Seewasseraquaristik

Seewasseraquaristik
Riffaquarium bei einem Fachhändler

Die Meerwasser- oder Seewasseraquaristik ist ein Teilgebiet der Aquaristik. Sie umfasst alle Tätigkeiten, die mit Haltung und Pflege mariner Organismen im Aquarium verbunden sind.

Inhaltsverzeichnis

Meerwasser

Natürliches Meerwasser ist eine Lösung der Ionen verschiedener Salze (v.a. Kochsalz, Magnesiumsulfat, Magnesiumchlorid, Calciumchlorid und Natriumhydrogencarbonat) . Der durchschnittliche Salzgehalt liegt bei ca. 3,4% (34 g/L), wobei im Einzelfall auch Abweichungen möglich sind (Rotes Meer bis zu 4.2 %). Für aquaristische Zwecke wird Seewasser meist hergestellt, in dem man Leitungswasser durch Umkehrosmose reinigt und mit Meersalzmischungen versetzt. Zoos und öffentliche Großaquarien, die an der Küste liegen, verwenden auch manchmal natürliches Meerwasser, wenn es sauber genug ist. Mit einem Aräometer oder einem Refraktometer kann der Salzgehalt kontrolliert werden.

Korallenriffaquarium

Das Korallenriffaquarium ist heute die bei Privatleuten meistverbreitete Meerwasseraquarienart. Fortschritte im Verständnis des Ökosystems Korallenriff und technischer Fortschritt ermöglichen es heute, sich einen winzigen Ausschnitt aus der bunten Welt der Riffe nach Hause zu holen. Fische, wirbellose Tiere und die notwendige Technik werden über Fachhändler vertrieben.

Technik

Es gibt verschiedene Methoden, ein Meerwasseraquarium zu betreiben, z.B. das Berliner System, Jaubert-System, Deep Sand Bed, Zeovith-Methode, Miracle Mud oder Algenrefugium. Sie alle dienen vor allem dem Nährstoffabbau. Filter für die Wasseraufbereitung wie sie in der Süßwasseraquaristik eingesetzt werden haben sich nicht bewährt. Meistens übernehmen ein Eiweißabschäumer und lebende Steine die Filterfunktion.

Alle Riffaquarien brauchen eine starke Beleuchtung, da die meisten der üblicherweise gepflegten Korallen in Symbiose mit einzelligen Algen, den Zooxanthellen leben. Diese erzeugen durch Photosynthese aus Kohlendioxid und Wasser Sauerstoff und organische Verbindungen, die der Ernährung der Korallen dienen. Heute werden Metalldampflampen (HQI), optional mit blauen T5- oder T8-Leuchten kombiniert, oder reine moderne T5-Leuchten verwendet.

Außerdem ist eine starke Wasserbewegung nötig, für die verschiedenste Förder- und Strömungspumpen eingesetzt werden. Das Aquarienwasser sollte mindesten zehn mal in der Stunde komplett umgewälzt werden. Die Strömung ist notwendig, damit das Wasser durch die lebenden Steine diffundiert, und damit die Stoffwechselprodukte der sessilen Korallen abtransportiert werden.

In Korallenriffaquarien sollte eine Temperatur von 24 bis 28°C herrschen. Oft erzeugen die Pumpen sowie die Beleuchtung so viel Abwärme, das eine zusätzliche Stabheizung wie in der Süßwasseraquaristik nicht nötig ist. In den Sommermonaten haben viele Steinkorallenfreunde Probleme mit der Wassertemperatur. Sie sollte 30°C nicht übersteigen. Eine Temperatur über 30°C hat verheerende Wirkung auf die Zooxanthellen. Diese beginnen abzusterben. Somit wird der Nährstofffluss zu den Korallenpolypen unterbrochen und die Koralle stirbt. In der freien Natur kann man diesen Vorgang schon in vielen Korallengebieten beobachten. Durch die Klimaveränderung beginnt sich das Meerwasser zu erwärmen und die Korallen sterben. Übrig bleibt ein weißes Korallenskelett.

Den Gelben Segelflossendoktor (Zebrasoma flavescens) findet man in fast jedem Riffaquarium

Fische

Heute werden in mit Korallen besetzten Riffaquarien vor allem Riffbarsche, Grundeln, Lippfische, Leierfische, Zwergkaiserfische und andere Korallenfische gehalten.
Doktorfische findet man fast in jedem Riffaquarium. Besonders beliebt ist der Gelbe Segelflossendoktor. Sie sollen als Pflanzenfresser die Algen kurz halten, die bei übermäßigem Wachstum Korallen überwuchern können. Zwergkaiserfische, Schleimfische und algenfressende Wirbellose wie einige Einsiedlerkrebse und Schnecken können in kleineren Aquarien die Algen kurz halten.
Anemonenfische gehören zu den Riffbarschen und werden ebenfalls häufig gehalten, da sie ein interessantes Verhalten zeigen. In reinen Fischaquarien können auch Falterfische, Drückerfische oder Feilenfische, die sich oft an Wirbellosen vergreifen, gehalten werden.

