Sepoy-Aufstand

Sepoy-Aufstand
Der große indische Aufstand von 1857

Der große indische Aufstand von 1857, auch Sepoy-Aufstand genannt, richtete sich gegen die britische Kolonialherrschaft über den indischen Subkontinent. Ausgelöst wurde er wegen der Verletzung religiöser Bräuche der im Dienst der Britischen Ostindien-Kompanie stehenden indischen Soldaten (Sepoys). Nach der Niederschlagung des Aufstandes, der von beiden Seiten mit großer Härte geführt wurde, wurde die Ostindien-Kompanie aufgelöst. Britisch-Indien wurde zu einer formellen Kronkolonie.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnung

In der englischen Literatur werden die Ereignisse in Nordindien aus dem Jahre 1857 bis 1859 meistens als „Indian Mutiny“ oder „Sepoy Mutiny“ (Mutiny = Meuterei, Befehlsverweigerung) bezeichnet. Der Begriff Sepoy bezieht sich dabei im engen Sinne auf indische Infanteristen, die in den Armeen der Britischen Ostindien-Kompanie Dienst taten. Hier bezieht er auch die Sawaren ein, wie die indischen Kavalleristen bezeichnet wurden. Schon zeitgenössische Historiker kritisierten bereits, dass die Bezeichnung „Mutiny“ das Ausmaß der Ereignisse nicht ausreichend wiedergab, da sich schnell weite Teile der indischen Bevölkerung den meuternden Soldaten angeschlossen hatten. So ist es auch zu verstehen, dass John William Kaye seiner für das 19. Jahrhundert maßgebenden 3-bändigen Historiographie über den Aufstand den Titel "History of the Sepoy War in India" gab. Denn schon Benjamin Disraeli stellte in seiner Rede im House of Commons am 27. Juli 1857 die berechtigte Frage: „Is it a military mutiny, or is it a national revolt?” [1]. Das Gros der britischen Geschichtsschreiber war sich wohl einig darüber, dass es sich hierbei um mehr als eine bloße Meuterei, aber weniger als eine nationale Revolte handelte. Die Dominanz der Bezeichnung "Mutiny" im kollektiven Geschichtsverständnis der Briten ist vor allem auf die politische Deutung des Aufstandes zurückzuführen. Ein schwer angeschlagenes Empire konnte so denn Schein einer unbescholltenen Integrität besser wahren, wenn es von einer Meuterei, statt von einer nationalen Revolte sprach [2]. Sinngemäß lehnt die indische Geschichtsschreibung die britische Bezeichnung „Mutiny“ als wertend ab und betont, dass die Ereignisse den Charakter eines Volksaufstandes hatten. Eine Reihe von Hindunationalisten bezeichnen diese Auseinandersetzungen stattdessen als „Ersten indischen Unabhängigkeitskrieg“ (First war of Indian Independence). Erstmals ist diese Bezeichnung 1909 von Savakars mit der Veröffentlichung seiner gleichnamigen Historiographie geprägt worden (das Buch wurde sofort von den britischen Autoritäten verboten). Sowohl die moderne indische als auch die britische Historiographie lehnt diese Deutung eines Unabhängigkeitskrieges ab, da sich die Aufstände nur auf die nördlichen Gebiete Indiens beschränkten und die übrigen indischen Territorien der East India Company gegenüber loyal blieben [3]. Mit Eric Stokes "The Peasant Armed" 1986 weist erstmals ein britischer Historiograph auf die Bedeutung der indischen Zivilbevölkerung während des Aufstandes hin. Dennoch wird in der britischen Historiographie die Bezeichnung "Mutiny" bis heute samt ihrer imperialen Mythen weiterhin unkritisch übernommen, wie die Publikationen Hibberts und Davids verdeutlichen. Unabhängig der verschiedenen Deutungen und Bezeichnungen herrscht Konsens darüber, dass der Aufstand ein Symptom für den Verdruss in der Bevölkerung war, der sich gegen die Kolonialmacht zusammengebraut hatte.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Vorherrschaft der britischen Ostindien-Kompanien in Indien

Mogulreich um 1700

Im 17. Jahrhundert war das Mogulreich die beherrschende Macht auf dem indischen Subkontinent. Das Mogulreich, das keinen festgefügten Staat, sondern ein Konglomerat aus Reichsprovinzen, untergeordneten Fürstenstaaten und halbautonomen Städten und Dörfern darstellte, war zu dieser Zeit bereits im Niedergang begriffen. Im Zuge dieser Entwicklung begannen viele europäische Mächte, Handelsstationen in Indien zu errichten, um den in Europa aufgekommenen Bedarf an Produkten wie Baumwolle, Chintz, Porzellan, Tee und Seide zu befriedigen. Am erfolgreichsten war dabei die Britische Ostindien-Kompanie, der es gelang, ihre europäischen Konkurrenten bis auf wenige Ausnahmen zu verdrängen. 1693 unterhielt sie Handelsstationen in Madras, Bombay und Calcutta.

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war das Mogulreich in mehrere, sich zum Teil bekriegende Staaten zerfallen. Um ihren Handel in diesem politischen Umbruch zu schützen, begann die Kompanie zunehmend, einheimische Soldaten oder "Sepoys" (von pers.: sipahi = Soldat, der Begriff wurde nur auf Infanteristen angewandt. Indische Kavalleristen wurden als Sowar bezeichnet) zu rekrutieren. Die Kompanie wandelte sich hierbei zunehmend von einer Handels- in eine politische Macht. Entscheidend hierbei war ein Vorkommnis im Jahre 1756. Um die zunehmende Macht der Kompanie zurückzudrängen, ließ der Nawab von Bengalen in Kolkata Niederlassungen der Kompanie besetzten und 146 Europäer inhaftieren. Sie wurden in einem nur sechs Quadratmeter großen Raum eingepfercht, der das Militärgefängnis der Garnison darstellte und als „Black Hole“ berüchtigt war. Nur 23 Personen überlebten die erste Nacht ihrer Inhaftierung. Der Vorfall löste in Großbritannien große Empörung aus und die Kompanie entsandte daraufhin Truppen, die 1757 in der Schlacht bei Plassey das Heer des Nawabs schlugen und Kolkata eroberten [4].

