- Sextus Empiricus
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Sextus Empiricus (griechisch Σέξτος Ἐμπειρικός, Sextos Empeirikós) war ein Arzt und Philosoph im 2. Jahrhundert n. Chr., der mehrere Werke in griechischer Sprache verfasst hat. Sextus Empiricus war ein Vertreter des Pyrrhonismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Vom Leben des Sextus Empiricus ist nicht sehr viel bekannt. Aus einer Erwähnung bei Diogenes Laertios (9,116) ergibt sich, dass die erhaltenen Werke 180–200 n. Chr. verfasst sein dürften; aus Sextus’ Schriften geht hervor, dass er in Alexandria, Rom und Athen gewesen sein muss, der Ort seines Wirkens ist allerdings unbekannt. Der Beiname Empiricus deutet auf Zugehörigkeit zur antiken Ärzteschule der Empiriker hin. Er hatte einen Schüler mit dem Namen Saturninus (DL IX 118).
Werke
Sextus Empiricus ist der letzte uns greifbare Vertreter der skeptischen Schultradition. Drei seiner Werke sind erhalten:
- Πυρρωνείαι ὑποτυπώσεις (pyrrhoneíai hypotypôseis), übersetzt etwa: Grundzüge der pyrrhonischen Skepsis; 3 Bücher. Der Titel verweist auf Pyrrhon von Elis, einen bedeutenden skeptischen Philosophen.
- πρὸς μαθηματικούς (pros mathematikús; der Titel wird meist lateinisch zitiert: adversus mathematicos), etwa: Gegen die Wissenschaftler; 6 Bücher.
- πρὸς δογματικούς (pros dogmatikús), etwa: Gegen die Philosophen; 5 Bücher.
In manchen Ausgaben wird die letztgenannte Schrift auch als Teil von adversus mathematicos behandelt (als die Bücher 7–11).
Außerdem werden zwei weitere Werke von Sextus Empiricus genannt, die aber verloren sind:
- ἰατρικά ὑπομνήματα (iatriká hypomnémata; etwa: Medizinische Anmerkungen).
- περὶ ψυχῆς ὑπομνήματα (perí psychês hypomnémata; etwa: Anmerkungen über die Seele).
Lehre
Sextus Empiricus hat die Grundannahme der „pyrrhonischen“ Skepsis, nämlich dass gesichertes Wissen unmöglich sei, auf so gut wie alle Wissensgebiete angewendet. Damit stellt sein Werk eine Art „negatives Kompendium“ (Wolbergs) des Wissens seiner Zeit dar: Der Autor setzt sich mit einer Fülle von angeblichen Erkenntnissen auf sehr vielen Gebieten auseinander, wobei er mit den verschiedensten Argumenten bestreitet, dass gesichertes Wissen vorliege. Auf diese Weise werden sehr viele antike Theoreme und Lehrmeinungen referiert; nicht wenige davon sind nur bei Sextus Empiricus erhalten.
In den Grundzügen der pyrrhonischen Skepsis (3.3.9-12) setzt sich Sextus Empiricus auch mit dem Problem der Allmacht des Göttlichen angesichts des Bösen auseinander, wobei er die Idee einer göttlichen Lenkung der Welt bezweifelt. Diese Stelle bietet die älteste im Wortlaut überlieferte Formulierung der Argumentation der Skeptiker hinsichtlich der von Leibniz so genannten Theodizee.
Die Sprache des Sextus Empiricus erscheint als literarisch nicht sehr ambitioniert; seine Darstellungsweise wirkt mitunter etwas pedantisch. Oft zählt er schwache und starke Argumente auf, ohne sie gegeneinander zu gewichten.
