Schneefloh

Schneefloh
Schneefloh
Schneefloh (Isotomidae gen. sp.)

Schneefloh (Isotomidae gen. sp.)

Systematik
Klasse: Springschwänze (Collembola)
Ordnung: Entomobryomorpha
Unterordnung: Arthropleona
Familie: Isotomidae
Gattung: Desoria
Art: Schneefloh
Wissenschaftlicher Name
Desoria hiemalis
(Schött, 1893)
Schneeflohpopulation in Traktorspur
Schneeflohpopulation Nahaufnahme
Schneeflohüberpopulation in Traktorreifenabdruck im Schnee

Als Schneeflöhe werden mehrere Arten flügelloser Sechsfüßer aus der Klasse der Springschwänze bezeichnet, die auf Schneeoberflächen durch ihre dunkle Körperfärbung, die hüpfende Fortbewegungsweise und oft auch durch massenhaftes Auftreten auf sich aufmerksam machen. Häufige winteraktive Formen auf Schnee sind in Europa beispielsweise Ceratophysella sigillata, Desoria hiemalis, Desoria violacea, Hypogastrura socialis und Vertagopus westerlundi, häufige Schneecollembolen Nordamerikas z. B. Hypogastrura harveyi und H. nivicola. In Gebirgslagen finden sich teils dieselben, teils verwandte Arten auf Schneeoberflächen, die dann als „Gletscherflöhe“ bezeichnet werden (z. B. V. westerlundi).

Typischerweise leben „Schneeflöhe“ in feuchten Wäldern, bevorzugt unter Koniferen. Von Desoria hiemalis ist bekannt, dass die Art in einer Sommer- und einer Winterform auftritt, die sich auch morphologisch unterscheiden lassen. Die Sommermorphe lebt in der Bodenstreu, die Wintermorphe wandert ab Temperaturen über −3 °C an die Schneeoberfläche. Sonneneinstrahlung und hohe Luftfeuchtigkeit begünstigen die Tagaktivität im Winter. Die Tiere bewegen sich springend über den Schnee, nutzen die Sonne als Kompass und erreichen dabei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 120 cm pro Minute [1]. Die meisten Arten bewegen sich auf Schnee jedoch langsamer fort, die Durchschnittsgeschwindigkeiten liegen bei 0,5 bis 3 Meter je Stunde. Durch Bildung hochmolekularer „Antifreeze“-Proteine schützen die Tiere sich vor dem Einfrieren. Diese glycin-reichen Proteine binden an sich neu formierende Eiskristalle und verhindern so die Bildung eines Eisglumerates [2]. Mit Ausnahme von C. sigillata nehmen winteraktive Collembolen während des Winters keine Nahrung auf, sondern leben von Reservesubstanzen, die sie im Herbst im Körper aufgebaut haben.

An sonnigen Tagen ab Ende Januar sammeln sich unzählige Tiere in Vertiefungen im Schnee (vgl. Fotos). 1000 bis 10.000 Tiere je m² sind bei C. sigillata und H. socialis keine Seltenheit; Desoria und Vertagopus wandern meist in Dichten von weniger als einem Tier je m². Die Wanderungen dienen vermutlich dem Auffinden neuer Lebensräume, da durch solches Massenauftreten die Nahrungsgrundlagen rasch erschöpft werden. Für Wanderungen über größere Distanzen ist für Collembolen die gleichermaßen glatte wie feuchte Schneeoberfläche weit besser geeignet als jeder Waldboden. Neben Temperatur und Lichteinstrahlung werden Luftdruckschwankungen als steuernde Faktoren der Wanderungen vermutet [3]. Bei einer Temperatur von unter -3°C sucht D. hiemalis Schutz unter der Schneeoberfläche oder im Boden, bei weniger als -7°C fällt er in Kältestarre. Die Kältetoleranz von winteraktiven Collembolen schwankt je nach Art zwischen -2 und -44°C [4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. S. Hågvar (2000): Navigation and behaviour of four Collembola species migrating on the snow surface. Pedobiologia 44: 221-233.
  2. J. Zettel (1984): Cold hardiness strategies and thermal hysteresis in Collembola. Revue d'Ecologie et de Biologie du Sol 21: 189-203.
  3. J. Zettel (1984): The significance of temperature and barometric pressure changes to the surface activity of Isotoma hiemalis (Collembola). Experientia 40: 1369–1372.
  4. W. Block & J. Zettel (1980): Cold hardiness of some Alpine Collembola. Ecological Entomology 5: 1-9.

Literatur

  • Jürg & Ursula Zettel (2008): Manche mögen's kalt: die Biologie des «Schneeflohs» Ceratophysella sigillata (Uzel, 1891), einer winteraktiven Springschwanzart (Collembola: Hypogastruridae). Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 65: 79-110.

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