In der Folge erließ das britische Parlament 1773 und 1784 Gesetze, die der Kompanie direkte Eingriffe in die inneren Angelegenheiten Indiens erlaubten. Bis 1857 hatte die Kompanie weite Teile des Subkontinents militärisch erobert oder auf unblutigem Wege annektiert. Letzteres geschah meist durch die Doctrine of Lapse, die durch Lord Dalhousie, 1847 - 56 Generalgouverneur von Britisch-Indien, eingeführt wurde. Die Doctrine of Lapse bestimmte, dass jeder Fürstenstaat, dessen Herrscher sich unfähig zeigte oder ohne Erben starb ("manifestly incompetent or died without a direct heir" ), von der Kompanie zu annektieren sei. Satara (1848), Jaitpur, Sambalpur (1849), Nagpur, Jhansi (1854) und Avadh (Oudh) (1856) fielen so an die Kompanie. Zu Beginn des Aufstandes befanden sich so zwei Drittel des Subkontinents unter direkter britischer Herrschaft, wobei vielerorts allerdings die lokale Macht und die Regelung innerer Angelegenheiten zu großen Teilen in den Händen angestammter Adelsgeschlechter verblieben.

Die britischen Militärkräfte

Die britische Ostindien-Kompanie unterhielt zu Beginn des Aufstands in ihren drei Präsidentschaften Bombay, Madras und Bengalen jeweils eine Armee. Insgesamt betrug die Kopfstärke dieser drei Armeen 300.000 Mann; lediglich 14.000 davon waren Europäer. Gleichzeitig waren in Indien verschiedene Regimenter der britischen Armee stationiert, so dass neben den Sepoys 23.000 britische Soldaten auf dem indischen Halbkontinent Dienst taten [5].

Sepoys: zwei Offiziere und ein Soldat

Ausgangspunkt des Aufstands waren die Infanterie-Einheiten der Armee von Bengalen, einer Armee, der insgesamt 139.000 Sepoys angehörten [6]. Die Infanterie-Einheiten dieser Armee setzten sich - anders als bei den Armeen von Madras und Bombay - zum größten Teil aus Mitgliedern der höheren Hindu-Kasten (Brahmanen und Kshatriya) zusammen. Kavallerie und Artillerie hatte einen deutlich höheren Muslim-Anteil. Da die Briten befürchteten, dass die Hindu-Soldaten Kastenbelange wichtiger nähmen als ihre Dienstpflicht, sah die Kompanie in dieser Konzentration eine Bedrohung der militärischen Disziplin. Bereits seit Beginn des 19. Jahrhundert war auf Grund einzelner Meutereien die Rekrutierungsbasis der Bengalen-Armee ausgeweitet worden und der Anteil hochkastiger Hindus sank vom Anfang bis zur Mitte des Jahrhunderts von 80% auf 50% der Soldaten. Rekrutiert wurden vor allem Gurkhas und Sikhs [7]. Unter den betroffenen Hindus sorgte dies zunehmend für Unruhe.

Die Rolle des Großmogul

Das Mogulreich, dem einst ein Konglomerat aus Reichsprovinzen, untergeordneten Fürstenstaaten und halbautonomen Städten und Dörfern zugeordnet war, hatte seinen beherrschenden Einfluss auf den indischen Subkontinent damit bereits im 18ten Jahrhundert verloren. Nach wie vor galt jedoch der im Roten Fort in Delhi residierende Großmogul sowohl der indischen Bevölkerung als auch den indischen Provinzen und Staaten als nomineller Souverän. Dem entsprechend hatte die Britische Ostindien-Kompanie sich noch zu Beginn des 19ten Jahrhundert auf offiziellen Papieren und Münzen als Vasall des Großmoguls bezeichnet und den in Delhi ansässigen Vertreter der Kompanie die strikte Anweisung gegeben, den Mogul mit dem Respekt zu begegnen, der dem obersten Herrscher von Hindustan zustand [8]. Bereits ab den 1830er Jahren begann sich die britische Politik jedoch in diesem Punkt zu ändern. Bis 1857 demonstrierten eine Reihe von Maßnahmen und Ereignissen dem Großmogul und seinem Hofstaat, welche Bedeutungslosigkeit ihnen die Briten mittlerweile beimaßen. So überreichte die Britische Ostindien-Kompanie ab 1832 das zeremonielle Geschenk (als „nazr“ bezeichnet) nicht mehr, das die Verpflichtungen der Kompanie gegenüber dem Großmogul öffentlich unterstrichen hätte. Hochrangige Vertreter der Kompanie verzichteten auf den Antrittsbesuch beim Großmogul, wenn sie in Delhi weilten.

Auf den Rupien, die die Britische Ostindien Kompanie herausgab, wurde der Name des Großmoguls entfernt und ab 1850 war es allen britischen Untertanen untersagt, Titel und Ehrungen seitens des Großmoguls anzunehmen [9]. Der Einflussbereich von Bahadur Shah Zafar II., dem letzten der Großmogule, beschränkte sich auf seinen Palast, das Rote Fort. Kein indischer Adeliger durfte ihn hier ohne die Erlaubnis von Thomas Metcalfe, dem ranghöchsten Vertreter der Kompanie vor Ort aufsuchen [10]. Metcalfe versuchte auch die Thronfolge zu beeinflussen. Üblich war es, dass der Großmogul unter seinen Söhnen denjenigen bestimmte, der aus seiner Sicht der am meisten geeignete Nachfolger war. Metcalfe versuchte zunächst die Primogenitur durchzusetzen und verweigerte jegliche Anerkennung dem Sohn, den Bahadur Shah Zafar erwählt hatte. Kurz vor Ausbruch des Aufstands verfolgte Metcalfe jedoch zunehmend die Politik, mit dem Tod von Bahadur Shah Zafar die Herrschaftslinie erlöschen zu lassen. Diese Politik hatte zur Folge, dass eine Reihe der Würdenträger am Hof des Großmoguls bereit waren, die Aufständischen zu unterstützten.

Die versuchte Christianisierung

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die Britische Ostindien-Kompanien jegliche Christianisierungsversuche in ihrem indischen Einflussbereich weitgehend unterbinden können. Die grundsätzliche Toleranz in religiösen Fragen und eine Offenheit gegenüber der anderen Kultur zeigten sich auch daran, dass gegen Ende des 18. und Beginn des 19ten Jahrhunderts zahlreiche Briten einen von ihren indischen Nachbarn inspirierten Lebensstil und gelegentlich auch deren Glauben annahmen. Eheliche Verbindungen zwischen Briten und Indern waren üblich.