Nachwirkungen
Während des Mittelalters waren die Werke des Sextus Empiricus fast ganz in Vergessenheit geraten; dann wurden seine Schriften wieder zugänglich. 1562 fertigte Henri Estienne eine Übersetzung der Grundzüge an; 1569 folgte eine lateinische Übersetzung der Opera omnia von Gentian Hervet. Nach dieser Wiederentdeckung des Sextus Empiricus in der Renaissance übten seine Werke einen bemerkenswerten Einfluss auf die philosophische Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts aus, etwa auf das Denken von Michel de Montaigne.
Quellen
- Sexti Empirici opera recensuit Hermannus Mutschmann (3 Bde.); Lipsiae (Teubner, Leipzig) 1912-1954: Griechischer Text der erhaltenen Werke.
- Sextus Empiricus: Grundriß der pyrrhonischen Skepsis. Eingeleitet und übersetzt von Malte Hossenfelder, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 2002, ISBN 3518280996.
- Sextus Empiricus: Gegen die Wissenschaftler (Adversus mathematicos). Aus dem Griechischen übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Fritz Jürß, Würzburg, Königshausen & Neumann, 2001, ISBN 3826020693.
Literatur
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- Bailey, Alan, Sextus Empiricus and Pyrrhonean scepticism (Oxford: Oxford University Press, 2002). ISBN 0-19-8238-525
- Bett, Richard, Pyrrho, his antecedents, and his legacy (Oxford: Oxford University Press, 2000). ISBN 0-19-925661-6
- Breker, Christian: Einführender Kommentar zu Sextus Empiricus' "Grundriss der pyrrhonischen Skepsis" (Mainz: Universitätspublikation Universität Mainz, 2011). online verfügbar
- Brennan, Tad, Ethics and Epistemology in Sextus Empiricus (London: Garland, 1999). ISBN 0815336594
- Brochard Victor, Les Sceptiques grecs (1887)
- Burnyeat, Myles & Frede, Michael The Original Sceptics: A Controversy (Indianapolis: Hackett, 1997). ISBN 0-87220-347-6
- Floridi, Luciano, Sextus Empiricus: the transmission and recovery of pyrrhonism (Oxford: Oxford University Press, 2002). ISBN 0-19514-671-9
- Hankinson, R.J., The Sceptics (London: Routledge, 1998). ISBN 0-415-18446-0
- Jourdain, Charles, Sextus Empiricus (Paris, 1858)
- Janáček, Karel, Studien zu Sextus Empiricus, Diogenes Laertius und zur pyrrhonischen Skepsis. Hrsg. v. Jan Janda / Filip Karfík (= Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 249), Berlin: de Gruyter 2008.
- Mates, Benson, The Skeptic Way: Sextus Empiricus's Outlines of Pyrrhonism. (Oxford: Oxford University Press, 1996).
- Pappenheim Eugen, Lebensverhältnisse des Sextus Empiricus (Berlin, 1875)
- Perin, Casey, The Demands of Reason: An Essay on Pyrrhonian Scepticism. (Oxford: Oxford University Press, 2010).
- Popkin, Richard, The History of Scepticism: From Savonarola to Bayle (Oxford: Oxford University Press, 2003). ISBN 0-19-510768-3
- Vogt, Katja Maria: Skepsis und Lebenspraxis. Das Pyrrhonische Leben ohne Meinungen, München, 1998, 202 Seiten.
- Wolbergs, Thielko: Sextos. 2., in: Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike in fünf Bänden; Bd. 5 (1979), S. 157f.
- La Sala, Rosario: Die Züge des Skeptikers. Der dialektische Charakter von Sextus Empiricus' Werk (Hypomnemata, Bd. 160), Göttingen, Vandenhoek & Ruprecht, 2005, ISBN 3525252595.
- Sextus Empiricus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Weblinks
- Literatur von und über Sextus Empiricus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Griechische Volltexte aus Sextus' Werk (bei Google Books).
- Sexti Empirici Adversus mathematicos, hoc est, adversus eos qui profitentur disciplinas, Gentiano Herveto Aurelio interprete, Parisiis, M. Javenem, 1569 (Vicifons).
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