Sebastian Schertlin von Burtenbach

Sebastian Schertlin von Burtenbach
Sebastian Schertlin von Burtenbach.

Sebastian Schertlin von Burtenbach (* 12. Februar 1496 in Schorndorf; † 18. November 1577 in Burtenbach) war ein bedeutender militärischer Führer von Landsknechten im 16. Jahrhundert. 1532 zum Oberkommandanten (Locotenent) über das gesamte Fußvolk des Reichsheeres ernannt, wurde er später Großmarschall, Generalkapitän, Gerichtsherr und Brandschatzmeister (siehe auch Brandschatzung).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Schorndorfer Forstmeisters, Richters und Bürgermeisters studierte nach dem Besuch der örtlichen Lateinschule in Tübingen und war mit 20 Jahren Magister. Anschließend folgte eine Tätigkeit als bischöflicher Schreiber in Konstanz. Zwei Jahre später schloss er sich dem Zeugmeister Michael Ott an, der in den Diensten des Kaisers Maximilian I. stand und Söldner im Auftrag des Feldhauptmanns suchte. 1519 eroberte Schertlin gemeinsam mit seinem Lehrmeister Georg von Frundsberg und dessen Landsknechten seine Heimatstadt Schorndorf im Kampf des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg.

Da Sebastian Schertlin am Kriegshandwerk Gefallen fand, war er fortan an nahezu allen Heerzügen in Mittel- und Südeuropa in jener Zeit beteiligt. Bezeugt ist seine Teilnahme

  • ab 1521 an kaiserlichen Feldzügen gegen Franz I. von Frankreich
  • 1524 an der Schlacht von Novara
  • 1525 bei der Schlacht von Pavia (am 24. Februar siegt hier das spanisch-deutsche Heer des Kaiser unter dem Befehl Georg von Frundsbergs über Franz I.) und an der Niederschlagung des Bauernaufstands
  • 1526 beim Entsatz von Mailand (zusammen mit Georg von Frundsberg)
  • 1527 bei der Eroberung und Plünderung Roms (Sacco di Roma) durch kaiserliche Truppen
  • 1532 beim Kampf gegen die Türken in Österreich. Ein von ihm geführtes Detachement hatte entscheidenden Anteil daran, dass das Gros der von Kasim Bey geführten Akindschi, welche zuvor das südliche Niederösterreich verheert hatten, am Steinfeld vernichtet werden konnte. Für diesen Einsatz wurde er mit dem Ritterschlag belohnt
  • 1536 und 1544 an neuerlichen Feldzügen gegen Frankreich
  • 1542 am Kampf gegen Heinrich von Braunschweig.

Kaiser Karl V. erhob den Landsknechtführer 1534 wegen seiner Verdienste in den reichsunmittelbaren Adelsstand.

Bereits 1530 nahm Sebastian Schertlin in Augsburg das Amt des Stadthauptmanns an und zog mit seiner Familie im folgenden Jahr von Schorndorf in die freie Reichsstadt um. Als Stadthauptmann war er für die Verteidigung von Augsburg zuständig. Bald darauf erwarb er die in der westlichen Umgebung gelegene Herrschaft Burtenbach und nannte sich von nun an Schertlin von Burtenbach. Im Strudel von Reformation und Gegenreformation schloss er sich 1546 den Protestanten an, auf deren Seite sich auch der Rat der Stadt Augsburg mehrheitlich geschlagen hatte.

Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 wurde Schertlin Kommandeur der gesamten Infanterie der oberdeutschen Städte. Nach anfänglichen Erfolgen seiner mit großer Umsicht geführten Truppen (er eroberte unter anderem Füssen und brandschatzte Buchloe), konnte er aber den Sieg der Kaiserlichen nicht verhindern. Die Reichsstadt Augsburg verweigerte nach dem gegnerischen Erfolg die Auslieferung ihres Stadthauptmannes. Schertlin floh nach Konstanz und weiter nach Basel. Anschließend trat er 1548 in Söldnerdienste des französischen Königs Heinrich II. Daraufhin verhängte Kaiser Karl V. die Reichsacht über ihn und zog seine Güter ein. Ab 1551 vermittelte Schertlin einen Vertrag zwischen französischem König und protestantischen Reichsfürsten auf der einen und Kaiser Karl V. auf der anderen Seite. 1553 wurde er nach Austritt aus französischen Diensten vom Kaiser begnadigt, in sein Amt als Hauptmann der Stadt Augsburg wieder eingesetzt und 1559 unter Kaiser Ferdinand sogar kaiserlicher Rat. Seinen Lebensabend verbrachte er auf den zurück erhaltenen Besitzungen in Burtenbach, wo er 1577 starb.

Wesen und Wirken

Sebastian Schertlin von Burtenbach.

Schertlin war nicht nur ein Kriegsmann sondern auch ein kühler Stratege, der in verschiedenen Feldzügen zu Reichtum gelangte. Er führte seine Soldaten häufig selbst in die Schlacht und wird in der Literatur auch als „Haudegen“[1] bezeichnet. Er musste als Landsknechtführer damals seine Truppen selbst ausrüsten und aus eigener Tasche bezahlen. Seinen Lohn erhielt er in der Regel vom jeweiligen Kriegsherrn; zusätzlich durfte er sich am Vermögen der Besiegten schadlos halten. Es winkte damit ein immenser Verdienst – allerdings verbunden mit dem hohen Risiko, an Leib und Leben Schaden zu nehmen. Selbst eine einfache Verwundung konnte zum Tod führen. Schertlin äußerte sich in seiner Lebensbeschreibung offen darüber, wie er seinen Reichtum erworben hatte.

In Rom war er mit der Bewachung des während des Sacco di Roma gefangen genommenen Papstes Clemens VII. betraut.

Quellen

  • Sebastian Schertlin von Burtenbach und seine an die Stadt Augsburg geschriebenen Briefe. Mitgeteilt von Theodor Herberger, Augsburg 1852 (Digitalisat)
  • Leben und Thaten des weiland wohledlen und gestrengen Herrn Sebastian Schertlin von Burtenbach durch ihn selbst beschrieben. Nach der eigenen Handschrift des Ritters urkundlichtreu herausgegeben von Ottmar F. H. Schönhuth, Münster 1858 (Digitalisat)
  • Leben und Taten des weiland wohledelen Ritters Sebastian Schertlin von Burtenbach. Durch ihn selbst deutsch beschrieben. Herausgegeben von Engelbert Hegaur, München 1909
  • Lebensbeschreibung des Schärtlin von Burtenbach und Burkhard Stickels Tagebuch. (= Schwäbische Lebensläufe; 11). Herausgegeben von Helmut Breimesser, Heidenheim 1972

Literatur

  • Christof Paulus: Sebastian Schertlin von Burtenbach im Schmalkaldischen Krieg. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 67, 200, 1, ISSN 0044-2364, S. 47–84.
  • Franz von Rexroth: Der Landsknechtführer Sebastian Schertlin. Ein Bild seines Lebens und der beginnenden Neuzeit. Röhrscheid, Bonn 1940.
  • Alfred SternSchertlin von Burtenbach, Sebastian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 132–137.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. unter anderem in: Dietrich Rauchenberger von Harrassowitz: Johannes Leo der Afrikaner, Seite 95. ISBN 3-447-04172-2 oder Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, Band 13, Seite 70, abgefragt am 7.März 2011

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