Serienmord

Serienmord

Mit Serienmord werden meistens mehrere Morde durch eine einzelne Person (Serienmörder) in zeitlichem Abstand voneinander bezeichnet. Oft kann eine sexuell lustorientierte Bedeutung in diese Tötungen hineininterpretiert werden. Es handelt sich dabei oft um in sadistischer Weise verübte Taten, die eine für den jeweiligen Täter spezifische Signatur aufweisen. Der Serienmord ist nicht mit dem Massenmord zu verwechseln. Nach einer Kategorisierung stellt der Serienmord eine „Untergattung“ des „Multizides“ (lat. Mehrfachtötung) dar. Daneben gibt es den Massenmord (z. B. Amoklauf) sowie den Rauschmord (von „spree-killer“; spree = engl. für „Rausch“).

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung des Begriffs

Es existieren sehr unterschiedliche Ansichten, welche Vorkommnisse als „Serienmord“ zu bezeichnen sind. In der Regel werden staatlich befehligte oder politisch intendierte Formen der Massentötung nicht dazu gezählt. Zu diesen Ausnahmen zählen kollektive Genozide, politische Attentate, Kriege, Vollstreckungen der Todesstrafe und ähnliches. Gleiches gilt für einzelne eruptive Gewaltausbrüche (Amokläufe) oder streng gewinnorientierte Auftragsmorde.

Mögliche Gründe

Was Menschen dazu bringt, sexuell motivierte und in Serie begangene Morde zu begehen, ist schwer zu beantworten. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung kann man wohl davon ausgehen, dass die Begehung derartig gravierender Taten erst durch sehr spezifische, bereits frühkindlich manifestierte, psychische Verletzungen ermöglicht wird. Dies kann in Verbindung mit einem ineffektiven sozialen Umfeld und subjektiven Denkprozessen, welche sexuelle Erregung und Gewalt miteinander verknüpfen, noch verstärkt werden. Auch bestimmte neurologische Hirnschädigungen werden vielfach als wesentliche Faktoren benannt. Zudem spielen gerade bei sadistischen Mehrfachmördern offenbar Fantasien eine herausragende Rolle – sowohl für die Tatmotivation als auch für die konkrete Ausgestaltung der Tat.

Obwohl es aus wissenschaftlicher Sicht problematisch ist, Fantasien von Serienmördern zu erfassen und zu analysieren, kann aufgrund der in der Literatur weitgehend vertretenen Meinung wohl angenommen werden, dass die meisten sadistisch agierenden Serienmörder ihre Taten im Vorfeld der Morde detailliert in ihrer Vorstellung planen. Sie versuchen dann während der eigentlichen Tat diesem, in ihrer Fantasie entwickelten, eigenen Handlungsfaden zu folgen. Weiterhin schmücken sie nach einem Mord ihre Fantasien durch das gerade Erlebte aus und können die Tat auf diese Art im Nachhinein mehrfach neu durchleben, was ihnen zumindest vorübergehend Befriedigung verschafft.

Verbrechensbekämpfung

Serienmorde sind dabei kein räumlich eingeschränktes Phänomen. In den 1980er Jahren begann man im US-amerikanischen Raum, Serienmorde vehement zu thematisieren – was wohl in erster Linie mit der Definitionsgewalt der staatlichen Behörden (insbesondere FBI) und deren Erfolgen in der Identifikation und Verfolgung eines neuen Verbrechertypus als Abbild des absoluten Bösen zusammenhängt. In der Folge kommt es nicht nur in den USA zur Anwendung von veränderten Fahndungsmethoden und neu geschaffenen Sondereinheiten mit spezialisiertem Wissen. Dadurch finden sich heute auf allen Kontinenten Täter und Taten, die sich unter dem Begriff Serienmord zusammenfassen lassen. Diese wären im Vorfeld nicht als solche benannt (vgl. für Deutschland etwa Jürgen Bartsch) oder identifiziert (vgl. für Österreich etwa Jack Unterweger) worden; dennoch existierten sie bereits zuvor.