Die Witwenverbrennung war eine der Rituale, gegen die Briten im Verlaufe des 19ten Jahrhundert energisch vorgingen

Das Ende der religiösen Toleranz begann 1813. In insgesamt 837 Petitionen, die von knapp einer halben Millionen Briten unterzeichnet waren, forderten christliche Gruppen vom britischen Parlament, die Missionierung in Indien zu forcieren [11]:

Die Einwohner der bevölkerungsreichen Regionen Indiens, die einen großen Teil der Britischen Imperiums darstellen, befinden sich in einer äußerst beklagenswerten Zustand moralischer Verwerfnis und sind dem Einfluss abscheulichen und erniedrigenden Aberglaubens ausgesetzt. Sie haben einen Anspruch auf das Mitgefühl und den mildtätigen Dienst britischer Christen. [12]

lautete einer der Petitionstexte. Das britische Parlament verabschiedete 1813 einen neuen East India Act, der grundsätzlich eine Missionierung in Indien gestattete und außerdem erstmals einen Bischof für Indien ernannte. Die Christianisierungskampagne in Indien lief jedoch nur langsam an. 1832 befanden sich erst 58 Missionare in Indien [13]. Erst in den 1840er und 1850er Jahre kam neben den Missionaren eine zunehmende Anzahl von Briten nach Indien, die das Land nicht nur verwalten wollten, sondern den indischen Lebensstil reformieren und die indische Bevölkerung zum christlichen Glauben bekehren wollte. Nach Ansicht der Historiker Herrmann Kulke und Dietmar Rothermund war für diese Briten neben christlichem Sendungsbewusstsein enorme Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit gegenüber der indischen Kultur charakteristisch [14]: Der als Justizminister nach Indien entsandte Lord Macaulay war der Überzeugung, dass die ganze Literatur des Orients nicht so viel wert sei wie das, was „in den Büchern stehe, die in einem einzigen Regal einer europäischen Bibliothek zu finden seien“ [15]. Der in Delhi seit 1852 missionierende Reverend Midgeley John Jennings predigte unter anderem während des größten Hindufestes Kumbh Mela zu den am Gangesufer versammelten Hindupilgern und bezeichnete dabei deren Glauben als „satanisches Heidentum“. Sein ungeschickter Missionseifer löste nicht nur in der indischen Presse Kritik aus, sondern stieß auch bei einer großen Zahl Europäern auf Unwillen [16]. Reverend Jennings fand jedoch sowohl unter britischen Zivilisten wie Militärs zahlreiche Nachahmer. Der britische Bezirksrichter von Fatehpur ließ Steinsäulen errichten, auf denen die Zehn Gebote in Englisch, Urdu, Hindi und Persisch eingemeißelt waren und nahm sich die Zeit, zwei oder drei Mal wöchentlich den „Eingeborenen“ auf Hindi aus der Bibel vorzulesen [17]. Auch britische Offiziere nutzten ihre Befehlsgewalt und erteilten den ihnen Unterstellten in ähnlicher Weise Religionsunterricht, um sie zum christlichen Glauben zu bekehren [18]. Es gab Reformversuche gegen das Kastenwesen und weitreichende Maßnahmen gegen die rituelle Witwenverbrennung. Indischen Familien wurde untersagt, zum christlichen Glauben übergetretener Angehöriger von der Erbfolge auszuschließen und Witwen eine Wiederverheiratung gestattet. In ähnlicher Weise verletzte es die religiösen Gefühle indischer Gläubiger, wenn die britische Verwaltung Landschenkungen an Tempel und Moscheen rückgängig machte, wenn sich dafür ein Anlass bot. Eine große Anzahl der indischen Moscheen, Koranschulen und Sufischreine waren auf die Pachtzahlungen aus diesen Landschenkungen angewiesen, um sich zu finanzieren. Allein in Delhi enteigneten die Briten insgesamt neun Moscheen [19]. Einen besonderen Affront für gläubige Inder stellten die Einzelfälle dar, in denen Tempel oder Moscheen zerstört wurden, weil sie Straßenprojekten im Wege standen, enteignetes Land Missionaren übergeben wurden, damit diese dort Kirchen errichten konnten oder christlichen Gruppen konfiszierte Moscheen übergeben wurden, damit diese in Kirchen umgewandelt werden konnten [20].

Der Reformeifer der Briten störte das labile Gleichgewicht zwischen Oberherrschaft und Nichteinmischung empfindlich und schuf ein Umfeld, in dem es Indern zunehmend Gerüchte glaubwürdig erscheinen mussten, dass Briten auf eine vollständige Christianisierung des indischen Halbkontinents abzielten. Auch das Gerücht, dass die Papierpatronen des neuen Enfield-Gewehr gezielt mit Rindertalg imprägniert waren, damit Soldaten ihrer Zugehörigkeit zur Hindugemeinschaft verlustig gehen würden, musste vor diesem Hintergrund als glaubwürdig erscheinen.

Der Verlauf des Aufstands

Vorläufer des Aufstandes

Indische Soldaten hatten im Verlauf des 19ten Jahrhunderts bereits mehrfach gemeutert, wenn britische Befehle zur Folge hatten, dass sie gegen ihre religiösen Verpflichtungen verstießen: Im Jahre 1806 befahlen in Velur britische Offiziere indischen Soldaten unter anderem das Tragen einer Uniform, bei der einzelne Bestandteile aus Leder gefertigt waren. Das Tragen von Rinderleder war jedoch für Hindus ein Sakrileg. Indische Soldaten sollten außerdem im Dienst auf den auf der Stirn getragenen Stirnpunkt verzichten, der mitunter der Hinweis war, dass sie ihren religiösen Pflichten nachgekommen waren. In der nachfolgenden Meuterei starben 14 britische Offiziere und über einhundert britische Soldaten – die Anzahl der Toten unter den Indern dagegen ist unbekannt. Die Befehle wurden daraufhin wieder rückgängig gemacht[21]. 1824 führte ein ähnliches Ignorieren der religiösen Verpflichtungen indischer Soldaten zu einer Meuterei, in deren Folge erneut britische Soldaten ums Leben kamen, indische Soldaten zum Tode verurteilt wurden und ein indisches Regiment aufgelöst wurde [22]. Neben diesen beiden weithin bekannten Befehlsverweigerungen hatten sich mehrfach Meutereien in kleinerem Maßstab ereignet, die zu einem Teil der Öffentlichkeit unbekannt blieben.

Auslösung des Aufstandes

Schloss der 3-Band-Enfield von 1853

Im Jahr 1856 gebot der General Service Enlistment Act neuen indischen Rekruten den Dienst auch außerhalb Indiens. Neben der Trennung von Heimat und Familie zog dies für die indischen Soldaten einen möglichen Verlust ihrer Kaste mit sich. Sie vermuteten bei Überquerung des Ozeans eine Beschmutzung ihrer Kaste.

