Schnuller

Schnuller
Schnuller

Der Schnuller (auch Beruhigungssauger, umgangssprachlich Nuckel, Duddu oder Diddi), alemannisch und schweizerdeutsch Nuggi, österreichisch auch Luller, Fopper oder Zuzzi, in der Oberlausitz Huttl oder Hutti, in Altbayern Duzl, dient dazu, das Saugbedürfnis von Säuglingen und Kleinkindern zu befriedigen. Der moderne Schnuller besteht im Wesentlichen aus einem Mundteil, welches aus Latex oder Silikon hergestellt ist, und einem Schild, welcher das Verschlucken des Mundteils verhindert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Schnuller von Wilhelm Busch

In Europa sind Schnuller mindestens schon seit dem Mittelalter bekannt, wie bildliche Darstellungen zeigen. So etwa hält das Jesuskind auf einem Altarbild in der Kirche St. Stephani in Aschersleben aus dem 15. Jahrhundert ein zu einem Beutel zusammengeschnürtes Leinentuch mit einer Füllung, das als Schnuller diente. Diese Beutel waren mit einer gesüßten Masse aus Brot, Mehl, Brei oder sogar Mohnsamen gefüllt, sie wurden manchmal auch in Branntwein getaucht.[1] Diese Art von Schnuller spielt auch in dem „Comic“ „Der Schnuller[2] von Wilhelm Busch eine Hauptrolle.

Formen und Größen

Es werden zwei Formen des Mundteils (Sauger) unterschieden: die runde Kirschform und die vorn abgeschrägte, der Mundhöhle angepasste Gaumenform. Entwickelt wurde die Gaumenform 1949 durch den Zahnmediziner Adolf Müller. Der Mediziner Wilhelm Balters sicherte die Entwicklung durch wissenschaftliche Studien ab.

Die 1948 von den Franzosen Marret und Patuel gegründete Firma Mapa in Zeven ist einer der größten Schnullerproduzenten. Sie erhielt die Patente der von Müller und Balters entwickelten gaumengerechten Beruhigungs- und Trinksauger sowie das Warenzeichen NUK (Abkürzung für „natürlich und kiefergerecht“) mit der Übernahme der Hanseatischen Gummiwarenfabrik. Um dem Wachstum der Mundhöhle gerecht zu werden, bieten die meisten Hersteller heute Mundteile in verschiedenen Größen an. Zudem können spezielle Schnuller auch als Saugtrainer in der Therapie von Saugschwächen, bei Fehlfunktionen der Mundmotorik und in der Logopädie angewendet werden.

Der österreichische Designer Ernst Beranek war über Jahrzehnte mit der Entwicklung von Schnullern beschäftigt. [3]

Vorteile

Nach einer Empfehlung könne man Babys nach dem ersten Lebensmonat mit Schnuller einschlafen lassen, sofern diese das wollten; der Schnuller soll schlafenden Säuglingen nicht in den Mund gesteckt werden. Hierdurch ließe sich das Risiko, am plötzlichen Säuglingstod zu sterben, deutlich reduzieren. Die Wirksamkeit des Schnullers als Präventivmaßnahme gegen den plötzlichen Kindstod konnte von US-amerikanischen Forschern im Dezember 2005 wissenschaftlich bestätigt werden.[4]

Risiken

Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass zu langes Schnullertragen eine Verformung der Kiefergeometrie bewirken kann, so dass Fehlstellungen des Zahnschemas (offener Biss), sowie Zungenfehlstellungen und daraus resultierende Sprachfehler möglich sind. Die fortdauernde Mundatmung erhöht außerdem das Risiko von Karies- und Erkältungskrankheiten.

Zudem kann in Schnullern die Chemikalie Bisphenol A (BPA) enthalten sein, die im Verdacht steht, gesundheits- und erbgutschädigend zu sein.

