Seder

Seder
Sedertisch mit Haggada-Büchern.

Seder (hebr.סדר‎) bedeutet „Ordnung“. So werden die sechs Hauptabteilungen von Talmud und Mischna als „Seder“ bezeichnet. In der Regel wird das Wort jedoch als Kurzbezeichnung für den Sederabend verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Sederabend ist der Vorabend und Auftakt des jüdischen Pessach-Festes. An ihm wird im Kreis der Familie (oder der Gemeinde) des Auszugs aus Ägypten gedacht. Dies geschieht in einem langen, komplizierten Ablauf - daher die Bezeichnung „Seder“. Es werden Texte über die Gefangenschaft der Israeliten in Ägypten und den Auszug vorgelesen, sowohl biblische als auch solche aus der rabbinischen Tradition. Jeder Teilnehmer hat eine Haggada vor sich, ein Buch, in dem diese Texte und die übrigen Anweisungen für den Ablauf des Seder stehen. Es werden gemeinsam Lieder mit aramäischem Text gesungen. Die Teilnehmer essen während des Abends von der Matze, dem „Bitterkraut“ und den anderen Speisen. Zu vier feststehenden Zeitpunkten wird vom Wein getrunken, nach den vier Schritten der Erlösung aus Exodus 12. Ein gemeinsames Abendessen ist Teil des Ablaufs; zur besseren Einbindung jüngerer Kinder gehören auch einige Belustigungen, wie das Verstecken eines Matzenstückes, des Afikomans, zum Sederabend. Der jüngste Teilnehmer fragt traditionell den Leiter des Seders nach der Bedeutung verschiedener Aspekte des Rituals, die dann erklärt wird. Zum Abschluss jedes Seders wird Chad gadja gesungen.

Die symbolischen Speisen

Am Sederabend wird der Tisch mit Speisen von symbolischer Bedeutung gedeckt.

  • Ungesäuertes Brot (Matze) als Symbol der Eile, in der die Juden aus Ägypten geflohen sind, so dass sie nicht einmal den Brotteig säuern konnten und dieser konnte so nicht aufgehen.
  • Salzwasser als Symbol des Weinens über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels, wo das Pessachlamm geopfert wurde (die Sephardim verwenden stattdessen Essig, die jemenitischen Juden lassen es ganz aus).
Der Sederteller im Uhrzeigersinn oben beginnend: Maror, Seroa, Charosset, Chaseret, Karpas, Beitzah
Traditioneller Sederteller; Deutschland, 19. Jhd.
  • Ein Sederteller (Ka'ara), auf dem sich die folgenden Speisen befinden. In der Anordnung der Speisen gibt es Varianten, hier eine gängige Anordnung[1]:
    • Maror – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, auch Lattich, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
    • Seroa – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessachlamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Da der Tempel nicht mehr steht, wird heutzutage kein Lammbraten mehr zum Pessach gegessen, der Seroa bleibt während des Seder auf dem Teller liegen. So sagt es zumindest die Tradition der Aschkenasim. Manche Sephardim hingegen pflegen weiterhin die Tradition des Pessach-Lammes, indem sie eine Lammkeule zubereiten. Die christliche Orthodoxe Kirche und auch einige katholische Länder haben diese Tradition beibehalten.
    • Charosset – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
    • Chaseret – ein zweites Bitterkraut, kann aus derselben wie oder aus einer anderen Gemüseart als Maror sein, es wird zusammen mit dem Charosset gegessen.
    • KarpasSellerie (Eppich), Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die "zermürbende Arbeit" in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
    • Beitzah – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
  • Ein Becher Wein, der für den Propheten Elija bestimmt ist.

Ablauf eines Sederabends

Der Ablauf des Sederabends ist nicht einheitlich geregelt und wird in Einzelheiten variiert. Hier ein möglicher Ablauf in 14 Schritten[2]:

  1. Kadesch (Rezitation von Kiddusch und der erste Becher Wein)
  2. Urchatz (Waschen der Hände)
  3. Karpas (Vorspeise, das Karpas wird in Salzwasser getaucht und gegessen)
  4. Jachatz (Brechen der Matze)
  5. Magid (Nacherzählung; die Kinder fragen: „Weshalb ist dieser Abend anders als alle anderen?“, die vier Fragen: „Weshalb das Eintauchen? Warum nur Matze? Wozu die bitteren Kräuter? Warum entspannen wir uns und essen auf der linken Seite wie die Könige?“ und der zweite Becher Wein)
  6. Rochtzo (Waschen der Hände)
  7. Mozie Mazza (Verzehr der Matze)
  8. Maror (bittere Kräuter werden mit Charosset gegessen)
  9. Korech (die Matze werden mit Maror und Charosset gegessen)
  10. Schulchan Orech (festliches Mahl)
  11. Zafun (das Afikoman wird von den Kindern aus dem Versteck zurückgebracht)
  12. Bairach (Der dritte Becher Wein als Dank nach dem Mahl und der Becher Elias)
  13. Hallel (Preisung und der vierte Becher Wein)
  14. Nirza (Annahme)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Sederschüssel auf Chabad.org
  2. Die Sederfeier auf Chabad.org

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