Der Beginn des Aufstands steht in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit der Abschaffung der Brown-Bess-Muskete, die durch das moderne Enfield-Gewehr ersetzt wurde. Diese Vorderlader-Büchse verschoss Papierpatronen, deren gefalztes Ende gemäß britischem Exerzierreglement vor dem Laden mit den Zähnen abgebissen werden musste. Um die Patronen mit dem hygroskopischen Schwarzpulver vor Feuchtigkeit zu schützen und eine geringere Verschmutzung der Waffe beim Schießen zu erreichen, mussten Papierpatronen mit Fett imprägniert werden. Innerhalb der britisch-indischen Streitkräfte war spätestens ab Januar 1857 weitläufig das Gerücht verbreitet, die Munition sei mit einer Mischung aus Rindertalg und Schweineschmalz behandelt. Gläubigen Hindus und Moslems musste dies gleichermaßen als schwerer Affront erscheinen. Die befehlsgemäße Benutzung des Gewehrs hätte zu einer religiösen Unreinheit der Soldaten geführt. Einigen britischen Offizieren war dies bewusst: Der mit einer Halbinderin verheiratete Major-General J. B. Hearsey etwa setzte durch, dass die Sepoys ihre Patronenhülsen selbst mit einer Mischung aus Hammelfett und Wachs einfetten durften [23]. Diese Maßnahmen blieben allerdings ohne Wirkung. Wie die Befragung von befehlsverweigernden indischen Soldaten in Barrackpur im Februar 1857 zeigte, misstrauten die indischen Soldaten mittlerweile auch der papierenen Patronenummantelung, deren ungewohnte Glätte und Schimmer sie ebenfalls auf eine Behandlung mit Fett zurückführten.

Seit Januar war es in diversen Garnisonen in Nord- und Ostindien vereinzelt zu kleineren Brandstiftungen gegen britische Einrichtungen gekommen. Im Februar verweigerten die Sepoys des 19. Regiments der Bengal Native Infantry (BNI) in Baharampur den Befehl, die neuen Patronen zu benutzen. Zu ersten Gewalttätigkeiten kam es jedoch erst am 29. März 1857, als in Barrackpur nördlich von Kolkata der Sepoy Mangal Pandey des 34. Regiments der BNI einen Adjutanten und den britischen Feldwebel seines Regiments angriff und schwer verwundete.[24]. Die beiden britischen Offiziere überlebten vermutlich nur, weil ein indischer Soldat muslimischen Glaubens eingriff und Mangal Pandey zeitweilig außer Gefecht setzte. Indische Soldaten hinduistischen Glaubens dagegen waren während des Übergriffs ihres Kameradens gegenüber den britischen Vorgesetzten inaktiv geblieben. Pandey wurde zum Tode verurteilt und am 8. April gehängt. Am 30. März wurde das 19. und am 6. Mai das 34. Regiment entwaffnet [25].

Die Meuterei der Garnison in Merath

Am 7. Mai 1857 verweigerten 85 von 90 zu einer Schießübung beorderten Sepoys der 3rd Bengal Light Cavalry der Garnison in Merath die Nutzung der neu ausgegebenen Enfield-Gewehre. Sie begründeten dies damit, dass sie sonst ihre Kastenzugehörigkeit verlören und nicht mehr zu ihren Familien zurückkehren könnten. Die Befehlsverweigerer wurden bereits am nächsten Tag zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Am 9. Mai ließ der befehlshabende Offizier alle in Merath anwesenden indischen und europäischen Truppenteile auf dem Paradefeld antreten. In Anwesenheit ihrer Kameraden wurden die 85 verurteilten indischen Soldaten ihrer Uniformen entledigt und in Fußfesseln gelegt [26]. Sowohl das Urteil als auch die öffentliche Degradierung wurde auch von einigen britischen Offizieren als unnötig harsch eingestuft.

Zum offenen Aufstand kam es am Spätnachmittag des 10. Mai. Bereits bei diesen ersten Gewaltakten, in deren Verlauf fünfzig europäische Soldaten, Zivilbeamte, Frauen und Kinder massakriert wurden, waren neben indischen Soldaten auch indische Zivilisten beteiligt. Die in Merath stationierten europäischen Truppen konnten weder verhindern, dass die verurteilten Sepoys von den Aufständischen befreit wurden noch dass die meuternden Truppen in Richtung des 60 Kilometer entfernt liegenden Delhi abzogen.

Der Ausbruch des Aufstands in Delhi

Der Einflussbereich von Bahadur Shah Zafar II., dem letzten der Großmogule, beschränkte sich auf seinen Palast, dem Roten Fort in Delhi. Ohne Zustimmung von Thomas Metcalfe, dem ranghöchsten Vertreter der Kompanie vor Ort, durfte der 82-Jährige noch nicht einmal indische Adelige empfangen [27]. Nach wie vor galt aber der Großmogul sowohl der indischen Bevölkerung als auch den indischen Provinzen und Staaten als nomineller Souverän. Delhi war daher der Ort, an dem sich die aufständischen Truppen sammelten.

Gemälde um 1854

Etwa 20 indische Kavalleristen, sogenannte „Sowars“, trafen gegen sieben Uhr morgens des 11. Mai vor dem Palast ein und forderten den Großmogul auf, den Aufstand zu unterstützen. Der Großmogul ließ ihre Aufforderung unbeantwortet und sandte nach dem britischen Befehlshaber seiner Leibwache, der die aufständischen Soldaten aufforderte, sich außerhalb der Stadtmauern zu versammeln, während man ihr Anliegen untersuchen werde [28]. Wenig später kam es an den Stadttoren zu ersten Kämpfen, die sich sehr schnell auf das ganze Stadtgebiet ausdehnten. Ein Vorkommnis am Kaschmirtor zeigt exemplarisch, wie schnell der Aufstand sich ausweitete. Als Reaktion auf die Meldung, dass einige Sowars aus Merath in Delhi für Unruhe sorgten, war das 54ste indische Regiment am Morgen des 11. Mai von dem etwa 3 Kilometer nördlich liegenden Militärcamp nach Delhi kommandiert worden. Beim Einmarsch des Regiments durch das Kaschmirtor in die Stadt erschossen aufständische Sawars vier der britischen Offiziere. Als die überlebenden Offiziere den ihnen unterstellten indischen Soldaten befahlen, das Feuer zu erwidern, schossen diese lediglich in die Luft und attackierten anschließend gemeinsam mit den Sawars die Offiziere. Zwei der Offiziere entkamen in eine Seitenstraße und wurden dort von indischen Zivilisten angegriffen, die Ziegelsteine auf sie warfen [29].

Im Verlauf des Nachmittags stellte sich der Großmogul an die Spitze des Aufstands. Nach den späteren Schilderungen von Hofbeamten und anwesenden indischen Adeligen geschah dies unter Zwang: Mehrere hundert indische Soldaten hatten sich im Roten Fort vor den Privatgemächern des Großmoguls Zafar versammelt und sich eine Audienz erzwungen. Auf Zafars Hinweis, dass er weder über Truppen noch über Waffen verfüge und er keine finanziellen Mittel habe, um Truppen zu entlohnen, baten die versammelten aufständischen Soldaten lediglich um seinen Segen. Sie würden sich um das übrige kümmern. Angesichts der bewaffneten und erregten Soldaten, die sich vor ihm versammelten, ließ sich der Großmogul darauf hin auf einem Stuhl nieder und segnete nacheinander alle Anwesenden [30]. Die Unterstützung der Aufständischen wurde nicht von allen Angehörigen des Hofes des Großmoguls geteilt. Die britische Seite wurde unter anderem von Zafars Lieblingsfrau Zinat Mahal unterstützt, die damit auch die Hoffnung verbunden haben mag, dass die Briten die Thronfolge ihres Sohnes Jawan Bakht sichern würde. Jawan Bakht übernahm im Gegensatz zu seinem älteren Halbbruder Mirza Mughal während des Aufstands niemals eine aktive Rolle [31].

