt. Auch andere Industrien wanderten ab oder verschwanden, als die Vorteile der Anbindung an Frankreich endeten. Übrig blieb nur eine leistungsfähige Landwirtschaft.

Es begann aber schon eine Ausdehnung der Stadt. 1819 fiel die Stadtmauer zur Rheinseite. In den folgenden Jahren verschwanden die Tore Richtung Mayen und Köln. 1852 bis 1854 erfolgte der Bau der privatwirtschaftlich finanzierten Mayen-Andernach-Neuwieder Aktienstraße. 1858 erhält Andernach einen Bahnhof an der neu gebauten Rheintaleisenbahn. Im selben Jahr trennte sich durch den Entscheid vom 6. November 1858 des damaligen Bürgermeisters von Andernach-Land und Andernach-Stadt, Ferdinand-Josef Weygold, verwaltungstechnisch Andernach-Land von der Stadt Andernach (von Heinrich Bynz als Bürgermeister weitergeführt). Es war die Geburtsstunde der heutigen Verbandsgemeinde Pellenz. 1878 bis 1880 erfolgte der Bau der Eisenbahnlinie Andernach–Mayen. Dabei erfolgten weitere Mauerdurchbrüche wie die Niederlegung des Wollgassenturmes (einer der 11 Halbrundmauertürme, oft als Grabenturm oder fälschlich als Grabentor – dort gab es kein Tor – bezeichnet) oder der torartige Durchbruch des Ottenturms (Halbrundmauerturm nahe der Burg, eine Zeit lang als Gänsetor bezeichnet).

Langsam kam es zur Ansiedlung neuer Betriebe: 1861 die Trasswerke Meurin, 1864 die Mälzerei Weissheimer, 1865 die Leistenfabrik Wagner. Besonders die Mälzereien entwickelten sich mit 17 Betrieben zur wichtigsten Industriesparte am Ende des 19. Jahrhunderts. Es handelte sich jedoch grundsätzlich um arbeitsintensive Industrien mit geringen Produktivitätszuwächsen.

Das 20. Jahrhundert

Blick auf die Rheinanlagen vom Krahnenberg aus
Bundeskanzler Adenauer besucht die Soldaten der neugegründeten Bundeswehr in Andernach 1956

Diese Entwicklung wurde aber dann durch den Ersten Weltkrieg, die bis 1929 dauernde amerikanische und französische Besatzung, durch Inflation und Weltwirtschaftskrise abrupt gestoppt, auch wenn 1921 das Bandstahlwerk Remy, van der Zypen & Co. die Produktion aufnahm. Stärkste Partei ist in den Jahren zwischen 1919 und dem März 1933 das Zentrum. Aber auch die linken Parteien SPD und KPD hatten noch einen großen Wählerstamm. Erst bei den Wahlen im März 1933 wurden die Nationalsozialisten zur zweitstärksten Partei.

1933 kam es dann auch in Andernach zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Am 30. Mai 1933 wurde noch die neue Synagoge in der Güntherstraße geweiht, doch auch sie brannte in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 bis auf die Grundmauern ab. Soweit sie nicht fliehen konnten, wurden die Andernacher Juden verschleppt und bis auf wenige Ausnahmen ermordet. Neben der jüdischen Bevölkerung hatten besonders die Patienten der Heil- und Pflegeanstalt zu leiden. Diese war als Zwischenanstalt Sammelort für den südlichen Teil der Rheinprovinz. Von hier gingen die Transporte nach Hadamar bzw. nach 1941 in den Osten, wo die Patienten als „lebensunwertes Leben“ im Zuge der Euthanasie durch Vergasung ermordet wurden. Ein 1996 von Andernacher Bürgern initiiertes Euthanasie-Mahnmal hinter der Christuskirche - der "Spiegelcontainer" - erinnert daran.

Während des Zweiten Weltkrieges verloren über 500 Männer, Frauen und Kinder aus Andernach ihr Leben. Die Stadt selbst wurde Ende 1944 und Anfang 1945 durch Luftangriffe in Teilbereichen zerstört – wobei der Altstadtkern aber weitgehend verschont wurde. Am 9. März 1945 rückten amerikanische Truppen in Andernach ein. Auf den Rheinwiesen entstanden große Gefangenenlager für bis zu 40.000 deutsche Soldaten.

Am 10. Juli 1945 übernahmen die Franzosen Andernach von den Amerikanern als Teil ihrer Besatzungszone. Ab dem 30. August 1946 gehörte die Stadt zu dem durch Verordnung der französischen Besatzungsmacht eingerichteten Land Rheinland-Pfalz. In der ersten Stadtratswahl am 25. Oktober 1946 wurde Egon Herfeldt als Kandidat der CDP – einer Vorläuferpartei der CDU – zum Bürgermeister gewählt.

Ab 1949 begann dann auch in Andernach, das was heute als Wirtschaftswunder bezeichnet wird. Neben dem Runden Turm wuchsen die Silotürme der Malzfabrik Weissheimer. Gleichzeitig blühte seit den 1950er Jahren die Bimsindustrie.

Gleichzeitig mussten die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten als Neubürger integriert werden. Neue Baugebiete wurden erschlossen, ganz neue Stadtbezirke entstanden. Neue Kirchen entstanden: 1954 St. Albert, 1956 St. Peter, 1964 Kreuzkirche und 1968 St. Stephan.

Im Dezember 1955 rückten dann im Zuge der Wiederbewaffnung und der Gründung der Bundeswehr die ersten 240 Soldaten in das ehemalige Luftwaffenlazarett ein, denen im Januar 1956 weiter 1000 folgten. Am 20. Januar 1956 fand die erste offizielle Besichtigung dieser ersten Einheit in der Krahnenberg-Kaserne durch den Bundeskanzler Konrad Adenauer statt. Der insbesondere bei Auslandseinsätzen sehr geschätzte deutsche Radiosender für Bundeswehrangehörige heißt noch heute Radio Andernach.

Zwischen 1965 und 1970 wurde im Osten der Stadt ein neues Hafenbecken gebaut. Im Zuge der Verwaltungsreform 1969/70 wuchs die Stadt durch die Eingemeindung der Orte Namedy (7. Juni 1969), Eich, Kell und Miesenheim (7. November 1970) um 6500 Einwohner. Am 1. Januar 1970 wurde Andernach zur Großen kreisangehörigen Stadt, im April 1970 wurde der neue Rheinhafen eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. 1978/79 wurde die drittletzte Mälzerei Düsterwald und Tillmann samt dem alten Stadthaus abgerissen, um einem Kaufhausgebäude Platz zu machen. Im Februar 1998 folgte als vorletzte Mälzerei die Fa. Mengelbier (gegr. 1865) in der Koblenzer Straße gegenüber dem Sportplatz dem Abriss, womit der einstigen Mälzerstadt mit 17 Mälzereibetrieben nur noch eine verblieb.

