Sender Brocken

Sender Brocken
Neuer Sendemast

Auf dem Brocken befinden sich mehrere Sendeanlagen für Fernsehen und Radio.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Brocken: Gebäude und Einrichtungen

Schon in den 1930er Jahren erkannte man, dass der Brocken ein vorzüglicher Standort für UKW- und Fernsehsender ist. So baute man auf seinem Gipfel zwischen 1936 und 1937 den alten Fernsehturm, der jetzt als "Brockenherberge" und Aussichtsturm dient. Der Turm hat heute eine Höhe von 53 m und besitzt eine mit dem Aufzug erreichbare verglaste Aussichtsplattform. Früher war er mit der inzwischen demontierten Antenne 95 m hoch.

Er sollte schon ab 1939 zur Verbreitung von Fernsehprogrammen im nord- und mitteldeutschen Raum eingesetzt werden, doch kam es wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges nicht mehr dazu. Stattdessen wurde er zu einer Radarstation umgebaut. Im Unterschied zu modernen Fernsehtürmen hat er einen quadratischen Querschnitt und sieht eher wie ein Hochhaus aus. Die Anordnung der Scheiben in der verglasten Aussichtsplattform erinnert an das Restaurant im Berliner Funkturm.

Auch zu DDR-Zeiten war der Brocken - trotz seiner Lage im Grenzsperrgebiet - Standort von Fernseh- und Rundfunksendern. Da der alte Fernsehturm den wachsenden funktechnischen Anforderungen nicht mehr genügte, wurde 1973 ein neuer 123 m hoher Sendeturm errichtet. Dieser Turm ist ein auf vier Beinen, in denen sich auch Kabelschächte und Zugangsmöglichkeiten befinden, stehender Stahlrohrturm, der knapp oberhalb seiner Vierfußkonstruktion drei Richtfunkplattformen trägt. Er ist im Unterschied zum alten Fernsehturm für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre wurde die Sendeantenne auf dem alten Fernsehturm auf dem Brocken abgebaut und der gesamte Sendebetrieb dem neuen Turm übertragen. Dem alten Fernsehturm wurde ein Radom aufgesetzt, in dem sich eine Radaranlage der Deutschen Flugsicherung befinden soll. Eigentümer der Sendeanlage ist die Deutsche Funkturm (DFMG), ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster.

Reichweite

Die neue Aussichtsplattform aus den Fenstern des neuen Aussichtsturmes

Die exponierte geographische Lage macht den Standort insbesondere für die Ausstrahlung von UKW-Hörfunk attraktiv. Der Rundfunk der DDR konnte über den Brocken in weiten Teilen der Alt-Bundesrepublik empfangen werden; abgedeckt wurden die östliche Hälfte Niedersachsens mit den Großräumen Hannover und Braunschweig, Nord- und Osthessen, nördliche Randgebiete Bayerns, das östliche Nordrhein-Westfalen bis in die Ausläufer des Ruhrgebiets, Bremen und teilweise auch Hamburg und West-Berlin. In Ostdeutschland deckte und deckt der Sender das gesamte Bundesland Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie den Großraum Leipzig in Sachsen ab.