Der Riffbarsch Chromis viridis, einer der beliebtesten Meerwasserzierfische

Fast alle gehandelten Fische sind Wildfänge, die in Korallenriffen gefangen wurden. Ausnahmen hiervon sind Anemonenfische und Zwergbarsche, die in Aquafarmen gezüchtet werden können. Eine Zucht der meisten anderen Fische ist wegen winziger Larvenstadien und deren langer, planktonischer Lebensweise bisher nicht möglich. Es gibt allerdings einige Nachzüchter die sich auf das Züchten von Meerwasserfischen spezialisiert haben, jedoch lohnt sich der Aufwand im Kosten-/Nutzungsverhältnis als Nebenverdienst wenig, trägt aber dazu bei, die Zahl der Wildentnahmen zu verringern.

Wirbellose

In der Riffaquaristik werden vor allem sessile Nesseltiere wie Steinkorallen, Weichkorallen, Krustenanemonen, Scheibenanemonen gehalten. Seeanemonen sind nicht mehr so beliebt, da sie oft im Aquarium umherwandern und festsitzende Wirbellose vernesseln. Weitere aquarientaugliche Wirbellose sind Einsiedlerkrebse, verschiedene Garnelen, Riesenmuscheln, Schlangensterne, Federwürmer und Kalkröhrenwürmer.

Besonders bei den Nesseltieren kann der Aquarienfreund auf ein breites Angebot im Aquarium vermehrter Tiere zurückgreifen. Einige Anbieter haben sich darauf spezialisiert besonders farbige Steinkorallen zu vermehren. Einige Garnelen und Einsiedlerkrebse kann man inzwischen im Aquarium züchten.

Steinkorallenhaltung

Acroporen im großen Riffaquarium des Aquazoo – Löbbecke Museum in Düsseldorf

Seit einer guten Dekade ist ein Hauptaugenmerk der Meerwasser-/Riffaquarianer die Haltung und Vermehrung von kleinpolypigen Steinkorallen. Kleinpolypige Steinkorallen werden heute umgangssprachlich meist SPS Korallen genannt. SPS steht für der aus dem Englischen entlehnten Abkürzung Small Polyp Stonecoral.

Hier soll es um die Haltung und Vermehrung von diesen Korallen im Riffaquarium gehen. Für viele Riffaquarianer stellt die Haltung dieser meist recht farbenprächtigen Korallen das Non plus Ultra in der Riffaquaristik dar. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein, hält man sich die unzähligen und oft nicht minder schönen Weich- und Lederkorallen vor Augen. Trotzdem sind SPS Korallen in den letzten Jahren immer beliebter geworden und die Haltungs- und sogar Vermehrungserfolge sind gigantisch. Worin aber liegt nun das Geheimnis in der Haltung dieser auch heute noch mit zu den anspruchsvollsten Pfleglingen in unseren Aquarien zählenden Tieren.

Acropora sp. mit Korallengrundel

Steinkorallen, und hier vor allem die kleinpolypigen, gehören seit geraumer Zeit zum Standardsortiment eines jeden gut sortierten Fachgeschäftes. Je bunter und exotischer diese anmuten, umso begehrter sind sie. Dabei handelt es sich erfreulicher Weise in immer steigendender Anzahl um angewachsene Fragmente von Korallen aus Aquarien in der Hand von Hobby- und semiprofessionellen Aquarianern. Die Parameter für eine erfolgreiche Haltung sind größtenteils bekannt, Probleme bereitet es aber immer noch alle diese Parameter einzuhalten.

Die riffbildenden, kleinpolypigen Steinkorallen, die in den gleichen tropischen Meeren leben, aus denen auch die allermeisten unserer Korallenfische kommen, kommen aus dem warmen Meeren innerhalb eines schmalen Bandes um den Äquator. Hier bevölkern sie die oberen Zonen der Riffe, welches oft nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche liegt, bis in eine Tiefe von max. 15-20 Metern.

