Shapour Bakhtiar

Shapour Bakhtiar

Schapur Bachtiar oder Shapour Bakhtiar (* 26. Juni 1914 in Kanarak bei Isfahan; † 6. August 1991 in Paris) war ein iranischer Politiker und von Januar bis Februar 1979 Premierminister des Iran.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bereits sein Großvater mütterlicherseits, Najaf-Gholi Samsam ol-Saltaneh[1], war in den Jahren 1912 und 1918 Ministerpräsident Irans. Sein Vater wurde im Jahr 1934 aufgrund des Tatbestandes des Hochverrats auf Befehl des damaligen Königs Reza Schah Pahlavi hingerichtet.[2] Daraus entwickelte sich möglicherweise seine grundsätzliche Abneigung gegen totalitäre Systeme. 1936 verließ er den Iran in Richtung Frankreich, wo er drei Jahre später seinen Abschluss in Politik, Philosophie und Jura machte. 1940 schloss er sich dem Kampf der Résistance gegen die deutsche Besatzungsmacht an. 1946 kehrte Bachtiar in den Iran zurück und fand Arbeit im neugeschaffenen Arbeitsministerium. Zunächst als Leiter des Arbeitsressorts in der Provinz Esfahan, ab 1951 als stellvertretender Arbeitsminister im Kabinett von Mohammad Mossadegh.

Führer der Nationalen Front

Nach dem Staatsstreich gegen die Regierung Mossadegh im Jahr 1953 arbeitete Bachtiar gegen das Regime Mohammad Reza Schah Pahlavis und wurde aufgrund dessen mehrfach inhaftiert. Während dieser Zeit wurde er zu einem der bedeutendsten Männer des Widerstandes und einer der Führer der illegalen „Nationalen Front“.

Iranischer Ministerpräsident

Ende des Jahres 1978 wurde die Lage für den Schah nach anhaltenden Massenprotesten gegen sein Regime immer schwieriger und der Monarch versuchte seine Macht zu retten, indem er dem gemäßigten Bachtiar den Posten des Ministerpräsidenten als Geste des Entgegenkommens gegenüber seinen Gegnern anbot. Bachtiar nahm an, was ihm den Ausschluss aus der „Nationalen Front“ einbrachte. Anfang Februar 1979 gewährte er Ayatollah Khomeini die Einreise; der Schah hatte wenige Tage zuvor bereits das Land verlassen. Seine Regierung war nun nicht mehr zu halten und wurde von der Islamischen Revolution überrumpelt. Er trat zurück und verließ den Iran im April 1979 in Richtung Frankreich.

Exil und Attentate in Frankreich

Bachtiar bekämpfte das neue Regime vom Exil aus bis zu seinem Tod im Jahr 1991. So gründete er die „Nationale Widerstandsbewegung des Irans“. Zu seinen politischen Werken gehört das im Jahr 1982 in Paris erschienene Buch „Ma fidélité“ (Edition Albin Michel). Des Weiteren gründete er einen oppositionellen Radiosender, dessen Sendungen u. a. in den Iran und in Europa ausgestrahlt wurden. Bachtiar trat stets für eine strikte Trennung des Staates von der Religion und die Aufrechterhaltung bzw. Wiedererrichtung des säkularen Systems im Iran ein, und er wurde für die meisten der in Opposition zum islamistischen Regime des Irans stehenden politischen Gruppierungen (besonders die konstitutionellen Monarchisten und gemäßigten Nationalisten) eine „Führungsfigur“.

Das islamische Regime Irans versuchte bereits im Juli 1980, ihn in seinem Haus im Pariser Vorort Suresnes zur Strecke zu bringen. Er entkam, aber ein Nachbar und ein Polizist starben bei diesem Attentat. Einen späteren Mordanschlag überlebte er jedoch nicht, als am 7. August 1991 drei Personen, darunter ein Freund und Vertrauter Bachtiars namens Fereydoun Bouyerahmadi und zwei Agenten des iranischen Informations- und Sicherheitsministeriums „Vevak“, Ali Vakili Rad und Mohammad Azadi, mit teilweise gefälschten Ausweisen (beide Agenten) die Wachpolizisten vor seinem Haus überlisteten, so in das Haus gelangten und ihn sowie seinen Sekretär Soroush Katibeh brutal niederstachen. Die Leichen wurden trotz eines hohen Polizeiaufkommens erst nach 36 Stunden entdeckt.[3][4] Zwei Attentäter (Bouyerahmadi und Azadi) entkamen in die USA bzw. den Iran, aber der dritte Flüchtige, Ali Vakili Rad, wurde mit einem Komplizen namens Zeynolabedin (Zeyal) Sarhadi, einem Großneffen des damaligen iranischen Präsidenten Ali Akbar Hashemi Rafsanjani[5], in Genf festgenommen[6], und von der Schweizer Regierung an Frankreich ausgeliefert.[7][8] Ali Vakili Rad wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, Zeynolabedin (Zeyal) Sarhadi wurde aufgrund mangelnder Beweislage freigesprochen.[9]

Schapur Bachtiars Leichnam wurde auf dem Friedhof von Montparnasse in Paris beigesetzt.[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bild von Najaf-Gholi Samsam ol-Saltaneh. URL: http://www.bakhtiarifamily.com/photos/173.jpg (abgerufen am 5. August 2008)
  2. In: The Free Dictionary by Farlex. URL: http://encyclopedia.farlex.com/Bakhtiar,+Shahpur (abgerufen am 5. August 2008)
  3. Alan Riding: France Vows to Press for Release of Newly Taken Hostage. In: New York Times vom 10. August 1991. URL: http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9D0CE7D6123FF933A2575BC0A967958260&sec=&spon=&pagewanted=print (abgerufen am 5. August 2008)
  4. Thomas Sancton: The Tehran Connection. In: Time vom 21. März 1994. URL: http://www.time.com/time/printout/0,8816,980361,00.html (abgerufen am 5. August 2008)
  5. Alan Riding: 3 Iranians Go on Trial in France in Slaying of Exiled Ex-Premier. In: New York Times vom 3. November 1994. URL: http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9A07EEDE173EF930A35752C1A962958260&sec=&spon=&pagewanted=print (abgerufen am 5. August 2008)
  6. William C. Rempel: Tale of Deadly Iranian Network Woven in Paris. In: Los Angeles Times vom 3. November 1994. URL: http://www.shapourbakhtiar.com/article-tale-deadly-iranian.htm (abgerufen am 5. August 2008)
  7. Alan Riding: 3 Iranians Go on Trial in France in Slaying of Exiled Ex-Premier. In: New York Times vom 3. November 1994. URL: http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9A07EEDE173EF930A35752C1A962958260&sec=&spon=&pagewanted=print (abgerufen am 5. August 2008)
  8. IRIcrimes.org: Shapour Bakhtiar. URL: http://www.iricrimes.org/lr_int.asp?pgn=bakhtiar IRIcrimes.org (abgerufen am 5. August 2008)
  9. U.S. State Department: 1994 Human Rights Report: Iran. URL: http://dosfan.lib.uic.edu/ERC/democracy/1994_hrp_report/94hrp_report_nea/Iran.html (abgerufen am 5. August 2008)
  10. Bild von Schapur Bachtiars letzter Ruhestätte: http://i6.photobucket.com/albums/y237/aryamehr11/PM%20Shapour%20Bakhtiar/bakhtiar1_groot.jpg (abgerufen am 5. August 2008)

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