Serra de Tramuntana

Serra de Tramuntana
Stauseen Cúber und Gorg Blau vor dem Puig Major

Die Serra de Tramuntana (kastilisch: Sierra de Tramontana) ist ein Gebirgszug im Nordwesten Mallorcas. Der gleiche Name bezeichnet eine der sechs Landschaftsregionen (comarques) von Mallorca, die nach der Gebirgskette benannt ist, aber etwas über die Fläche des Gebirges hinausreicht. Im Jahr 2008 betrug die Einwohnerzahl der Region Serra de Tramuntana 109.870 gemeldete Bewohner. Am 27. Juni 2011 erklärte die UNESCO die Serra de Tramuntana zum Welterbe.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Berge der Serra de Tramuntana bedecken eine Fläche von 1.067 km² und erstrecken sich auf eine Länge von mehr als 90 Kilometer. Sie sind der Lebensraum von rund 20.000 Einwohnern, von denen etwa die Hälfte in Sóller leben. Das Hauptgebirge nimmt den gesamten West- und Nordwestteil Mallorcas ein. Die Serra de Tramuntana steigt am Puig Major, der höchsten Erhebung Mallorcas, bis auf 1445 Meter empor. Unterhalb des Puig Major liegen die beiden Trinkwasser-Speicherseen Embassament de Cúber und Embassament des Gorg Blau, die ihre überschüssigen Wasser über den Torrent des Gorg Blau in den Canyon Torrent de Pareis abführen.

Das Gebirge ist durch Straßen und viele Wanderwege gut erschlossen. Es ist bisher vom Massentourismus weitestgehend verschont geblieben und ideal zum Wandern und Fahrrad fahren. Die Serra de Tramuntana besticht durch die oft spektakulär schöne, wilde Landschaft, die noch über weite Strecken von einer ursprünglichen Vegetation überzogen ist und durch ihre weitgehend intakte, unverbaute Natur.

Gemeinden der Region

Mallorca
Region Serra de Tramuntana
Gemeinden: Einwohner Fläche Einw./km²
Andratx 11.348 81,45 km² 139,3
Banyalbufar 627 18,05 km² 34,7
Bunyola 5.910 84,63 km² 69,8
Calvià 50.777 144,97 km² 350,3
Deià 754 15,12 km² 49,9
Escorca 276 139,33 km² 2,0
Esporles 4.696 35,27 km² 133,1
Estellencs 388 13,39 km² 29,0
Fornalutx 732 19,49 km² 37,6
Pollença 16.997 151,44 km² 116,4
Puigpunyent 1.763 42,28 km² 41,7
Sóller 13.625 42,75 km² 318,7
Valldemossa 1.977 42,84 km² 46,2

Stand der Einwohnerzahlen am 1. Januar 2008

Flora und Fauna

Unter der Fauna des Gebietes sticht u. a. die erst im Jahr 1979 als Lebendfund entdeckte Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) hervor, die es endemisch nur hier gibt. Als Kuriosum wurde 2003 unweit von Valldemossa ein zweiköpfiges Exemplar der harmlosen Kapuzennatter gefunden. Das Tier wurde in den Medien als Hydra von Mallorca bezeichnet (eine Anspielung an die neunköpfige, schlangenähnliche Hydra der griechischen Mythologie). Die seltene Schlange ist im Reptilienzoo im Süden der Insel (Autobahn Palma-Manacor) zu bewundern.

Geologie

Puig Major

Vor mehr als 300 Millionen Jahren, gegen Ende des Paläozoikums war jener Teil der Erdkruste der heute als Spanien bekannt ist, unmittelbar an der Kollision der Urkontinente Laurentia (das heutige Nordamerika), Europa und Gondwana (u.a. Afrika) beteiligt. Infolge dieser Kollision wurde quer über den so entstandenen Superkontinent Pangaea ein gewaltiger Gebirgskomplex aufgefaltet. Erosionsprodukte dieses Gebirges, abgelagert im Perm und der Trias finden sich heute in der Serra de Tramuntana in Form roter Sand- und Tonsteine. Der überwiegende Teil der Serra de Tramuntana sowie der Serres de Llevant im Südosten und die aufragenden Hügelland-Komplexe der Mittelzone von Mallorca bestehen aus mesozoischem Kalkgestein, welches vornehmlich im Jura vor 180 Millionen Jahren in einem flachen Meer abgelagert wurde. Die Oberfläche der gesamten Insel, einschließlich der tertiären und quartären Ablagerungen der heutigen Zentralebene, besteht bis zu 90 Prozent aus Kalksteinen.

