Servia

Servia
Stadtgemeinde Servia
(1964–2010)

Δήμος Σερβίων (Σέρβια)
Servia (Griechenland)
Bluedot.svg
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Westmakedonien
Präfektur: Kozani
Geographische Koordinaten: 40° 12′ N, 22° 1′ O40.19722222222222.013888888889Koordinaten: 40° 12′ N, 22° 1′ O
Höhe ü. d. M.: 290 – 438 – 1060 m
Goules – Servia – Metaxas
Fläche: f4400,116 km²
Einwohner: 10.001 (2001[1])
Bevölkerungsdichte: 25,00 Ew./km²
Sitz: Servia
LAU-1-Code-Nr.: 58140000
Gemeindegliederung: 15 Gemeindeteilef7
Website: www.servianet.gr
Lage in der ehem. Präfektur Kozani
Bild:Dimos Servion.png

f9f10

Servia (griechisch Σέρβια (n. pl.)) ist eine Kleinstadt und Verwaltungssitz sowie Gemeindebezirk der Gemeinde Velvendo-Servia in der griechischen Region Westmakedonien. Bis 2010 war Servia eine selbständige Gemeinde in der Präfektur Kozani.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Kleinstadt Servia liegt südlich des Polyfytos-See, einem großen Stausee des Flusses Aliakmonas. Die Gemeinde Servia umfasst auch Gebiete und Ortschaften nördlich des Polyfytos-Sees. Die Entfernung zur nördlich gelegenen Hauptstadt der Präfektur Kozani beträgt zirka 30 km.

Geschichte

Polyfytos-See (Südufer) mit der Kleinstadt Servia im Hintergrund

Das Gemeindegebiet von Servia ist gesichert seit dem späten Neolithikum besiedelt.[2][3][4]

Die Ortschaft Servia am heutigen Ort entstand während des byzantinischen Reiches durch Zusammenlegung mehrerer kleinerer Ortschaften in der Umgebung.[5]. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das im De Administrando Imperio des Kaisers Konstantin VII. erwähnte Serblia bzw. Servlia (τὰ Σέρβλια) identisch mit dem heutigen Servia ist und die Stadt somit aus der frühesten serbischen Siedlung im südlichen Makedonien aus der Zeit der Regentschaft des Kaisers Herakleios (610-641) herausgewachsen ist.[6][7]

Die byzantinische Festung südlich der heutigen Kleinstadt wurde in den Jahren 560 bis 630 n. Chr. erbaut.[8][9][10] Im 7. Jahrhundert n. Chr. wurde die befestigte Stadt Servia angelegt: sie bestand aus einer Akropolis (Festung), einer Ober- und einer Unterstadt.[8][9][10]

Ab 1880 war Servia, damals unter der osmanischen Bezeichnung Serfiçe, mit etwa 8.000 Einwohnern Verwaltungszentrum des gleichnamigen Sandschaks.[11][12] und blieb bis 1912 beim Osmanischen Reich. Nach Ausbruch des ersten Balkankrieges im Oktober 1912 wurde Servia am 22. Oktober 1912 durch aus Elassona und Tyrnavos über den Meluna-Pass vorrückende griechische Truppen erreicht. Die osmanische Armee stellte sich in Servia mit 18.000 Soldaten unter dem Kommando von Hassan Taksim Pascha den griechischen Streitkräften zum Kampf. In der sogenannten Schlacht am Sarandaporos gelang den griechischen Streitkräften nach zwei Tagen, die osmanischen Streitkräfte so unter Druck zu setzen, dass diese ihre Stellungen südlich von Servia aufgaben und sich über das Tal des Aliakmonas nördlich von Servia in die zentralmakedonische Tiefebene zurückzogen; am 30. Oktober 1912 wurde Servia von griechischen Truppen besetzt. 1913 wurde es im Frieden von Bukarest endgültig dem Königreich Griechenland zugeordnet[13] und erhielt 1918 seine Anerkennung als Landgemeinde (kinotita).

Mitte April 1941 wurde Servia von Truppen der deutschen Wehrmacht im Rahmen des Unternehmens Marita im Zweiten Weltkrieg erobert. Nach der Eroberung durch deutsche Truppen fiel Servia unter die Kontrolle der italienischen Besatzungsstreitkräfte. Im März 1943 wurde Servia von den Aufständischen der kommunistisch kontrollierten griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS kurzzeitig besetzt; im Rahmen einer Verfolgungs- bzw. Vergeltungsaktion der italienischen Truppen gegen die ELAS-Widerstandskämpfer, welche Servia bei Eintreffen der italienischen Truppen bereits wieder verlassen hatten, wurde Servia niedergebrannt.[14] Im Juni 1943 griffen Aufständische der ELAS einen deutschen Truppenkonvoi auf dem Weg von Elassona nach Servia an. Es kam anschließend zu einer Vergeltungsaktion deutscher Truppen gegen Servia, bei der eine nicht näher bekannte Anzahl männlicher Einwohner gefangen genommen oder exekutiert wurde. Servia wurde anschließend zu einer „toten Zone“ erklärt.[14]