Sender

Hörfunk

Über die 89,0 MHz, wurde bis zur Wende das Informationsprogramm Radio DDR 1 ausgestrahlt; nach einer Übergangszeit (Radio Aktuell als Nachfolgeprogramm von DDR 1 mit identischem Sendegebiet) wurde sie von diversen Privatsendern betrieben, von denen „Radio Brocken“ herausragende Bekanntheit erreichte. Heute sendet hier 89.0 RTL, das keine anderen Frequenzen verwendet und wegen des großräumigen Sendegebiets faktisch, wenn auch nicht rechtlich einen der wenigen Mehrländer-Privatsender darstellt. Weitere UKW-Frequenzen sind die 94,6 MHz (früher das Kultur- und Bildungsprogramm DDR 2 mit Regionalprogramm Halle, heute MDR 1 Sachsen-Anhalt), die 97,4 MHz (früher Stimme der DDR, jetzt Deutschlandradio Kultur), die 101,4 MHz (früher Jugendradio DT64, jetzt radio SAW) und die reichweitenstärkste Frequenz Deutschlands, die 91,5 MHz (früher Berliner Rundfunk, jetzt MDR Jump). Wie die heutige Programmbelegung zeigt, liegt der Sender heute in Sachsen-Anhalt und damit im Sendegebiet des mdr bzw. im Lizenzierungsgebiet der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, wodurch sich das Kuriosum ergibt, dass für Sachsen-Anhalt lizenzierte und konzipierte Rundfunkprogramme einen Großteil anderer Bundesländer mit versorgen; bei Deutschlandradio Kultur ist dieses Kuriosum wegen der bundesweiten Konzeption des Programms unwirksam, bei 89.0 RTL und radio SAW wird das erweiterte Sendegebiet konzeptionell berücksichtigt, obwohl es sich rechtlich, nämlich gemäß der Sendelizenz, um sachsen-anhaltische Programme handelt; bei Jump ist das Kuriosum bezüglich der thüringischen und sächsischen Abdeckungsgebiete ohne Belang, da es für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gemeinsam konzipiert ist.

Fernsehen

Der Sender war auch ein bedeutender TV-Sender. Vor der Wiedervereinigung konnten große Teile der Alt-Bundesrepublik das Fernsehen der DDR über den Brocken empfangen, wenn auch wegen der Verwendung des SECAM - Modulationsverfahrens ohne die Anschaffung eines Mehrnormenempfängers nur in schwarzweiß. Weil das dritte Programm des mdr über den Brocken gemäß seiner Landeszugehörigkeit das sachsen-anhaltische Regionalprogramm ausstrahlt, wurden für thüringische und sächsische Versorgungsgebiete, die zu DDR-Zeiten ihren Fernsehempfang vom Brocken bezogen haben, neue TV-Sender mit kleinen Abdeckungsgebieten für die jeweiligen Regionalprogramme errichtet. Entsprechend wurde auch beim UKW-Hörfunk verfahren.

Amateurfunkfernsehrelais (DB0HEX)

Auf dem Brocken wurde ein Amateurfunkfernsehrelais installiert, welches auf den Frequenzen 1280MHz, 10180MHz und 24100MHz sendet und auf 1251MHz, 2343MHz, 2380MHz und 10420MHz empfängt.

Der QTH-Locator der Station ist JO51HT.

Frequenzen und Programme

Analoges Radio (UKW)

Frequenz 
[MHz]
Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP 
[kW]
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
94,6 MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt MDR_S-AN D4D1 Magdeburg 60 ND H
91,5 MDR Jump MDR_JUMP D3C2 - 100 ND H
107,8 MDR Figaro MDR_FIGA D3C3 - 10 ND H
97,4 Deutschlandradio Kultur DKULTUR_ D220 - 100 ND H
101,4 Radio SAW _S_A_W__/__*S*A*W*_/*S_A_W*_ D5D9 (regional), 
D3D9
Magdeburg/Altmark 100 D (30°-0°) H
89,0 89.0 RTL 89.0_RTL D0DB - 60 ND H

Digitales Fernsehen (DVB-T)

Die DVB-T-Ausstrahlungen vom Brocken laufen seit 9. Oktober 2007 und sind im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten.

Kanal Frequenz 
[MHz]
Multiplex Programme im Multiplex ERP 
[kW]
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FEC Guard-
intervall
Bitrate 
[MBit/s]
SFN
E29 538 ARD national (MDR) 50 ND V 64-QAM 2/3 1/4 19,91 Brocken (Harz), Magdeburg (Stadt)
E34 578 ARD regional (MDR) Sachsen-Anhalt 50 ND V 64-QAM 2/3 1/4 19,91 Brocken, Magdeburg (Stadt), Dequede (Osterburg) TV/UKW-Turm
E30 546 ZDFmobil 50 ND V 16-QAM 
(8k-Modus)
2/3 1/4 13,27 Brocken, Magdeburg (Stadt), Gallunberg (Wittenberg-Möllensdorf)

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