Schupbach

Schupbach
Schupbach
Gemeinde Beselich
Wappen von Schupbach
Koordinaten: 50° 27′ N, 8° 9′ O50.4544444444448.1525185Koordinaten: 50° 27′ 16″ N, 8° 9′ 9″ O
Höhe: 185 m ü. NN
Fläche: 15,83 km²
Einwohner: 1.075 (2009)
Eingemeindung: 31. Dez. 1970
Postleitzahl: 65614
Vorwahl: 06484

Schupbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Beselich im Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen und hat etwa 1.100 Einwohner.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Kriegerdenkmal an der Kirche
Friedhofshalle

Schupbach liegt am nordöstlichen Rand des Limburger Beckens, am Rand des Lahntals und am Südosthang des Westerwaldes. Es liegt eingebettet zwischen Mörsberg, Hengen und im Tal des Kerkerbachs zentral im Landkreis Limburg-Weilburg. Der Ort befindet sich knapp drei Kilometer östlich des Zentralorts Obertiefenbach und knapp zehn Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Limburg an der Lahn.

Der Ort wird von Nordwest nach Südost vom Brandbach durchflossen. Die Ansiedlung selbst liegt auf rund 200 Metern Höhe. Das Gelände steigt nach Westen sanft auf bis zu 261 Meter an. Nach Süden gibt es kaum Höhenunterschiede. Der niedrigste Punkt liegt südöstlich des Orts bei rund 190 Metern. Nördlich und östlich schließt sich an Schupbach eine steile Geländestufe an, auf der das Bodenniveau schnell auf bis zu 263 Meter ansteigt. Der höchste Punkt wird allerdings im Westen der Gemarkung nahe dem Beselicher Kopf mit 294 Metern erreicht. Rund um den Ort erstreckt sich landwirtschaftlich genutztes Land, das sich im Süden an einen Agrarlandstreifen anschließt, der bis zur Lahn reicht. An den übrigen Gemarkungsrändern ist der Ort weitgehend von Mischwald umfangen.

Geologie

Die Landschaft ist geprägt durch Kalkstein- und Tonvorkommen. Der Kalksteinabbau um Schupbach besitzt eine lange Geschichte und seine Sorten wurden auch unter dem überregionalen Oberbegriff Lahnmarmor bekannt.

Nachbarorte

Im Norden Heckholzhausen, im Osten Gaudernbach und Wirbelau, im Süden Eschenau und Niedertiefenbach, im Westen Obertiefenbach. Früher existierte noch der Ort "Schuy" zwischen Schupbach und Obertiefenbach.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahl schwankt seit einigen Jahren zwischen 1230 und 1260 Einwohnern.

Geschichte

Denkmal am Friedhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege

Der Ort Schupbach und eine eigene Kirche wurden erstmals 1276 in einer Urkunde des Klosters Beselich erwähnt. Für das 13. Jahrhundert ist ein adliges Geschlecht mit dem Namen "von Schupbach" belegt, deren Wappen noch heute als Ortswappen geführt wird. Spätestens im 14. Jahrhundert muss ein Zentgericht mit Schupbach als Sitz entstanden sein. Gerichtsplatz war möglicherweise die große Linde auf dem Kirchhof. 1366 ging dieses Gerichtsgebiet zunächst als Pfand von der Grafschaft Diez an die Herren von Runkel über. Zehn Jahre später wurde die Pfandschaft in ein erbliches Lehen umgewandelt. Für 1495 sind Wirbelau, Falkenbach, Gaudernbach, Heckholzhausen, Eschenau und Obertiefenbach als zum Zent Schupbach gehörig überliefert.

1565 wurde die Reformation in Schupbach eingeführt, zunächst nach lutherischem, ab 1587 nach reformiertem Bekenntnis. 1590 gab es eine Schule in Schupbach - ungewöhnlich früh für die Region. 1844 wurde ein neues Schulhaus errichtet, das 1980 abgerissen wurde. Der Schulneubau aus dem Jahr 1960 befindet sich heute im Privatbesitz.

