Shaykhismus

Shaykhismus

Der Shaykhismus (arabischالشيخية‎) ist eine islamische religiöse Bewegung, die im frühen 19. Jahrhundert von Shaykh Ahmad al-Ahsa’i im Iran unter der Regierung der Kadscharen-Dynastie gegründet wurde. Sie hatte ihren Ursprung im Sufismus mit schiitischen Lehren wie dem Jüngsten Gericht und dem Tag der Auferstehung. Heute gibt es noch eine Minderheit von Shaykhis im Irak und im Iran.[1] In der Mitte des 19. Jahrhunderts konvertierten viele Shaykhis zum Babismus und später zum Bahai-Glauben.[2][3]

Inhaltsverzeichnis

Lehren

Die Shaykhis glauben wie die Zwölferschiiten an die Wiederkunft des Zwölften Imams. Die Zwölferschiiten glauben, dass es insgesamt Zwölf Imame gab, beginnend mit Ali ibn Abi Talib und endend mit Muhammad al-Mahdi. Während die ersten elf Imame starben, verschwand der Zwölfte, um zum Jüngsten Gericht zurückzukehren und die Welt zu retten. Diese messianische Figur wird als Mahdi bezeichnet. Die Shaykhis sind der Ansicht, dass Muslime die Führung des Mahdi benötigen. Shaykh Ahmad erhob den Anspruch, diese Führungsperson und somit der Mahdi zu sein.

Führungspersönlichkeiten

Shaykh Ahmad al-Ahsa’i

Shaykh Ahmad al-Ahsa’i begann im Alter von etwa 40 Jahren mit seinem Studium in den schiitischen Zentren Nadschaf und Karbala. Er erreichte ausreichende Anerkennung in diesen Kreisen und wurde zum Mujtahid erklärt, einem Ausleger des islamischen Rechts. Er konnte sich bei Diskussionen mit Sufis und neoplatonischen Wissenschaftlern behaupten und erreichte ihre Anerkennung. Er erklärte, dass dies alles Wissenschaften im Rahmen des Koran seinen, und dass der Koran das gesamte Wissen der Menschheit enthalte. Zu diesem Zweck entwickelte er ein System zur Auslegung des Koran und versuchte sich zu damals aktuellen wissenschaftlichen Themen der muslimischen Welt zu informieren. Seine Ansichten wurden von einigen Klerikern, mit denen er vor seiner Reise nach Yazd debattierte, geschätzt. Während seines Aufenthaltes in Yazd verfasste er einen großen Teil seiner Bücher und Briefe. Shaykh Ahmad al-Ahsa’i verließ den Shaykhismus nur zwei Jahre vor seinem Tod, dennoch war seine Führung bei seinen Anhängern bis zu seinem Tod unbestritten. Zu seinem Nachfolger wählte er Sayyid Kazim-i-Rashti.[4]

Sayyid Kazim-i-Rashti

Sayyid Kazim-i-Rashti sagte, er lebe nicht, um den verheißenen Mahdi zu finden, stattdessen beauftragte er die Shaykhis, den Mahdi zu finden, welcher nach ihrem Glauben wiedergekommen sei.[5]

Viele Shaykhis sahen in Mulla Husayn den wiedergekommenen Mahdi, der sie jedoch zurückwies und ihnen befahl, weiterhin nach dem Mahdi zu suchen. Dennoch verbreiteten viele Shaykis die Nachricht, dass Mulla Husayn der wiedergekommene Mahdi sei. 1844 spaltete sich schließlich der Shaykhismus in zwei Lager. Ein Teil suchte weiterhin nach dem Mahdi und der andere sah in Mulla Husayn den Mahdi.

Mulla Husayn und Siyyid Ali-Muhammad

Am 23. Mai 1844 traf Mulla Husayn während seiner Suche nach dem Mahdi in Schiraz auf Sayyid Ali Muhammad. Sayyid Ali Muhammad nahm am gleichen Tag den Titel des „Bab“ an und erhob den Anspruch, der verheißene Mahdi zu sein. Mulla Husayn und viele Shaykhi-Anhänger akzeptierten diesen Anspruch und wurden die ersten Anhänger des Bab. Der Bab wurde jedoch unter dem Vorwurf der Ketzerei verhaftet und am 9. Juli 1850 öffentlich hingerichtet. Daraufhin wandten sich die meisten Babis Baha’u’llah zu, welcher erklärte, der vom Bab angekündigte Offenbarer Gottes zu sein. Seitdem betrachten die Bahai den Shaykhismus als Vorläufer ihrer eigenen religiösen Traditionen.

Karim Khan

Haji Karim Khan Kirmani ernannte sich zum Führer der Shaykhis, die sich nicht dem Bab anschlossen. Er kritisierte den Bab und richtete vier Briefe gegen dessen Anspruch.[6] Baha’u’llah bezeichnete Karim Khan wiederum als „Narr wider besseres Wissen“.[7] Karim negierte einige der radikaleren Lehren von Ahmad al-Ahsa’is und Kazim-i-Rashtis und versuchte, den Shaykhismus wieder zur ursprünglichen Lehre zurückzuführen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. b. Iran. 2001. The Encyclopedia of World History
  2. Abbas Amanat: Resurrection and Renewal: The Making of the Babi Movement in Iran. Cornell University Press, Ithaca 1989, S. 174, 261–272. 
  3. Shoghi Effendi: God Passes By. Bahá'í Publishing Trust, Wilmette, Illinois, USA 1944, ISBN 0877430209 (God Passes By). 
  4. Nabíl-i-Zarandí: The Dawn-Breakers: Nabíl’s Narrative. Bahá'í Publishing Trust, Wilmette, Illinois, USA 1932 (übersetzt von Shoghi Effendi), ISBN 0-900125-22-5 (The Dawn-Breakers). 
  5. Nabíl-i-Zarandí: The Dawn-Breakers: Nabíl’s Narrative. Bahá'í Publishing Trust, Wilmette, Illinois, USA 1932 (übersetzt von Shoghi Effendi), ISBN 0-900125-22-5 (The Dawn-Breakers: Nabíl’s Narrative of the Early Days of the Bahá’í Revelation). 
  6. Scholarship on the Baha'i Faith, Moojan Momen
  7. Kitab-i-Aqdas, 170

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