Schängel

Schängel
Der Schängelbrunnen im Hof des Koblenzer Rathauses
Der speiende Schängel
Der Schängel auf einem Kanaldeckel

Schängel ist eine mundartliche Bezeichnung (Ortsneckname) für die in der Stadt Koblenz geborenen Jungs (heute auch Mädchen). Koblenz wird auch oft als Schängel-Stadt bezeichnet. Seit 2002 ist der Schängelbrunnen Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff Schängel stammt aus der 20-jährigen Zugehörigkeit (1794–1814) der Stadt Koblenz zu Frankreich. Gemeint waren damit ursprünglich die von den Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mütter. Der gängigste Name war damals Hans oder Johann, was dem französischen Jean entspricht. Die Koblenzer hatten aber Schwierigkeiten, Jean französisch auszusprechen, und in der Mundart der Koblenzer wurde daraus Schang.

Über die Zeit entwickelte sich hieraus schließlich Schängel, eigentlich ein Diminutiv mit der Bedeutung Hänschen. Anfangs galt dies als Schimpfwort, etwa vergleichbar dem deutschen Bankert (Synonym für ein uneheliches Kind). Heute jedoch wird Schängel als Ehrenname verstanden, und jeder in Koblenz Geborene darf für sich in Anspruch nehmen, ein Schängel zu sein. Häufig wird sogar liebevoll eine zweite Verkleinerungsendung zum Schängelche angehängt.

Einen sehr ähnlichen Spitznamen haben die Einwohner von Maastricht, die Sjenge genannt werden. Auch dieser Name geht auf den Namen Jean zurück, der bis vor kurzem in Maastricht sehr häufig war.

Der Schängelbrunnen

Der am 15. Juni 1941 eingeweihte Schängelbrunnen steht im heutigen Rathaushof, umringt von Renaissance- und Barockbauten. Er wurde 1940 von Carl Burger entworfen und ist dem Koblenzer Heimatdichter Josef Cornelius (1849–1943) gewidmet. Der Brunnentrog ist aus Eifeler Basaltlava gefertigt. Er ist mit Reliefs versehen, die Jungenstreiche der kleinen Schängel zeigen. Mit diesem Brunnen hat man dem Koblenzer Schängel und seinen Streichen ein Denkmal gesetzt, ebenso der Lebensfreude der Koblenzer Bürger. Die Bronzefigur, einem Jungen nachgebildet, speit etwa alle zwei Minuten einen sprühenden Wasserstrahl mehrere Meter weit über das Brunnenbecken hinaus. Mancher allzu neugierige Besucher wurde schon getroffen.

Das Schängellied

Die Schängelchen, die Lausbuben von Koblenz, hatten es dem Mundartdichter Josef Cornelius angetan. Ihnen widmete er zum Karneval 1914 sein Gedicht Dat Cowelenzer Schängelche. Der Musikalienhändler und Komponist Carl Wilhelm Kraehmer schuf zu dem Text dann die Melodie. Das fröhliche Lied wurde ein Riesenerfolg, und im Laufe der Jahre wurde es zur Hymne aller Koblenzer.

Dat Kowelenzer Schängelche[1]

Et es bekannt doch iwweral
Et waiß och jedes Kend,
Dat närjens en der ganze Welt
Die Schängelcher mer fend,
Als hei bei ons am Deutsche Eck,
Wo seit uralter Zeit
Dat Kowelenzer Schängelche
Am allerbest' gedeiht.
Et es vur kainem bang
On singt sei Lewe lang.

Refrain:
E lustich Kowelenzer Schängelche ich sein,
Gedaaft met Rhein- on Musselwasser on met Wein,
Gesond an Herz, an Lewer on der Lung,
On sein och meiner Modder ihrer allerbeste Jung!

On wenn em och dä kalte Wend
Als dorch dat Bexje bläst,
Et niemals dä Humor verleert,
Dä Kopp nie hänge lässt.
Et singt on peift, es kreuzfidel,
On hept grad wie en Spatz,
On wer met imm kei Spaß verstieht,
Dat es en Bullewatz.
Wo Zitz on Zores hei,
Do es et stets dobei.

Refrain

Dat Kowelenzer Schängelche
Lässt nie im Lewe no,
On wenn et mol ein Schängel es,
Sein annere widder do.
Su lang ons Mädcher Engelcher,
Dat es die Quintessenz,
Do get et och noch Schängelcher
En onser Residenz.
Dromm holl sich jeder schnell
An ons hei dat Modell.

Refrain

Literatur

  • Bellinghausen, Hans, 2000 Jahre Koblenz - Geschichte der Stadt an Rhein und Mosel, p. 412 - 415, Kapitel ""Schängel" - französischen Ursprungs" Boppard am Rhein (Harald Boldt Verlag) 1971, ISBN 3764615567
  • Gniffke, Manfred: Mir sein Kowelenzer Schängelcher - Geschichten und Anekdoten aus dem alten Koblenz, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-8313-1695-3
  • Kraeber, Hannelore: Neues Wörterbuch der Koblenzer Mundart, p. 288, Eintrag "Schängel, dä, pl. -e, Schängelche", 2. Auflage 1992, ISBN 3-9803142-2-7
  • Merian - Koblenz, Heft vom 2. Februar 1978, p. 130, Artikel: "Der Schängel"

Weblinks

 Commons: Schängel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Schängel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Schängelche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Das Lied ist bspw. abgedruckt in Bellinghauen 1971, S. 415 oder Gniffke 2007, S. 12
50.360247.598172

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