Setsurō Ebashi

Setsurō Ebashi

Ebashi Setsurō (jap. 江橋 節郎) * 1922; † 17. Juli 2006) war ein japanischer Physiologe und Pionier auf dem Gebiet der Erforschung der Signalübertragung in lebenden Zellen. Ihm gelang Anfang der 1950er-Jahre u.a. der Nachweis, dass Calcium-Ionen eine wichtige Rolle spielen, wenn Muskelfasern sich kontrahieren – eine Erkenntnis, die seit Jahrzehnten in jedem Lehrbuch der Physiologie erwähnt wird.

Ebashi fiel schon als Kind durch seine besondere Begabung auf, da er sowohl in der Grundschule als auch in der Mittelschule eine Klasse übersprang. Später wurde er zur Dai-ichi Highschool zugelassen, der seinerzeit angesehensten Highschool Japans. Nach seinem Studium wurde er im Alter von 36 Jahren zum Professor für Pharmakologie an der Universität Tokio berufen.

Zu seinen herausragenden Leistungen zählt, dass er weitgehend im Alleingang nachwies, wie Aktionspotenziale, die auf der Oberfläche von Muskelfasern eintreffen, eine Verkürzung von Proteinfäden bewirken können.

Bereits in den 1940er-Jahren hatte Albert Szent-Györgyi die biochemischen Grundlagen der Muskelkontraktion weitgehend geklärt. Jean Hanson und Hugh Huxley hatten danach die Struktur und die Bedeutung der in den Muskeln aktiven Eiweiße Actin und Myosin beschrieben. Unklar geblieben war jedoch, wie es den Nerven gelingt, die Kontraktion der Muskelfasern auszulösen.

Ebashi entdeckte, dass in Abwesenheit von Calcium-Ionen jede Kontraktion ausbleibt, und zwar auch dann, wenn reichlich ATP vorhanden ist. Umgekehrt kann schon dann eine heftige Kontraktion hervorgerufen werden, wenn bloß Spuren von Calcium - ein Mikromolar - zugesetzt werden. Andere Forscher vor ihm hatten die Calcium-Abhängigkeit übersehen, da ihre Experimente offenbar stets geringfügig durch Calcium-Spuren aus Laborgläsern und chemischen Reagenzien kontaminiert waren.

Trotz seiner eindeutigen Befunde wurde Ebashis Studien bis in die frühen 60er-Jahre hinein keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Die meisten Fachkollegen waren noch jahrelang der Auffassung, dass ein einfaches anorganisches Molekül keinesfalls entscheidend sein könne für die Kontrolle der Muskelkontraktion und vermuteten, dass diese Rolle einem noch unentdeckten, komplexen organischen Molekül zukomme.

Bereits im Jahr 2000 hatte Ebashi einen Schlaganfall erlitten. In einem Nachruf der Fachzeitschrift Nature hieß es, Ebashi habe "zu den weltweit angesehensten Wissenschaftlern auf den Gebieten der Physiologie und der Pharmazie" gehört.

Er wurde u.a. mit dem Orden für kulturelle Verdienste ausgezeichnet, dem höchsten japanischen Ehrenzeichen für Forscher. 1979 erhielt er die Croonian Lecture der Royal Society, 1999 den Internationalen Preis für Biologie zugesprochen.

Literatur

  • Makoto Endo: Setsuro Ebashi (1922-2006). Nature Band 442 vom 31. August 2006, S. 996
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Ebashi ist hier somit der Familienname, Setsurō ist der Eigenname.

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