Sendeanlagen auf dem Brocken

Sendeanlagen auf dem Brocken
Sender Brocken
Neuer sendemast brocken.jpg
Basisdaten
Ort: Brocken
Eigentümer: Deutsche Funkturm
Geographische Lage: 51° 48′ 0,6″ N, 10° 36′ 51,7″ O51.8001710.614359Koordinaten: 51° 48′ 0,6″ N, 10° 36′ 51,7″ O
Geländeniveau: 1125 Meter ü. NN
Verwendung: Fernsehturm, nicht öffentlich zugänglich
Baujahr: 1973
Technische Daten
Höhe: 123 Meter
Bauart: Stahlrohrmast
Der Brocken: Gebäude und Einrichtungen
Die neue Aussichtsplattform aus den Fenstern des neuen Aussichtsturmes

Auf dem Brocken befinden sich mehrere Sendeanlagen für Fernsehen, Radio, Mobilfunk und Richtfunk.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Alter Fernsehturm von 1936

Schon in den 1930er Jahren erkannte man, dass der Brocken ein vorzüglicher Standort für UKW- und Fernsehsender ist. So baute man auf seinem Gipfel zwischen 1936 und 1937 den alten Fernsehturm, der jetzt als "Brockenherberge" und Aussichtsturm dient. Der Turm hat heute eine Höhe von 53 m und besitzt eine mit dem Aufzug erreichbare verglaste Aussichtsplattform. Früher war er mit dem inzwischen demontierten Antennenträger 95 m hoch. Er sollte schon ab 1939 zur Verbreitung von Fernsehprogrammen im nord- und mitteldeutschen Raum eingesetzt werden, wozu es nach Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht mehr kam. Stattdessen wurde er zu einer Radarstation umgebaut. Die Radarstation hat im Unterschied zu modernen Fernsehtürmen einen quadratischen Querschnitt und sieht eher wie ein Hochhaus aus. Die Anordnung der Scheiben in der verglasten Aussichtsplattform erinnert an das Restaurant im Berliner Funkturm. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre wurde die Sendeantenne abgebaut und der gesamte Sendebetrieb vom Stahlrohrturm abgewickelt. Dem alten Fernsehturm wurde ein Radom aufgesetzt, in dem sich eine Radaranlage der Deutschen Flugsicherung befindet.[1]

Stahlrohrturm von 1973

Auch zu DDR-Zeiten war der Brocken - trotz seiner Lage im Grenzsperrgebiet - Standort von Fernseh- und Rundfunksendern. Da der alte Fernsehturm den wachsenden funktechnischen Anforderungen nicht mehr genügte, wurde 1973 ein neuer 123 m hoher Sendeturm errichtet. Dieser Turm ist ein auf vier Beinen, in denen sich auch Kabelschächte und Zugangsmöglichkeiten befinden, stehender Stahlrohrturm, der knapp oberhalb seiner Vierfußkonstruktion drei Richtfunkplattformen trägt. Er ist im Unterschied zum alten Fernsehturm für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Eigentümer beider Türme ist die Deutsche Funkturm (DFMG), ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster.

Reichweite

Die exponierte geographische Lage macht den Standort insbesondere für die Ausstrahlung von UKW-Hörfunk attraktiv. Der Rundfunk der DDR konnte über den Brocken in weiten Teilen der Alt-Bundesrepublik empfangen werden. Abgedeckt werden die östliche Hälfte Niedersachsens mit den Großräumen Hannover und Braunschweig, Nord- und Osthessen, nördliche Randgebiete Bayerns, das östliche Nordrhein-Westfalen bis in die Ausläufer des Ruhrgebiets, Bremen und teilweise auch Hamburg und West-Berlin. In Ostdeutschland deckt der Sender nahezu ganz Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie den Großraum Leipzig in Sachsen ab.

Der Sender Brocken hat in Deutschland eines der größten Versorgungsgebiete und gilt neben dem Sender Wendelstein in Bayern als reichweitenstärkste und leistungsfähigste deutsche Sendeanlage im UHF-/VHF-Bereich. Im theoretischen Einzugsgebiet des Senders Brocken leben 25 Millionen Menschen, das übertrifft in Deutschland kein anderer Sender. Die Überreichweiten vor allem bei Inversionswetterlagen waren zu DDR-Zeiten legendär, so konnte man den Sender Brocken teilweise auch in Skandinavien empfangen.

Sender

UKW-Hörfunk

Über die 89 MHz, wurde bis zur Wende das Informationsprogramm Radio DDR I ausgestrahlt; nach einer Übergangszeit (Radio Aktuell als Nachfolgeprogramm von Radio DDR I mit identischem Sendegebiet) wurde sie von diversen Privatsendern betrieben, von denen Radio Brocken herausragende Bekanntheit erreichte. Seit 1. April 2001 sendet darüber 89.0 RTL, das keine anderen Frequenzen verwendet und wegen des großräumigen Sendegebiets faktisch - auch nicht rechtlich - einen der wenigen deutschen Mehrländer-Privatsender darstellt.