Nachdem der Superkontionent Pangaea zerbrach und dessen Teile zunächst auseinanderdrifteten, bewegten sich Afrika und Europa, einschließlich des heutigen Spanien, wieder aufeinander zu. Durch den Zusammenstoß von Spanien mit Afrika im Tertiär vor ca. 20 Millionen Jahren wurde die Erdkruste, die heute die Insel Mallorca bildet, um etwa 50% ihrer ursprünglichen Ausdehnung zusammengedrückt. Die Ablagerungen des Jura wurden regelrecht zerfetzt und mehrfach übereinandergeschoben. Im weiteren Verlauf des Tertiärs senkten sich weite Teile des zentralen Bereiches der Insel ab, wodurch sich im Prinzip die heutige Dreigliederung der Insel, Serra de Tramuntana im Nordwesten, Zentralebene und Serres de Llevant im Südosten, herausbildete. Da der Meeresspiegel zu dieser Zeit wesentlich höher war als heute, war die Zentralebene vollständig vom Meer überflutet. Deshalb wurden die Gesteine der Trias, des Jura sowie der Kreide dort von Ablagerungen des jüngeren Tertiärs überlagert. Durch heftige Niederschläge wurden im Quartär riesige Schuttmengen aus der Serra in das Flachland transportiert. Vorhandenen Risse und Schluchten wurden weiter vertieft. Das im Regenwasser und so auch im Bodenwasser enthaltene Kohlendioxid löste große Mengen von Kalk auf, was zur Verkarstung der Gebirgs- und Hügelregionen der Insel führte. Die herausgehobene Lage, die große Klüftigkeit, Reinheit und Mächtigkeit des Kalkgesteins erhöhten die Verkarstungsfähigkeit. Die Karsterscheinungen äußern sich in Form verschiedener Höhlen, besonders im Gebiet der Serres de Llevant, in Form fruchtbarer, durch rezente Flusssedimente aufgefüllter Einsturzsenken (sogenannte Poljen) in der Serra de Tramuntana und in Form bizarrer, jedoch lokal beschränkter Karrenlandschaften.

Es ist ein besonderes Merkmal dieses Küstengebirges, dass in Höhen über 600 Meter plötzlich eine, wenn auch beschränkte Ackerbauzone mit vereinzelten Ansiedlungen auftaucht, während in den tieferen Lagen nur in einzelnen Tälern Feldbauterrassen mit Orangen- und Mandelbäumen oder Olivenanbau möglich sind. Das Karstgebirge des Nordens hat hier eine bizarre Formenwelt entstehen lassen, die in ihren scharfkantigen Karrenfeldern und den spitzen Karrengraten, die immer bis in das feinste gegliederte Lösungsrillen aufweisen, an Kleinformen aus dem tropischen Karst erinnert. Die einzelnen Karren sind mehrere Meter hoch und laufen kegelförmig nach oben aus. Sie stehen dicht nebeneinander und lassen die einzelnen Kalkbänke erkennen, aus denen sie herausgearbeitet worden sind. Besonders eindrucksvoll sind solche Formen in der Nähe der Straße, die das Gebirge von Inca am Gebirgsfuß bis zur Küste bei Sa Calobra quert, so auch in der Nähe des berühmten Santuario de Lluc. Ähnliche Formen zeigen sich an den Kalkfelsen unmittelbar an der Felsenküste der Bucht von Sa Calobra.

Sehenswertes

Wanderungen

Lage Tossals Verds
Schneehaus (Ruine)

In diesem Gebiet sind zahlreiche Bergwanderungen möglich. Die am Fernwanderweg GR 221 gelegene Berghütte (refugi) Tossals Verds, Eigentum vom Consell de Mallorca, ist dazu bestimmt, die Wanderpraxis in allen Modalitäten zu erleichtern und die Erziehungs- und Erforschungsaktivitäten des Gebirges zu fördern. Die Hütte, im Herzen der Serra de Tramuntana 540 Meter hoch gelegen, steht jedermann gegen ein kleines Entgelt zur Verfügung. Sie ist ein idealer Ausgangspunkt, um in der Massanella die Schneehäuser des Tramuntana-Gebirges zu erkunden.