Am Abend des 11. Mai war Delhi vollständig in den Händen der Aufständischen. Indische Soldaten und Zivilisten hatten den gesamten Tag über gezielt die Häuser der in Delhi lebenden Europäern, Eurasier und christianisierten Indern aufgesucht, diese geplündert und gebrandschatzt und die Einwohner erschlagen. Diejenigen, die die ersten Übergriffe überlebten, flohen in kleinen isolierten Gruppen aus der aufständischen Stadt. Die meisten von ihnen versuchten, britische Militärstützpunkte in der Umgebung von Delhi zu erreichen. Auf ihrer Flucht fanden sie gelegentlich Schutz und Hilfe durch Inder, häufig waren sie sowohl den Übergriffen indischer Zivilbevölkerung als auch herumstreifender Truppenteile ausgesetzt [32]. Die Brutalität der Übergriffe diente den Briten später als Rechtfertigung ihrer nicht weniger grausamen Vergeltungsmaßnahmen. In einem häufig angeführten Vorfall fand eine Gruppe von etwa 52 unbewaffneten Männern, Frauen und Kinder zunächst für einige Tage Schutz im Roten Fort. Am 16. Mai jedoch wurden sie trotz der Proteste des Großmoguls in einem Hof des Roten Forts von muslimischen Bediensteten des Hofes mit dem Schwert hingerichtet [33].

Der Aufstand weitet sich aus

Sikandar Bag in Lakhnau nach der Erstürmung durch britische Truppen, Aufnahme von Felice Beato, März 1858

Der Aufstand dehnte sich ausgehend von Delhi auf den größten Teil Nord- und weite Teile Zentralindiens aus. Zu den aufständischen Zentren zählte neben Delhi Lakhnau, Kanpur, Jhansi, Bareli, Arrah und Jagdishpur. Die Aufständischen fanden häufig Unterstützung bei indischen Fürsten; viele der indischen Fürsten unterstützten allerdings in den Auseinandersetzungen die Briten, da eine Veränderung der sozialen Ordnung ihre Machtbasis gefährdete[34]. In dem Machtvakuum, das nach dem Zusammenbruch britischer Oberherrschaft entstand, kam es auch innerhalb der indischen Bevölkerung zu Unruhen und Übergriffen. Betroffen waren vor allem Geldverleiher und Kaufleute, denen vorgeworfen wurde, bislang von der britischen Herrschaft profitiert zu haben. Bei den Zivilisten, die sich den aufständischen Soldaten anschlossen, handelte es sich nach zeitgenössischen britischen Berichten um „badmashes“ oder Kleinkriminelle; häufig dürfte es sich jedoch bei den Beteiligten um Angehörige der ärmsten indischen Schichten gehandelt haben, die in den Plünderungen eine Möglichkeit sahen, einen relativen Wohlstand zu erreichen [35].

Die jeweiligen britischen Kräfte vor Ort waren in den ersten Wochen des Aufstands häufig nur unzureichend über die Ereignisse in Delhi und anderen Garnisonsorten informiert: Telegraphenverbindungen waren unterbrochen und Boten erreichten die anderen Garnisonsstädte häufig nicht. Viele der britischen Offiziere waren von der Loyalität der ihnen unterstellten indischen Truppen überzeugt und bezweifelten, dass diese sich dem Aufstand anschließen würden, oder waren davon überzeugt, durch entschiedenes Handeln jegliche Meuterei im Keim ersticken zu können [36]. Andere wie etwa General Wheeler in Kanpur gingen davon aus, dass meuternde Truppen sehr schnell nach Delhi, dem Zentrum des Aufstands, abziehen würden. Trotz Unterschieden in den Details gleicht der jeweilige Aufstandsverlauf dem in Delhi: Indische Soldaten wandten sich zunächst gegen ihre eigenen Offiziere, indische Zivilisten schlossen sich den aufständischen Soldaten an und in der Folge kam es zur Ermordung britischer Militärangehörige und europäischer und eurasischer Zivilisten durch die Aufständischen. Drei Ereignisse sind für die britische und indische Geschichtsschreibung besonders signifikant. Das Massaker in Kanpur an wehrlosen Zivilisten diente den Briten nach der Niederschlagung der Aufstände zur Rechtfertigung ihrer brutalen Vergeltungsmaßnahmen. Der Widerstand der Belagerten in Lakhnau wird bis heute in der britischen Geschichtsschreibung als heldenhaft verehrt. Die sich an die Spitze der Aufständischen Truppen stellende Rani von Jhansi wird dagegen in Indien als Volksheldin erinnert. Der jeweilige Ablauf dieser drei Ereignisse ist wegen ihrer Signifikanz im Folgenden detaillierter dargestellt.

Das Massaker in Kanpur

Den Aufstand in Kanpur führte der etwa 35-jährige Brahmane Nana Sahib an, der ein Adoptivsohn von Baji Rao II., dem letzten Peshwa von Pune war. Pune zählte zu den bedeutenderen Marathen-Fürstentümer, sein Herrscher Baji Rao war jedoch von den Briten entthront und in Bithur exiliert worden. Er erhielt jedoch bis zu seinem Tode im Jahre 1851 von den Briten eine großzügige jährliche Pension. Seinem Adoptivsohn und Erbe Nana Sahib verweigerten die Briten dagegen die Fortsetzung dieser Pensionszahlung [37]. In seinem Ehrgefühl fühlte sich Nana Sahib auch gekränkt, weil die Briten ihn nicht wenigstens nominell als Maharaja von Bithur anerkannten.

Nach dem Ausbruch des Aufstands hatten sich Aufständische an Nana Sahib mit der Bitte gewandt, eine führende Rolle im Aufstand zu übernehmen. Nach anfänglichem Zögern erklärte er sich zunächst bereit, Sepoy-Truppen auf ihrem Weg nach Delhi anzuführen. Mitglieder seines Hofes brachten ihn jedoch davon ab, sich als hochrangiger Hindu dem muslimischen Großmogul in Delhi zu unterstellen. Nach der Beendigung des Aufstands gefundene Papiere legen nahe, dass Nana Sahib in Erwägung zog, nicht nur den Thron seines Adoptivvaters zurück zu erobern, sondern auch angrenzende Fürstentümer zu seinen Vasallen zu machen [38]. Die Eroberung der an der Verbindungsstraße zwischen Delhi und Benares liegenden Stadt Kanpur sollte dazu der erste Schritt sein.