Daraus resultieren schon einmal zwei feste Parameter der Lebensbedürfnisse dieser Tiere, zum einen sehr viel Licht, zum anderen warmes Wasser mit einer durchschnittlichen Temperatur zwischen 25 und 28°C. Ein dritter Parameter, welcher viele andere mit einschließt ist die Tatsache, dass das Meer durch sein unvorstellbares Volumen und einen ständigen Austausch des Wassers durch Strömungen aus dem offenen Meer eine extreme Stabilität in Bezug auf seine Zusammensetzung aufweist.

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Pflege von SPS Korallen ist also viel Licht, gleichmäßig warmes Wasser und extrem stabile Wasserwerte. Einen vierten Punkt bringen die Wellen und Strömungen im Meer, nämlich eine reichliche Strömung die wir auch im Aquarium realisieren müssen.

Faktor Licht:

Korallen sind Tierkolonien und keine Pflanzen. Trotzdem sind sie extrem lichtabhängig. Für die Korallen bedeutet das Kalzifiziern und damit das Wachstum, vor allem aber die Produktion von Eiern und Samen einen erheblichen Energieaufwand der in dem extrem nährstoffarmen Wasser des Riffs gedeckt werden will. Um diesen Energiebedarf zu decken sind die Korallenpolypen eine Lebensgemeinschaft mit einzelligen Algen, sogenannten Zooxanthellen, eingegangen. Die Zooxanthellen leben auf der Korallenoberfläche und werden von diesen mit Nährstoffen versorgt, die im freien Wasser sehr rar, für die Algen aber lebensnotwendig sind. Die Alge wiederum lässt die Korallenpolypen von ihren Photosynthese-Abfallprodukten (Zucker) profitieren. Wir haben ja weiter oben schon festgestellt, dass die meisten SPS Korallen für unsere Aquarien in Wassertiefen zwischen 0,5 und 15 m leben. Somit muss das Licht, bis es bei der Koralle ankommt, eine bestimmte Strecke durch das Meerwasser zurücklegen. Das Meerwasser wirkt dabei wie ein Farbfilter, dessen Adsorbtionskraft proportional zur Tiefe zunimmt. Soweit bis nur noch blaues Licht übrig bleibt. Rotes Licht wird dabei als erstes aus dem Farbspektrum des Sonnenlichtes gefiltert, und ist schon nach nur wenigen cm nicht mehr vorhanden. Daraus ergibt sich, dass die in den Korallen lebenden Zooxanthellen sich über die Jahrmillionen an dieses Licht gewöhnt haben, und vor allem von den blauen Lichtanteilen profitieren. Es macht also wenig Sinn, Leuchten wie sie z.B. in der Süßwasseraquaristik eingesetzt werden, zu benutzen. Wichtig bei der Auswahl der Beleuchtung ist das Farbspektrum des Leuchtmittels. Hierbei sollte man sich nicht nur auf die Kelvinangaben der Hersteller verlassen, dieser Wert ist wenig aussagekräftig in Bezug auf die effektive Lichtfarbe. Besser man kauft nur Leuchtmittel bei denen der Hersteller ein Spektraldiagramm aufgedruckt hat, hierbei kann man dann genau sehen welche Lichtfarbe emittiert wird.

Spektralkurven

An dieser Gegenüberstellung der einzelnen Spektralverteilungen sieht man sehr schön wie stark diese bei den verschiedenen Emittern und Messorten variiert. Der Vergleich des Sonnenlichtes an der Oberfläche und in 10 m Tiefe macht deutlich, dass unseren Korallen und ihren Zooxanthellen zur Photosynthese hauptsächlich blaues Licht zwischen 400 und 500 nm, sowie grünes Licht zwischen 500 und 550 nm zur Verfügung stehen. Da sich die Korallen und Zooxanthellen in vielen Millionen Jahren an dieses Licht angepasst haben, macht es natürlich wenig Sinn sein Aquarium mit einer normalen Glühlampe zu beleuchten, die hauptsächlich Rotlichtanteile von 650 bis 750 nm emittieren.