Um 1600 muss der Marmorabbau begonnen haben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort 1634 von Kroaten und 1646 von kaiserlich-bayerischen Truppen geplündert und verwüstet. 1648 standen nur noch zwölf Häuser. 1799 fand in Schupbach ein "Räuberkongress" statt. Begünstigt wurde die Zusammenkunft durch die Lage des Orts am Begegnungspunkt mehrerer Herrschaftsgrenzen, wodurch eine schnelle Flucht vor Strafverfolgung möglich wurde.

Im Herzogtum Berg wurde Schupbach 1806 zur Stadtgemeinde ernannt. 1816 wurde es in das neu geschaffene Herzogtum Nassau eingegliedert, 1866 in Preußen. 1888 erhielt der Ort einen Bahnanschluss durch die Kerkerbachbahn, die 1960 stillgelegt wurde.

Die Einwohnerzahl entwickelte sich von 1939 mit 781 Personen über 1148 im Jahr 1961 bis zum Jahr 1970 auf 1091 Einwohnern.

Am 31. Dezember 1970 schloss sich die Gemeinde Schupbach mit den ebenfalls selbständigen Gemeinden Obertiefenbach, Heckholzhausen und Niedertiefenbach zur Gemeinde Beselich zusammen.

Wirtschaft

Ehemalige Molkerei

Bis in die 1970er Jahre wurde, in Schupbach Kalkstein, Marmor und Ton abgebaut und weiter verarbeitet. Der Marmor Schupbach schwarz, erstmals 1622 erwähnt, wurde unter anderem im Empire State Building in New York verbaut, Schupbach weiß wurde im Trierer Dom verwendet, Famosa im Würzburger Dom, in der Eremitage in St. Petersburg und in der Metro Moskau. Goldader, Korallenfels und Wiedischrosa waren weitere Bezeichnungen für in Schupbach abgebaute Marmorarten. Den Grundstein für die Verbreitung des Schupbacher Marmors legten die 1675 aus Winterthur eingewanderten Steinmetz-Brüder Jacob und Theobaldus Weidemann.

1863 entstand der "Vorschussverein", der noch heute als "Volksbank Schupbach" und damit als eine der kleinsten Volksbanken Deutschlands besteht.

Rund 200 Hektar des Gemarkungsgebietes bestehen aus Wald. Überörtliche Bedeutung hatte die bis in die 1980er Jahre betriebene Schupbacher Molkerei.

Vereine

Ältester Verein im Ort ist der Sängerchor "Einigkeit". Er entstand 1854 zunächst als Männer-Kirchenchor. 1973 schloss er sich mit dem zehn Jahre zuvor gegründeten Frauenchor zu dem heutigen Verein zusammen. Dem 1898 gegründeten Sportverein TuS Schupbach haben sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der einstige Fußballverein VfR 1920 sowie die 1928 formierte Handballmannschaft angeschlossen. Weitere Vereine sind die im Jahr 1925 gegründete Freiwillige Feuerwehr Schupbach (seit 1. Januar 1985 mit ihrer Jugendfeuerwehr), der Geflügelzuchtverein Kerkerbachtal, gegründet 1958, Tischtennisclub 1975, Karneval-Club Schupbach 2001 und Pony- und Pferdesportfreunde Weidenhof. Im Februar 2010 gründete sich der Förderverein Ehemalige Synagoge Schupbach e.V.

Bauwerke

Ehemalige Dampfmühle

"Dampfmühle"

In der wirtschaftlichen Entwicklungsgeschichte der Region früher Industriebau, der mit seinem Giebelrisalit und der Fenstergruppierung Formen traditioneller Herrschaftsarchitektur verwendet und so den Bedeutungsanspruch des Fabrikanten vorträgt. Das Mauerwerk besteht aus örtlichen Bruchsteinen in Verarbeitung als Bossenwerk. Gesimskanten, Fensterbögen und -bänke sind aus rotem, zur grauen Wand kontrastierendem Ziegelwerk. Kleine Zugankerscheiben zeigen die Spanndeckenkonstruktion an.