Kanpur war im Laufe des 18. Jahrhunderts durch die britische Ostindien-Kompanie als Garnison begründet worden. Es lag am Westufer des Ganges und eine Pontonbrücke ermöglichte an dieser Stelle die Überquerung des Flusses. Die vor Ort stationierten indischen Truppen umfassten drei Infanterieregimenter und eine Kavallerie sowie eine Kompanie Artillerie. Insgesamt betrug die Stärke der indischen Truppen etwa 3.000 Mann. Etwa 300 britische Soldaten taten in Kanpur Dienst. Der befehlshabende Offizier war der mit einer Inderin verheiratete General Hugh Massy Wheeler [39]. Anfang Juni war General Wheeler noch so überzeugt davon, dass die indischen Truppen loyal bleiben würden, dass er fünfzig seiner Soldaten und zwei Offiziere nach Lakhnau entsendete, wo man einen Aufstand befürchtete. Sollte es doch zu einem Aufstand kommen, war er außerdem der Auffassung, dass die Truppen nach Delhi, dem Zentrum des Aufstands abziehen würden [40]. General Wheeler hatte daher wenig Nahrungsvorräte eingelagert und nur wenige Anstrengungen unternommen, seine Garnison für eine mögliche Belagerung herzurichten. Als sich die Anzeichen für einen Aufstand jedoch mehrten, zogen sich die in der Stadt lebenden Europäer und Eurasier hinter die Schanzeinrichtungen der Garnison zurück. In der Nacht des fünften Juni kam es dann zum Aufstand, der sehr schnell alle indischen Truppen in Kanpur erfasste [41].

In der Garnison waren zu diesem Zeitpunkt knapp 1000 Menschen versammelt. Neben den 300 europäischen Soldaten zählten dazu etwa weitere einhundert europäische Männer, achtzig loyal gebliebene Sepoys, vierhundert Frauen und Kinder und eine Reihe indischer Bediensteter. Ein Angriff auf die in der Garnison Verschanzten blieb zunächst aus, weil die Aufständischen zuerst die verlassenen Häuser in der Stadt plünderten. Die Verteidiger waren ausreichend mit Musketen und Munition ausgestattet. Ihnen standen jedoch nur wenige Geschütze für ihre Verteidigung zur Verfügung [42].

Nana Sahib verfügte dagegen nicht nur über eine sehr große Armee, die in den nächsten Tagen durch indische Freiwillige verstärkt wurde, sondern auch über ausreichend Artillerie. Der Beschuss der Garnison führte sehr schnell zu hohen Verlusten unter den dort Verbarrikadierten. Keines der Garnisonsgebäude war ausreichend stabil gebaut, um gegen Artilleriebeschuss zu bestehen, so dass die Belagerten nirgendwo Schutz vor dem Bombardement fanden. Es fehlte an Wasser und Nahrungsmittel. Nur ein kleiner Teil der Toten konnte innerhalb der Garnison beerdigt werden. Etwa 250 Leichen wurden in die Schützengräben vor der Garnison geworfen. In der Hoffnung auf Verstärkung aus Lakhnau hielten die Belagerten bis zum 25. Juni durch. Die Kapitulationsbedingungen, die ihnen Nana Sahib bot, waren bei General Wheeler allerdings auf Skepsis gestoßen. Sie lautete:

Alle, die in keiner Weise mit den Taten von Lord Dalhousie zu tun haben und die bereit sind, ihre Waffen niederzulegen, werden sicher nach Allahabad abziehen können[43]

Offiziere legten General Wheeler die Kapitulation nahe, da sie davon überzeugt waren, dass mit dem Einsetzen der unmittelbar bevorstehenden Regenzeit die Garnison nicht mehr zu verteidigen sei. Sie konnten allerdings verbesserte Abzugsbedingungen aushandeln. Boote sollten für ihren Abzug nach Allahabad bereit gestellt werden. Für den Weg bis zur Abzugsstelle sollten für die Verletzten und sowie die Frauen und Kinder Karren und Elefanten zur Verfügung gestellt werden. Die Abziehenden sollten auch nicht entwaffnet werden.

Die Belagerung von Lakhnau

Anders als General Wheeler in Kanpur war man in Lakhnau sehr früh davon ausgegangen, dass auch diese Stadt vom Aufstand betroffen werde. Bereits ab dem 23. Mai ließ Sir Henry Lawrence Nahrungsmittel einlagern und die Schanzeinrichtungen verstärken. In Lakhnau war das 32. Regiment der britischen Armee sowie vier Regimenter der britischen Ostindien-Kompanie stationiert [44]; Henry Lawrence wagte es jedoch nicht, diese vier Regimenter zu entwaffnen, weil er befürchtete, dass dies der zündende Funken für den Ausbruch würde. Die Belagerung währte vom 30. Juni 1857 bis zum 17. November 1857. Bereits am 25. September konnten Sir Henry Havelock und Sir James Outram die Garnison entsetzen, aber die Belagerung konnte erst mit dem Eintreffen von Sir Colin Campbell beendet werden. Die Garnison und die überlebende Zivilbevölkerung wurden evakuiert und die Stadt erneut den Aufständischen überlassen. Im März 1858 wurde Lakhnau endgültig von Campbell eingenommen.

Die Rani von Jhansi

Die junge, verwitwete Rani von Jhansi, Lakshmibai, dagegen schloss sich den Aufständischen erst an, als britische Truppen auf Jhansi zumarschierten. Sie war als Vierzehnjährige mit dem deutlich älteren Raja von Jhansi Gangadhar Rao verheiratet worden. Aus der Verbindung ging zwar ein Sohn hervor, der jedoch noch in jungen Jahren starb. Kurz vor seinem Tode hatte Gangadhar Rao einen Sohn adoptiert, der ihm auf den Thron nachfolgen sollte. Bis zu seiner Volljährigkeit sollte Lakshmibai für ihn die Regentschaft ausüben. Entsprechend der Doctrine of Lapse annektierte jedoch Lord Dalhousie nach dem Tode des Raja auch diesen Fürstenstaat. Die entthronte Rani durfte weiterhin im Palast residieren und erhielt eine großzügig bemessene Pension. Die Rani protestierte gegen diese Behandlung in London; ihrem Einspruch wurde jedoch nicht stattgegeben. Unter den in Jhansi lebenden Briten stand die Rani allerdings in großem Ansehen. Als sich die vor Jhansi stationierten indischen Soldaten im Juni 1857 dem Aufstand anschlossen, stellten sich die dort lebenden Europäer und Eurasier unter ihren Schutz. Die Rani konnte jedoch nicht verhindern, dass die meisten von ihnen durch aufständische indische Soldaten ermordet wurden. In den folgenden Monaten drangen Truppen benachbarter Fürstenstaaten in ihr Gebiet ein. Nachdem ihre Appelle um britische Hilfe vergeblich blieben, verteidigte sie ihr Fürstenstaat erfolgreich mit Hilfe aufständischer Truppen gegen die Invasoren. Als im März 1858 britische Truppen auf Jhansi zumarschierten, um auch dort für die an Europäern und Eurasiern begangenen Massaker Rache zu nehmen, entschied sie sich, die Festung Jhansi an der Spitze der Aufständischen zu verteidigen. Nach der Eroberung der Festung durch die Briten floh sie gemeinsam mit den Aufständischen aus Jhansi. Sie fiel am 17. Juni 1858 in einer der letzten größeren militärischen Auseinandersetzungen