Zweiter Faktor bei der Lichtfrage ist die Frage nach der Lichtintensität. Hierzu muss man nun zuerst einmal die Begrifflichkeiten der Lichtintensität klären, Lampenhersteller geben zumeinst Lumen vor, Lichtmessungen ergeben aber meist einen Lux Wert. Einfach ausgedrückt bedeuten 10.000 Lumen Lichtstrom das 1m² Fläche mit 10.000 Lux bestrahlt werden. Die tropische Sonne bringt eine Lichtintensität von bis zu 100.000 Lux an der Wasseroberfläche bei wolkenlosem Himmel. Dieser Wert wird jedoch nur um die Mittagszeit erreicht, stellt also einen Spitzenwert dar (Knop 2002). Im Jahresdurchschnitt mittelt sich dieser Wert auf 56.000 Lux (Krause 1997), und sinkt mit jedem cm Meerwasser das durchdrungen werden muss. Gemessen werden in Wassertiefen von 5 bis 15 m Werte von 35.000 bis 8.400 Lux (Jauch 1988). Daraus ergibt sich ein Intensitätsverlust nach nur 5 m von rund 40%. Zuviel Licht kann man seinen Korallen kaum bieten. Ein HQI-Brenner mit 250 W erbringt eine Leistung von ca 20.000 Lumen, kann also 1 m² unseres Aquariums an der Wasseroberfläche mit 20.000 Lux versorgen. Dies entspricht der Lichtintensität in etwa 10 m Wassertiefe. Berücksichtigt man nun noch, dass der Intensitätsverlust im Aquarium nach nur 20 cm Wassertiefe schon ca 51 % (Sauer 1989) beträgt, so emittieren wir mit einem 250 W Brenner in 20 cm Tiefe gerade mal 10.000 Lux. Das entspricht einer Wassertiefe im Riff von mehr als 10 Metern. Für die Riffaquaristik hat sich die Faustregel 1 W/l Bruttowasserinhalt des Aquariums als praktikabel erwiesen. Unter Berücksichtigung des richtigen Leuchtmittels kann man damit gut arbeiten.

Zusammenfassung Licht:

Lichtspektrum: Es ist wichtig ein Lichtspektrum zu bieten, das dem natürlichen Vorkommen gerecht wird. Hierbei ist blaues Licht mit Wellenlängen von 400 bis 500 nm, sowie grünes Licht mit Wellenlängen von 500 bis 550 nm von großer Bedeutung. Beim Beleuchtungskauf ist also darauf zu achten, dass die gewählte Beleuchtung dieses Licht auch emittieren kann.

Lichtintensität: Da es uns kaum möglich sein wird, derart große Lichtintensitäten wie sie im Riff zu messen sind, zu emittieren, gilt grundsätzlich, je mehr Licht, desto besser. Das Limit nach oben stellen die Stromkosten dar. Mindestens muss man jedoch 1 W/l Bruttovolumen des Aquariums emittieren, damit die Korallen wachsen können.

Faktor Strömung:

Auch für die Planung der Strömung im Riffaquarium sollte man sich an unser aller Vorbild, die Natur halten. Im Meer entstehen Strömungen u.a. durch Temperaturunterschiede oder thermohaline Zirkulation. Das heißt, durch die Änderung von Temperatur oder Dichte einer Wassermasse ergibt sich Ihre Höhenplatzierung innerhalb der verschiedenen Schichten der Wassermassen im Meer (thermohaline Stockwerke). Wenn es regnet, ändert sich die Dichte der obersten Wassermassenschicht, was zu einer Verlagerung dieser in den einzelnen Schichten führt und dementsprechend für Strömungen sorgt. In Oberflächennähe spielen natürlich auch Winde eine große Rolle bei der Entstehung von Strömungen. So unterschiedlich wie die Entstehungsgründe für die Strömungen sind, sind auch die Strömungen selber. Sie können laminar - gleichmäßig in Stärke und Richtung - sein, oder aber turbulent und damit unregelmäßig in Stärke und Richtung. Im Riff trifft man dabei zum einen auf die laminaren Strömungen der Gezeiten die immer rund 6 Stunden in jede Richtung gleichmäßig stark fließen. Zum andern auf die turbulenten Strömungen, die im Gezeitenwechsel oder bei starkem Wind und Sturm entstehen. Um diese Strömungsverhältnisse nachzubilden, hält der Fachhandel heute die verschiedensten Möglichkeiten bereit, und der bastelfreudige Aquarianer erfindet dabei immer besser Möglichkeiten der Kombination. In aller Regel erzeugen wir in unseren Aquarien die Strömung mit Pumpen. Zum einen natürlich um Wasser zu reinigen und anschließend wieder in das Aquarium zurückzuführen, zum anderen durch explizit zur Strömungsherstellung installierte Pumpen. Dabei ist es bei den meisten Pumpen so, dass sie einen festen Wasserstrahl von sich geben der erst durch das Auftreffen auf Hindernisse gebrochen wird und damit zum einen weicher, zum anderen turbulenter wird. Korallen die dem direkten Pumpenstrahl ausgesetzt sind, verlieren dabei schnell ihr Gewebe und können sogar absterben, da die mechanische Gewebereizung einfach zu stark ist. Bei dieser Pumpenkonstruktion spricht man meist von sogenannten Powerhead Pumpen. Diese haben aber neben dem biologischen Nachteil noch einen weiteren, optischen Nachteil. Sie sehen einfach nicht schön aus und lassen sich auch nur unzureichend verstecken, da man sie ja regelmäßig zur Reinigung aus dem Aquarium nehmen muss. Eine andere Art der Strömungsgestaltung kann man über externe Pumpen regeln. Beispielsweise kann man mit 2 oder 3 entsprechend leistungsstarken Förderpumpen Wasser über Rohrleitungen aus einem separaten Technikbecken zurück ins Aquarium leiten. Dabei kann man die Verrohrung so planen, dass nur die Auslässe ins Wasser ragen und damit kaum Technik zu sehen ist. Weiterer Vorteil ist, dass man durch vergrößern des Rohrdurchmessers die Härte des Wasserstrahls positiv beeinflussen kann. Im gut sortierten Fachhandel findet man mittlerweile schon Ergänzungen für dieses System wie Strömungsverteiler, rotierende Aufsätze usw. Unabhängig von der Art der Strömung, ob laminar oder turbulent, gilt auf jeden Fall die Aussage das die Strömung im Meer stark bis sehr stark ist. Auch diesen Punkt müssen wir im Aquarium berücksichtigen. Es hat sich in den letzten Jahren die Faustformel Gesamtumwälzung = Wasserinhalt des Aquariums x 10 durchgesetzt. Dies halte ich für sehr stark untertrieben. Die Strömung sollte mindestens das 20-30 fache der Wassermenge betragen.