Servia war auch Schauplatz der Kämpfe innerhalb des griechischen Widerstands gegen die Achsenmächte. Ende 1944 wurde der lokale Anführer der nicht-kommunistisch kontrollierten Rebellen, Michail Papadopoulos – genannt Michalgas – von Kämpfern der kommunistisch kontrollierten ELAS in der Gegend von Servia gefangen genommen. Michalgas war zunächst ein Sympathisant der anfänglich republikanisch orientierten Widerstandsorganisation EDES. Der Aufbau einer EDES-kontrollierten Widerstandsgruppe in Servia scheiterte allerdings am zum Teil bewaffneten Widerstand der ELAS, so dass Michalgas eine lokale Widerstandsgruppe aufbaute, welche militärisch auf der Bewaffnung der ansässigen Bewohner, vornehmlich Flüchtlingen aus Kleinasien, fußte. Im November 1944 kam es seitens der kommunistisch kontrollierten ELAS zu regelrechten Säuberungsaktionen gegen Ortschaften, welche einer Widerstandsorganisation wie der von Michalgas angehörten.[15]

Im Winter 1944–1945 besuchte eine Kommission des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz Servia. Sie stellte fest, dass nicht weniger als 88 % der Bevölkerung der Region um Servia während der Besatzungszeit obdachlos geworden sei.[16]

1964 wurde Servia zur Stadtgemeinde (dimos) erhoben, 1997 wurden zahlreiche benachbarte Landgemeinden eingegliedert. Mit der Verwaltungsreform 2010 ging Servia zusammen mit drei weiteren Gemeinden in der neu geschaffenen Gemeinde Velvendo-Servia auf, wo es seither einen Gemeindebezirk bildet.

Bevölkerung, Verwaltung und Politik

Bevölkerung

Nach der griechischen Niederlage im griechisch-türkischen Krieg von 1919 bis 1922 und dem anschließenden Friedensvertrag von Lausanne von 1923 wurden griechische Flüchtlinge aus Anatolien in Servia angesiedelt.[17]

Wirtschaft, Verkehr und Infrastruktur

Verkehr

Polyfytos- oder Servia/Neraida-Brücke über den Polyfytos-See. Die Kleinstadt Servia ist in der Nähe des Südufers des Polyfytos-Sees zu sehen

Durch Servia verläuft die Nationalstraße 3 (Europastraße 65) von Kozani nach Elassona. Der Polyfytos-See wird durch die gleichnamige 1.350  lange Brücke (auch als Servia/Neraida-Brücke selten bezeichnet) überquert.

Einzelnachweise

  1. Angaben des griechischen Innenministeriums ([1])
  2. Ridley, Cressida; Wardle, Kenneth A.: Rescue excavations at Servia 1971–1973. In: The Annual of the British School at Athens. Band 74, 1979, S. 185-230.
  3. Heurtley, William: Prehistoric Macedonia. Cambridge University Press, Cambridge 1939.
  4. Nanoglou, Stratos: Social and monumental space in Neolithic Thessaly, Greece. In: European Journal of Archeology. Band 4, 2001, S. 303-322. [2]
  5. Bouras, Charalambos: Aspects of the Byzantine City, Eighth-Fifteenth Centuries. In: Laiou, Angeliki E. (Hrsg.): The Economic History of Byzantium: From the Seventh through the Fifteenth Century. Dumbarton Oaks Research Library and Collections, Washington D.C. 2002. S. 498-528. S. 503. [3]
  6. Meyers Konversations-Lexikon, 1888, digitalisiert
  7. Gy. Moravcsik, R.J.H. Jenkins: Constantine Porphyrogenitus, De Administrando Imperio. Dumbarton Oaks Center for Byzantine Studies, Washington 1967, Seiten 152, 153.
  8. a b Savvilotidis, Kosmas: Die byzantinischen und nachbyzantinischen Monumente von Servia. 1999.
  9. a b Savvilotidis, Kosmas: Servia. 1999.
  10. a b Bouras, Charalambos: Aspects of the Byzantine City, Eighth-Fifteenth Centuries. In: Laiou, Angeliki E. (Hrsg.): The Economic History of Byzantium: From the Seventh through the Fifteenth Century. Dumbarton Oaks Research Library and Collections, Washington D.C. 2002. S. 498-528. S. 507. [4]
  11. Meyers Konversations-Lexikon, 1888, (Link digitalisierte Version)
  12. Serfidsje. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 15, Altenburg 1862, S. 885 (Online bei zeno.org).
  13. Friedrich Immanuel. Der Balkankrieg 1912/13. Zweites und Drittes Heft. Der Krieg bis zum Beginn des Waffenstillstandes im Dezember 1912. Verlag Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1913. S. 90-91.
  14. a b Giannis S. Koliopoulos, John S. Koliopoulos. Plundered Loyalties: Axis Occupation and Civil Strife in Greek West. C. Hurst & Co. Publishers, 1999. S. 101. ISBN 185065381X
  15. Giannis S. Koliopoulos, John S. Koliopoulos. Plundered Loyalties: Axis Occupation and Civil Strife in Greek West. C. Hurst & Co. Publishers, 1999. S. 80-81. ISBN 185065381X
  16. Giannis S. Koliopoulos, John S. Koliopoulos. Plundered Loyalties: Axis Occupation and Civil Strife in Greek West. C. Hurst & Co. Publishers, 1999. S. 189. ISBN 185065381X
  17. Giannis S. Koliopoulos, John S. Koliopoulos. Plundered Loyalties: Axis Occupation and Civil Strife in Greek West. C. Hurst & Co. Publishers, 1999. S. 42. ISBN 185065381X

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