Das 21. Jahrhundert

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist in manchen Straßen der Altstadt die Bausubstanz vieler Häuserzeilen erkennbar dem Verfall ausgesetzt. Die zum Rhein hin abschüssig und eng parzelliert verlaufende Rheinstraße, vormals eine Gastronomiemeile der Stadt, ist heute weitgehend von leerstehenden Kneipen- und Restaurantlokalen und einer hiermit einsetzenden Mindernutzung geprägt.

Im Jahre 2001 eröffnete das neue Jugendzentrum Andernach, die neue Grundschule Hasenfänger wurde eingeweiht, und nach langen behördlichen Verhandlungen der Welt höchster Kaltwassergeysir (Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde) auf dem Namedyer Werth neu erbohrt, um als weiteres Wahrzeichen Andernachs auch Besuchern zugänglich zu sein. In diesem Rahmen entsteht am Rhein ein Geysir-Infozentrum. Andernachs Wahrzeichen, der Runde Turm, wurde 2003 550 Jahre alt und erhielt zu diesem Anlass eine aufwendige und umfassende Restaurierung mit Wehrgangsinstandsetzung und Außenwandreinigung. Er steht zu bestimmten Zeiten den Besuchern offen. 2005-2007 erhielt das Stadtmuseum, das über 400 Jahre alte Haus von der Leyen, ebenfalls eine Generalsanierung. 2008 fielen die Weissheimer Silotürme als letzte Mälzerei (gegr. 1864 als erste Mälzerei der Stadt) nach 144-jährigem Firmenbestehen dem Abriss zum Opfer. Dabei wurden beträchtliche Funde (Badeanlage, Hafen) aus der Römerzeit entdeckt, womit der archäologische Beweis für die führende Rolle des Andernacher Hafens bereits zur Römerzeit der ersten nachchristlichen Jahrhunderte erbracht wurde.

Seit dem 20. Januar 2009 reiht sich Andernach in die Gruppe der Orte ein, in denen in den Boden eingelassene "Stolpersteine" (Gedenksteine mit beschrifteter Messingkappe) des Kölner Künstlers Gunter Demnig die Erinnerung an während der NS-Zeit deportierte jüdische Andernacher Bürger wachhalten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Stich von Wm. Watts um 1840 nach Zeichnung von Wm. Tombleson. Runder Turm, Dom, Stadtmauerrest mit Schulturm und Kurtmanns Erker; im Vordergrund die Ruine des römischen Rosmertatempels, re. im Hintergrund 1816 zur Windmühle umgebauter Wehrturm der Abtei St. Thomas, 1912 als Wasserturm, re. neben dem Dom der Dadenbergturm mit Helm.

Runder Turm

(50° 26' 26.64 " N, 7° 23' 46.44 " O)50.4407333333337.39623333333337 Das Wahrzeichen der Stadt ist der „Runde Turm“ genannte Wehrturm, der den nordwestlichen Eckpunkt der Stadtmauer bildet. Als Wartturm der Stadtbefestigung wurde er in den Jahren 1440 bis 1453 (möglicherweise in zwei Etappen) als der Rondentorne (17. Jahrhundert ronder thurn, 18./19. Jahrhundert Runder Thurm) vom städtischen Werkmeister Philipp Preudemann im Auftrag des Rates der Stadt Andernach errichtet – wahrscheinlich an der Stelle des römischen nordwestlichen Kastelleckturms oder eines kleineren Vorgängerbaus. Architektonisch besteht er aus dem 33 m hohen und ca. 15 m im Durchmesser runden Unterbau (um 1446 vollendet) mit steinernem Wehrgang, Wehrhäuschen, Aborterkern, Pechnasen und drei Stockwerken: Kellergewölbe (deustere kamer (dustere Kammer – Verlies und Lagerraum) mit Kuppelgewölbe und Angstloch), Basisgeschoss (mit Eingang vom Wehrgang) und Obergeschoss – beide mit sechsteiligen Kappen- oder Kreuzgratgewölbedecken; weiterhin aus dem 23 m hohen und 9,8 m (über Eck) weiten Achtort-Aufsatz (Variante des runden Butterfassturms), der 1445 in Planung kam und 1448 bis 1453 vollendet wurde. Er besitzt drei Geschosse (unterstes auch mit sechsteiligem Gratgewölbe, zweites mit Balkendecke, drittes mit abgeflachter Kuppeldecke) und ein Giebelgeschoss (Speicher). Den Abschluss bilden acht Tuffsteingiebel, vier Dacherker, jeweils mit Kreuzblumen, Kegelsteinhelm (!) mit großer zentraler Kreuzblume (in den 30er Jahren Fahnenmast, ursprünglich Kreuzblume oder Wetterfahne) und den vier, unterhalb des Dreipass-Bogenfrieses eingelassenen, in die vier Himmelsrichtungen weisenden großen Stadtwappen aus Tuff. Sie waren ursprünglich farbig ausgemalt und heraldisch korrekt schräg eingesetzt, nach der großen Renovierung 1880 senkrecht. Zwei der Gewölbe (Basisgeschoss und erstes des Oktogons) sind durch eingelegte Böden teilbar. Die Steinwendeltreppe ist stadtseitig in die Mauerstärke von Unterbau und Oberbau (hier Einkragung in die Innenräume wegen geringerer Mauerstärke) integriert. Nach neueren Erkenntnissen ist der zylindrische Unterbau möglicherweise bereits 1412 bis 1415 begonnen worden und stand um die 30 Jahre ohne Aufsatz (Dachreparatur 1442 nach Sturmschaden, Unterschiede in der Gestaltung der Friese und Schießscharten zum Unterbau). Nach einigen Arbeiten 1446 erfolgte dann 1448 der Weiterbau. Bei einer Höhe von 56 Metern bis zur Turmspitze und bis zu 5 Meter dicken Mauern ist er der höchste Wehrturm am Rhein und einer der größten mittelalterlichen Wehrtürme überhaupt. Die Turmwände waren früher weißlich verputzt, möglicherweise mit Farbabstufung zum Oberbau. Besonders sein kronenartiger, achtfacher Dreiecksgiebelsteinhelm findet in Profanbauten zumindest heute keine Parallele. Die Idee zur Dachform stammt aus der Gestaltung der Helme von achtkantigen Vierungstürmen großer Kirchen. Der große Wehrturm war durchaus als städtisches Gegenstück zu der im Südosten gelegenen Bischofsburg gedacht. Die stetige Wachbereitschaft war durch den anwesenden Türmer (Turmpfeifer) gegeben, der neben Wach- und Feuerwachdienst auch ankommende Schiffe für den Rhein-Zoll „anblies“ (meldete). Etliche Hakenbüchsen, Feldschlangen und Verteidigungsmaterial (Öl, Pech, Steine, Pulver) waren in den oberen Etagen vorrätig.