Zusammenfassung Strömung:

Strömungsart: Hier unterscheiden wir zwischen laminar und turbulent. Beide Strömungsarten sollten im Aquarium auch zu finden sein. Die laminare Strömung erzielt man am einfachsten durch die Förderpumpe, die das Wasser aus dem Technikbecken zurück ins Aquarium fördert, sowie durch an gegenüberliegenden Ecken, versetzt angebrachten Pumpen.

Eine turbulente Strömung sollte nicht permanent vorhanden sein, sondern am besten ca. alle 6 Std. für 20-30 Minuten. Dafür schaltet man am einfachsten zwei Powerheads die genau an gebenüberliegenden Scheiben angebracht wurden über eine Zeitschaltuhr.

Eine perfekte, naturnahe Strömung mit allen Möglichkeiten kann man heute mit Hilfe von nur zwei modernen Strömungspumpen realisieren.

Strömungsintensität: Hier gilt die Regel das mindestens das 25-fache des Nettowasservolumens innerhalb einer Stunde umgewälzt werden sollte. Mit wachsenden Korallen und damit mehr Strömungswiderständen sollte die Intensität immer wieder neu angepasst werden.

Faktor Wasserwerte:

Die Tiere im Meer, und mit ihnen die Korallen, leben in einem Wasser mit sehr stabilen Parametern. Im Meer gibt es keine plötzlichen Nitratanstiege oder Kalziumdefizite. Und dies ist der wesentlichste Punkt bei der Haltung und Vermehrung von riffbildenden Steinkorallen. Die Korallen vertragen leicht differierende Werte im Vergleich zum Meer, aber sie vertragen keine ständig wechselnden Wasserwerte. Das heißt, dass es in aller Regel für die Korallen kein Problem darstellt, wenn man ständig 10 mg NO3/l in seinem Aquarium hat, obwohl es im Meer nahezu nicht nachweisbar ist. Es stellt aber sehr wohl ein Problem dar wenn man einen NO3-Wert hat, der ständig zwischen 0 und 10 mg/l schwankt. Dies gilt allerdings nicht nur für die Wasserparameter die wir messen können, sondern vor allem auch für die nicht messbaren Spurenelemente. Auch diese sollten in nahezu identischer Konzentration im Wasser vorliegen. Im Riffaquarium fehlen die Millionen von Litern Meerwasser mit denen man einen permanenten Austausch des Wassers realisieren kann. Im Aquarium bleibt uns nur übrig das vorhandene Wasser immer wieder neu zu reinigen und anschließend die dabei mit herausgefilterten oder abgeschäumten Elemente nachzudosieren. Was vor allem bei den nicht messbaren Spurenelementen problematisch ist.

