Shanty

Shanty

Ein Shanty (der ursprünglichen Herkunft nach wurden die Hütten der Sklaven im Süden der USA „shanties“ genannt; englisch auch chanty – aus dem Französischen: chanter = singen) ist ein Seemannslied.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Shantys sind Lieder der Matrosen zu gemeinschaftlicher harter Arbeit auf Segelschiffen vor dem Mast und lassen sich in ihrem Ursprung von zirka 1450 (im sogenannten „Complayant of Scotland“) bis etwa 1875 mit dem Aufkommen der Dampfschiffe zurückverfolgen. Ein vom Shantyman gesungener Solopart, der oft auch improvisiert ist, wird von Kehrreimzeilen der Mannschaft abgelöst.

Bedingt durch die Art der Arbeit und der unterschiedlichen Herkunft (Sklavenschiffe, Walfänger, Piraten, Kriegsschiffe etc.), haben sich auch unterschiedliche Arten von Shantys gebildet. Zum Beispiel zum Lichten des Ankers (Capstan-Shanty) oder zum Setzen der Segel (Halyard-Shanty). Der bekannte Shanty What shall we do with a drunken Sailor (ursprünglich Early in the morning) wurde beim Auswechseln der Mannschaft im Marschrhythmus gesungen. Andere Tätigkeiten bedurften dementsprechend anderer Rhythmen. Natürlich wurden Shantys auch am Abend in der geselligen Runde gesungen. Wie auch andere Lieder z. B. aus der Country-Musik, konnten mit den Texten sofort aktuelle Tagesereignisse reflektiert werden.

Durch die Internationalität der Seefahrt machten die Shantys schnell die Runde und vermischten sich mit Seemanns- und Volksliedern. Häufig finden sich so deutsche Texte zu englischen Shantys. Bekannt ist hier die Version von The Banks Of Sacramento (die Musik entstammt einer christlichen Weise und entstand 1849 bei der sogenannten „Great Immigration“ nach Kalifornien und ist somit streng genommen kein Shanty). In einer Abwandlung wird er auf niederdeutsch als De Hamborger Veermaster gesungen.

Shanty-Chöre und -Interpreten

Das traditionelle Liedgut der Shantys wird heutzutage von „Shanty-Chören“ gepflegt, die sich vor allem in oder in der Nähe von Hafen- oder Küstenstädten bildeten und die meistens vollständig oder überwiegend aus Männern bestehen. In Norddeutschland und insbesondere an der Waterkant gehört der Auftritt von „Shanty-Chören“ zum Kulturgut, gilt inzwischen aber auch als Bestandteil des dortigen touristischen Angebots. Verschiedene neuere Shantys wurden erstmals in dem Dokumentarfilm Windjammer (1958) aufgeführt und gingen eingedeutscht in das Repertoire der Chöre ein.

Als Solisten sind ausschließliche Shanty-Interpreten eher selten anzutreffen; hierzu zählen zum Beispiel der Bremerhavener Günther Bockelmann oder der in Polen sehr bekannte Shanty-Sänger und -Texter Jerzy Porebski. Shantys gehören jedoch mit zum Repertoire von einigen Liedermachern, wie beispielsweise Achim Reichel oder Hannes Wader, und teils auch von Schlagersängern, wie zum Beispiel Sven Jenssen oder Peter Petrel.

Hörbeispiele

Literatur (Auswahl)

  • Gilbert Obermair (Hrsg.): Shanties. Die rauen Gesänge der alten Fahrensleute. Heyne, München 1983, ISBN 3-453-41528-0.
  • Stan Hugill: Shanties from the Seven Seas: Shipboard Work-Songs and Songs Used from the Great Days of Sail. Routledge 1984, ISBN 0-7102-0412-4, 448 Seiten (vergriffen). Aktuelle Auflage 2003 von Mystic Seaport Museum Publications, ISBN 0-913372-70-6.
  • Stan Hugill: Windjammerlieder - Das rauhe Leben und die lustigen Lieder der alten Fahrensleute. Claassen Verlag, Düsseldorf 1978, ISBN 3-546-44893-6.
  • Hermann Strobach, Jens Gerlach: Shanties. Büchergilde Gutenberg, 1971.
  • Konrad Tegtmeier: Alte Seemannslieder und Shanties. E. Hauswedell & Co., ohne Jahr (ca. 1955).
  • R. R. Terry (1920). Sailor Shanties. II. Music & Letters, Vol. 1, No. 3 (Jul., 1920), pp. 256-268.

Weblinks

 Commons: Shanty-Chöre und -Sänger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Shanty – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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Synonyme:

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