Schocken (Kaufhaus)

Schocken (Kaufhaus)
Das Kaufhaus Schocken in Stuttgart, zeitgenössisches Foto
Das ehemalige Kaufhaus Schocken in Chemnitz 2005

Unter der Bezeichnung Kaufhaus Schocken firmierten mehrere vom jüdischen Besitzer Salman Schocken (1877–1959) und seinem Bruder Julius Schocken (1872-1934) in deutschen Städten eröffnete Warenhäuser.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Salman Schocken erweiterte 1901 das Leipziger „Warenhaus Ury Gebrüder“, in dessen Eigentümerfamilie sein Bruder Simon Schocken eingeheiratet hatte, mit Eröffnung einer Filiale in Zwickau zu einer Warenhaus-Gruppe. 1907 firmierte das Unternehmen erstmals als „I. Schocken Söhne Zwickau“ und expandierte bis 1930 zur viertgrößten Warenhauskette Deutschlands (insgesamt 20 Filialen).

1926 wurde die Filiale am Nürnberger Aufseßplatz eröffnet. Das Gebäude wurde vom namhaften Architekten Erich Mendelsohn 1925 entworfen und galt als Meilenstein des „Neuen Bauens“ in Nürnberg. Das Gebäude wurde im Krieg zerstört und durch einen Neubau (vormals Merkur, dann Horten, jetzt Kaufhof) ersetzt, der 1958 vollkommen umgebaut wurde. Auch in Stuttgart entwarf Erich Mendelsohn 1926–1928 das Kaufhaus Schocken gegenüber dem Tagblatt-Turm und dem Hegelhaus. Es überdauerte den Krieg nahezu unbeschädigt. 1960 wurde es von der Stadt Stuttgart unter internationalem Protest zum Abriss freigegeben.

Am 15. Mai 1930 wurde in Chemnitz eine Filiale des Schocken-Konzerns eröffnet. Die Entwürfe für diesen Bau stammten ebenfalls von Mendelsohn. Das wegen seiner wegweisenden Architektur berühmt gewordene Gebäude existiert bis heute, seine ursprüngliche Klarheit wird jedoch durch bauliche Veränderungen beeinträchtigt. Auch in Cottbus gab es eine Filiale des Schocken-Konzerns, das Kaufhausgebäude wurde zu DDR-Zeiten zeitweise als HO-Warenhaus genutzt, bis zur Eröffnung des "Konsument Warenhaus" im Jahr 1968. Das Schocken-Gebäude befindet sich immer noch in der Cottbuser Einkaufsstrasse "Sprem".

1938 wurde die Betreibergesellschaft von den Nationalsozialisten enteignet, in Merkur AG umbenannt und 1953 erfolgte der Übergang auf die Merkur, Horten & Co. mit Hauptsitz in Nürnberg. Aus der Merkur, Horten & Co. wurde später die Horten AG mit Sitz in Düsseldorf, später Übernahme durch Kaufhof, der heute zum Metro-Konzern gehört.

Der Name Schocken ist bis heute in der Chemnitzer, Cottbuser, Nürnberger, Stuttgarter und Zwickauer Bevölkerung erhalten geblieben.

In Anlehnung an das frühere Kaufhaus existiert heute in der Stuttgarter Hirschstraße der "Club Schocken".

Literatur

  • Konrad Fuchs: Ein Konzern aus Sachsen. Das Kaufhaus Schocken als Spiegelbild deutscher Wirtschaft und Politik 1901–1953. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1990. ISBN 3-42106581-0
  • Hans-Eberhard Happel u.a.: Schocken eine deutsche Geschichte. Bremerhaven, 1994, ISBN 3-927857-53-X
  • Anthony David: The Patron. A Life of S. Schocken 1877–1959 New York, Metropolitan Books, 2003 (Kritische Besprechung von Michael Brocke in: Kalonymos. Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut 9. Heft 1/2006, S. 6f) ISSN 1436-1213. Dort auch Schwerpunktartikel über Schocken. Das Buch ist auch in Hebräisch erschienen (Schocken, Tel Aviv 2006).