Den Erfahrungen nach sollten die Werte für eine erfolgreiche Haltung von SPS-Korallen wie folgt aussehen:

Die Nährstoffwerte NO3 und PO4 sind dabei am schwierigsten stabil zu halten, da sowohl der Austrag als auch der Eintrag schwanken kann. PO4 ist dabei noch am einfachsten zu kontrollieren da es hier mittlerweile sehr viele, gut arbeitende Adsorber gibt die PO4 zuverlässig aus dem System entfernen. Beim NO3 sieht dies schon wieder ganz anders aus. Alle Nährstoffe die nicht als Proteine durch den Abschäumer aus dem System geholt werden, werden durch Bakterien zu NO3 oxidiert. Das NO3 ist dann chemisch oder mechanisch nicht mehr entfernbar. Nitrat kann nur durch eine gut funktionierende Beckenbiologie wiederum von Bakterien zu Stickstoff und Sauerstoff reduziert werden. Es ist also von eklatanter Bedeutung, dass schon soviel wie möglich organische Verbindungen aus dem Aquarienmillieu entfernt werden, bevor sie durch die Bakterien zu Nitrat oxidiert werden. Dies geschieht am einfachsten durch eine sehr starke Abschäumung. Ein Abschäumer für ein Aquarium, das der Steinkorallenhaltung gerecht werden soll, sollte von seiner Leistung her deutlich überdimensioniert sein. Das heißt, dass die Leistungsangabe seitens des Herstellers bezüglich der maximalen Aquariengröße bis zum doppelten der tatsächlichen Beckengröße betragen kann und sollte. Die Härteparameter wie KH, Ca und Mg sind wiederum recht einfach stabil zu halten. Hier hält der Handel die verschiedensten Möglichkeiten bereit. Angefangen bei Fertigprodukten wie KH+ oder CA+ für kleine Aquarien, über verschiedene Salze die beispielsweise nach der Ballingmethode angewandt werden, oder mittels eines Kalkreaktors. Hierbei ist es an dem Aquarianer die Werte stabil zu halten, was durch regelmäßige Messungen und herantasten an die richtige, gleichmäßige Dosiermenge des jeweiligen Mittels geschieht.

An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass es nicht sinnvoll ist, einen bestimmten Wert auf den Prozentpunkt genau einstellen zu wollen und dabei eine ständige Berg- und Talfahrt zu verursachen. Es gibt traumhaft schöne SPS Korallen in Aquarien mit einem permanenten Nitratwert von 15 mg/l und auf der anderen Seite unzählige vergebliche Versuche, Steinkorallen zu halten, weil man ihnen, bei dem Versuch einen Wert auf das vermeintliche Ideal einzustellen ständig steigende und sinkende Werte zumutet. Wenn man in seinem Aquarium den Nitratwert nicht unter 10 mg/l bekommt, weil man eben den ein oder anderen Fisch zu viel hat, dann sollte man lieber die 10 mg/l stabil halten.

Versorgung der Steinkorallen mit Spurenelementen:

Es gibt mittlerweile unzählige Spurenelemente als fertige Lösungen im Zoofachgeschäft zu kaufen. Bei kaum einem Hersteller erfährt man allerdings etwas über die genaue Zusammensetzung der einzelnen Lösungen und hat auch keinerlei Anhaltspunkte, was in welcher Konzentration vorliegt. Konzentrationen einzelner Spurenelemente exakt zu messen ist äußerst kostspielig und schwierig, daher bergen Spurenelemente-Lösungen das Risiko, dass einzelne Elemente sich im Laufe der Zeit anreichern und irgendwann eine toxische Konzentration erreichen. Hinzu kommt, dass heutige Meersalzmischungen so gut in ihren Zusammensetzungen sind, dass darin eigentlich alle notwendigen Elemente vorhanden sind. Viele erfolgreiche Meerwasseraquarianer betreiben ihr Aquarium ausschließlich mit Wasserwechsel und ohne Zugabe jeglicher Spurenelemente. Sie sind der Meinung, dass sich alle Tiere im Aquarium besser mit einem wöchentlichen Wasserwechsel von mindestens 10 % halten lassen, als durch die regelmäßige Zugabe von Spurenelementen.

Zusammenfassung Wasserwerte:

Stabilität: Wichtigster Punkt bei den Wasserwerten ist deren Stabilität. Das Hauptaugenmerk sollte darauf liegen die Werte die sich im Aquarium einspielen stabil zu halten, anstatt diese zu manipulieren.

Maximal- und Minimalwerte: Wo die Limits der einzelnen Wasserwerte liegen wurde bereits oben in der Aufzählung deutlich gemacht. Innerhalb dieser Parameter sollten sich die Werte einpegeln.