Gegenangriff der Briten

Gemälde von Wassili Wereschtschagin aus den 1880er Jahren. Exekution in Britisch-Indien.

Viele Inder verhielten sich in den ersten Wochen des Aufstands neutral, weil sie eine schnelle und aggressive britische Militärreaktion erwarteten. Diese blieb aus, weil in den ersten Wochen nach den Ausbruch des Aufstands die gesamte zu Verfügung stehende britische Militärstärke aus fünf Regimentern bestand, die alle benötigt wurden, um die wichtigsten britischen Militärstandorte zu schützen [45]. Die Briten benötigten mehrere Wochen und Monate, um ausreichend Truppen zusammenzuziehen. Mehrere schottische Regimenter, die eigentlich auf eine Militärmission nach China entsendet wurden, wurden nach Kalkutta umgeleitet [46]. Andere Truppen wurden aus Birma und den loyalen Provinzen in die aufständischen Regionen Indiens versetzt. Nepal schickte Gurkha-Soldaten, um die Briten zu unterstützen und insbesondere im Panjab wurden Sikhs angeworben. Auch etliche Fürsten blieben entweder neutral oder wurden Verbündete der Briten im Kampf gegen die Rebellen, da sie sich keine Rückkehr der Mogulen wünschten. Die so genannten Bombay- und Madras-Armeen der Britischen Ostindien-Kompanie blieben letztlich loyal; das Vertrauen der Briten in ihre Loyalität blieb zumindest jedoch erschüttert [47]. Den Oberbefehl über die Streitkräfte der Briten übertrug man Colin Campbell.

Britische Soldaten plündern in Lakhnau nach der Wiedereinnahme, Stahlstich, Ende der 1850er Jahre

England reagierte schnell mit der Entsendung eines Expeditionsheeres, das die zweite Phase des großen indischen Aufstands, die Rückeroberung durch britisches Militär, einleitete. Bereits kurz nach Ausbruch des Aufstandes wurde eine Fliegende Kolonne unter Neville Bowles Chamberlain aufgestellt, um überall gegen die aufständischen Truppen vorzugehen. Der Umstand, dass es im Zuge der Erhebung verbreitet zu - teilweise bestialischen - Morden an britischen Zivilisten gekommen war, wirkte sich nun verhängnisvoll aus, indem er den Briten einen Vorwand zur weitgehend schrankenlosen Kriegsführung lieferte. Berüchtigt sind in diesem Zusammenhang Massenerschießungen und die Hinrichtung indischer Aufständischer, indem man sie vor Kanonenmündungen band und mit einem Schuss zerriss.

Schlecht organisiert und weitgehend von militärisch unfähigen Führern geleitet, wurde der Aufstand von englischen Truppen bis zum Spätsommer 1858 niedergeschlagen. Am 20. September 1857 wurde Delhi, das bereits seit Juni belagert wurde, gestürmt. Im März 1858 fiel Lakhnau, nachdem die Stadt mehrfach den Besitzer gewechselt hatte, und am 7. Mai Bareli.

Ursachen des Aufstands

Die Einführung des neuen Enfield-Gewehres war lediglich der äußere Anlass für den Aufstand. Einige Historiker wie etwa Niall Ferguson und William Dalrymple sehen den Aufstand überwiegend religiös motiviert [48] und werten die im Verlauf des 19ten Jahrhunderts zunehmenden Missionierungsversuche als die entscheidende Ursache. Als einen Beleg für diese These führt William Dalrymple unter anderem an, dass in Delhi die Europäer von den Massakern verschont blieben, die sich zum islamischen Glauben bekannten [49]. Andere Historiker sehen den Aufstand dagegen vor allem als Folge der britischen Sozial- und Wirtschaftspolitik, durch die weite Teile der indischen Bevölkerung Landrechte und Beschäftigungsmöglichkeiten oder an Einfluss verloren[50]. Auch die Neigung der Briten, jeden Anlass zu nutzen, um indische Fürstentümer zu annektieren, trug zum Ausbruch des Aufstands bei. Die junge, verwitwete Rani von Jhansi beispielsweise schloss sich dem Aufstand an, um eine Annexion ihres Fürstentums durch die Briten zu verhindern und einem adoptierten Sohn die Erbfolge zu sichern [51].

Die Sepoys

Hängung indischer Rebellen, Albumen von Felice Beato

Ein weiterer Anlass für die zunehmende Unzufriedenheit war der Sold, der seit Anfang des 19ten Jahrhunderts nicht mehr erhöht worden war. Da die Preise im gleichen Zeitraum um das Doppelte gestiegen waren, lebten viele Sepoys am Rande des Existenzminimums. Ein normaler Sepoy erhielt sieben Rupien pro Monat, während ein Diener in der Mitte des 19ten Jahrhunderts monatlich zwischen sechs und zwanzig Rupien verdiente. Ein Schmied dagegen hatte ein monatliches Gehalt zwischen acht und zwanzig Rupien. Der Sold für einen einfachen europäischen Soldaten betrug in den europäischen Regimentern der Kompanie zehn, in der British Army fünfzehn Rupien. Mit dem Rückgang der kriegerischen Auseinandersetzungen entfiel zudem Kriegsbeute als Einnahmequelle für die Sepoys.

Anders als bei den Armeen von Bombay und Madras beruhten Beförderungen bei der Armee von Bengalen allein auf der Dienstzeit, so dass ein bengalischer Soldat manchmal doppelt so lang auf seine Beförderung warten musste wie ein Soldat der anderen Armeen. Daher standen viele altgediente Sepoy-Offiziere unter dem Kommando von wesentlich jüngeren und unerfahreneren britischen Vorgesetzten. Dies führte zu Frustrationen, insbesondere unter ehrgeizigen und talentierten Sepoys.

