Schwanenwerder

Schwanenwerder
Bootshaus auf Schwanenwerder
Tuileriensäule auf Schwanenwerder

Schwanenwerder ist eine Insel im Berliner Ortsteil Nikolassee des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Sie liegt in der Havel am Ausgang des Großen Wannsees und ist über eine Brücke mit dem Ufer verbunden. Westlich der Insel am gegenüberliegenden Havelufer liegt Kladow, südwestlich die Pfaueninsel.

Schwanenwerder ist fast komplett mit Villen und Einfamilienhäusern bebaut; ein Zugang zum Ufer ist für die Öffentlichkeit nicht möglich. Erschlossen ist die Insel durch die Inselstraße, die weitgehend ovalförmig verläuft. Schwanenwerder ist ein gefragtes Wohngebiet. Unter anderem wohnten hier Alexander Parvus, Joseph Goebbels, Ernst Udet, Theo Morell und Axel Springer.

Geschichte

Die Insel hieß ursprünglich Sandwerder[1] (nach manchen Quellen auch Cladower Sandwerder);[2] an ihren alten Namen erinnert seit 1933 die am Ostufer des Wannsees liegende Straße Am Sandwerder.

Ein Wohnsitz auf Schwanenwerder galt schon zur Kaiserzeit als ultimativer Höhepunkt, den man im gesellschaftlichen Aufstieg erreichen konnte. Deshalb war die teuerste Straße in der deutschen Version des Brettspiels Monopoly vor dem Zweiten Weltkrieg auch konsequenterweise „Schwanenwerder“. Propagandaminister Goebbels hatte sich eine Villa auf Schwanenwerder angeeignet. Daraus entstand dann die Legende, er habe das Spiel, um einen negativen Eindruck in der Bevölkerung zu vermeiden, verbieten lassen.

1942 beabsichtigte der Widerstandskämpfer Hansheinrich Kummerow ein Sprengstoffattentat unmittelbar an der Inselbrücke auf Joseph Goebbels auszuführen, das allerdings frühzeitig vereitelt wurde.[3]

Auf der Insel befinden sich ein Jugendfreizeitheim, eine Kindererholungsstätte und ein Gruppenzeltplatz. Bis 2010 befand sich dort ebenfalls die Wache 3 der Berliner Wasserschutzpolizei.[4] Des Weiteren findet sich ein Überrest des zerstörten Palais des Tuileries, der 1882 in Paris gekauft und hierher gebracht wurde. Ein Bunker, der zum Schutz von Goebbels nahe dessen Haus angelegt worden war, kann auf Anfrage besichtigt werden. Auf dem Grundstück der abgerissenen Goebbelsschen Villa befindet sich heute das Aspen-Institut, das sich um die Vermittlung US-amerikanischer Politikinhalte im Ausland bemüht.

Der Bau einer modernen und großflächig gestalteten Villa sorgte bei den Anwohnern für kontroverse Diskussionen,[5] da diese direkt und wasserseitig einsehbar am Ufer liegt.

Im Juli 2002 waren auf Einladung die Söhne und Töchter von Feuerwehrleuten aus New York in einem Jugendzeltlager zu Gast. Nachdem diese am 10. Juli abgereist waren, ereignete sich gegen 19 Uhr ein Unwetter mit außergewöhnlich starken Sturmböen, bei dem zwei Jugendliche durch umstürzende Bäume zu Tode kamen.[6]

2010 wurden auf der Insel einige über 10.000 m² große unbebaute Seegrundstücke versteigert.[7] Der Liegenschaftsfonds versteigerte ebenfalls ein 2.300 m² großes Grundstück, auf dem einst Joseph Goebbels seinen Fuhrpark hatte.[8]

Als Schwanenwerder-Chronist und Kenner der Insel gilt der ehemalige Berliner Polizeipräsident Georg Schertz.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Insel Schwanenwerder. Internetauftritt des Hauses der Wannsee-Konferenz
  2. Säule des Tuilerienschlosses steht auf Schwanenwerder. In: Der Tagesspiegel
  3. Brad Pitt: Pack die Badehose ein. In: Gala, 25. Juli 2007.
  4. Goebbels Schwanenwerder. In: zeit.de vom 11. Mai 2010
  5. Geheimnisvolle Mega Villa spaltet Schwanenwerder. In: Berliner Morgenpost, 21. Juni 2009
  6. Mutter: „Maik könnte noch leben, hätte man auf die Sturmwarnungen gehört“. In: Berliner Kurier vom 13. Juli 2002
  7. Katrin Lange: Geheimnisvolle Mega-Villa spaltet Schwanenwerder. 21. Juni 2009
  8. Thomas Loy: Goebbels Garage im Angebot. In: Der Tagesspiegel. 11. Mai 2010
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