Hofanlage Eckerstraße

Hofanlage Eckerstraße

Ausgedehnte, gutherrschaftliche Hofanlage zwischen Gässchen, Mittel- und Eckerstraße. Das dreistöckige Wohnhaus mit angefügter Torfahrtsachse ist ein verputzter Bruchsteinbau, entstanden etwa 1460. Die Scheunen und Stallgebäude sind gleichzeitige Fachwerkbauten, teilweise unter Verwendung älteren Mauerwerkes. Als großbäuerliche Hofanlage des 19. Jahrhunderts den Ortskern bestimmend.

Evangelische Pfarrkirche

Evangelische Pfarrkirche

Die Kirche ist ein frei in der Ortsmitte gelegener Bau. Die jetzige, größtenteils neuere Terrassenmauer deutet noch den angehobenen alten Kirchhof an. Am Eingangsportal stehen mehrere rundbogige, barocke Grabsteine. Der hohe Wehrturm des 11. Jahrhunderts weist Tonnengewölbe in den beiden Untergeschossen und eine kleine, klassizistische Laterne auf. Auch das Kirchenschiff ist im Kern romanisch, wurde aber 1696 verlängert und dreiseitig geschlossen. Das Gebäude verfügt über eine schlichte Holztonnendecke. Um 1700 wurde die einseitige Empore, Kanzel und Marmormensa geschaffen. Die Orgel aus dem Jahr 1816 stammt von Johann Georg Bürgy aus Gießen. Die volkstümlich-expressiven Malereien entstanden 1936.

Ehemalige Synagoge

Ehemalige Synagoge

1816 entstand eine erste "Judenschule" im Ort, die 1877 nach weitgehendem Neubau als Synagoge geweiht wurde. Die jüdische Gemeinde mit ihren Filialorten Obertiefenbach, Heckholzhausen, Gaudernbach und Wirbelau besaß zu diesem Zeitpunkt rund 180 Mitglieder. Im größeren Trakt befand sich oben der Synagogensaal und unten (bis 1904) die Schulstube. Der Seiten- und Eingangsbau nahm Treppen, Empore und Bad auf. Nachträglich verputzter Backstein.

Bei Auflösung der Gemeinde 1935 wurde die Synagoge veräußert, daher nicht zerstört, aber erheblich verändert, entleert und als Lagerraum verwendet. Die drei hohen Rundbogenfenster des Umbaus von 1877 wurden zwischen 1937 und 1945 entfernt und jeweils durch zwei einzelne Fenster ersetzt. Hierfür wurden die Fensteröffnungen in der Mitte zugemauert, sodass die Fassade zur Straßenseite das Erscheinungsbild eines einfachen zweistöckigen Hauses annahm. Die neuromanischen Rundbögen wurden an den oberen Fenstern belassen. Zudem hat man die Rundbögen der ursprünglichen hölzernen Fensterrahmen für die Neuanfertigung der oberen Fenster wiederverwendet. Im Innenraum ist die Veränderung der ursprünglichen Fenster noch als unverputztes Mauerwerk erkennbar.

Innenraum der Synagoge in Schupbach.

Die Decke des Gebetsraumes ist heute noch im ursprünglichen Zustand erhalten. Auf blauem Untergrund sind goldene Sterne gemalt. Die Frauenempore sowie die Mikwe, das rituelle Tauchbad, sind ebenfalls noch vorhanden. Neben der Hadamarer Synagoge ist sie die einzige im Landkreis Limburg-Weilburg, die als solche erbaut wurde und erhalten blieb. Heute ist das Gebäude vor allem im Inneren in einem schlechten Zustand. Noch heute befindet sich die Synagoge in Privatbesitz. Im Februar 2010 gründete sich der Förderverein Ehemalige Synagoge Schupbach e.V., der sich für den Erhalt der Synagoge einsetzt und den Erwerb des Gebäudes anstrebt.

Einzelnachweise

  1. Einwohnerstruktur von Beselich

Weblinks


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