Babcock Borsig

Babcock Borsig

Die Babcock Borsig AG entstand 2001 durch Verschmelzung der Babcock-Borsig Aktiengesellschaft mit der BDAG Balcke-Dürr AG. Es handelt sich nunmehr um eine gesellschaftsrechtliche Hülle, die im Rahmen des zum 1. September 2002 eröffneten Insolvenzverfahrens übrig geblieben ist.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Die verschmelzungsbedingte Namensänderung von Babcock Borsig Aktiengesellschaft in Babcock Borsig AG war nur ein letzter Akt in der bewegten Geschichte dieses Unternehmens. Firmensitz war durchgehend Oberhausen.

Der Aufbau (1898–1945)

Der Name Babcock stammt von der in London im Jahr 1891 gegründeten Babcock und Wilcox Ltd., die 1898 die Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke Aktien-Gesellschaft mit einem Stammkapital von 2 Mio Reichsmark gründete und hieran 51 % der Anteile hielt. Erstmals 1909 wurden Aktien der Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke an der Berliner Börse gehandelt. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten zeichnete sich Babcock durch verschiedene Innovationen auf dem Gebiet des Kesselbaus aus, etwa der ersten Staubfeuerung der Welt für einen Kessel und den Bau des ersten Benson-Kessels. 1939 wurden die Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke aufgrund der britischen Mehrheitsbeteiligung dem Reichskommissar für die Behandlung feindlichen Vermögens unterstellt. Am 25. März 1945 stellten die Babcock-Werke ihre Arbeit ein, blieben jedoch aufgrund der britischen Mehrheitsbeteiligung von der Demontage verschont. Noch im selben Jahr wurde die Produktion wieder aufgenommen.

Der Ausbau (1945–1975)

1970 erwarb Babcock die Firma Borsig. Konnte diese Mehrheitsbeteiligung zu einer schnellen Wiederaufnahme der Produktion in Oberhausen beitragen, so war sie in den nächsten Jahrzehnten eher hinderlich: Trotz weitgehenden Wegfalls der mit der britischen Gesellschaft vereinbarten Gebietsgrenzen im Nachgang zur Einführung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft behielt sich die britische Muttergesellschaft die wesentlichen Weltmärkte außerhalb Europas vor. Abhilfe konnte erst 1975 erreicht werden, als der Iran den Briten eine Beteiligung von 25,02 % an der Deutschen Babcock AG abkaufte. Hierdurch wurde der Weg auch auf bedeutende Märkte außerhalb Europas frei. Aufgrund des anhaltenden Wachstums wurde schon 1966 begonnen, den Konzern nach den Geschäftsbereichen Maschinenbau, Verfahrens- und Umwelttechnik und energietechnischem Anlagenbau zu strukturieren.

Die weitere Expansion (1975–1999)

Ein Schwerpunktprojekt war in dieser Phase die Lieferung des Reaktorsystems am in der Folge nur relativ kurzfristig betriebenen Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich. Umstrukturierungen sollten in den nächsten Jahrzehnten zum Alltag gehören: 1981 wurde die Deutsche Babcock AG zu einer reinen Holding, die zwischenzeitlich mehrere hundert Tochterfirmen zu verwalten hatte. Anfang der 80er-Jahre profitierte die Deutsche Babcock von dem aufkommenden Umweltbewusstsein, verschärfte Abgaswerte für Industrieanlagen und erhöhte Wirkungsgrade sorgten für gefüllte Auftragsbücher. 1987 verkaufte der Iran seine Anteile, diese wurden breit gestreut. 1989 war die Deutsche Babcock AG Gründungsmitglied des von der Deutschen Börse eingeführten Dax-Indices, der die Kursentwicklung der 30 größten deutschen Unternehmen abbildet. Die Aktie der Deutschen Babcock AG war am 15. September 1995 der erste Wert, der aus dem Dax „abstieg“: Aufgrund zu geringer Marktkapitalisierung verdrängte die SAP AG die Aktie, die anschließend im MDax notiert wurde. 1997 kam es zu einer umfassenden Neuausrichtung der Konzernstruktur, es wurden sieben Bereiche nach den operativen Geschäftsfelder geschaffen, in die die jeweiligen Konzerngesellschaften eingeordnet wurden.

Entwicklung zur „Babcock Borsig AG“ und Krise (1999–2002)

1999 übernahm die Deutsche Babcock AG das Industrie- und Werftengeschäft der Preussag, die Preussag wurde hierdurch Großaktionär bei dem nun als Babcock Borsig Aktiengesellschaft firmierenden Unternehmen. Im Jahre 2001 wurden diese Aktiengesellschaft und die hundertprozentige Tochter BDAG Balcke-Dürr AG miteinander zur Babcock-Borsig AG verschmolzen.

Mitte 2002 gab die Babcock Borsig AG akute finanzielle Schwierigkeiten bekannt. Neben dem damaligen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen Wolfgang Clement bemühte sich auch der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder um die Rettung des Konzerns. Am 4. Juli 2002 erklärte sich der Konzern für zahlungsunfähig und stellte den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens vor dem Amtsgericht Duisburg. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten rund 20.000 Menschen für die durch die Babcock-Borsig AG verwalteten Gesellschaften. Am 1. September 2002 wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Babcock-Borsig AG eröffnet. Es handelte sich hierbei um das erste große Insolvenzverfahren in Deutschland, das in Eigenverwaltung (Geschäftsführer der wesentlichen operativen Gesellschaften: Hans-Gerd Jauch) nach der damals noch recht neuen Insolvenzordnung durchgeführt wurde.

Große Teile des Konzerns konnten verkauft und weiterbetrieben werden, übrig blieb die Hülle der Holdinggesellschaft Babcock-Borsig AG i.I., die sich seit 1. März 2004 im geregelten Insolvenzverfahren befindet.

Der Bereich Energietechnik firmiert seit 2004 als Hitachi Power Europe GmbH mit Sitz in Duisburg.

Im Jahr 2005 wurden alle Anteile der Babcock Borsig Service von der Bilfinger Berger AG in Mannheim übernommen. Aufgrund des Wachstums etablierte Bilfinger Berger 2006 ein eigenständiges Geschäftsfeld mit der Bilfinger Berger Power Services GmbH als Führungsgesellschaft.

Wesentliche Beteiligungen

In ihrer langen Geschichte war die Deutsche Babcock bzw. Babcock-Borsig AG unter anderem zu teilweise bedeutenden Anteilen an folgenden Unternehmen beteiligt:


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