Im April 1689 widerstand der Turm einem Sprengversuch der abrückenden französischen Truppen Ludwig XIV. Was blieb, ist ein Ausbruch an der westlichen Feldseite des Turms von ca. 1,20 m Tiefe und der Größe eines Kleinwagens. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Steinhelm beschädigt und in den 50er Jahren instand gesetzt. Von 1922 bis 1935 und 1949 bis 1961 war eine Jugendherberge untergebracht (1927: ca. 10.000 Übernachtungen, 5. Platz der rheinischen Herbergen). Im Jahre 2003 wurde der große Turm zu seinem 550. Geburtstag erneut renoviert und erscheint nun im neuen Glanz.

Einen ähnlichen Turm, auch mit Achteckaufsatz, hatte Burg Reifenberg im Hochtaunus als Bergfried vor ihrer Zerstörung. Nur der ca. 33 m hohe untere Teil existiert noch davon[1].

Maria Himmelfahrt (Liebfrauenkirche – Mariendom)

Die katholische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, eine mächtige Emporenbasilika mit vier Türmen, Westbau und Chor liegt am westlichen Rand der Stadt in direkter Nähe zur Stadtmauer und damit auch an der Westseite des in römischer Zeit dort befindlichen Kastells Antunnacum, aus dem die spätere Siedlung hervorging. Karolingische Grabstellen unter der heutigen Kirche belegen, dass es sich um eine frühere Gründung handelt. Über das Aussehen dieser Kirche und auch des Nachfolgebaus aus dem frühen 11. Jahrhundert, von dem der freistehende Glockenturm erhalten ist, ist nur wenig bekannt. Der Vorgängerbau, 1194 von Kaiser Heinrich VI. dem Trierer Erzbischof Johann I. geschenkt, der zugleich auch erster Bischof Triers den Titel eines Kurfürsten trug, wurde 1198 infolge eines Streites zwischen Otto IV. und Philipp dem Staufer, der Andernach eroberte und brandschatzte, ein Opfer der Flammen. Das Kirchengebäude der alten Stadtkirche wurde dabei bis auf den freistehenden Glockenturm großteils zerstört. An die Stelle der niedergebrannten Vorgängerkirche, deren freistehender Glockenturm als Nordostturm und ältester Gebäudeteil in den Kirchenneubau integriert wurde, ließ Johann I. die heutige Marienkirche bis etwa 1220 als dreischiffige Emporenbasilika neu errichten. Möglicherweise war zur Zeit der Zerstörung des Vorgängerbaus 1198 der Neubau schon in Arbeit, so dass der Brand die Bauarbeiten nur kurzzeitig unterbrach. Bis 1250 waren die Westtürme vollendet. Der alte Westbau besaß vermutlich nur eingeschossige Türme und im Erdgeschoss eine offene Halle. Die Marienkirche war stets Stadtkirche und Bischofsdom zugleich und darf sich daher mit Fug und Recht „Mariendom“ nennen, eine der neben der ebenso geläufigen Benennung „Liebfrauenkirche“ benutzte Bezeichnung im Andernacher Volksmund, was oft angezweifelt wurde. Denn der Erzbischof von Trier war auch Pfarrer in seiner Eigenkirche in Andernach. Anfang des 18. Jahrhunderts hatten mehr als ein halbes Jahrtausend nach der Fertigstellung Andernacher Bürger durch hartnäckigen Widerstand die schöne Domkirche vor einem „Rückbau“ zu einem Torso - Teilabriss der Westtürme, Entfernung der Seitenschiffe - bewahren können, so dass sie heute in voller Größe bewundern werden kann. Ursache dafür war der als ruinös geltenden Bauszustand der Kirche. Der kurtrierische Hofbaumeister Johann Georg Seitz, Vater des berühmten Baumeisters Johannes Seiz, erstellte dazu kurz vor seinem Tod 1739 ein Gutachten zur Schadenbehebung, worin aus Kostengründen die Abtragung der Türme und die Entfernung der eingestürzten Seitenschiffe erwogen wurde. In den Jahren 1740-1742 wurde dann doch konsequent die Wiederherstellung der beschädigten Kirchenabschnitte betrieben, vor allem der Wiederaufbau der eingestürzten Seitenschiffe. Die Marienkirche stand für einige nachfolgende und zeitgleiche Kirchenbauten nah und fern ganz oder in Teilen Modell (Klosterkirche „Maria Laach“), bis ins 19. Jahrhundert (St. Annakirche in Neuenkirchen (Kreis Steinfurt). Sie musste zeitlebens oft restauriert werden. Besonders umfassende Restaurierungsarbeiten erfolgten im späten 19. Jahrhundert an der Chorapsis und den 1740-1742 nur provisorisch ausgeführten Instandsetzungsarbeiten, sowie die Rekonstruktion (romanischer Rückbau) der reich gestalteten Westfassade 1893/94 mit Einlassung der großen Rosette, die eines der schönsten Beispiele der kölnisch-rheinischen Architektur vom Beginn des 13. Jahrhunderts bildet. Damit entspricht der heute sichtbare Zustand etwa dem aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Neben der äußeren birgt auch die Innengestaltung der Kirche viel Sehenswertes (Kaiseraltar von Friedrich III. 1475 gestiftet, Basaltsäulentaufbecken 13. Jahrhundert, acht abstrakt gestaltete Kirchenfenster mit Motiven aus der Lauretanischen Litanei, kostbare Eichenholzkanzel mit Schalldeckel aus dem Kloster Maria Laach nebst Kommunionbank infolge der Säkularisation). Im Zusammenhang mit dem Neubau des Pfarrheims unmittelbar neben der Kirche wurden im Jahre 2006 die Reste einer römischen Badeanlage aus dem 4. Jahrhundert entdeckt.[2] Diese wurden in das Gebäude integriert und sollen ab 2009 auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Derzeit kann bereits ein Teil der Badeanlage durch eine Glaskuppel vor dem Pfarrheim besichtigt werden.

