Schule von Barbizon

Schule von Barbizon
Jean-Baptiste-Camille Corot: Brücke bei Narni, 1826
Charles-François Daubigny: Boote auf der Oise, 1865
Jean-François Millet: Ährenleserinnen, 1857

Die Schule von Barbizon wurde von einer Gruppe französischer Landschaftsmaler Mitte des 19. Jahrhunderts gebildet. Die Künstler hielten sich in dem Dorf Barbizon im Wald von Fontainebleau auf. Es handelt sich nicht um eine Schule im engeren Sinne. Die Maler strebten weder eine einheitliche Ästhetik noch eine feste Schulstruktur an. Was sie einte, war vielmehr die Ablehnung der akademischen Lehre zugunsten eines unmittelbaren Zugangs zur Natur.[1]

Die Malerkolonie, die um 1830 von Théodore Rousseau gegründet wurde und bis ca. 1870 bestand, beeinflusste maßgeblich die Landschaftsmalerei in ganz Europa, so vor allem den Impressionismus.

Inhaltsverzeichnis

Charakterisierung

Statt der vom klassischen Kanon geforderten Bilder mit historischen, religiösen oder mythologischen Themen malten die Vertreter der Schule von Barbizon kleinformatige Landschaften.[1] Kennzeichnend für die Schule war die Hinwendung zur realistischen Naturdarstellung im Gegensatz zur klassisch-idealistischen Landschaftskomposition. Diese neue Sicht der bereits zum Impressionismus überleitenden Paysage intime wurde zu einem Markenzeichen der Gruppe.

Da weniger die Hinwendung zu einem bestimmten Ziel, als vielmehr die Abwendung vom akademischen Klassizismus das verbindende Element der Gruppe war, unterschieden sich die Maler durch ihre jeweilige Auffassung.[1]

Im Gegensatz zur klassischen Ateliermalerei fertigten die Künstler zunächst Skizzen unter freiem Himmel an und stellten ihre Werke später im Atelier fertig.

Während die meisten der Gemälde heutzutage als eher sentimental geprägt gesehen werden, galten einige zur Entstehungszeit wegen ihres sozialen Realismus als radikal, so zum Beispiel das Bild Ährenleserinnen von Jean-François Millet.[2]

Vorläufer

Anregungen fanden die Maler bei den zeitgenössischen englischen Landschaftsmalern John Constable und William Turner und den niederländischen Landschaftsmalern des 17. Jahrhunderts, insbesondere Meindert Hobbema und Jacob Izaaksoon van Ruisdael.

Auswirkungen und Einflüsse

Die Schule von Barbizon hatte entscheidenden Einfluss auf die Impressionisten. Diese begaben sich oft auf der Suche nach Orten für ihre Pleinairmalerei in den Wald von Fontainebleau, wo sie auf die Maler von Barbizon trafen.[1] Camille Pissarro war Schüler von Corot, der zu jener Zeit als der führende Landschaftsmaler Frankreichs angesehen wurde.

Wichtige Mitglieder der Gruppe

Literatur

  • Konrad O. Bernheimer (Hrsg.): Barbizon. 19th. century paintings from a european private collection. Bernheimer, München 1993, ISBN 3-9803477-1-0.
  • Hans-Peter Bühler: Die Schule von Barbizon. Französische Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Bruckmann Verlag, München 1979, ISBN 3-7654-1761-0.
  • Andreas Burmester (Hrsg.): Barbizon. Malerei der Natur, Natur der Malerei. Klinkhardt & Biermann Verlag, München 1999, ISBN 3-7814-0424-2.
  • Gerhard Finckh (Hrsg.): Abenteuer Barbizon – Landschaft, Malerei und Fotografie von Corot bis Monet. Kettler, Bönen 2007, ISBN 978-3-89202-066-0
  • Bernd Müllerschön / Thomas Maier: Die Maler der Schule von Barizon. Wegbereiter des Impressionismus. Mit Biografien und Werkbeschreibungen von 70 Künstlern. Ed. Thombe, Stuttgart 2002, ISBN 3-9352-5201-0
  • Vincent Pomarède: L'école de Barbizon. Peintre en plein air avant l'impressionisme. Union des Musées Nationaux, Paris 2002, ISBN 2-7118-4356-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Gabriele Crepaldi: Der Impressionismus. Künstler, Werke, Fakten, Sammler, Skandale („Gli atlante dell'oimpressionismo“). DuMont Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-9018-7, S. 32
  2. Peter Wulf Hartmann: Kunstlexikon. Selbstverlag, Wien 1996, ISBN 3-9500612-0-7

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