Bad Frankenhausen

Bad Frankenhausen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Bad Frankenhausen/Kyffhäuser
Bad Frankenhausen/Kyffhäuser
Deutschlandkarte, Position der Stadt Bad Frankenhausen/Kyffhäuser hervorgehoben
51.35583333333311.101111111111132Koordinaten: 51° 21′ N, 11° 6′ O
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Kyffhäuserkreis
Höhe: 132 m ü. NN
Fläche: 65,85 km²
Einwohner: 9292 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 141 Einwohner je km²
Postleitzahl: 06567
Vorwahl: 034671
Kfz-Kennzeichen: KYF
Gemeindeschlüssel: 16 0 65 003
Stadtgliederung: 4 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Markt 1 in 06567
Bad Frankenhausen
Webpräsenz:
Bürgermeister: Matthias Strejc (SPD)
Lage der Stadt Bad Frankenhausen/Kyffhäuser im Kyffhäuserkreis
Karte

Bad Frankenhausen/Kyffhäuser ist eine Kur- und Erholungsstadt im thüringischen Kyffhäuserkreis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Zu Bad Frankenhausen gehören die Ortsteile Seehausen (im Süden), Esperstedt (im Osten) und Udersleben (im Nordosten).

Geschichte

Frankenhausen um 1900

Durch Ausgrabungen wurden erste Besiedlungen in der Talaue zwischen Kyffhäuser und Hainleite vor etwa 10.000 Jahren nachgewiesen. Der Ort Frankenhausen wird erstmals im 9. Jahrhundert in Urkunden des Fuldaer Klosters als fränkische Siedlung genannt.

Seit dem 11. Jahrhundert war der Ort im Besitz mehrerer Grafen, und zwar der Grafschaften Weimar-Orlamünde, Rothenburg und Beichlingen. 1340 kam er zur Grafschaft Schwarzburg. Von 1599 bis 1918 war der seit 1282 mit Stadtrechten versehene Ort der Hauptort der zuletzt als Landratsamtsbezirk bezeichneten Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.

1525 fand auf dem heute so genannten Schlachtberg am Nordrand der Stadt die letzte große Schlacht des Deutschen Bauernkrieges statt. Der revolutionäre Theologe Thomas Müntzer war dabei ihr geistiger Anführer und priesterlicher Beistand und wurde nach der Niederlage der Bauern mit 6.000 Todesopfern gefangen genommen. Der Weg hinauf heißt noch heute Blutrinne. 1701 ließen sich in Frankenhausen die ersten Knopfmacher nieder.

1799 eröffnete Dr. Wilhelm Gottlieb Manniske das erste Krankenhaus. 1818 wurde das erste Kurhaus Dr. Manniskes gebaut, in dem die seit 998 zur Salzgewinnung genutzte Solquelle zu Heilungszwecken genutzt wurde.

1831 wurde die erste Fabrik für Perlmuttknöpfe durch August Zierfuß gegründet und damit eine Grundlage für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen. Zu dieser Zeit hat die Stadt etwa 4200 Einwohner. 1879 eröffnete Minna Hankel das erste Kinderkurheim an der Wipper.

Am Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt Bahnanschluss, zunächst 1894 nach Bretleben und dann 1898 nach Sondershausen. Mit dem Bahnanschluss bekam die Solebadekur (in hölzernen Badezubern) einen Auftrieb und seit dem Jahr 1927 trägt die Stadt die offizielle Bezeichnung Bad Frankenhausen. Im Jahr 1938 wurde das erste Solefreibad in Thüringen eröffnet.

In der Zeit des Nationalsozialismus waren im Wilhelmstift behinderte Menschen untergebracht. Von den 1940 gezählten 80 Personen sind mindestens 50 und 1941 noch einmal 35 abtransportiert worden im Rahmen des Euthanasie-Tötungsprogramms. Zum Andenken an die in die östlichen Vernichtungslager deportierten Juden ließ die Stadt 1970 im Napptal einen Gedenkstein errichten. Während des Zweiten Weltkrieges mussten hunderte Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit leisten: auf dem Staatsgut Georg Dehmels, in der Rosenmühle, bei Schuhmachermeister Th. Wachsmuth, in den Feinmechanischen Werkstätten Rusch & Co. und auf Bauernhöfen in Udersleben. 17 Todesopfer der Zwangsarbeit wurden später nach Sondershausen umgebettet. Nur noch ein Grab auf dem Friedhof am Uderslebener Weg erinnert 2007 an ihre Existenz.[2]

Im Jahr 1972 wurde Bad Frankenhausen Garnisonsstadt. Zu DDR-Zeiten lag hier das Mot-Schützenregiment 16, das Aufklärungsbataillon 11 und das Bataillon für Chemische Abwehr 11. Die Kaserne erhält 1976 den Namen Robert-Uhrig-Kaserne. Am 3. Oktober 1990 wurden die NVA-Truppenteile dem Kommando der Bundeswehr unterstellt und 1991 aufgelöst. Die Kaserne am Südrand der Stadt trägt seit 1990 den Namen Kyffhäuser-Kaserne. In der Kaserne sind das Standortsanitätszentrum Bad Frankenhausen, das Logistikbataillon 131 und die nichtaktiven Verbände Panzergrenadierbataillon 382 und Panzerbataillon 384 stationiert. Im Zuge der Stationierungsentscheidungen wurden die beiden Kampftruppenbataillone Panzergrenadierbataillon 381 und das Panzerbataillon 383 in den Jahren 2002 bzw. 2007 aufgelöst.