Alter Krahnen

(50° 26' N, 7° 23' O)50.4433798058337.39191064583337

Mit Dekret vom 15. August 1554 des Landesherren und Erzbischofs zu Köln Adolf III. von Schaumburg erhielt Andernach die Erlaubnis, „… zu besonderem Nutzen“ an Stelle eines quadratischen hölzernen Schwimmkrans (auf rechteckigem, am Ufer vertäutem Schwimmkörper, um 1400 erbaut) unmittelbar am Rhein (350 m Luftlinie nordwestlich zum Runden Turm rheinabwärts bei Rheinkilometer 613,8 am damaligen Hafen) den als Alten Krahnen (Schreibweise mit „h“) benannten Hafenkran für 6700 Gulden nach Plänen des Kölner Werkmeisters Claas Meußgin zu errichten (1561 fertig gestellt). Dieser Stein-Turmdrehkran mit zwei Holz-Treträdern, Ausleger aus schweren Eichenbalken, mit Bleiblech verkleidet, einfachem Flaschenzug (über Kette, ursprünglich Seil), Haken (früher mit zusätzlichem Spezialgeschirr (Steinzange oder Schere) für Mühlsteine) und drehbarem, Schiefer gedecktem und mit einer Turmkugel abgeschlossenem Kegeldach war damals die größte Verladevorrichtung an Deutschlands Binnengewässern und diente 350 Jahre lang der Verladung von Weinfässern und der aus dem Eifelraum angelieferten Mühl- und Tuffsteine bis ins Jahr 1911 (!). Seine Mechanik ist bis heute intakt. Die aus Holz gefertigte, ~ 60 cm starke Kransäule („Kaiserbaum“ genannt) kann mit Hilfe von 2 langen Hebeln – Enden eines durchgehenden, unterhalb der Laufräder mit dem „Kaiserbaum“ fest verbundenen Balkens – mitsamt dem Auslegearm und dem Dachoberteil um 360° gedreht werden, während die Last mittels der beiden großen hölzernen Treträder (mehr als 4 m Höhe/Durchmesser), von je zwei Windenknechten (auch Tretknechte, Radläufer, Windenfahrer genannt) angetrieben, gehoben und gesenkt wird. Das steinerne Kranhaus hat einen Durchmesser von 8,70 m und trägt rheinaufwärts zum Schutz vor Eisgang einen Basalteisbrecher, der ihn auch vor der Zerstörung durch das gewaltige Treibeis vom März 1784 bewahrte. Da das Basaltfundament zur besseren Beladung der Schiffe über die Werftmauer in den Rhein ragt, hat der Kran einen rheinseitigen Umgang. In circa 4 m Höhe ziert ein umlaufender Dreipass-Bogenfries das Kranhaus, durchbrochen von vier Wasserspeiern zum Ablauf des Regenwassers, da das Kranhaus oberhalb des Frieses als Besonderheit einem weiteren, den Dachrand und den unteren Teil des Kegeldaches überragenden, leicht vorkragender Mauerring von ca. 1,5 Höhe trägt. Dieser ist mit einem vorkragenden, ca. 0,3 m hohen Fries abgeschlossen. Über der rheinseitigen und landseitigen Tür ist je ein Tuffsteinwappen der Stadt eingelassen, ersteres mit dem Erzengel Michael (1556 von Christoph Goldsmit), letzteres von zwei kleinen Engelsfiguren gehalten. Mehrere Rhein-Pegellatten und Hochwassermarken sind an der Außenseite angebracht. In seiner Anfangszeit diente der Kran bei Angriffen auf die Stadt auch als Miniaturbastion, worauf die Schießscharten hinweisen.

In Trier steht ein ähnlich gebauter Alter Krahnen, der mehr als hundert Jahre älter ist und seit 1778 einen Doppelausleger besitzt, dazu ein weiterer Tretkran von 1774 mit Doppelausleger namens Trierer Zollkran. Weitere bemerkenswerte Steintretkrähne sind der Alte Kranen in Würzburg (mit Doppelausleger) und der Alte Kranen oder Mainkran in Marktbreit am Main. Holztretkräne finden sich in Lüneburg (Alter Kran), Stade (Alter Salzkran (Nachbau)), Saarbrücken (Saarkran (Nachbau)), Bingen (Rheinkran) und Oestrich-Winkel (Oestricher Kran). Mit den letzten beiden ist der Andernacher Alte Krahnen der letzte Tretkran am Rhein. Auch das berühmte Danziger Krantor gehört in die Kategorie der Tretkräne, das aufgrund seiner Höhe auch zum Einsetzen von Schiffsmasten geeignet war, wie der Mastkran auf der dänischen Insel Holmen (Kopenhagen) (siehe Liste historischer Hafenkräne aus Mittelalter, Renaissance und Barock).

Westfront Christuskirche (ehem. Minoritenkirche St. Nikolaus)

Christuskirche

Die heutige evangelische Christuskirche war bis 1802 die frühere St.-Nikolauskirche des Franziskanerklosters (Minoritenkloster). Die Gründung dieses Klosters um das Jahr 1240 geht auf eine Stiftung der Grafen von Virneburg zurück, in das kurz nach dessen Gründung Dietrich I. von Trier, 7. Abt des Klosters Laach (1235–1247), nach Aufgabe der Klosterleitung von Laach eintrat. Erbaut ab 1245 bis etwa 1450 handelt es sich um eine spätgotische Anlage mit dem Langhaus entlang der Hochstraße und einem über die volle Länge des Hauptschiffes hingezogenen Seitenschiff, das im Inneren vollständig in den Raum des Langschiffes integriert ist. Die Länge beträgt 50,60 m, die Breite des Langhauses 14 m, die Gewölbehöhe 14,60 m. Das 25 m hohe Kirchengebäude besitzt als Besonderheit keinen Glockenturm, statt dessen einen erst im Rahmen von Instandsetzungsarbeiten 1857-1861 errichteten 15 m hohen Dachreiter. 1862 wurde ein neugotischer Lettner ins zweite Chorjoch eingebaut, der bedauerlicherweise 1955 entfernt wurde. Ob ein mittelalterlicher Lettner vorher bestand, ist nicht dokumentiert. Die Kirche gilt als eine der wichtigsten und eindrucksvollsten rheinischen Minoritenkirchen und war über Jahrhunderte Begräbnisstätte der Stifterfamilie, des mittelrheinischen Adels und wohlhabender Bürger der Stadt, deren Wappen in den Kreuzgewölben angebracht sind. 1633 wurde die Kirche zerstört, jedoch 1709 wieder aufgebaut. 1803 wurde das Kloster dann im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Kloster und Kirche dienten zunächst den Franzosen, später den Preußen als Kaserne, Depot und Pferdestall. Am 30. November 1854 wurde sie von König Friedrich Wilhelm IV. der evangelischen Kirchengemeinde übergeben und erhielt ihren heutigen Namen, die Neu-Einweihung fand am 6. September 1855 im Chorraum durch Pfarrer Albrecht Julius Schöler statt, dem Nachfolger von Gustav Ilse, dem ersten Pfarrer (1850 - 14. Januar 1854) der erst ab dem 31. Oktober 1854 selbständigen evangelischen Kirchengemeinde Andernach. Zur Errichtung des Wehrbezirkskommandos wurde bis 1905 der größte Teil der Klosteranlage abgerissen. Erhalten blieben lediglich der nördliche Teil des ehemaligen Kreuzgangs und ein Teil des früheren Dormitoriums, in dem heute der Gemeindesaal untergebracht ist.