zu einzelnen Kaufhäusern

Chemnitz

  • Tilo Richter: Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken. Jüdische Kulturgeschichte in Chemnitz. Passage-Verlag, Leipzig, 1998, ISBN 3-9805299-5-9

Cottbus

  • Lars Scharnholz: Kaufhaus Schocken Cottbus. Diekmann, 2000, ISBN 3-98072250-3

Stuttgart

  • Renate Palmer: Der Stuttgarter Schocken-Bau von Erich Mendelsohn. Die Geschichte eines Kaufhauses und seiner Architektur. 1995 (ISBN 3-87407-209-6)
  • Petra Ralle: Konsequenz Abriß. Das (un)vermeidbare Ende des Kaufhauses Schocken. (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Bd. 90.) Hohenheim, Stuttgart, 2002, ISBN 3-89850-974-5

Web-Links

48.7733333333339.17583333333337Koordinaten: 48° 46′ 24″ N, 9° 10′ 33″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schocken Department Store, Stuttgart — Schocken Department store in Stuttgart, Germany …   Wikipedia

  • Schocken (Begriffsklärung) — Schocken steht für: Schocken, ein Würfelspiel im Rheinland und Westfalen, Kaufhaus Schocken, eine Warenhausgruppe Schocken Bücherei von 1933 bis 1939 in Berlin bestehender und von Salman Schocken gegründeter Buchverlag; nach der Emigration aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaufhaus (Begriffsklärung) — Kaufhaus steht für Kaufhaus, Einzelhandelsgeschäft Einzelne Kaufhäuser: Kaufhaus des Westens, Berlin Kaufhaus Jonaß, Berlin Kaufhaus Nathan Israel, Berlin Kaufhaus Kortum, Bochum Kaufhaus Adolf Frank, Braunschweig Kaufhaus Julius Bamberger,… …   Deutsch Wikipedia

  • Schocken Department Stores — (Kaufhaus Schocken) was a chain of department stores in Germany before the Second World War.The company was found by Simon and Salman Schocken (1877–1959). After Simon had married into the owner family of Warenhaus Ury Gebrüder in Leipzig, the… …   Wikipedia

  • Kaufhaus Schocken — Das Kaufhaus Schocken in Stuttgart 1928 …   Deutsch Wikipedia

  • Kaufhaus Wertheim — Detail im Wertheim Kaufhaus Stralsund Der Wertheim Konzern ist ein Kaufhaus Konzern der Familie Wertheim, der seine Ursprünge in der Hansestadt Stralsund hat. Der expandierende, bedeutende Konzern wurde von den Nationalsozialisten enteignet und… …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Schocken — (* 19. Oktober 1872 in Margonin bei Posen; † 4. November 1934 in Berlin), genannt Julius Schocken, war ein Bremerhavener Kaufhausbesitzer jüdischen Glaubens und Synagogenvorsteher. Biografie Schocken kam aus einer Familie, die von Zwickau aus… …   Deutsch Wikipedia

  • Julius Schocken — Joseph Schocken (* 19. Oktober 1872 in Margonin bei Posen; † 4. November 1934 in Berlin), genannt Julius Schocken, war ein Bremerhavener Kaufhausbesitzer jüdischen Glaubens und Synagogenvorsteher. Leben und Wirken Julius Schocken kam nach seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Salman Schocken — (hebräisch שלמה זלמן שוקן, Schelomo Salman Schocken) (* 30. Oktober 1877 in Margonin bei Posen; † 21. August 1959 in Pontresina, Schweiz), war ein deutsch israelischer Kaufmann und Verleger jüdischen Glaubens. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Salman Schocken — ( he. שלמה זלמן שוקן) (October 30, 1877, Margonin, Poland August 6, 1959, Pontresina, Switzerland) was a German Jewish publisher and businessman.Salman Schocken was the son of Jewish shopkeeper in Posen. [ [http://www.forward.com/articles/7288/… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”