Zeitpunkt und Methoden der Entwöhnung

Es wird empfohlen, das Kind nach Vollendung des zweiten Lebensjahres langsam, behutsam und kindgerecht über einen etwa dreiwöchigen Zeitraum vom Schnuller zu entwöhnen. Die Entwöhnung des Kindes verläuft jedoch nicht immer unproblematisch, daher widmen sich auch spezielle Bücher allein diesem Thema. Die Freiwilligkeit des Kindes zur Abgabe sowie eine anschließende Belohnung, z. B. durch ein Wunschgeschenk sind wichtige Faktoren. [5] Ferner sollte beachtet werden, dass das Kind den Schnuller unter Umständen als persönlichen Freund und Tröster ähnlich wie einen Teddy oder eine Puppe personifiziert hat und daher auch Wert darauf legt, zunächst in der nächsten Zeit weiterhin eine emotionale Bindung zu halten. Daher sollte der Schnuller nicht unbedingt vor den Augen des Kindes in einer Mülltonne entsorgt werden, auch wenn die räumliche Trennung davon endgültig und konsequent erfolgen muss. Um den Abschied vom Schnuller zu erleichtern und kindgerecht zu gestalten, nutzen Eltern unterschiedliche Entwöhnungsmethoden:

Abschiedsfest

Auf einem Abschiedsfest, das innerhalb der Familie gefeiert wird, packt das Kind den nicht mehr benötigten Schnuller in Geschenkpapier ein, um diesen einem fiktiven kleinen Baby zu schenken, das den Schnuller nun dringender braucht. Ein Elternteil bringt den Schnuller aus dem Haus und kommt mit einem größeren Geschenk wieder, das von dem Baby sei, welches sich damit für den Schnuller bedankt. Das eigene Kind erfährt somit, dass sein Schnuller anderswo einen guten Zweck erfüllt und gut aufgehoben ist.

Schnullerfee

Verfolgt man Erfahrungsberichte der Eltern, so hat sich mehrheitlich die Schnullerfee in Deutschland etabliert, die als fiktive Gestalt oder gespielte Person den Schnuller des Kindes gegen ein Geschenk eintauscht.

Schnullerbaum

Detail des Schnullerbaums der Kinderklinik der Uniklinik Dresden

In Dänemark ist es schon lange Tradition, dass das Kind seinen Schnuller an einen Schnullerbaum hängen und diesen jederzeit wieder besuchen kann, so dass es den Abschied mit einem positiven Erlebnis verbindet. In Deutschland wird dieser dänische Brauch nach und nach von einigen Städten und Gemeinden übernommen, die in ihren Parks öffentliche Schnullerbäume ausweisen und an bestimmten Terminen sog. Schnullerfeste mit Kinderprogramm veranstalten.

Quellen

  1. Julia Ricker: Ein Schnuller für das Jesuskind. In: Monumente. Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. 20. Jg., Nr. 11/12, S. 47f.
  2. Wilhelm Busch: Der Schnuller
  3. Die Presse Anna Burghardt: Der Nuckelanalyst. Die Presse, Printausgabe 9. Mai 2010
  4. De-Kun Li, Marian Willinger, Diana B Petitti, Roxana Odouli, Liyan Liu, Howard J Hoffman: Use of a dummy (pacifier) during sleep and risk of sudden infant death syndrome (SIDS): population based case-control study. British Medical Journal, doi:10.1136/bmj.38671.640475.55, 9. Dezember 2005
  5. weg-vom-schnuller.de - Entwöhnungsvarianten abgerufen am 10. Mai 2010

Weblinks

 Commons: Schnuller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Schnuller — Nuggi (schweiz.); Nuckel; Lutscher * * * Schnul|ler [ ʃnʊlɐ], der; s, : eine Art Sauger, den man Säuglingen in den Mund steckt [um sie zu beruhigen]: die Mutter gab dem Baby den Schnuller. * * * Schnụl|ler 〈m. 3〉 hohler, dünnwandiger Gummistöpsel …   Universal-Lexikon

  • Schnuller — Babyschnuller; (ugs.): Lutscher; (landsch.): Nutsch; (landsch. fam.): Nuckel; (südd., österr. landsch.): Luller; (schweiz. mundartl.): Nuggi; (landsch., bes. ostmd.): Zuller, Zulp; (landsch., bes. schwäb.): Schlotzer; …   Das Wörterbuch der Synonyme

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