Rheintor (Kornpforte)

Das Rheintor wurde um 1200 als Hauptzugang der Stadt vom Rheinufer her errichtet.

Rheintor (Kornpforte)

Es ist die älteste Doppeltoranlage des Rheinlandes. In die Zeit der Erbauung gehören nur noch der Grundriss und Teile des unteren Mauerwerks. Der Rundbogenfries auf halber Höhe stammt aus der Zeit der Spätgotik. Es hatte als Haupttor einen rechteckigen dreistöckigen Turmaufbau mit Spitzhelm, ein großes Hauptvorwerk mit Seitenvorwerken, zwei großen Eckwarten (Wehrerker), drei Dreiecksgiebeln und Pecherker. Im 18. Jahrhundert wurden in das Torhaus große Fenster und ein Mansarddach eingebaut. Provinzialkonservator Prof. Dr. Paul Clemen (1866–1947) sorgte für den Erhalt des Tores, das 1899 seine heutige Gestalt, anlehnend an sein Aussehen im 17. Jahrhundert, wiedererhielt. Da die Durchfahrtshöhe durch Aufschüttungen der Straße zu niedrig geworden war, wurde der vordere Teil abgetragen und 1,50 Meter höher neu aufgebaut. Mit dieser Maßnahme konnte Clemen, zunächst gegen den Willen der Stadtverwaltung, die schon 1894 das Tor insgesamt abreißen lassen wollte, das Rheintor erhalten. Die beiden überlebensgroßen Figuren über der Durchfahrt zur Stadt stammen aus der Spätromanik (13. Jahrhundert) und werden seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Bäckerjungen aus der Bäckerjungensage bezeichnet, obgleich sie nichts anderes als Krieger und Stadtwächter sind.

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Mittelalterliche städtische Wehranlagen mit der Ruine der kurkölnischen Stadtburg mit intaktem Bergfried (30 m, seit 1836 Gefängnis, 1911–1922 Jugendherberge, heute altkatholische Kirche) und restauriertem Pulverturm (1519 erbaut, 18 m), sowie der in Teilen erhaltenen Stadtmauer mit sechs (von zehn) vollständig erhaltenen Halbrundtürmen (Schulturm (nach der Schule in der Nähe, Westseite), Kurtmanns Erker (nach der Andernacher Familie Kurtmann, Westseite), Bern(hard)sturm (nur Sockel und Teil der Schale erhalten), Dadenbergturm (nach alter Andernacher Adelsfamilie von Dadenberg, Südseite), Helmwartsturm, Brüderturm (nach dem bis 1802 nahegelegenen Minoritenkloster), Ottenturm (Südseite)), den beiden Stadttoren Koblenzer Tor (Burgpforte, Ruine), Rheintor (Kornpforte) und dem Bollwerk, einer alten Zollstation am Rhein mit Ehrenmal und Rolandsstatue.
  • Hospitalkirche St. Joseph (vorm. Annuntiatenkirche St. Nikolaus und Elisabeth) mit barockem Innenausbau; die Kirche trägt noch den ehemaligen Patronatsnamen des früheren Hospitals St. Josef, das im März 1934 nach Beschluss vom 6. Dezember 1933 den heutigen Namen Stiftshospital St. Nikolaus erhielt.
Burg Namedy im Andernacher Ortsteil Namedy
  • St.-Michaelskapelle (13. Jahrhundert, eine Friedhofskapelle des ehemaligen, 1126-1129 auf den Trümmern des Vorgängerbaus St. Stephan gegründeten Augustiner-Chorfrauen-Stiftes Unsere Liebe Frau vor den Mauern zu St. Thomas nach dem hl. Thomas Becket benannt, vor 1482 Unsere Liebe Frau vor den Mauern / St. Maria) mit erhaltenem Wehrturm des Klosters aus dem 14. Jahrhundert, der seit 1816 Turmwindmühle St.-Thomasmühle (Loh- und Schneidemühle, mit 26 m die höchste in Rheinland-Pfalz) und ab 1912 Wasserturm war;
  • Johannes-Nepomuk-Statue (17. Jahrhundert) am Johannesplatz und verschiedene Bildstöcke an der Koblenzer Str. (teilweise im schlechten Zustand);
  • Historisches Rathaus erstmals 1407 als Sitz des Andernachers Rates erwähnt, mit jüdischer Mikwe (Ritualbad) aus dem 13. Jahrhundert der damaligen Synagoge, über drei unterirdische Stockwerke mit dem Rhein verbunden; Ersterrichtung des heutigen Baus 1561–1574 mit ursprünglich offener, kreuzgewölbten Markthalle (erhalten) im Parterre zur Hochstraße (1689 großteils zerstört, 1781 Neuerrichtung mit geschlossener Halle)
  • Im Stadtteil Namedy befindet sich die Burg Namedy aus dem 15. Jahrhundert, die sich im Besitz des Sigmaringener Zweiges des Hauses Hohenzollern befindet.
  • Bei Bad Tönisstein kann man die Tönissteiner Heilwasserquelle(n) besuchen. Sie gelten als die ältesten Römerquellen Deutschlands (2050 Jahre, Münzfunde aus Cäsars und Konstantins I. Zeiten). Sie wurden 1501 erstmals als Heylborn in den Andernacher Annalen urkundlich erwähnt und um 1540 von Dr. Johann Winter aus Andernach empfohlen; 1389 wurde ein heute nur noch als Ruine vorhandenes, Karmeliterkloster nach einem Heiligenbildfund (Pietà mit Hl. Antonius) errichtet, das bis 1809 existierte. Diese Kloster St. Antoniusstein benannte man später volksmundlich Tönisstein. Das vorhandene Mineralwasser wurde dort als Heilmedium angewandt. Bad Tönisstein war vom ausgehenden 16. bis 18. Jahrhundert Heilbad und Sommerresidenz der Kurfürsten von Köln.
  • Vulkanpark mit verschiedenen geologischen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Der Geysir Andernach, der höchste Kaltwassergeysir der Welt
  • Geysir Andernach, auch Namedyer Sprudel genannt, auf dem Namedyer Werth (Krummenwerth), der mit ca. 55–60 m der höchste Kaltwassergeysir der Welt ist. Der Sprudel sprang bereits erstmalig 1903 nach einer Bohrung und wurde kommerziell als Mineralquelle genutzt. 1957 verschlossen wurde er 2001 erneut angebohrt und ist seit 2006 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Endgültig wird der Geysir zusammen mit dem im Bau befindlichen Informationszentrum 2009 eröffnet werden.
  • Die berühmte Benediktinerabtei Maria Laach (10 km westl.) am Laacher See.
  • Weinort Leutesdorf am anderen Rheinufer, z. Z. aber nur sporadische Fährverbindungen zu besonderen Anlässen.

