Schubertiade Schwarzenberg

Schubertiade Schwarzenberg
Schubertiade, Zeichnung von Schuberts Freund Moritz von Schwind, 1868 aus der Erinnerung gezeichnet
Eine Schubertiade, Ölgemälde von Julius Schmid (entstanden 1897)

Als Schubertiade werden seit den Lebzeiten des Komponisten Franz Schuberts (1797–1828) Aufführungen seiner Werke bezeichnet. Zunächst wurde der Begriff für Aufführungen in privatem Rahmen verwendet, heute bezeichnet er auch Konzertreihen und Musikfestspiele.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

1815–1824 fanden in der großen Wohnung der Familie Sonnleithner im Gundelhof in Wien viel beachtete Hauskonzerte statt. Ignaz Sonnleithner hatte einen Kreis von kulturell interessierten Bürgern um sich geschart und kam bald mit Schubert in Kontakt. Die Hauskonzerte Sonnleithners boten Schubert eine gute Möglichkeit, sein Werk in Wien bekannt zu machen. Die erste dokumentarisch belegte Veranstaltung, die man als Schubertiade bezeichnen kann, fand am 26. Januar 1821 in der Wohnung Franz von Schobers statt (Brief Joseph Hubers vom 30. Januar 1821 an seine Braut). Ab 1822 verwendete Schubert selbst den Begriff. Eine Schubertiade kann man auch alleine veranstalten, wie der Brief Leopold Kupelwiesers an Franz von Schober vom 8. März 1824 ("auch geb' ich mir zuweilen Schubertiaden") beweist.

Bei den ersten Schubertiaden spielte Franz Schubert Klavier, und der Bariton Johann Michael Vogl sang dessen Lieder. Auch Lesungen und geistvolle Unterhaltungsspiele, welche häufig unter einem bestimmten Thema standen, gehörten zu den Abenden. Diese waren eine Mischung von freundschaftlichen Treffen und literarisch-musikalischer Salon.

Häufige Gäste waren Joseph Sonnleithner, Leopold Sonnleithner, Franz von Hartmann, Anton von Doblhoff-Dier, Joseph Huber, die Maler Moritz von Schwind, Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld und Wilhelm August Rieder, die Dichter Johann Mayrhofer, Johann Gabriel Seidl und der Komponist und Dirigent Franz Lachner, sowie Schuberts engste Freunde Joseph von Spaun, Franz von Schober, Karl Enderes, Joseph Witteczek, Joseph von Gahy (1793–1864) und Eduard von Bauernfeld.

Gastgeber der Schubertiaden waren neben Sonnleithner u. a. der Maler Ludwig Mohn, der Dichter Eduard von Bauernfeld und der Schlossverwalter Joseph Derffel, Verwalter des Schlosses Atzenbrugg. Die letzte große Schubertiade zu Lebzeiten des Komponisten fand am 28. Januar 1828 bei Joseph von Spaun im Klepperstall in Wien statt.

Schubertiaden heute

Seit dem 20. Jahrhundert wurden auch größere Musikfestspiele, die sich hauptsächlich mit Schuberts Werk befassen, mit dem Namen „Schubertiade“ bezeichnet.

Schubertiade in Vorarlberg

Der Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg während der Pause eines Konzerts der Schubertiade 2004.

Als bedeutendstes Schubert-Festival gilt die Schubertiade in Vorarlberg. Diese Festspiele wurden 1976 in Hohenems als „Schubertiade Hohenems“ von dem deutschen Bariton Hermann Prey gegründet, der alle Werke Schuberts chronologisch nach Entstehung aufführen wollte. Nach Meinungsverschiedenheiten um den Zuschnitt der Festspiele zog sich Prey nach einigen Jahren von der Leitung zurück und etablierte eine ebenfalls „Schubertiade“ genannte Konzertreihe im Wiener Musikverein, die den chronologischen Grundgedanken fortführte. Heute ist Gerd Nachbauer Geschäftsführer der Schubertiade GmbH.

Die Vorarlberger Schubertiade fand zunächst im Palast Hohenems statt, ab 1991 als „Schubertiade Feldkirch“ in Feldkirch mit „Landpartien“ in die Umgebung (u. a. Schwarzenberg und Schloss Achberg) und ist seit 2001 als „Schubertiade Schwarzenberg“ ganz in Schwarzenberg beheimatet. Dort versammelt sie in zwei Zeiträumen im Sommer viele der bekanntesten Liedinterpreten, Pianisten und Kammermusikensembles der Welt: z. B. Alban-Berg-Quartett, Hagen-Quartett, Artemis-Quartett, Emerson-Quartett, Ian Bostridge, Robert Holl, Christoph Prégardien, Thomas Quasthoff, Michael Schade, Angelika Kirchschlager, Diana Damrau, Bernarda Fink, Oleg Maisenberg, Till Fellner, Alfred Brendel, Lars Vogt. Zudem halten große Interpreten Meisterkurse für Liedgesang (2007: Thomas Quasthoff) und Streichquartett ab, die auch für das Publikum zugänglich sind. Das Programmangebot zieht internationale Musikkenner an, die oft für die gesamte Festspieldauer anreisen. Hauptspielstätten sind der 2001 eröffnete Angelika-Kauffmann-Saal, der für seine ideale Akustik gerühmt wird, und der kleinere Dorfsaal.

Seit 2005 werden von der veranstaltenden Schubertiade GmbH unter dem Label „Schubertiade Hohenems“ auch wieder Konzerte im Gründungsort Hohenems angeboten, die in unregelmäßigen Abständen über das ganze Jahr verteilt stattfinden. Spielstätte in Hohenems ist ein ehemaliger Mehrzwecksaal eines Turnvereins, der zum Konzertsaal Markus-Sittikus-Saal umgebaut wurde.

Weitere Schubertiaden

Weitere Festspiele oder Konzertprogramme, die den Namen „Schubertiade“ tragen, sind die „Schubertiade im Ettlinger Schloss“ in Ettlingen (bei Karlsruhe), die „Schubertiade Schloss Eyb“ in Dörzbach (Hohenlohe), die „Schubertiade Luxemburg“ und die „Schubertiade Zürich“.

Weblinks


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