Mit der Einstellung des Verkehrs auf der Kyffhäuserbahn zwischen Bretleben und Sondershausen verlor die Stadt im Dezember 2006 ihren Bahnanschluss. Am 1. Dezember 2007 wurde Esperstedt mit seinen 648 Einwohnern nach Bad Frankenhausen eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994: 9730
  • 1995: 9834
  • 1996: 9768
  • 1997: 9661
  • 1998: 9542
  • 1999: 9472
  • 2000: 9432
  • 2001: 9233
  • 2002: 9132
  • 2003: 8978
  • 2004: 8809
  • 2005: 8775
  • 2006: 8706
  • 2007: 9292

[3]

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Rot eine goldene Burg mit breitem Torturm und zwei kleinen Mauertürmen, die goldbeknauften Dächer gold-rot quergestreift; der Hauptturm mit offenem Tor und über dem Torbogen ein hochgezogenes Fallgatter; in der Toröffnung schwebend ein blauer Schild mit goldenem Löwen.“

Das Wappen von Bad Frankenhausen ist in dieser Form bereits auf dem ältesten SIGILLVM CIVITATIS FRANKENHUSENSIS an einer Urkunde aus dem Jahre 1384 zu sehen. Der Schwarzburger Löwe lässt die Erinnerung an die Schwarzburger Herrschaft fortleben. Nachdem Frankenhausen ungefähr 130 Jahre grafenbeichlingisch gewesen war, verkauften die Grafen von Beichlingen beider Linien am 29. Dezember 1340 Frankenhausen, d.h. Burg und Stadt mit allen Zubehörungen und Gerechtsamen, an die Grafen Günther XXI. und Heinrich XII. zu Schwarzburg. Der Kaufpreis betrug 6.500 Mark lötigen Silbers Erfurter Gewichts. [4]

Städtepartnerschaften

Die Stadt pflegt seit 1990 eine Partnerschaft zu Bad Sooden-Allendorf.

Wirtschaft

Bad Frankenhausen war früher bekannt durch seine Knopfindustrie. In der aktuellen Wirtschaft ist die Kleinindustrie vorherrschend.

Schwerpunkt ist aber der Tourismus. Nicht nur das Kyffhäusergebirge mit seinen Wäldern, sondern vor allem die Solequellen sind Voraussetzung für einen intensiven Kurbetrieb in Bad Frankenhausen.

Der Flugplatz Bad Frankenhausen liegt 3 km östlich von Bad Frankenhausen.

Ansässige Unternehmen

Neben dem Kurbetrieb ist die Bundeswehr in der Kyffhäuser-Kaserne mit ihrem Standort außerhalb der Stadt ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Blick vom Hausmannsturm auf Bad Frankenhausen
Blick auf das Bad Frankenhäuser Schloss
Blick auf den schiefen Turm der Oberkirche

Am Nordrand der Stadt befindet sich auf dem Schlachtberg das Bauernkriegspanorama-Gemälde von Werner Tübke (1989). Es befindet sich im Panorama Museum Bad Frankenhausen, das in einem markanten Rundbau oberhalb der Stadt untergebracht ist.

Eine Besonderheit ist der sich seit Jahrhunderten durch geologische Prozesse neigende Turm der Oberkirche (Unser Lieben Frauen am Berge). Die Spitze ist inzwischen bei 4,45 Meter außerhalb des Lots. Der Turm ist damit nach dem schiefen Turm in Suurhusen der zweitschiefste Turm in Deutschland.

Das Schloss Frankenhausen der Fürsten zu Schwarzburg-Rudolstadt ist hervorgegangen aus der so genannten Unterburg. Es beherbergt heute das Regionalmuseum. Der Hausmannsturm aus dem 13. Jahrhundert, einst Teil der so genannten Oberburg und in die ehemalige Stadtbefestigung integriert, ist heute ein alleinstehender Burgturm am Hang über der Stadt.

In der Nähe Frankenhausens befinden sich auch die Barbarossahöhle und das Kyffhäuserdenkmal (beides brachte Bad Frankenhausen den Beinamen Barbarossastadt ein), sowie in der Stadt die Kyffhäuser-Therme.