Kulinarische Spezialitäten

Döppekooche (Topfkuchen), Kribbelsche (Reibekuchen), Rheinischer Sauerbraten, Nussecken und Schokobrötchen, Bienenstich

Sagen

Bäckerjungensage

Die Andernacher Nachbarschaften

Eine Besonderheit Andernachs sind die sogenannten „ehrenwerten Nachbarschaften“ – Vereinigungen von Bürgern, die sich aufgrund der Zugehörigkeit zu einem Stadtteil oder einem Straßenzug einander verbunden fühlen. Laut Josef Ruland (Nachbarschaft und Gemeinschaft in Dorf und Stadt, Düsseldorf 1963) gehen die Ursprünge der Nachbarschaften zurück auf das Zunftwesen und werden zeitlich mindestens auf Mitte des 17. Jahrhunderts rückdatiert. So kann die Hochstraßen-Nachbarschaft schriftliche Dokumente aus dem Jahre 1640 vorweisen. Aber auch die übrigen Nachbarschaften führen zum Teil seit Jahrhunderten Nachbarschaftsbücher, in die alle wichtigen Ereignisse des täglichen Lebens eingetragen wurden. An die Zunftordnungen angelehnt sind die gebräuchlichen Amtsbezeichnungen Schultheiß, Schöffe und Amtmann. Letzterer hat das höchste Amt innerhalb einer Nachbarschaft inne und war in früheren Zeiten u. a. dafür zuständig, die Einhaltung von Regeln für ein gedeihliches Zusammenleben (z. B. die Reinhaltung der Brunnen) zu überwachen. Hauptsächlicher Sinn und Zweck der betont religiös orientierten Nachbarschaften war die gegenseitige Hilfe bei Krankheit, Unglück oder Tod. Noch heute existieren sogenannte Sterbekassen – gespeist aus Mitgliedsbeiträgen, welche Zuschüsse für die Kosten von Beisetzungen gewähren. Auch nehmen Abordnungen der Nachbarschaften mit der traditionellen Nachbarschaftsfahne an den Beerdigungen verdienter Mitglieder teil. Der karitative Zweck dieser Bürgervereinigungen ist im Laufe der Zeit immer mehr in den Hintergrund getreten. Noch regelmäßig abgehalten werden heute um die Karnevalszeit das sogenannte „Geloch“, bzw. der Frauenkaffee und Sommerfeste oder gemeinsame Busfahrten. Die noch existierenden 17 Andernacher Nachbarschaften in der Kernstadt und die weiteren 17 in den Ortsteilen[3] leiden heutzutage an Nachwuchsmangel und Überalterung und vermögen kaum noch das Interesse der jüngeren Generationen zu wecken.

Musik

Ein Kunstlied aus dem 16. Jahrhundert aus den Niederlanden oder Antwerpen trägt den Titel T' Andernaken (Liedanfang: „T'Andernaken (all) op den Rijn, daer vant ic twee ma(e)chdekens spelen gaen“; dt: „Zu Andernach am Rhein, da fand ich zwei Mädchen spielen gehen“) und erzählt von den Liebesgeschichten zweier junger Damen, davon eine vom traurigen Abschied ihres Geliebten, da er nach Andernach muss. Es existieren verschiedene Textversionen (6 Strophen, 20 Strophen) und schildert neben den Erzählungen (in der 20 Strophen-Version), wie schön die Stadt ist. Das Lied war im 16. Jahrhundert recht bekannt und wird verschiedenen Renaissance-Künstlern wie Ludwig Senfl (1534), Erasmus Lapicida (1504), Jacob Olbrecht (1501), Pierre de la Rue (1500), Alexander Agricola und anderen zugeschrieben, die jeweils eigene (Instrumental)fassungen schrieben. Selbst der musikalische englische König Heinrich VIII. verfertigte eine Variation darüber. Es ist auch im Antwerps Liedboek – Een schoon liedekens Boeck (Antwerpener Liederbuch – ein schönes Liedchenbuch) von 1544 unter der Nummer 149 als Een oudt liedeken (Ein altes Liedchen) aufgelistet.

Andernachschach

Eine Schachvariante, die ihren Namen seit einem der jährlichen Treffen von Freunden von Schachvarianten 1993 in Andernach führt. Die Figur, die schlägt, wechselt die Farbe. Siehe den Artikel Andernach chess in der englischen Wikipedia.

Museen

Andernacher Stadtmuseum

Stadtmuseum Andernach
Detail

Das Andernacher Stadtmuseum in der Hochstraße 99, im Jahre 1600 nach sechsjähriger Bauzeit als Stadtpalast des Oberamtmannes Georg III. von der Leyen, Urenkel Georg I. von der Leyen († 1509), der seit 1485 Herr zu Saffig, Olbrück und Adendorf war, und seiner ersten Ehefrau Katharina von Eltz zu Pyrmont († 1605) errichtet, deren beider Wappen den, zur Abstützung des ebenfalls reichlich verzierten Standerker im ersten Stock viersäuligen, aufwendig gestalteten Portikus schmücken - eines der schönsten Häuser der Stadt (Spätrenaissance mit barockem Einfluss) mit ursprünglich Grundbesitz bis zur Mauerstraße und zur Stadtmauer im Osten. 1652 erfolgte die Schenkung von Grundstücken des Stadthofes, heute das St.-Nikolaus-Krankenhausareal, an den Annunziatenorden durch Margaretha von Metternich zu Schweppenburg, zweite Frau von Hermann Georg I. von der Leyen (1580–1639), Sohn und Amtsnachfolger seines Vaters Georg III. von der Leyen († 1612). 1689 wurde das Haus durch Kriegseinwirkungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Seit der Renovierung erhielt es das heutige Mansarddach. Bis 1751 blieb der Adelssitz im Besitz der Familie von der Leyen. Von der Familie nicht mehr genutzt, wurde er im selben Jahr an den Andernacher Bürger Peter Loch veräußert, dessen gleichnamiger Sohn es 1768 ererbte und 1822 an Peter Thonnet verkaufte. 1841 kam es durch Einheirat an Dr. Christian Moll. Danach war es zwischenzeitlich seit

  • 1863 Brennerei/Brauerei der Euskirchner Familie Classen
  • 1877 Brauerei der Fa. Mengelbier & Comp. (Josef Cabellen)
  • 1879 „Kaiserliche Reichspost“ unter Reichspostmeister Mesenich
  • 1886 Brauerei „Zum Leyen’schen Hof Leo Meyer“ von der Bauchmühle an der heutigen Breitestraße
  • 1893 Brauerei „Zum Leyen’schen Hof Wilhelm Leifert“
  • 1915 Brauerei „Zum Leyen’schen Hof Wilhelm Leifert Wwe. & Kinder“
  • 1921 Eigentum der Stadt Andernach als geplantes Stadtmuseum
  • 1936 Stadtmuseum
  • 1940 Notlazarett
  • 1946 Aussiedlerunterkunft
  • 1953 in Renovierung
  • 1969 Stadtmuseum
  • 2005 in Restaurierung
  • 2007 Stadtmuseum (Wiedereröffnung am 1. Juni)

Es beherbergt Funde aus der Region durch die Jahrhunderte, ein Modell der Stadt um 1600 u.v.m., in Abständen sehenswerte Ausstellungen (Karneval, Geysir, Zinnfiguren etc.)

