Schottische Garde

Schottische Garde
Miniatur Jean Fouquets aus dem Stundenbuch des Étienne Chevalier; links im Bild: die Schottische Garde Karls VII.

Die Schottische Garde (französisch Garde écossaise) war eine militärische Einheit in Diensten des französischen Königshauses, deren Gründung auf Karl VII. zurückgeht. Im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts nahm Karl VII. schottische Soldaten in seine Dienste und gründete damit die Compagnie des gendarmes écossais, die er zu seiner Leibgarde machte. Die Männer rekrutierten sich aus einem Kontingent schottischer Kämpfer, die Frankreich während des Hundertjährigen Krieges gegen die Truppen des englischen Königs unterstützten und damit die Vereinbarungen der Auld Alliance erfüllten.

Im Gedenken an die Schlacht von Verneuil,[1] in der 1424 die Compagnie des gendarmes écossais fast vollständig vernichtet wurde, gründete Karl VII. zusätzlich eine 25 Mann starke Eliteeinheit, die Garde de la Manche. Zwei bis sechs ihrer Mitglieder beschützten den König, indem sie sich immer in seiner direkten Nähe aufhielten. Für diesen Dienst wurden sie mit zahlreichen Vorrechten ausgestattet. Unter anderem wurde ihrem Kommandanten des nachts der Schlüssel zu den königlichen Gemächern anvertraut, und ihre Mitglieder besaßen das Privileg, den Leichnam eines verstorbenen Königs zur Beisetzung von Paris nach Saint-Denis tragen zu dürfen. Darüber hinaus war die Schottische Garde aber auch für jedes einzelne Mitglied persönlich von Vorteil, denn neben einem überdurchschnittlich hohen Salär wurden viele Mitglieder der Garde von ihrem Dienstherrn in den französischen Adelsstand erhoben, indem er sie mit Besitzungen aus der Krondomäne belehnte.[2] Damit ging ein hohes Ansehen in Frankreich einher, weswegen viele Mitglieder der Schottischen Garde oft als Abgesandte und Diplomaten in französischen Diensten unterwegs waren. Ihre Offiziere wurden zudem automatisch in den Ritterorden vom heiligen Michael aufgenommen, während ihr Hauptmann (französisch: capitain) häufig auch das Amt des Großkammerherrn von Frankreich bekleidete.[1]

Die Garde de la Manche bildete zusammen mit der Compagnie des gendarmes écossais unter dem Namen Schottische Garde die erste Kompanie der französischen Leibgarde („Garde du Corps“) und bestand bis zur Französischen Revolution. Auf Beschluss der Nationalversammlung vom 25. Juni 1791 wurde die gesamte Garde du Corps und damit auch die Schottische Garde aufgelöst.[3] Während der Restauration rief sie Ludwig XVIII. zwar wieder ins Leben, doch nach der Abdankung Karls X. wurde die Einheit per Erlass vom 11. August 1830[4] endgültig abgeschafft.

Besonderes Merkmal der Gardemitglieder war ihr weißer Kasack, der mit goldenen Stickereien verziert war. Unter einer gestickten Krone fand sich auf ihm das Motto der Einheit: „In omni modo fidelis“ (deutsch: „In jeder Weise treu“). Bewaffnet waren die Garden mit einem Degen und einer Partisane.[5]

Zu Beginn war die Schottische Garde tatsächlich nur Männern schottischer Nationalität vorbehalten. Dies änderte sich jedoch allmählich ab der Herrschaft Heinrichs II.,[6] sodass zur Zeit König Karls IX. fast ausschließlich Franzosen Gardemitglieder waren[7] und schließlich nur noch der Name das einzig Schottische an der Einheit war. Einer der bekanntesten Hauptmänner dieser Einheit war Gabriel de Lorges, Graf von Montgomery, der Heinrich II. am 1. Juli 1559 bei einem Turnier aus Versehen tödlich verletzte und so für den Tod seines Dienstherrn, den er doch eigentlich beschützen sollte, persönlich verantwortlich war.

Literatur

  • Philippe Le Bas: France, dictionnaire encyclopédique. Band 7. Firmin Didot, Paris 1842, S. 75–76 (online).
  • Philippe Le Bas: France, dictionnaire encyclopédique. Band 8. Firmin Didot, Paris 1842, S. 620–622 (online).
  • Thomas Moncrieff: Memoirs Concerning the Ancient Alliance Between the French and Scots. W. Cheyne, Edinburgh 1751, S. 25–30 (online).
  • Tim Wallace-Murphy, Marilyn Hopkins: Custodians of Truth. The Continuance of Rex Deus. York Beach, Weiser, 2005, ISBN 1578633230, S. 199–201.
  • Adrien Pascal, Jules François Le Comte, Germain Nicolas Brahaut, François Sicard: Histoire de l’armée et de tous les régiments depuis les premiers temps de la monarchie française jusqu’à nos jours. Band 1. Barbier, Paris 1847, S. 300–306 (online).