Weitere Frequenzen sind die 94,6 MHz (früher das Kultur- und Bildungsprogramm Radio DDR II mit Regionalprogramm Sender Magdeburg; heute MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt), die 97,4 MHz (früher Stimme der DDR, jetzt Deutschlandradio Kultur), die 101,4 MHz (früher Jugendradio DT64, jetzt radio SAW) und die reichweitenstärkste Frequenz Deutschlands, die 91,5 MHz (früher Berliner Rundfunk, jetzt MDR Jump).

Obwohl der Sendestandort im heutigen Sachsen-Anhalt und damit im Lizenzierungsgebiet der Medienanstalt Sachsen-Anhalt liegt, besteht das Kuriosum, dass die nur für Sachsen-Anhalt lizenzierten privaten Veranstalter 89.0 RTL und radio SAW Teile anderer Bundesländer (westl. Brandenburg, südl. Niedersachsen, Nordhessen) mit versorgen können und dieses erweiterte Sendegebiet zur Vergrößerung des Werbemarktes gezielt konzeptionell berücksichtigen.

Fernsehen

Der Sender war auch ein bedeutender TV-Sender. Vor der Wiedervereinigung konnten große Teile der Alt-Bundesrepublik das Fernsehen der DDR über den Brocken empfangen, wenn auch wegen der Verwendung des SECAM - Modulationsverfahrens ohne die Anschaffung eines Mehrnormenempfängers nur in schwarzweiß. Weil das dritte Programm des MDR über den Brocken gemäß seiner Landeszugehörigkeit das sachsen-anhaltische Regionalprogramm ausstrahlt, wurden für thüringische und sächsische Versorgungsgebiete, die zu DDR-Zeiten ihren Fernsehempfang vom Brocken bezogen haben, neue TV-Sender mit kleinen Abdeckungsgebieten für die jeweiligen Regionalprogramme errichtet. Entsprechend wurde auch beim UKW-Hörfunk verfahren.
Bis zur Umstellung auf DVB-T am 9. Oktober 2007 wurde das analoge Fernsehen auf den Kanälen 6 (ARD, 100 kW), 34 (MDR, 400 kW) und 49 (ZDF, 390 kW) ausgestrahlt.

Amateurfunk

Auf dem Brocken sind zwei Amateurfunkrelais installiert. Der QTH-Locator der beiden Station ist JO51HT.

  • ATV-Relais DB0HEX (RX: 1251 MHz, 2380 MHz, 10420 MHZ; TX: 1280 MHz (D-ATV), 10180 MHz, 24100 MHz)
  • FM-Relais (70 cm) DB0HSB (RX: 439,325 MHz, TX: 431,725 MHz), Sendeleistung 8 Watt

Frequenzen und Programme

Analoges Radio (UKW)

Frequenz 
(MHz)
Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
94,6 MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt MDR_S-AN D4D1 Magdeburg 60 ND H
91,5 MDR Jump MDR_JUMP D3C2 - 100 ND H
107,8 MDR Figaro MDR_FIGA D3C3 - 10 ND H
97,4 Deutschlandradio Kultur DKULTUR_ D220 - 100 ND H
101,4 Radio SAW _S_A_W__/__*S*A*W*_/*S_A_W*_ D5D9 (regional), 
D3D9
Magdeburg/Altmark 100 D (30°-0°) H
89,0 89.0 RTL 89.0_RTL D0DB - 60 ND H

Digitales Radio (DAB)

DAB wird in vertikaler Polarisation und im Gleichwellenbetrieb mit anderen Sendern ausgestrahlt.

Block Programme ERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Gleichwellennetz (SFN)
12C 
Sachsen-Anhalt 
(D__00013)
DAB-Block der Deutschen Telekom : 1 D Blankenburg, Brocken, Dequede, Dolle, Helbra, Jerichow, Kulpenberg, Naumburg, Salzwedel, Schönebeck (Elbe), Teicha, Wittenberg, Zeitz

Digitales Fernsehen (DVB-T)

Die DVB-T-Ausstrahlungen vom Brocken laufen seit 9. Oktober 2007 und sind im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten.

Kanal Frequenz 
(MHz)
Multiplex Programme im Multiplex ERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FEC Guard-
intervall
Bitrate 
(MBit/s)
SFN
29 538 ARD national (MDR) 50 ND V 64-QAM 2/3 1/4 19,91 Brocken, Magdeburg (Stadt)
34 578 ARD regional (MDR) Sachsen-Anhalt 50 ND V 64-QAM 2/3 1/4 19,91 Brocken, Magdeburg (Stadt), Dequede
30 546 ZDFmobil 50 ND V 16-QAM 
(8-k-Modus)
2/3 1/4 13,27 Brocken, Magdeburg (Stadt), Wittenberg

Ähnliche Türme dieser Baureihe

Sender in unmittelbarer Nähe

In Sichtweite des Brocken in Richtung Westen steht die Sendeanlagen auf dem Torfhaus

Dort fehlt das ZDF-Paket.

Einzelnachweise

  1. http://www.manfred-bischoff.de/Brocken.htm abgerufen am 10 August 2011

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