Spurenelemente: In der Hauptsache sollten die Spurenelemente durch einen regelmäßigen Wasserwechsel von mindestens 10 % wöchentlich stabil gehalten werden. Zusätzliche Gaben von Spurenelementen durch Komplettlösungen aus dem Fachhandel sind wenig sinnvoll und häufig sogar kontraproduktiv.

Weitere Aquarientypen

Für die Haltung von marinen Tieren die nicht in Korallenriffen leben gibt es weitere Typen von Meerwasseraquarien.

Nordseeaquarium

In einem Nordseeaquarium werden Fische und Wirbellose aus der Nordsee gehalten. Da sie nicht im Handel sind, müssen die Bewohner vom Aquarianer selber gefangen oder von Fischern bezogen werden. Die Temperatur eines Nordseeaquarium muss zwischen 10°C im Winter und nicht mehr als 20°C im Sommer betragen. Das lässt sich meist nur durch ein Kühlaggregat verwirklichen. Während es in öffentlichen Schauaquarien oft Nordseeaquarien gibt, sind sie bei Privatleuten sehr selten.

Mittelmeeraquarium

Ähnliches gilt für die Haltung von die Bewohnern des Mittelmeeres. Man muss sie selber fangen. Hier kann die Temperatur im Sommer bis zu 24°C steigen. Es gibt viele öffentliche Schauaquarien, die Mittelmeertiere zeigen, bei Privatleuten wurden sie fast vollständig von den farbigeren Bewohner tropischer Meere verdrängt.

Mangrovenaquarium

Im Mangrovenaquarium werden Bewohner der Mangrovenzone gehalten. Oft leben die Tiere amphibisch, halb an Land. Schlammspringer, andere im Flachwasser lebende Grundeln, Winker- und Landkrabben sind typische Bewohner. Das Aquarium kann mit Setzlingen der Roten Mangrove (Rhizophora mangle) bepflanzt werden. Dieser Aquarientyp lässt sich auch als Brackwasseraquarium verwirklichen.

Aquarium für Großfische

In öffentlichen Aquarien und Zoologischen Gärten werden oft attraktive Großfische wie Haie, Rochen, Muränen, Zackenbarsche, Schnapper oder Stachelmakrelen gehalten. Bei sehr großen Anlagen können die Besucher oft in einem gläsernen Tunnel durch das Aquarium laufen. Es sind erhebliche technische Aufwendungen nötig um das Wasser sauber zu halten. Dazu zählen sehr große Eiweißabschäumer, Rieselfilter und Sandfilter.

Tiefseeaquarium

In einigen wenigen öffentlichen Aquarien wie dem Zooaquarium Berlin kann man Fische aus größeren Tiefen der Weltmeere sehen. Die Becken sind dunkel oder nur sehr wenig beleuchtet, so dass man nur die funkelnden Leuchtorgane der Tiefseefische sieht. Die in der Natur in Tiefen bis 400 Meter lebenden Tannenzapfenfische gehören zu den wenigen deren Haltung bisher möglich ist. Im Zoo Rotterdam gibt es seit neuestem ein Aquarium für die Haltung von Tiefsee-Gorgonien.

Nanoriffaquarium

Hierbei spricht man von einem Meerwasseraquarium von geringer Größe, welche durch geringen Einsatz von Technik betrieben werden. In der Regel handelt es sich hier bei um tropische Meerwasseraquarien, in denen relativ anspruchslose marine Lebewesen gehalten werden. Die Beckengrößen sind meist Aquarienstandardgrößen von 12, 20, 25, 27, oder 36 Liter, seltener auch mehr oder weniger, je nachdem, wie vom einzelnen Aquarianer definierten Begriff Nanoriff. Wobei auch der Begriff "Miniriff" häufig verwendet wird. Diese Bezeichnung ist in den meisten Fällen erst über 54 Litern ein gängiger Begriff. Einige Aquarianer haben aber auch schon die 12 Liter Marke deutlich unterschritten. Meistens werden Nanoriffe als "Ableger" eines großen Meerwasseraquariums eingerichtet, um bestimmte Arten zu pflegen und zu beobachten, welche in einem normalen Meerwasseraquarium übersehen werden. Ursprünglich kommen diese Nanoriffaquarien aus Nordamerika und erfreuen sich seit diversen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften großer Beliebtheit.