Trotz seines weltweiten Auftretens ist die Häufigkeit des Phänomens, gemessen an der Gesamtbevölkerung und auch an „normalen“ Morden, jedoch sehr gering. Was Serienmorde so außergewöhnlich macht, ist ihre qualitative Ausprägung – nicht die Häufigkeit ihres Auftretens.

Siehe auch

Literatur

  • Robertz/Thomas: Serienmord. Kriminologische und kulturwissenschaftliche Skizzierungen eines ungeheuerlichen Phänomens. Belleville Verlag, München 2004
  • Stephan Harbort: Ich musste sie kaputtmachen - Anatomie eines Jahrhundert-Mörders. Droste, 2004
  • Stephan Harbort: Mörderisches Profil. Phänomen Serientäter. Militzke, 2002.
  • Stephan Harbort: Das Hannibal-Syndrom. Phänomen Serienmord. Militzke, 2001.
  • Stephan Harbort: Der Liebespaar-Mörder. Droste, 2005.
  • Stephan Harbort: Das Serienmörder-Prinzip. Droste, 2006.
  • Thomas Müller: Bestie Mensch. Ecowin Verlag, 2006.
  • Thomas Müller: Gierige Bestie. Ecowin, 2006.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mordserie — Als Mordserie werden mehrere Morde bezeichnet, die eine einzelne Person, der Serienmörder, in einem zeitlichem Abstand voneinander verübt, der Monate oder Jahre betragen kann. Die Häufigkeit des weltweiten Phänomens Mordserie ist im Verhältnis zu …   Deutsch Wikipedia

  • Niedersächsische Polizei — Polizei Niedersachsen Staatliche Ebene Land Stellung der Behörde Polizei Aufsichtsbehörde(n) …   Deutsch Wikipedia

  • Polizei Niedersachsen — Staatliche Ebene Land Stellung der Beh …   Deutsch Wikipedia

  • Serial-Killer-Film — Der Serial Killer Film, auch Serienmörderfilm oder Serienkillerfilm, ist ein Subgenre des Kriminalfilms und kann Elemente des Thrillers, des Polizeifilms oder des Horrorfilms enthalten. Er thematisiert die Taten von Serienmördern und kann sowohl… …   Deutsch Wikipedia

  • Bestie von Beelitz — Wolfgang Schmidt (* 5. Oktober 1966 in Lehnin) ist ein deutscher Serienmörder. Zwischen 1989 und 1991 sorgte der ehemalige Polizeibeamte und Erntehelfer durch eine Mordserie an fünf Frauen und einem Säugling für Aufsehen. Er wurde wegen seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Da Vinci's Inquest — Seriendaten Deutscher Titel: Da Vinci’s Inquest Originaltitel: Da Vinci’s Inquest Produktionsland: Kanada Produktionsjahr(e): 1997 2004 Episodenlänge: etwa 45 Minuten Episodenanzahl …   Deutsch Wikipedia

  • Edmund Kemper — Edmund »Ed« Emil Kemper (III.) alias Co Ed Killer (* 18. Dezember 1948 in Burbank, Kalifornien) ist ein US amerikanischer Serienmörder. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Kindheit 1948 1963 3 Die Mordserie …   Deutsch Wikipedia

  • Hwaseong-si — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Stadt Hwaseong, für die Festung in Suwon siehe Hwaseong Festung. Hwaseong Hangeul: 화성시 Hanja: 華城市 Revidierte Romanisierung: Hwaseong …   Deutsch Wikipedia

  • Kara no Kyoukai — Kara no Kyōkai – the Garden of sinners (jap. 空の境界 – the Garden of sinners), auch als Rakkyo (らっきょ) bezeichnet, ist eine japanische Light Novel Reihe, die von Kinoko Nasu geschrieben und von Takashi Takeuchi illustriert wurde. Die mehr als 500.000 …   Deutsch Wikipedia

  • Kara no Kyoukai – the Garden of sinners — Kara no Kyōkai – the Garden of sinners (jap. 空の境界 – the Garden of sinners), auch als Rakkyo (らっきょ) bezeichnet, ist eine japanische Light Novel Reihe, die von Kinoko Nasu geschrieben und von Takashi Takeuchi illustriert wurde. Die mehr als 500.000 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”