Schulfunk

Schulfunk
1949 wurden 80 Hamburger Schulen mit je einem Spezialgerät für den Empfang der Schulfunksendungen ausgerüstet.

Der Schulfunk ist eine Ergänzung des schulischen Unterrichts als Hörfunksendung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Eine entsprechende Fassung im Fernsehen ist das Schulfernsehen.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliches

Die Schulfunksendungen (Hörfunk) haben im Urheberrechtsschutz eine Sonderstellung. Gemäß dem deutschen Urheberrecht § 47 ist eine Vorführung von Mitschnitten im Unterricht aus Hörfunk und Fernsehen für Sendungen zulässig, die als „Schulfernsehen“ bzw. „Schulfunk“ bei der Ausstrahlung gekennzeichnet sind. Aufgezeichnete Sendungen dürfen bis zum Ende des auf die Ausstrahlung folgenden Schuljahres verwendet werden. Dies ist auch die Rechtsgrundlage dafür, dass Schulfernsehsendungen von den Landesmedienzentren aufgezeichnet und für Schulen vorgehalten werden können.

Geschichte

Bereits 1924 gab es in Deutschland erste Schulfunksendungen. Der später gegründete Deutsche Schulfunkverein und die Zeitschrift Der Schulfunk widmeten sich diesem Thema. In der Schweiz und in Österreich ergänzt seit 1932 Schulfunk den Unterricht. Auch in anderen Ländern (USA, Kanada, Sowjetunion usw.) gab es in den 1930er Jahren Radiosendungen für Schulen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Schulfunk in Deutschland am 2. September 1946 mit täglichen Sendungen des Senders Leipzig des Mitteldeutschen Rundfunks.

Nach dem Start im Herbst 1947 im NWDR-Programm (ab Jan. 1956 NDR/WDR 1) war die klassische Zeit des Schulfunkes die 1950er- und 1960er-Jahre. Die Sendungen wurden mindestens bis weit in die 1960er-Jahre vormittags und nachmittags ausgestrahlt. Sie begannen mit der instrumentalen Einleitung der Arie des Papageno aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, wenn die Schulfunksendung auf NDR/WDR 1 aus dem NDR-Funkhaus in Hamburg bzw. später auf NDR 3 gesendet wurde. Kam der Schulfunk aus den Kölner WDR-Funkhaus bzw. später auf WDR 3, bestand der Vorspann aus den instrumental dargebotenen ersten zwölf Takten des 3. Satzes der Sinfonie Nr. 28 A-Dur von Joseph Haydn. In Ferienzeiten gab es meist keinen Schulfunk.

Bis weit in die 1960er Jahre wurden der Schulfunk vormittags und nachmittags gesendet. Später liefen die Sendungen nur wochentags am Vormittag, sodass die Schüler sie in der Regel nur im Unterricht in der Schule hören konnten. Nachmittags wurden auf den dritten Hörfunkprogrammen des NDR und des WDR Wiederholungen ausgestrahlt.

Besonders bekannte Serien waren u.a.: Neues aus Waldhagen, Der Arzt spricht, Der Tierfreund, Lebendige Vergangenheit, Aus Heimat und Welt, Du bist mitverantwortlich sowie die Englisch-Lektionen English for juniors (Anfänger) und English for seniors (Fortgeschrittene), gesprochen von den bei vielen Englischschülern beliebten Lehrern Henry and Barbara.

Heute bieten nur wenige Rundfunkanstalten dem Schulfunk ähnliche Bildungsprogramme an, die sich jedoch an ein breiteres Publikum wenden: radioWissen (BR), Wissenswert (HR/SR), Logo (NDR), SWR2 Wissen, LernZeit (WDR) und Radiokolleg (ORF). Darüber hinaus verbreiten Radiosender ihre Bildungssendungen auch als Podcast.

Neues aus Waldhagen

Die Schulfunk-Sendungen beinhalteten auch oft kleine Hörspiele zur Vermittlung sozialer Inhalte, wie die Reihe Neues aus Waldhagen, die erstmals am 11. November 1955 vom NWDR (später NDR) ausgestrahlt wurde. Erfinder und verantwortlicher Redakteur der Reihe war Gernot Weitzl, der bis 1978 auch die Regie führte. Bis zur Einstellung im März 1985 wurden 318 Sendungen produziert.

Zum Erfolg der Hörspielserie trug neben dem Erzähler Heinz Reincke besonders das Ensemble des Hamburger Ohnsorg-Theaters bei, unter ihnen Heidi Kabel (Emma Piepenbrink), Rudolf Beiswanger (Paul Piepenbrink), Otto Lüthje (Dorfschuster Emil Ziesemann), Aline Bussmann (Käthe Ziesemann) Henry Vahl (Opa Negenborn), Heinz Lanker (Eduard Grothe), Hilde Sicks (Frau Grothe – gemeinsam mit Ehemann Eduard: Wirtsleute des Dorfgasthofes Zum fetten Ochsen), Karl-Heinz Kreienbaum (Landarzt Dr. Kraus) und Carl Voscherau (Bürgermeister Ludwig Kienappel).

Zu den Autoren der Sendung gehörten Charlotte Drews-Bernstein und Tilly Hütter (u. a. Theaterstücke „Müggensack sein Venus“ und „Mannslüüd sünd ok blots Minschen“, die im Hamburger Ohnsorg-Theater uraufgeführt wurden). Das Ensemblemitglied Otto Lüthje, im Hauptberuf bis 1964 Mittelschullehrer, gehörte übrigens zu den Leuten, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Schulfunk in Hamburg aufbauten.

Siehe auch

Weblinks


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