Selbstmördertür

Selbstmördertür
VW-Bus (1950er Jahre) Vordertüren Normalausführung, Fahrgasttüren als Portal-Türen
Mazda RX-8 mit (halben) Portaltüren, bei Mazda "Freestyle-doors" genannt
Fiat Multipla 600: Minimierte Produktionskosten:beide Türen an der B-Säule angeschlagen
Rolls-Royce Phantom: Portaltüren
Delahaye 135 Cabriolet mit hinten angeschlagenen Türen
Renault 4CV: Minimierte Produktionskosten: beide Türen an der B-Säule angeschlagen

Selbstmördertüren werden umgangssprachlich Fahrzeugtüren genannt, die nicht vorne, sondern hinten angeschlagen sind. Diese Bauart ist wegen des größeren Platzangebots beim Ein- und Aussteigen (Freihalten des Trittbereichs neben dem Auto und griffgünstigere Lage der Türöffner) in der Regel bequemer. Die Kombination Vordertüren vorne angeschlagen und Hintertüren hinten angeschlagen nennt sich Portaltür. Wird dabei auch noch auf die B-Säule verzichtet, bietet diese Lösung die größtmögliche Bequemlichkeit beim Ein- und Aussteigen. Hinten angeschlagene Türen waren seit den Anfangstagen der geschlossenen Karossen üblich.

Inhaltsverzeichnis

Gefährdung durch Türen

Die hinten angeschlagenen Türen wurden 1961 in Deutschland verboten, weil sie bei unbeabsichtigtem Öffnen während der Fahrt nicht durch den Fahrtwind zugedrückt, sondern schlagartig aufgerissen werden. Im schlimmsten Fall wird der Insasse dabei aus dem Fahrzeug gezogen. Eine besondere Gefahr bestand für Kinder, die früher weder angegurtet waren noch in Kindersitzen saßen.

Die Verbotsgegner wiesen darauf hin, dass beim Aufprall des Fahrzeugs die hinten angeschlagenen Türen auch bei verzogener Karosserie nicht aufsprangen und die Insassen nicht aus dem Fahrzeug geschleudert werden konnten. Ein weiteres Argument war, dass vorn angeschlagene Türen bei unachtsamer Öffnung durch ein von hinten kommendes Fahrzeug abgerissen werden, während eine Selbstmördertür dann wieder zugeschlagen würde.

Es gab Hersteller, die in laufender Produktion die Türanschläge der neuen Gesetzeslage anpassten: der Fiat Nuova 500 ist ein Beispiel dafür. Frühe Modelle haben die Türscharniere hinten und die Türgriffe vorn, bei den späteren Exemplaren ab 1965 war es umgekehrt. Weil die Gesetzeslage die hinten angeschlagenen Türen schon früher verbot, hatte Fiat für die letzten drei Produktionsjahre des D-Modells eine Ausnahmegenehmigung erwirkt, die mit einem speziellen Stempel in jedem Fahrzeugbrief vermerkt wurde.

Heutige Auflage für die Betriebserlaubnis ist eine Sicherung, die verhindert, dass die Türen während der Fahrt geöffnet werden können. Darüber hinaus ist diese Bauart bei Fahrzeugen mit niedriger Höchstschwindigkeit wie beispielsweise Traktoren, Baumaschinen und dergleichen noch sehr verbreitet.

Renaissance hinten angeschlagener Türen

Derzeit erlebt diese Türenform in der Ausführung als Portaltüren eine kleine Renaissance, verschiedene Automobildesigner experimentieren wieder mit diesem Stilmittel. Vor allem Fahrzeuge der Luxusklasse werden damit ausgestattet. So gab und gibt es im Fuhrpark des britischen Königshauses (mit Fahrzeugen von Daimler, Rolls-Royce und Bentley) praktisch nur Portaltüren-Fahrzeuge (ausgenommen das Geländefahrzeug Range-Rover):

  • 2002 Bentley State Limousine, eine von Bentley unter VW-Führung konstruierte Sonderanfertigung, von der nur zwei Stück als Repräsentationsfahrzeug für die britische Königin gefertigt wurden. In die allgemeine Produktpalette von Bentley floss diese Portaltüren-Ausführung als Stilelement jedoch nicht ein. Die Serienfahrzeuge von Bentley (und auch Maybach) sind mit normalen Türen ausgestattet.
  • Rolls-Royce Modellpalette seit 2003: Alle Modelle sind ausgestattet mit den bei Rolls-Royce „coach doors“ genannten Portaltüren, die unter BMW-Führung wiedereingeführt wurden, nachdem schon 1959 bis 1992 die in Handarbeit gefertigten RR Modelle Phantom V+VI mit Portaltüren ausgestattet worden waren. Bei den Zweitürermodellen ab 2003 werden die beiden Türen hinten angeschlagen.

Automobile mit hinten angeschlagenen Türen (Auswahl)

Aktuelle Modelle

Portaltüren: Vordertüren vorne angeschlagen, Hintertüren hinten angeschlagen

  • Bentley: Bentley State Limousine 2002 gefertigte Repräsentationslimousine der britischen Königin (das allgemeine Produkt-Programm von Bentley ist mit Normal-Türen ausgestattet)
  • Rolls-Royce: Alle Modelle seit 2003 mit Portaltüren // alle Zweitürer: Türen hinten angeschlagen
  • GM/Opel: Opel Meriva B zweite Generation ab 2010: Portaltüren – bei GM/Opel Flex doors genannt

Portal-Halbtüren:

  • Mazda RX-8 – Doppeltüren, mit hinten angeschlagenen Halbtüren
  • GM/Saturn: Saturn ION QUAD COUPE – Doppeltüren, mit hinten angeschlagenen Halbtüren
  • Chrysler-Dodge: Dodge Ram – Doppeltüren, mit hinten angeschlagenen Halbtüren
  • Mini Clubman – rechts eine Doppeltür mit hinten angeschlagener Halbtür

Historische Fahrzeuge

Maximierte Fahrgastbequemlichkeit: Portaltüren = Vordertüren vorne - Hintertüren hinten angeschlagen

Merkmal von Portal-Türen: Vordertüren vorne angeschlagen, Hintertüren hinten angeschlagen. Die beste Ein- und Ausstiegsbequemlichkeit für den Fahrgast ergibt sich, wenn auf die B-Säule verzichtet wird. Portaltüren und markenspezifische Bezeichnungen: Rolls-Royce = coach doors, GM/Opel = Flex doors, Mazda = Freestyle doors,

Maximierte Einstiegs-Bequemlichkeit: Alle Türen hinten angeschlagen

Merkmal: Vordertüren und Hintertüren hinten angeschlagen bzw. bei zweitürigen Fahrzeugen (z. B. Coupé) die Türen hinten angeschlagen.

Minimierte Produktionskosten: Alle Türen an der B-Säule

Merkmal: Beide Türen an der B-Säule angeschlagen: Vordertüren hinten angeschlagen, Hintertüren vorne angeschlagen

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