Johann-Winter-Museum

Kleines Heilkundemuseum in der Frankenstrasse 19, Dr. Johann Winter gewidmet. Es enthält eine Darstellung der Medizingeschichte und -entwicklung von Spezialgebieten durch die Jahrtausende anhand von Gegenständen, Funden, Dioramen und Szenen. Zum Museum gehören eine Heilkundebibliothek, eine Fossilsammlung und ein Kräutergarten.[4]

Politik

Wahlergebnisse Stadtrat

Partei 1946 1948 1952 1956 1960 1964 1969 1970 1974 1979 1984 1989 1994 1999 2004
CDU 51,0 % 33,9 % 37,1 % 42,0 % 39,8 % 41,2 % 45,0 % 44,8 % 47,9 % 40,3 % 40,9 % 39,5 % 41,3 % 47,5 % 45,3 %
SPD 39,3 % 40,9 % 40,5 % 46,0 % 39,1 % 43,8 % 46,8 % 45,5 % 42,6 % 47,8 % 41,0 % 44,9 % 39,3 % 36,2 % 31,3 %
FWG –,– % 13,4 % 18,6 % 12,1 % 16,5 % 15,0 % 8,2 % 9,7 % 6,0 % 6,4 % 8,0 % 8,3 % 7,6 % 10,1 % 12,5 %
GRÜNE –,– % –,– % –,– % –,– % –,– % –,– % –,– % –,– % –,– % –,– % 6,4 % 7,3 % 6,0 % 3,9 % 6,1 %

Die CDU hieß 1946 in Andernach noch CDP. Die KPD war von 1946 bis 1952, die FDP von 1979 bis 1984 im Stadtrat.

Oberbürgermeister

(vor 1969 als „Bürgermeister“ bezeichnet)

  • 1946–1948 Egon Herfeldt (CDP, später FWG)
  • 1949–1964 Dr. Johann Füth (CDU)
  • 1965–1974 Walter Steffens (CDU)
  • 1974–1994 Dr. Gerold Küffmann (CDU)
  • seit 1994 Achim Hütten (SPD)

Bürgermeister

(vor 1969 als „Erster hauptamtlicher Beigeordneter“ bezeichnet)

  • 1965–1975 Werner Klein (SPD)
  • 1975–1982 Helmuth Günter (CDU)
  • 1983–1993 Rainer Krämer (SPD)
  • 1993–1994 Achim Hütten (SPD)
  • 1994–2002 Franz Breil (FWG)
  • seit 2002 Josef Nonn (CDU)

Abgeordnete

Andernach gehört zum Bundestagswahlkreis „200 Ahrweiler“. Direkt gewählt wurde 2005 Wilhelm Josef Sebastian (CDU), über die Landesliste Andrea Nahles (SPD). Das Direktmandat im Landtagswahlkreis „11 Andernach“ holte 2006 Clemens Hoch (SPD), über die Landesliste gewählt wurde Hedi Thelen (CDU).

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Verkehr

Straßenverkehr

Andernach wird durchquert von der Bundesstraße 9 und der Bundesstraße 256. Anschluss an die Bundesautobahn 48 besteht über die Abfahrt Koblenz und an die Bundesautobahn 61 über die Abfahrten Kruft und Plaidt.

Schienenverkehr

Durch das Stadtgebiet von Andernach führt die Linke Rheinstrecke Köln–Bonn–Koblenz. Von ihr zweigt im Bahnhof Andernach die Eifelquerbahn über Mayen nach Kaisersesch und weiter in Richtung Gerolstein sowie eine Anschlussstrecke zum Andernacher Hafen ab.

Seit 1991 ist Andernach Systemhalt im vertakteten Fernverkehr. Im Dezember 2002 ersetzte die Deutsche Bahn AG die in Andernach haltenden Interregio-Züge durch InterCity-Züge. Während des Sommerfahrplans 2006 hielt erstmals ein ICE in Andernach. Seit Dezember 2007 besteht eine tägliche ICE-Verbindung von Trier nach Berlin. Ab dem kommenden Fahrplanwechsel (2008/2009) besteht des weiteren eine ICE-Verbindung von Berlin nach Trier.

Im Bahnhof Andernach halten während des Jahresfahrplans 2009 folgende Züge:

  • InterCity-Linie 32 (Berlin-) Dortmund–Duisburg–Köln–Bonn–Koblenz–Stuttgart (-Innsbruck/München)
  • InterCity-Linie 35 Norddeich–Emden–Münster–Duisburg–Köln–Bonn–Koblenz–Trier–Luxemburg
  • ein Zugpaar* der InterCity-Linie 30 Hamburg–Münster–Dortmund–Duisburg–Köln–Bonn–Koblenz
  • ein Zug* der InterCity-Linie 31 Frankfurt–Koblenz–Bonn–Köln–Duisburg–Dortmund–Münster–Hamburg
  • ein Zugpaar* der ICE-Linie 10 Trier–Koblenz–Bonn–Köln–Wuppertal–Hamm–Hannover–Berlin
  • RegionalExpress-Linie 5 „Rhein Express“ Emmerich–Wesel–Duisburg–Köln–Bonn–Koblenz (DB Regio)
  • RegionalBahn-Linie 26 „Rheinland-Bahn“ Köln–Bonn–Koblenz (trans regio)
  • RegionalBahn-Linie 92 „Pellenz-Eifel-Bahn“ Andernach–Mayen–Kaisersesch (DB Regio)

 *) Die übrigen Fernverkehrszüge dieser Linien fahren ohne Halt durch Andernach durch, siehe auch Liste der Intercity-Express-Bahnhöfe bzw. Liste der Intercity-Bahnhöfe.