Schneehäuser

Hauptartikel: Schneehäuser auf Mallorca

In den Zeiten vor den elektrischen Kühl- und Frieranlagen wurde in den Wintermonaten auf den hohen Bergen der Schnee gesammelt und in eigens dafür bestimmtem Häusern eingelagert und zu Eis verdichtet; Isoliermaterialien wie Stroh verhinderten das vorzeitige Abtauen. In den warmen Jahreszeiten wurde das Eis in den tiefer liegenden Orten verkauft. Zahlreiche dieser ehemaligen Schneehäuser befinden sich, in verschiedenen Stadien des Verfalls, in den höheren Lagen der Serra de Tramuntana.

Strände und Buchten der Region Serra de Tramuntana

Gemeinde Calvià

Strände und Buchten Calvià
Cala Fornells
Camp de Mar
Strände und Buchten Banyalbufar
Cala Tuent
Sa Calobra (Torrent de Pareis)
Strände und Buchten Escorca
Cala Figuera
Cala Pi de la Posada (Cala Formentor)
  • Cala Brogit
  • Platja d'Illetes
  • Cala Comtesa
  • Cala Portals Nous
  • Oratori de Portals
  • Son Caliu
  • Es Carregador (Palma Nova)
  • Cala Blanca
  • Son Maties
  • Magaluf
  • Cala Vinyes
  • Cala Falcó
  • Caló de sa Nostra Dama
  • Ca l'Aixada (Casino de Mallorca)
  • Cala Portals Vells
  • Cala en Beltran
  • Cala Figuera (Calvià)
  • Cala Refaubetx
  • El Toro (Racó de sa Fragata)
  • Cala de Penyes Roges
  • Cala en Guixar
  • Caló d'en Pellicer
  • Cala de Santa Ponça
  • Cala Blanca
  • Peguera Romana (Platja des Morts)
  • Peguera Torà
  • Peguera Palmira
  • Cala Fornells
  • Cala d'en Monjo

Gemeinde Andratx

Gemeinde Estellencs

  • Platja Can Pruaga
  • Cala Cas Xeremier
  • Cala d'Estellencs

Gemeinde Banyalbufar

  • Cala de Banaylbufar
  • Es Corral Fals
  • Platja de Son Bunyola
  • Es Port des Canonge

Gemeinde Valldemossa

  • Cala de Valldemossa (Port de Valldemossa)

Gemeinde Deià

  • Es Cucó na Foradada
  • Cala Deià
  • Es Canyaret

Gemeinde Sóller

Gemeinde Fornalutx

  • Cala Ferrera (Port de Fornalutx)

Gemeinde Escorca

Gemeinde Pollença

  • Cala Solleric
  • Cala Castell
  • Cala Estremer
  • Cala Sant Vincenç
  • Cala Bóquer
  • Cala Figuera
  • Cala en Gossalba
  • Cala Murta
  • Cala en Feliu
  • Cala Pi de la Posada (Cala Formentor)
  • El Caló
  • Platja d'Albercutx
  • Platja de Llenaire
  • Platja de Can Cullerassa

Literaturhinweis

  • Pedro Servera: ' Geschichte Mallorca, Entstehung, Historia. Palma de Mallorca 2001, (in zahlreiche Veröffentlichungen)
  • Der spanische Kartenverlag "Alpina" hat in April 2005 und Juni 2006 Wanderkarten (1:25.000) von Mallorca veröffentlicht. Die Karten sind von hoher Qualität. Es gibt drei Karten: "Tramuntana Sud" (Andratx bis Esporles), "Tramuntana Central" (Valldemossa, Deià, Sóller, Bunyola, Alaró, Stauseen) und "Tramuntana Nord" (Fornalutx, Stauseen, Sa Calobra, Lluc, Pollença, Campanet).

Einzelnachweise

  1. Unesco erklärt das Tramuntana-Gebirge auf Mallorca zum Welterbe. Mallorca Zeitung (www.mallorcazeitung.es), 27. Juni 2011, abgerufen am 28. Juni 2011.

Weblinks

 Commons: Serra de Tramuntana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Bibliographie

  • J. M. Azañon, J. Galindo-Zaldívar, V. Carcía-Dueñas und A. Jabaloy: Alpine Tectonics II: Betic Cordillera and Balearic Islands. S. 401-417 in W. Gibbons und T. Moreno (Hrsg.) The Geology of Spain. The Geological Society of London, 2002, ISBN 1-86239-110-6 (hardcover), ISBN 1-86239-127-0 (paperback).
  • V. Rosselló, B. W. Sellwood und R. W. Fairbridge: Spain: Balearic Islands. S. 683-686 in E. M. Moores und R. W. Fairbridge (Hrsg.) Encyclopedia of European and Asian regional geology. Chapman & Hall, London 1997, ISBN 0-412740-400.

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