Auswirkungen

Dieses Foto zeigt Bahadur Shah II. im Alter von 82 Jahren kurz vor seiner Verurteilung in Delhi 1858. Es ist möglicherweise die einzige Fotografie, die je von einem Mogulkaiser gemacht wurde

Nach der Niederwerfung des Aufstands wurde die Britische Ostindien-Kompanie aufgelöst, da die britische Regierung in deren Praktiken bei der Behandlung der indischen Bevölkerung die Hauptursache für den Aufstand sah. Britisch-Indien wurde zu einer formellen Kronkolonie. Der letzte, nur noch nominell regierende 80-jährige Großmogul Bahadur Shah Zafar II. wurde abgesetzt und nach Birma verbannt, wo er 1863 starb.

Im Verlauf der kommenden Jahrzehnte sollte die Kluft zwischen Briten und Indern, also Kolonialherren und imperialen Subjekten, noch weiter auseinanderbrechen. In der Vorstellungswelt der Briten manifestierten sich jene Stereotypen vergewaltigender, folternder und verräterischer Sepoys, die die britische Presse geprägt hatte [52]. Die Briten waren in den folgenden Jahren um eine enge Bindung der indischen Aristokratie an die britische Administration bemüht und sahen von extensiven gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Reformen ab. Jegliche religiöse Interventionen wurden unterbunden, was zu einem Aufblühen der orthodoxen Strömungen des Hinduismus führte [53]. Während Großbritannien unter der Politik der Nichteinmischung die agrarwirtschaftlichen Gewinne Indiens für sich zu sichern versuchte, erlebte die indische Gesellschaft eine lange Phase des Stillstands, oder, wie Klein es formuliert, „the development of underdevelopment“ [54].

Der am 8. April gehängte Mangal Pandey wird gemeinhin als erster Unabhängigkeitskämpfer Indiens verehrt. Die jugendliche Rani von Jhansi Lakshmibai wurde hier durch ihren standhaften Widerstand bei der Verteidigung der Festung Jhansi sowie in den nachfolgenden Gefechten und ihren frühen Tod zur Volksheldin Indiens (die „Jeanne d'Arc von Indien“)

Literatur

  • Ursula Beisinger: Die Ursprünge des Aufstandes von 1857 in Oudh, Frankfurt am Main, Univ., Diss., 1959
  • Christopher Hibbert: The great mutiny : India 1857, London [u.a.] : Penguin Books, 1988
  • Tapti Roy: The politics of a popular uprising : Bundelkhand in 1857, Delhi [u.a.] : Oxford Univ. Press, 1994
  • Saul David: The Indian Mutiny : 1857, Penguin Books, 2003
  • Surendra Nath Sen: Eighteen fifty-seven (With a foreword by Maulana Abul Kalam Azad), Delhi : Min. of Information & Broadcasting, 1957
  • P. J. O. Taylor: What really happened during the mutiny : a day-by-day account of the major events of 1857 - 1859 in India, New Delhi [u.a] : Oxford Univ. Press, 1999
  • Frederick Sleigh Roberts: Einundvierzig Jahre in Indien - Berlin 1904
  • Sashi Bhusan Chaudhuri: English Historical Writings on The Indian Mutiny 1857-1859, Calcutta 1979
  • Don Randall Don: Autumn 1857. The Making of the Indian Mutiny, in: Victorian Literature and Culture (2003), S. 3-17
  • Snigdha Sen: The Historiography of the Indian Revolt of 1857, Calcutta 1992
  • John William Kaye: History of the Sepoy War in India, London 1864-76
  • Astrid Erll: Prämediation – Remediation. Repräsentationen des indischen Aufstands in imperialen und post-kolonialen Medienkulturen (von 1857 bis zur Gegenwart), Trier 2007
  • Dennis Judd: The Lion and the Tiger. The Rise and Fall of the British Raj, 1600-1947, Oxford 2004
  • Ira Klein: Materialism, Mutiny and Modernization in British India, in: Modern Asian Studies, 34,3 (2000), S. 545-80.
  • Christopher Herbert: War of no Pity. The Indian Mutiny and Victorian Trauma, Princeton 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Randall, S. 9.
  2. Chaudhuri, S. 13
  3. Erll, S. 21
  4. Behr, S. 262
  5. Hibbert, S. 19 und S. 63
  6. Dalrymple, S. 10 und James, S. 241
  7. James, S. 236
  8. Dalrymple, S. 38f
  9. Dalrymple, S. 39
  10. Dalrymple, S. 37
  11. Ferguson, S. 136
  12. Ferguson, S. 136. Das Zitat lautet in Englisch: The inhabitants of the populous regions in India which form an important portion of the British Empire, being involved in the most deplorable state of moral darkness, and under the influence of the most abominable and degrading superstitions, have a pre-eminent claim on the most compassionate feelings and benevolent services of British Christians.“
  13. Ferguson, S. 157
  14. Kulke et al., S. 313
  15. Kulke et al., S. 313
  16. Dalrymple, S. 59ff
  17. Dalrymple, S. 60f
  18. Dalrymple, S. 62 und James, S. 235
  19. Dalrymple, S. 69
  20. Dalrymple, S. 69
  21. Hibbert, S. 62
  22. Hibbert, S. 62
  23. Hibbert, S. 64
  24. Frederick Sleigh Roberts: Einundvierzig Jahre in Indien S. 43 und James, S. 237 f.
  25. Hibbert, S.68 bis 72
  26. Eine sehr detaillierte Schilderung der Vorkommnisse in Merath findet sich bei Hibbert, S. 75 bis 90
  27. Dalrymple, S. 37
  28. Hibbert, S. 92f
  29. Hibbert, S. 97f
  30. Dalrymple, S. 171 – 174
  31. Dalrymple, S. 221f
  32. Eine detaillierte Schilderung der Flucht der Europäer aus Delhi findet sich u.a. bei Dalrymple, S. 143- 193
  33. Dalrymple, S. 222-224 und James, S. 240 f.
  34. James, S. 243
  35. James, S. 244f
  36. James, S. 241 -243
  37. James, S. 234
  38. Eine ausführlichere Charakterisierung von Nana Sahib findet sich bei Hibbert, S. 172 – 177
  39. Hibbert, S. 168f
  40. Hibbert, S. 177
  41. James, S. 248
  42. Hibbert, S. 177
  43. Hilbert, S. 189
  44. James, S. 248
  45. James, S. 245 f
  46. James, S. 246
  47. James, S. 247
  48. Ferguson, S. 145 – 153 und Dalrymple, S. 58 - 84
  49. Dalrymple, S. 23
  50. Dalrymple, S. 22 und Kulke et. al., S. 315ff
  51. Kulke et al., S. 316
  52. Herbert, S. 16f.
  53. Judd, S. 90
  54. Klein, S. 545-48

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