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b T. Wallace-Murphy, M. Hopkins: Custodians of Truth, S. 200.
  2. Vgl. Francisque Michel: Les Ecossais en France, les Français en Ecosse. Band 1. Franck, Paris 1862 (online).
  3. P. Le Bas: France, dictionnaire encyclopédique, Band 8, S. 621.
  4. P. Le Bas: France, dictionnaire encyclopédique, Band 8, S. 622.
  5. Adolphe und Pierre Adolphe Chéruel: Dictionnaire historique des institutions, mœurs et coutumes de la France. Band 1. Hachette, Paris 1855, S. 473. (online). Der Autor benutzt das französische Wort „épée“, das sowohl mit „Schwert“ als auch mit „Degen“ übersetzt werden kann.
  6. T. Moncrieff: Memoirs Concerning the Ancient Alliance Between the French and Scots, S. 29.
  7. P. Le Bas: France, dictionnaire encyclopédique, Band 8, S. 620.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Garde de la porte — Garde normale Uniform Die Gardes de la porte (übersetzt heißt es etwa Türwache) waren ein Verband in der Garde (Maison militaire du roi) des Königs von Frankreich. Die Ursprünge gehen bis in das ausgehende Mittelalter zurück, womit sie zu den… …   Deutsch Wikipedia

  • Garde Écossaise — Miniatur Jean Fouquets aus dem Stundenbuch des Étienne Chevalier; links im Bild: die Schottische Garde Karls VII. Die Schottische Garde (französisch: Garde écossaise) war eine militärische Einheit in Diensten des französischen Königshauses, deren …   Deutsch Wikipedia

  • Garde du corps du roi — Garde in Uniform für den Dienst zu Fuß Die Garde du corps du roi (Leibgarde des Königs) war zunächst ein leichter, später ein schwerer Kavallerieverband in der Garde (Maison militaire du roi) des Königs von Frankreich. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Haustruppen des Königs von Frankreich — Die Haustruppen des Königs von Frankreich (Maison Militaire du Roi) waren die Gardetruppen des Ancien Régime. Die königlichen Haustruppen umfassten sehr unterschiedliche Truppenkörper: Die Bandbreite reichte von kleinen, rein zeremoniellen… …   Deutsch Wikipedia

  • Vertrag von Paris (1295) — Die Auld Alliance (das Alte Bündnis) war ein Bündnis zwischen Schottland und Frankreich. Es dürfte wohl bis 1165 auf Wilhelm I. den Löwen zurückreichen; das erste schriftliche Zeugnis ist allerdings erst der Vertrag, der am 23. Oktober 1295 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Gabriel Montgomery, Seigneur de Lorges — Gabriel I. de Lorges, Graf von Montgomery, (* 1526 in Ducey, Normandie, † hingerichtet 26. Juni 1574 in Paris), Herr von Ducey (Manche), war Hauptmann der Schottischen Garde und jener Mann, durch dessen Hand König Heinrich II. von Frankreich… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der britischen Infanterieregimenter der Frühen Neuzeit — Die vorliegende Liste der britischen Infanterieregimenter der Frühen Neuzeit kann nur willkürlich mit den napoleonischen Kriegen enden. Eine Zäsur, wie sie die brandenburg preußische Armee auf Grund ihrer Kapitulation 1806 erfuhr, gab es nicht.… …   Deutsch Wikipedia

  • Auld Alliance — Die Auld Alliance (schottisch für „Altes Bündnis“) war ein Bündnis zwischen Schottland und Frankreich. Es dürfte wohl bis 1165 auf Wilhelm I. den Löwen zurückreichen; das erste schriftliche Zeugnis ist allerdings erst der Vertrag, der am 23.… …   Deutsch Wikipedia

  • Minto — Minto, 1) Sir Gilbert Elliot, Graf von, brit. Staatsmann, geb. 23. April 1751, gest. 21. Juni 1814, Sohn des Dichters und Staatsmannes Sir Gilbert Elliot (gest. 1777), wurde 1774 Rechtsanwalt, trat 1776 ins Unterhaus, ward 1793 Mitglied des… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schloss Chenonceaux — Schloss Chenonceau von Süden gesehen Blick auf das Schloss vom Garten Katharinas von Medici …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”