In einem Waldgebiet im Napptal befindet sich der Friedhof der ehemaligen Jüdischen Gemeinde, der 1933 von den Nazis geschändet wurde. Mitte der 1970-er Jahre ließ der Rat der Stadt einen Gedenkstein an die dort Begrabenen errichten.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Johann Melchior Steinbrück (1673–1723), erster Inspektor der Porzellanmanufaktur Meißen, entwarf die „Chur-Schwerter“ als Markenzeichen
  • Johann Friedrich Müldener (1715–1766), Stadtsyndikus, Advokat und Chronist
  • Ludwig Friedrich von Beulwitz (1726–1796), Jurist
  • Justus Friedrich Wilhelm Zachariae (1726–1777), Schriftsteller, Professor für Dichtkunst am Collegium Carolinum in Braunschweig
  • August Wilhelm Gottlieb Manniske (1769–1835), Arzt, Physikus, Fürstlich-Schwarzburg-Rudolstädterischer Rat
  • Ernst Gottfried Hornung (1795–1862), Apotheker, Botaniker und Entomologe (nach ihm wurde Steppenkresse „Hornungia“ benannt)
  • Andreas August Zierfuß (1804–1867), Begründer des Knopfhandwerks und Fabrikant, Hersteller von Perlmutterknöpfen
  • Selmar Schönland (1860-1940), Botaniker, Erforscher der Flora im südlichen Afrika
  • Rudolf Aderhold (1865–?), Botaniker, geheimer Regierungsrat, Direktor der Kaiserlichen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem
  • Wilhelm Apel (1873–1960), Politiker (SPD) und Landrat des Main-Taunus-Kreises
  • Hugo L. Braune (1875–?), Maler
  • Wilhelm Alverdes (1896–1980), Gartenarchitekt
  • Doris Schade (* 1924), Schauspielerin
  • Gerhard Wolf (* 1928), Schriftsteller und Verleger
  • Harald Vollmar (* 1947), Sportschütze und mehrfacher Olympiamedaillengewinner
  • Kersten Naumann (* 1958), Politikerin (Linkspartei)
  • Nils Schumann (* 1978), Leichtathlet und Olympiasieger
  • Eva Padberg (* 1980), Fotomodel

Weitere Persönlichkeiten

  • Thomas Müntzer (1489–1525), Theologe und Bauernführer im Bauernkrieg
  • Johann Thölde (1565–1614), Rats- und Pfannherr, Herausgeber von alchemistischen Schriften zum Salinewesen und der „Haliographia“
  • Sethus Calvisius (1556–1615), Komponist, ging in Frankenhausen zur Schule
  • Philipp Ernst Förster (1618–1658), Beamter, zeitweise Syndikus von Frankenhausen
  • Johann Arnold Zeitfuchs (1671–1742), Theologe und Schriftsteller, ging in Frankenhausen zur Schule
  • Johann Georg Friedrich Bischoff (1780–1841), Musiker, Kantor in Frankenhausen
  • Julius Strobel (1814–1884), Orgelbauer, lebte ab 1842 in Frankenhausen
  • Anna Ritter (1865–1921), Schriftstellerin, lebte einige Zeit in Frankenhausen
  • Alfred Berg (1876–1945), Lehrer, Gründungsdirektor des Kreisheimatmuseums
  • Leonhard Schrickel (1876–1931), Schriftsteller, starb in Frankenhausen
  • Fritz Brather (1880–1945), 1916-1945 Direktor des Realgymnasiums und Schriftsteller
  • Carl Wilhelm Witterstätter (1884–1964), Flugpionier, Dozent am Technikum in Frankenhausen
  • Hermann Groine (1897–1941), Politiker (NSDAP), studierte am Technikum in Frankenhausen
  • Alf Teichs (1904–1992), Filmproduzent, zeitweise Leiter der Thomas-Müntzer-Festspiele in Frankenhausen
  • Martin Gottfried Weiss (1905–1946), SS-Mitglied, Leiter verschiedener Konzentrationslager, studierte am Technikum in Frankenhausen Elektrotechnik
  • Ludwig Elsbett (1913–2003), Erfinder, studierte am Technikum in Frankenhausen
  • Christa Wolf (* 1929), Schriftstellerin, Abitur in Bad Frankenhausen (1949)
  • Susanne Melior (* 1958), Politikerin (SPD), arbeitete zwischen 1984 und 1986 im Krankenhaus in Bad Frankenhausen

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Heimatgeschichtliche Wegweiser. Bd 8. Thüringen. Erfurt 2003, S.167f. ISBN 3-88864-343-0
  3. Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
  4. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 23; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e.V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X

Literatur

  • Heinz Stoob: Bad Frankenhausen. Stadtmappe. Deutscher Städteatlas. Bd 4. Teilband 2. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis. Serie C. GSV Städteatlas Verl., Dortmund-Altenbeken 1989. ISBN 3-89115-032-6

Weblinks


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