Technik

Beleuchtung

Nanoriffaquarien werden häufig mit kleinen Leuchtstoffröhren mit 4, 6 oder 8 Watt betrieben. Weitere Leuchtmittel sind sogenannte Kompaktleuchtstoffröhren, mit der gängigen Handelsbezeichnung Dulux und einer G 23 Steckfassung, sowie normale Energiesparlampen. Hierbei spielt die Lichtfarbe eine große Rolle. Diese sollte bei nur einem Leuchtmittel weiß sein. Als Zusatzbeleuchtung eignen sich blaue Leuchtmittel, welche es nicht nur als Leuchtstoffröhre zu kaufen gibt, sondern auch in Form von Kompaktleuchtstoffröhren oder normaler Energiesparlampen erhältlich sind. Der Gebrauch eines Reflektors erhöht die Lichtausbeute noch einmal um ein Vielfaches. Die heute in der Meerwasseraquaristik weit verbreiteten HQI-Brenner (Halogenmetalldampflampen) mit der kleinsten Leistungsaufnahme von 70 Watt eignen sich im Grunde nicht für ein Nanoriffaquarium, da diese eine sehr hohe Wärmeabgabe haben und das Becken buchstäblich gekocht würde.

Filterung und Strömung

Die Filterung eines Nanoriffaquariums mit Hilfe von Aquarienfiltern hält sich sehr in Grenzen. Die biologische Filterung wird durch Bakterien im Lebendgestein übernommen. In der Regel wird nur eine kleine Pumpe installiert, welche das Aquarium wie bei den "Großen" mindestens 10 Mal in der Stunde umwälzt. Dies hängt stark vom Besatz ab. Die Wasserumwälzung kann aber auch durch einen kleinen Filter übernommen werden. Dieser dient bei Nanoriffen aber nur der Grobschmutzfilterung und nicht der biologischen Filterung. Als zweite Art der Strömung eignen sich luftbetriebene Luftheber. Diese eignen sich eher für eine sanftere Strömung.

Sonstige Technik

In den meisten Berichten über Nanoriffaquarien in diversen Medien wird nur eine Pumpe und eine Beleuchtung installiert. Durch die Beleuchtung, egal welcher Art, wird ein Heizstab oftmals überflüssig, da die Abwärme in der Regel bereits ausreicht. Auch eine Pumpe erwärmt das Wasser zusätzlich. Bei größeren Nanoriffaquarien reicht die Abwärme von Pumpe und Beleuchtung nicht mehr aus, sodass ein regelbarer Heizstab mit ca. 25 Watt installiert werden muss. Im Sommer tritt noch ein weiteres Problem auf, wodurch ein weiteres Gerät zum Einsatz kommen muss: Das Nanoriff wird durch die erhöhten Temperaturen von außen zusätzlich beheizt. Die Temperatur darf für die erfolgreiche Pflege von Korallen nicht über 29°C steigen, nicht einmal kurzzeitig. Daher sollte ein geeigneter Lüfter am Beckenrand auf die Wasseroberfläche gerichtet werden, wodurch die Verdunstungskälte ausgenutzt wird. Das verdunstete Wasser muss so oft wie möglich durch Süßwasser ersetzt werden. Der Salzgehalt ist in diesem Fall öfter als sonst zu kontrollieren. Ein kleiner Eiweißabschäumer ist nur für Nanoriffe mit Fischbesatz sinnvoll, wobei er hier auch durch einen häufigeren Teilwasserwechsel ersetzt werden kann.

Literatur

  • S. A. Fosså, & A. J. Nilsen: Korallenriff-Aquarium, Band 1 bis 6, Birgit Schmettkamp Verlag, Bornheim.
  • Meerwasser Atlas. 1. bis 7. Band. Mergus Verlag., Melle.
  • J. Ch. Delbeek, Julian Sprung: Das Riffaquarium. 1. und 2. Band. Dähne Verlag.
  • Daniel Knop: Riffaquaristik für Einsteiger, 2005, Dähne, ISBN 3-9351-7526-4.
  • Rüdiger Latka: Das Riffaquarium Praxis für Neueinsteiger, 2005, Rüdiger Latka Verlag, ISBN 3-9810-5700-7.
  • Ellen Thaler: Fische beobachten, Ulmer Eugen Verlag (1995), ISBN 3-80017-322-0.

Fachzeitschriften

  • Der MeerwasserAquarianer, Fachmagazin für Meerwasseraquaristik, Rüdiger Latka Verlag, ISSN 1432-1505.
  • KORALLE, Meerwasseraquaristik-Fachmagazin, Natur und Tier - Verlag, ISSN 1439-779X.

Weblinks

  • www.korallenriff.de - Das 1x1 der Meerwasseraquaristik, ein Leitfaden für Ein - und Umsteiger.

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