Weitere Regionalbahn-Haltepunkte befinden sich in Namedy an der Linken Rheinstrecke und in Miesenheim an der Eifelquerbahn.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1895–1941) gab es eine Standseilbahn auf den Krahnenberg, als Zahnradbahn oder Krahnenbergbahn bezeichnet.

Schiffsverkehr

Anlegestelle der KD in Andernach

Andernach ist Ausflugsziel der Personen-Rheinschifffahrt der KD (Köln-Düsseldorfer).

Bei Rheinkilometer 611,7 linkes Ufer liegt der Hafen von Andernach, der Stromhafen zwischen Rheinkilometer 611,7 und 612,6 + 56 linkes Ufer. Das Hafenbecken hat eine Länge von 650 m und ist 90 m breit. Die bebaute Uferlänge beträgt 1065 m, davon sind 500 m mit Gleisanschluss und 400 m ohne Gleisanschluss, dem Umschlag dienend. 2004 wurden 2.882.000 Tonnen umgeschlagen, wobei 50,2 % auf Steine und Erden, 20,7 % auf Eisen, Stahl und NE-Metalle, sowie 24,4 % auf Mineralöl entfielen.

Seit 1934 bis 1985 existierte eine Autofährverbindung (Seitenpfortenschiff mit Dieselantrieb) namens Andernach (im Volksmund Ponte genannt) nach Leutesdorf. Ein Vorgängerschiff mit Dampfantrieb fuhr von 1906 bis 1934.

Luftverkehr

Luftanbindung erfolgt durch die nur etwa eine Autostunde entfernten Großflughäfen Köln-Bonn und Frankfurt und durch den relativ nah gelegenen Flughafen Frankfurt-Hahn.

Infrastruktur

Feuerwehr

Insgesamt besteht die Feuerwehr Andernach aus den Löschzügen Kernstadt I und II, Miesenheim I und II, Eich, Namedy und Kell. In diesen Löschzügen versehen ca. 220 Mitglieder ihren Dienst. Den Löschzügen der Kernstadt steht zudem noch ein Mehrzweckboot sowie zwei Rettungsboote für Einsätze auf dem Rhein zur Verfügung.

Hochwasserschutz

Ende 2006 wurde eine teilweise mobile Hochwasserschutzwand entlang der Rheinpromenade fertig gestellt. Die Schutzeinrichtung ist auf Pegelstände bis zu 9,30 m ausgelegt.

Bildung

Die meisten weiterführenden Schulen in Andernach sind im Schulzentrum südöstlich des Bahnhofs entlang der Breitestraße und Salentinstrasse angesiedelt. Diese Schulen werden von mehr als 4000 Schülern besucht.

In Andernach gibt es zwei Gymnasien, das Bertha-von-Suttner-Gymnasium (BVS; 935 Schüler) und das Kurfürst-Salentin-Gymnasium (KSG; über 900 Schüler). Weitere Schulen im Schulzentrum sind die Geschwister-Scholl-Realschule mit 800 Schülern und die duale Oberschule St. Thomas (benannt nach dem ehemaligen Kloster St. Thomas) mit ca. 550 Schülern.

Daneben gibt es noch die berufsbildende August-Horch-Schule mit ungefähr 1700 Schülern sowie die Elisabethschule, eine Schule für Lernbehinderte mit ungefähr 130 Schülern.

In Andernach gibt es weiterhin sieben Grundschulen, davon vier in der Kernstadt und jeweils eine in den Stadtteilen Eich, Namedy und Miesenheim.

Sport

  • Turner-Bund 1867 e. V. Andernach (Breitensport, Turnen, Badminton, Schwimmen, Karate, Judo, div. Kurse)
  • SG 99 Andernach Fußball
  • SpVgg Andernach Handball
  • DJK Andernach (Tennis, Rugby, RC-Cars, Leichtathletik, Triathlon, Basketball, Fußball, Lauftreff, Volleyball)
  • LG Rhein Wied Andernach (Leichtathletik)
  • SG BASKET Andernach/Neuwied (Basketball mit Neuwied)
  • SC Runder Turm Andernach (Schach)
  • TTV Andernach 1991 e. V.
  • Ruderverein Rhenus 1910 e. V.
  • TG Jahn Namedy 1910 e. V.
  • SV Eintracht Eich
  • Spfr. Miesenheim
  • Andernacher TC (Tennis)
  • DLRG OG Andernach e. V.
  • HSV Rhein-Nette
  • St.-Sebastianus-Bruderschaft und Schützengilde 1357 e. V. (Schießsport)

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstige

  • Hugo Rosendahl (1884–1964), Bürgermeister von 1916 bis 1920
  • Inge Helten (* 1950), Leichtathletin der DJK Andernach bis 1971, 1976 Weltrekord über 100-Meter sowie Silber und Bronze bei den Olympischen Spielen
  • Ute Hedicke (* 1952), Leichtathletin der DJK Andernach bis 1975, 1976 Deutsche Hallenmeisterin im Weitsprung, 1975 und 1976 im Finale der Hallen-EM

Literatur

  • Peter Adams: Kurzgefaßte Geschichte der Stadt Andernach. Andernach 1955
  • Stadtverwaltung Andernach (Hrsg.): Andernacher Wörterbuch. Andernach 1984
  • Franz-Josef Heyen (Hrsg.): 2000 Jahre Andernach – Geschichte einer rheinischen Stadt. Stadtverw. Andernach 1988
  • Wolfgang P. Fischer: Spurensuche 2000 – Spuren von Christentum in Andernach. Andernach 2000
  • Frauke Gränitz und Luise Grundmann (Hrsg.): Das Mittelrheinische Becken. Köln 2003, ISBN 3-412-10102-8
  • Josef Schaefer: Andernacher Histörchen – Geschichten unserer Heimatstadt. Selbstverlag, Andernach 1982, 2. erw. Auflage, erlebt und erzählt in Andernacher Platt.
  • Gisela Pfeil: Annenache Vezeelche. Andernach 1998 (Band 1) und 2005 (Band 2)
  • Josef Ruland: Nachbarschaft und Gemeinschaft in Dorf und Stadt. Düsseldorf 1963
  • Gerhard Terwelp: Andernach zur Zeit des dreissigjährigen Krieges. Andernach 1887; digitalisierte Fassung
  • Gerhard Terwelp: Beiträge zur Geschichte der Stadt Andernach. Andernach 1888; digitalisierte Fassung

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stich von Matthäus Merian (in: Topographia Hassiae, et regionum vicinarum, 1655) "Reiffenberg"
  2. Siehe http://rhein-zeitung.de/on/06/11/28/service/gesundheit/wellness/t/rzo297079.html?markup=Badeanlage
  3. Siehe http://www.andernach.de/nachbarschaften.html
  4. a b Johann-Winter-Museum
  5. Siehe http://www.albert-hillesheim.de/andernach/ander4.htm

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